Nicht wirklich VM, aber ein massiges Lastenanthro (Anthra) mit großer Fronthaube als Pedelec - trotzdem äußere ich mich mal als Südostberliner zu Ratons Erfahrungen. Fahrbereich ist seit Dezember 17 vor allem das sehr entspannte Köpenick mit regelmäßigen Fahrten nach Treptow und seltenen Ausflügen nach Neukölln oder Mitte. Eher geringe Kilometerleistung, bisher vielleicht 700-800 km, eher Kurzstrecken bis 15 km. Liegen oder gar VMs gibts hier praktisch gar nicht.
Das Fahrzeug sieht immer noch ungefähr so aus wie hier:
https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/projekt-anthra.43324/page-3#post-903570
Wir haben ein Alleweder 2 Monate in Berlin durch die Gegend gefahren.
Es war ein mittelmäßiger Alptraum. Es fühlt sich an als wenn du in deinem eigenen Sarg durch die Gegend fährst. Du bist die Betriebsbremse schlecht hin. Keiner hat hier Lust auf ne Blechkiste die nur im Weg ist.
Man braucht tatsächlich die sprichwörtlichen Eier in der Hose, nachdem ich mich allerdings dran gewöhnt hatte, empfinde ich das Anthro als bedeutend sicherer und respektierter (!) im StV und vor allem auf der Fahrbahn als Einspurer, egal ob Up oder Liege. Zumindest in Treptow-Köpenick mag das allerdings noch mit dem Randbezirkscharakter und meinem 'UFO' zu tun haben. Ich vermute, dass ich häufig als langsames, komisches KKrad wahrgenommen werde.
Fahrradwege kannst du kaum benutzen weil die meist sehr schlecht sind. Man ist auch nicht schnell so von Ampel zu Ampel.
Bezüglich getrennten Radwegen unterschreibe ich sofort, Streifen jedweder Art sind ebenfalls zu schmal, vor allem, wenn ich dann noch den Meter Abstand zum ruhenden Verkehr einhalten will. Ich fahr daher inzwischen häufig entweder mit dem linken VR überm Streifen oder gleich möglichst mitten auf der Fahrbahn, auch wenn ich theoretisch noch auf den Streifen passen würde. Dieses "Beinchen über dem Streifen" erzeugt interessanterweise häufig Spurwechsel bei PKWs, so zumindest mein Eindruck.
Es gibt allerdings Ausnahmen und hier draußen teils gut befahrbare, wenngleich schmale gemeinsame Geh- und Radwege sowie nette Wald- und Wirtschaftswege, die man auch mit ner ungefederten Liege befahren kann.
Generell habe ich bisher aber die Erfahrung gemacht, dass ich fast alle Radwege im Fall des Falles hätte benutzen können bzw. dies zB bei Stau und einfach unangenehmen Verkehrssituationen (vier bis sechsspurige Hauptverkehrsstraßen zu Stoßzeiten zB) auch tue. Die Radverkehrsdichte ist in TK aber auch eher gering, das ist alles andere als ein Radbezirk, aber immer noch bedeutend besser als der Nordosten.
Das Alleweder empfanden wir als sehr unwendig was im Straßenverkehr auch nicht hilfreich war. Straßembahnschienen ein graus du weißt garnicht wo du fahren sollst.
Das Anthro mit seinem relativ kleinen Wendekreis empfand ich als extrem wendig und z.T. sogar agiler (auch dank E-Antrieb) als ein normales Up, da ich mir um die Fahrstabilität keinen Kopf mehr machen muss und sehr zackig sowie präzise fahren kann. Die 90er Breite macht sich v.a. an Engstellen bemerkbar, bisher bin ich aber noch überall durchgekommen, selbst mit der 110er Rikscha gibts hier nur relativ wenige problematische Stellen, v.a. Drängelgitter und zugepfostete Brücken.
Straßenbahnschienen gibts im Südosten im Dutzend billiger, meist überfahre ich die ganz entspannt (Bereifung ist aber auch 47er vorn und 55er hinten...) und fahre gerne mittendrin. Selten bin ich auch hängen geblieben, wobei jeweils ein Rad kurz 'Tram' gefahren ist und dann wieder raussprang. Mit nem Einspurer hätte ich mich da evtl. hingepackt.
Im Umland dagegen ein Genuß wenn Radwege oder ruhige Straßen vorhanden sind. Auch in den Radbezirken ging das Fahren gut.
Also unser Urteil hier, Berlin nein zu gefährlich.
LG
Das Gesamturteil kann ich für den Südosten nicht unterschreiben, für Gesamtberlin und die Innenstadt fehlen mir die Erfahrungen. Das Urteil zum Umland (ich bin aber wenn, dann nur Richtung Erkner/Rüdersdorf unterwegs) sehe ich ähnlich - nur das Wörtchen "wenn" würde ich betonen wollen.
Insgesamt fahre ich mit Anthra aber mehr Strecken mit dem Rad (und auf der Straße), vor allem Richtung Innenstadt und habe dabei den Eindruck, sowohl subjektiv wie objektiv sicherer unterwegs zu sein als mit Langlieger oder gar Aufrechtrad.
Fürs kommende Jahr liebäugele ich mit einem "echten" VM, vielleicht gibts dann auch andere Erfahrungen.
Gruß
stan