Auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Wirtschaftsweg, gerade 500 Meter von zu Hause entfernt, steht ein Kalb am Rand. Der Weg wird als Abkürzung von vielen Verkehrsteilnehmer/innen genutzt. Die 50 km/h Höchstgeschwindigkeit hält ein großer Teil hier nicht ein. Außerdem ist ein Kalb ist ja auch ein wenig größer als eine Amsel... Also besser mal kümmern, oder?
Da sind ja zwei Häuser und viele Ställe, also klingele ich am ersten und keiner macht auf. In den Ställen sind noch mehr Rindviecher, aber kein Mensch. Dann, am zweiten Haus, öffnet eine Frau die Tür, kommt raus, drängt die beiden kläffenden Rauhaardackel ins Haus zurück und schaut mich fragend an.
Ich sage: "Da steht ein Kalb..." Sie: "Ja, das gehört sicher zum Hof." Ich: "Da ist niemand zu sehen" Sie: "Ach, dann weiß ich auch nicht, ist gut." Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie das Kalb jetzt fröhlich direkt auf der Straße hin und her rennt und springt. Die Frau dreht sich um und will ins Haus zurück. "Mist, jetzt ist die Tür zu und ich habe keinen Schlüssel!" Drinnen kläffen die Dackel. Ich frage: "Können sie nicht klingeln? Ist noch jemand zu Hause?" Sie: "Doch, aber der hört mich nicht". Immerhin ist das Kalb jetzt nicht mehr zu sehen...
Sie sagt, dass sie schon irgendwie klarkommt, mir reicht's auch, ich steige auf meine Liege.
Nach 200 Metern stelle ich fest, dass mein linker Jackenärmel von oben bis unten zugeschissen ist. Läuft ja richtig gut bei mir heute!
Die weiteren tierischen Begegnungen auf dem Arbeitsweg waren dann aber schön und angenehm: Brachvogel, Kiebitze, Rehe und Gänse, aber alle weit weg und entspannt.