Velomobil als "Dienstwagen"?

Mich nervt, dass es mir nicht - gar nicht - gelingt, die zahlreichen anstehenden Dienstfahrten auch nur irgendwie radelnd zu "unterstützen"!

Nr. 1:
Do Hennef, Fr Siegen, Sa Nieder-Ofleiden (falls jemand weiss wo das ist:) NW Vogelsberg). Ich wohne im Schwabenländle zwischen Reutlingen und Ulm in der Pampa und muss dort am Montag morgen brav wieder im Büro sein.

Am Do früh finde ich keinen Zug, der mir auch nur irgendein Radl rechtzeitig mitnimmt UND rechtzeitig in Hennef ist. Dazu sind es von mir zum Bahnhof 40 km bei 400 hm (abwärts - auf dem Hinweg....)....
Hennef-Siegen ist kein Problem, geht sowohl mit Rad im Zug als auch einfach gleich mit dem Rad. Zwischen den Terminen ist genug Zeit.
Siegen-Nieder-Ofleiden geht mit dem Zug sogar überhaupt nur mit dem Rad, wenn ich nicht wegen der letzten 10 km auf den Bus oder das Taxi umsteigen will. Aber ich bekomme es ja gar nicht erst nach Hennef......scheiss ICE.
Am Sonntag habe ich frei. Selbst wenn ich einen Zaubertrick finde, wie ich am Do in der Früh das VM nach Hennef bekomme, reicht weder die Zeit noch die Kondition für fast 400 km in einer Nacht und an einem Tag, um am So nach Hause zu radeln. V.a. da ich den Sonntag gerne am radelnd Vogelsberg verbummeln würde. Von Fulda - mit dem Rad egal welcher Art von "Nieder-Ofleiden" gut erreichbar - fährt wieder nur ICE in auch nur annähernd brauchbaren Verbindungen.... und am Bahnhof "daheim" warten ja dann die 40 km/400 hm (aufwärts) auf mich. Spät nachts.

--> Die Lösung heisst Auto, und ich nehme das Trike oder VM im Kofferraum für den So am Vogelsberg mit und fahre dort eine genüssliche Runde.

Nr 2: Mo abend Braunschweig, Di abend muss ich in Wörrstadt (bei Mainz) sein, Do in der früh wieder im Büro. Ich hatte gehofft, am Wochenende davor mal gut Strecke mit dem VM zu machen - je nachdem wie weit ich durch halb D komme, ich schätze so 400 km wären drin in 2,5 Tagen - um dann mit dem Zug den "Rest" nach Braunschweig sowie den Rückweg bis Wörrstadt zu machen. Heim von Wörrstadt wieder mit dem VM. Leider sind das auch 250 km und wegen eines Termins kann ich am Do keinen Urlaub nehmen. Und die Züge, die mich im knappen Zeitfenster zwischen Ende der Veranstaltung in Braunschweig und Beginn des Abendprogramms in Wörrstadt befördern..... sind ICE.

--> Lösung heisst: Nur ICE fahren.... und mit dem Auto zum Bahnhof. Wie immer :-(

WARUM zwingt mich die Bahn, zum Transport eines Rades und eines Menschen ein Auto mitzunehmen? Leider gibt es im Umkreis von 100-150 km rein gar nichts, wo ich je mal hinmüsste. Es sind immer so "Deutschlanddurchquerungen". Köln, Hannover, Dresden, Berlin, München...... Nie Strohweiler, Bad Niedernau, Löffingen.... o.ä. Und von den Metropolen nur ausnahmsweise mal Zürich :) das ist ja im Vergleich fast ums Eck (ja, auch das Mittelmeer ist hier näher als die Nordsee).

@Dynamik: Fliegen, da hätte ich gegenüber Bahn den Vorteil, dass Hayingen einen (Segel-)Flugplatz hat. Ich habe letztens die dort hantierenden Segelflieger gefragt, ob ich nicht für mein VM auch so Flügel haben könnte. Einmal hochschleppen lassen, fliegen soweit die Thermik reicht, landen, Flügel abbauen, zusammenfalten, in die Hutze verstauen und weiterradeln. War eine witzige Diskussion zwischen der Luft-Leichtbau-Fraktion und der Straßen-Leichtbau-Fraktion. Wir haben uns gut verstanden:)
 
WARUM zwingt mich die Bahn, zum Transport eines Rades und eines Menschen ein Auto mitzunehmen? Leider gibt es im Umkreis von 100-150 km rein gar nichts, wo ich je mal hinmüsste. Es sind immer so "Deutschlanddurchquerungen". Köln, Hannover, Dresden, Berlin, München...... Nie Strohweiler, Bad Niedernau, Löffingen.... o.ä. Und von den Metropolen nur ausnahmsweise mal Zürich :) das ist ja im Vergleich fast ums Eck (ja, auch das Mittelmeer ist hier näher als die Nordsee).
Wieso, gibt es in Deutschland keine öffentlichen Personenverkehrszüge oder Busse?

Ich bin früher auch zum Bahnhof gefahren (mit dem Auto- th. möglich auch mit Fahrrad, da großteils bergab), dann auf den Zug gewartet, 15min gependelt, dann wieder am anderen Bahnhof gewartet; umgestiegen und zum Endbahnhof gefahren und dann noch zu Fuß zur Schule - war zwar alles in allem am Morgen 2h unterwegs, aber war auch ohne Probleme machbar.
Heute bin ich aber trotzdem froh, keine 2h mehr zur Arbeit zu haben (wenn ich im Werk bin).

Aber die Gegend um Reutlingen kenne ich etwas, da ich beruflich manchmal dort bin - wunderbare kurvenreiche Straßen, wenn man zurück Richtung Autobahn fährt (Richtung Passau).
Aber sicherlich nicht besonders Fahrradfreundlich (außer bergab :)). Dort wird aber gerade ein neuer Tunnel gebaut, wo man den Berg rauffährt - ob das ein Zug oder Autobahntunnel wird, weiß ich aber nicht- weiß das jemand?

Beste Grüße
Franz
 
öffentlichen Personenverkehrszüge oder Busse?

Fahrradmitnahme ist im ICE ausgeschlossen. Im Fernverkehr fahren fast nur ICE - oder man steigt auf der gleichen Strecke 5-6 mal um, mit dem entsprechenden Zeitverlust und Risiko, einen Anschluß zu verpassen. Bei einer Urlaubsfahrt kein Problem, aber nicht auf Termin. Dazu kommt, dass die wenigsten RE oder IC auch ein VM packen. Und wenn man versucht, Verbindungen zu finden, bei denen die Wagentypen passen, wird es mit der vielen Umsteigerei zappenduster. Es reicht ja ein einziger, mit Mittelstange im Einstieg o.ä.

Normales Rad ist leichter transportabel, dann schmelzen aber die für mich erreichbaren Tageskilometer ganz drastisch zusammen. Und das Wetter... Ausserdem habe ich ein Gepäckproblem. Im VM kann man nicht benötigtes einfach drinlassen - wie im Auto. Ich kann schlecht mit 60 l Rucksack bepackt irgendwo aufschlagen, den erstmal im Foyer ausleeren um an die handouts für 30 Leute zu kommen. Das ist ein typisches Bahnproblem, wenn man tagelang unterwegs ist und nicht nur mit dem Aktenköfferchen. Mit dem Rad wird's besser, eine Ortlieb Office für Bürokram und Laptop, eine Ortlieb für die gebügelten Sachen, zwei Frontroller für Übernachtungskram und Schmutzwäsche, die bleiben einfach am Rad. Dann ist auch das "die letzten 15 km - Problem" entschärft. Setzt aber eben RE, IC voraus......................

Scheibengipfeltunnel ist für Autos. Es gibt keinen Albaufstieg für Züge von Reutlingen mehr - Honauer Steige war mal eine Zahnradbahn, ist seit langem ein (recht steiler) Radweg.
Es gibt aber von Stuttgart nach Ulm einen neuen Bahntunnel, und netterweise einen neuen Bahnhalt in Merklingen (klasse! dauert aber noch ein paar Jahre bis fertig).

Lediglich das Laucherttal hat ein Provinzbähnle (HZL), und zwischen Münsingen und Ulm gibt es gelegentlich Dampflokfahrten für Touristen, auf einer Teilstrecke (Engstingen-Schelklingen) auch mal Schienenbusse (!) für den Schülertransport.

Zug fahre ich immer von Metzingen oder Ulm - 40 min oder 60 min Autofahrt zum Bahnhof. Munderkingen wäre näher, aber da hält nichts brauchbares.

Mein Arbeitsweg - also ins normale Büro, ist die perfekte VM-Strecke. 11 km lang, 18 min brutto-Zeit vom Frühstückstisch zum Schreibtisch, ohne Schwitzen (geht fast geradeaus bergab, 75 km/h Speed max). Sport gibt's erst auf dem Heimweg, da ist das ja ok und willkommen.
 
Der öffentliche Nahverkehr bedient halt nur noch die wichtigsten (lukrativen) Strecken. Alles Andere ist auf Kraftfahrzeuge ausgelegt.
Das war noch ein bisschen anders, als der öffentliche Nahverkehr staatliche war.
 

Ich hab ja kein Problem mit dem Nahverkehr! Der Fernverkehr ist das Problem! Nahverkehr kann ich ja problemlos mit dem Rad, Trike, VM abdecken. Und der Nahverkehr nimmt Räder doch mit, sofern man nicht mitten im Berufsverkehr steckt.

Das Problem heisst ICE, und das ist kein Nahverkehrszug. Auch die Strecke Metzingen - Braunschweig ist kein Nahverkehr.....
 
Du brauchst halt ein ICE-taugliches Faltrad (Brompton o.ä.) und einen leichten Hänger am VM um die 40km zwischen zu Hause und Bahnhof auch mal mit dem (auf dem Hänger mitgenommenem) Faltrad Nachts gut fahren zu können.

Der Hänger natürlich leicht klapp- oder zerlegbar, damit er bei Bedarf auch im ICE mitfahren kann. Damit ist auch Gepäck für mehrere Tage kein Problem. Das muss dann nichtmal in den Rucksack, sondern kann im Koffer reisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nobbi, ich lass das VM da nicht eine knappe Woche am Bahnhof stehen..... ganz sicher nicht. Ich bin nicht furchtsam, was Gegenstände angeht. Aber der Dienstwagen ist vollkaskoversichert und steht da ganz gut.

Mit dem Brompton mal eben 100 km..., Du hast Ideen. Ich bin so ein Ding mal gefahren, fährt erstaunlich gut, aber nicht für solche Strecken!

Letzten Endes muss der Spaß den Aufwand überwiegen. Ich mag einfach nicht stundenlang in Sitzungen sitzen, dann im Zug oder Auto und Hotelzimmer. Da fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich fahr einfach gerne Rad. Wenn es halt nicht geht, geht es nicht.

Ich glaube, ich bin heute einfach enttäuscht, dass die Mitnahme eines LR/Trikes schon so schwierig ist - mit dem VM war mir das schon klar - und enttäuscht darüber, dass für die richtig langen Strecken meine Kondition nicht mal mit dem VM reicht.
 
Ich habe auch schon einmal meine Liege in den Firmenwagen geschmissen und mit zum Kundentermin genommen. Das war wunderbar, am Abend nach getaner Arbeit noch eine Runde auf unbekannten Straßen durch die Gegend fahren zu können. Mit dem VM wäre das noch etwas ganz anderes. Mal sehen, vielleicht komme ich ja irgendwann auch mal dazu das auszuprobieren.
 
Bei einem Bromton gibt es zwei klassische Plätze für Gepäck:
- Arbeitstasche (z.B.Ortlieb) vorne auf den Trägerblock
- Koffer/Tasche auf dem Gepäckträger, allerdings wegen der Fersenkreise in Trägerrichtung stehend und zusätzlich an der Sattelstange befestigt gegen Umkippen.

Eine dritte Variante ist ein angehängter Hartschalenkoffer, der als Anhänger hinterherfährt und im ICE (und zum Kunden) als normaler Koffer / Trolley mitgeht.

Wenn man sein Gepäck in einem etwas kleineren Koffer verstaut hat (der während der Fahrradfahrt in den größeren paßt), hat man am Bahnhof bzw. Flughafen oder beim Kunden tatsächlich nur noch zwei Rollenkoffer in der Hand.
Die Räder des "Anhängers" können dazu wie beim Rolli mit einem Knopfdruck abgenommen und mit dem Brompton in den Koffer verstaut werden.

Es gibt dazu fertige Lösungen wie diese:
Radical Design Cyclone Chubby Brompton Anhänger & Transportkoffer
www.faltradxxs.de

Eleganter geht durch Einzelanfertigung.
Wenn Du dazu Details wissen willst schick mir gerne eine PN, ggf. kann ich Dir auch einen Tipp zu einem Profi-Hersteller geben, der Dir so eine Lösung zusammenbaut...
 
Zuletzt bearbeitet:
Laßt mal mit dem Brompton.... die Lösung ist gut, aber nicht meine, jedenfalls nicht derzeit.

Das schöne an Dienstreisen ist, dass man in Ecken kommt, in die man sonst nicht käme. Mir geht es letzten Endes um den Spaß am Radfahren, quasi um "Ersatzradtouren". Wenn die letzten 10 km "wirklich" ein Problem sind, bekommt die Buchhaltung die Taxirechnung. Mich ärgert auch die Ignoranz der Bahn gegenüber den treuesten Kunden, den Nicht-gern-Autofahrern. Ist ja nicht neu....

Irgendwie hatte ich halt gehofft, das Siegtal, das Rheintal bei Koblenz, den Vogelsberg, die Rhön etc... zwischen meinen (dieses Mal nämlich recht kurzen, nicht tagesfüllenden) Terminen erradeln zu können.

Jetzt mache ich die Tour Nr eins mit Trike oder VM im Kofferraum (VM passt rein!) und geniesse einen Sonntag am Vogelsberg. Und die andere Tour fahre ich nur Zug. Statt auf mein an unpassender Stelle im Gang abgestelltes Rad aufzupassen, nehme ich auf der Fahrt den Rechner vor die Nase und arbeite fleissig..... freut den Chef (und ich arbeite durchaus gerne).
 
Ich kenne mich mit den Gepflogenheiten der Bahn nicht wirklich aus, meinte aber, dass man einen faltbaren Grasshopper auch ohne Probleme im ICE mitnehmen kann und darf...?
 
Und jetzt mal ein vollständiger Bericht. Wie meinem Hilferuf zu entnehmen, war ich nicht mit dem Auto unterwegs, denn da ist kein Schlumpf verbaut.

Das kam so: Ich habe also mir meinen verpoolten Dienstwagen wieder freigehalten, ein Hotelzimmer reserviert und mich mit der Autofahrt abgefunden. Zug und VM, geht eben nicht. Punkt. Da kommt meine bessere Hälfte auf die Idee, meine Fahrt als Anlass zu nehmen, den Vogelsberg zu erkunden. Er ist ja Mineraloge und stromert gerne zusammen mit dem Hund tagelang durch schöne Aufschlüsse. Also packen wir das DF, den Hund, mich und meinen Mann in seinen Transporter und fahren bis zum Donnerstag morgen nach Hennef. Dort setzt er mich und das DF aus. Wir bemerken noch, dass er sein Händi vergessen hat, finden das nicht so schlimm, weil wir 40 Jahre ohne so einen Schnickschnack ausgekommen sind und ein eindeutigerer Treffpunkt nicht denkbar ist: Am Samstag im Laufe des Tages auf der SteinExpo-Messe bei Homberg, im Basaltsteinbruch, hier bin ich auf dem Stand meines Brötchengebers leicht zu finden. Irgendetwas in uns bewegt uns dann doch, für das vorhandene, aber SIM-Kartenlose NAVI-Smartphone eine prepaid-Karte zu erwerben und die da einzusetzen. Nach einer Stunde bekommen wir leider eine sms, dass das Guthaben noch 0,1 Euro beträgt und gehen davon aus, dass irgendwas schiefgegangen sein muss. Wir rechnen also nicht damit, uns gegenseitig anrufen zu können. Wozu auch….

Tag 1, Hennef – Siegen, über „knowledge upon Victory“ (Wissen/Sieg)

Mein erster Termin ist eine umfangreichere Besprechung beim Konstruktionsleiter unseres wichtigsten Wettbewerbers, insgesamt eine eigenartige Situation, die fachliche Nähe, die ähnlichen Erfahrungen und das im Kontext der Wettbewerbssituation. Ich fahre mit dem DF vor. Natürlich die ungläubige Frage, ob ich damit die gut 400 km hergefahren sei? Nein nein, das wäre über Nacht kaum möglich gewesen, ich bin mit dem Transporter gekommen und fahre heute abend nur nach Siegen weiter. Dann beim Abschied weniger übliche und detailliertere Fragen, z.B. nach dem Fahrwerk. Ok, er war im vorigen Job in der Fahrwerksdynamik bei einem Automobilhersteller tätig, erfahre ich. Dann: Ist das Glasfaser oder Carbon? – Carbon. – OK, dann war das teuer!

Es geht auf den Abend zu. Ich fahre in Bügelfaltenhose und Bluse los, auf der Suche nach einem Platz für die Verwandlung in einen Radtouristen. Es geht einen Radweg entlang, schmal, kurvig, die Sicht ist wegen Hecken schlecht. Ich denke „ein schnelles VM sollte hier nicht entgegenkommen“, fahre langsam um die Kurve im Blindflug - und mir kommt ein gelbes Alleweder mit Versatile-Dach entgegen!!!! Wir halten kurz, wünschen gute Weiterfahrt.

Der Radweg geht über eine Brücke über die Sieg, es ist eine Fußgängerbrücke, mit dem Schild „Radfahrer absteigen“. Die Auffahrt zur Brücke ist hammersteil, und da ich sehe dass auf der sehr schmalen Brücke ein unsicherer Radfahrer entgegenkommt, bleibe ich vor der Brücke stehen. Er – ein eher weniger rüstiger Senior auf Pedelec – torkelt mir unsicher entgegen, es ist offensichtlich dass ihm die paar Meter Platz, die um mich herum weitläufig vorhanden sind, nicht ausreichen. Ich lasse rückwärts rollen. Er schafft es unfallfrei vorbei und ich will lostreten. Das DF ist mit Kleidung für 4 Tage, Laptop, Akten, Zelt, Schlafsack und Futter schwer bepackt. Ich muss zum anfahren voll reintreten. Es fühlt sich irgendwie komisch an, aber auf der Brücke ist kaum Platz zum aussteigen und ich lasse das Gefährt auf der Gegenseite runterrollen, um am anderen Ufer nach der Ursache zu forschen.

Erst mal umziehen, dann Wartungsklappe aufschrauben. Das Kettenleitrohr im Zugtrum hängt auf den Zähnen des Kettenblatts, die Kette klemmt zwischen einer Schraube des Schlumpfes und dem Kettenblatt. Ich bekomme das ganze fast nicht mehr auseinander. Irgendwann ist alles sortiert und ich will losfahren, habe ja noch etwa 80 km vor mir. Weit komme ich nicht, so etwa ein paar km. Knirsch, Knurps. Irgendwas stimmt nicht. Sobald ich im direkten Gang des Schlumpfes fahre, klingt es als ob ich Baustahl schreddern würde. Ich rufe zuerst bei Haberstock an, aber da ist bereits zu (17:00 Uhr). Also ein Hilferuf hier im Forum. Die Reaktionen sind der Hammer. @Elmi ruft mich an, zeitgleich gehen die ersten Einträge ein. Elmi schickt mir die Kontaktdaten von Akkurad, bietet an, dort auch nächtliche Hilfe anzufragen oder ein Leih-VM zu organisieren. @blackadder ruft an, berichtet von ähnlichen Problemen bei einem Bekannten, der mir auch helfen würde, gar nicht so weit weg. Zunächst beschliesse ich allerdings, statt wie geplant im Bröltal, einfach im Siegtal nach Siegen zu fahren, denn da fährt die Bahn. Ich kann also einen guten Abstellplatz fürs VM suchen oder das VM mitnehmen, falls ein passender Waggon fährt. Mein Termin in Siegen ist jedenfalls nicht gefährdet, und ich kann ja notfalls mit dem Tretlagerschlitten in der Hand mit der Bahn nach Hennef zurück, zu Akkurad. Wenn es sein muss. Ausserdem versuche ich meinen Mann anzurufen, und das klappt tatsächlich, offensichtlich tut die SIM-Karte doch ihren Dienst. Er ist allerdings bereits 200 km von mir entfernt.

Mein erster Versuch, gemäß den Tips im Forum den Schaltbolzen etwas weiter/weniger weit zu schieben, hilft nicht direkt, aber nach mehreren Versuchen werden die Geräusche weniger. 15 km weiter ist es fast gut!! Dafür macht sich jetzt ein leises Schleifen bemerkbar, und das kommt nicht vom Getriebe, eher von der Umlenkrolle. Und der Blinkersummer nervt, jedes Mal, wenn ich den Tiller aufs feuchte T-shirt lege, summt und blinkt es, meine ich. Erstaunlich, denn das hatte ich mit Isolierband ja eigentlich mal abgestellt ?!?! Das nervt immer mehr. Weil es dunkel ist, hilft Akku abklemmen nicht, das Licht brauche ich ja. Ausserdem summt es jetzt im Takt des Tretens ?!?!?!?!? Was hat der Summer mit der Kurbel zu tun? Wieder Boxenstopp. Warum hat die Wartungsklappe keinen Schnellverschluss…. Die Taschenlampe zeigt, was das Ohr längst hörte, und das Hirn nicht wahrhaben wollte: Ich bin ein Held! Ein Superheld! Mit übernatürlichen Kräften in den Oberschenkeln ausgestattet. Denn ich habe die Achse der Umlenkrolle komplett verbogen. Wahnsinn, kann ich treten! Das muss bei der Brückenauffahrt passiert sein. Irgendwas im Schlumpf – ohne Getriebe bin ich sicher nicht kraftstrotzend! – muss passiert sein, so dass dieser seinen Macken bekam, und die Umlenkrollenachse auch. Und die verbogene Achse lässt die Umlenkrolle langsam aber sicher das Hauptkabel durchschleifen……jede Kurbelumdrehung ein Kurzschluss. Ich schaffe das beschädigte Kabel aus der Gefahrenzone, das Summen und Blinken im Takt ist jetzt weg. Zum Glück geht das Rücklicht noch ausreichend (2 von3 LED), Bremslicht ist ausgefallen, das ist egal und Blinker funktioniert. Weiterfahren. Nein, das geht so nicht. Ich bin zwar jetzt ein Superheld mit übernatürlichen Kräften, aber die Rolle schleift so heftig an der Karosserie, dass ich von Hand die Kurbel gar nicht drehen kann. Mit den Beinen geht es natürlich, aber ich „will“ – inzwischen eher „muss“ - fahren, nicht trainieren.

Um die Achse auszubauen, brauche ich zwei Inbusschlüssel gleicher Größe, ich habe nur einen, versteht sich. Eine Anwohnerin unterbricht auf meine Frage nach so einem Schlüssel freundlich das nächtliche Wäscheaufhängen und verschwindet im Haus. Heraus kommt ihr Mann, mit Schlüsselsatz und Hilfsbereitschaft. Eine Zange brauche ich leider auch noch, und so geht er zum Haus zurück und kommt mit einem kompletten Werkzeugkasten. Die Achse ist schnell draussen. Und ziemlich stabil. Ich bin wirklich eine Superheldin. Nur reichen meine Kräfte ohne Schraubstock und ohne Rohr nicht für die notwendige Rückverformung. Mein Helfer möchte helfen. Normalerweise reagiere ich auf männliche mechanische Hilfe fast panisch, die Herren pflegen in Selbstüberschätzung und im Einsatz sinnloser Kräfte meistens mehr kaputt als heil zu machen. Dieser hier ist anders. Ruhig, zielstrebig und offensichtlich vom Fach ist er und wir arbeiten gut zusammen. In die Ritze einer Gartenmauer geklemmt und mit seiner Rohrzange wird die Achse gerade genug, um nur noch ein bisschen zu schleifen. Ein ganz großen Dank an diesen hilfsbereiten Anlieger des Siegtals!!. Ich fahre weiter.

Um Mitternacht stelle ich mein Zeltchen auf und schlafe sofort ein. Die restlichen 20 km nach Siegen gehen auch noch morgen – ich muss erst nach 9:00 Uhr dort sein.

Tag 2 Siegen – Homberg

Nach guter erholsamer Nacht stopfe ich Zelt, Schlafsack und Frühstücksreste ins DF und kurbele weiter das Siegtal hoch. Auf der Suche nach einem Badezimmer komme ich 600 m vor dem Ziel an ein Bächlein, welches sogar ein Vollbad erlaubt. Die restlichen 600 m fahre ich wieder in Bügelfalten. Das erweist sich als komplett unnötig…………

Ziel ist ein Entwicklungspartner im Bereich Softwareentwicklung. Wir kennen uns schon lange, aber nicht gut. Es wird ein verrückter Tag. Das VM wird kurz beguckt, die Strecke von 80 km einfach so hingenommen, ich komme nicht in Erklärungsnöte. Die Begründung ist einfach: Er selbst fährt alles mit dem Rad, seine Frau mit dem Pedelec. Letztens sei die Batterie des Autos leer gewesen, weil er 7 Wochen nicht gefahren sei. Früher viel mit dem Rennrad, recht ehrgeizig, heute Radtouren und v.a. alle täglichen Fahrten.

Aus dem üblichen „Geschäftsessen“ wird eine gemeinsame Radtour zum Lokal. Kommentar meines Gastgebers vor der Abfahrt: „und ich ärgerte mich schon, dass ich heute wegen Ihnen Auto fahren muss – ich hasse Autos“.

Er telefoniert kurz mit dem Radladen seines Vertrauens -„nicht weit weg, nur 7 km und in der Nähe des Lokals“ - wegen eines Hakenschlüssels für den Schlumpf – es ist „Extrarad“ in Siegen. Was ein Liegerad, ein VM und ein Schlumpf ist, muss ich hier nicht erklären. Die Achse der Umlenkrolle findet hier doch noch einen Schraubstock und ich bin inzwischen sicher, dass Spiel nicht die Ursache der Schlumpf-probleme ist.

Ich weiss jetzt ausserdem, dass innerstädtisch ein VM mit mir Heldenfahrerin gegen versierte und ortskundige Up-Alltagsfahrer nicht ankommt. Das Pedelec ist am Ampeln und Berg haushoch überlegen, das motorlose Up ist auch schneller. Natürlich muss ich bergab und in der Ebene deutlich bremsen um den beiden nicht davon zu rollen, nur komme ich im Gewirr von Kreuzungen, Ampeln, Bordsteinen und Fußgängerzonen meistens gar nicht erst in Schwung. Und gemeinsam ärgern wir uns über die typischen Schikanen der Radinfrastruktur. In der für Radfahrer freien Fußgängerzone hält mich ein Radfahrer an, der mir wegen der alten und gut erhaltenen grünen Karrimortaschen bereits aufgefallen war (diese genial guten Taschen hat kaum noch jemand). Es ist Hartmut oder Hartwig (sorry, ich kann mir sowas nicht merken!!!), der sonst auch ein DF fährt und gelegentlich hier im Forum vertreten ist.

Von meinen Geschäftspartnern und von Extrarad bekomme gute Tips für die Route nach Homberg und fahre los, erst zur Siegquelle hinauf, dann das Lahntal abwärts. Hier geht es richtig schnell, das Lahntal ist breit und flach, das Gefälle sehr gering und aushaltend und die B62 wenig befahren. Die letzten 20 km werden dann noch sehr zäh. Ich starte eine Schnitzeljagd mit meinem Mann, der einen guten Übernachtungsplatz gefunden hat und mir die Koordinaten durchgegeben hat. Der Platz liegt so, dass ich durch Marburg müsste. Auf dem Weg dorthin gerate ich allerdings ständig auf Kraftfahrstraßen, die Wendemanöver sind spannend…. Irgendwann lande ich auf einem furchtbaren Schotterweg. Ich umfahre Marburg daraufhin lieber sehr großzügig. Zum Schluß gibt es noch eine Bergwertung über einen deutlichen Hügel und eine vertrackte Baustellendurchquerung bei Winnen. Hier komme ich erst durch, nachdem ich die Absperrungen etwas verschiebe, und zwar während des Fahrens. Muss ein witziger Anblick gewesen sein, so mit den Baken in linken Hand fahrend, sieht aber in der Nacht natürlich niemand.

Am Samstag folgt ein normaler Messetag und den Sonntag gehe ich mit Hund und Mann rings um den Basaltsteinbruch wandern, die Gegend gibt für uns Geologen viel her. @blackadder schön und ruhig ist es bei Dir in der Gegend!

Wie geht’s weiter?

Die nächste Großtat wird: Kabelbaum reparieren, Umlenkrollenachse tauschen, nach dem Schlumpf sehen, der zwar wieder einigermaßen tut, aber recht laut ist. Und ich muss mich mehr mit der VM-Technik befassen, mein Werkzeug anpassen. An einem simplen Hakenschlüssel darf es jedenfalls nicht scheitern.

Am tiefsten beeindruckt hat mich der zweite Tag. Da kennt man einen Geschäftspartner seit Jahren, und beide tarnen sich mit Dienstwägen – und wollen eigentlich gar nicht. Ich vermute, es gibt viel mehr von unserer Sorte – nur erkennen wir uns nicht!
 
A propos Schlumpf:

Von unseren 10 Liegerädern, die meine Frau und ich unter uns teilen, sind drei mit Schlumpf MD ausgerüstet. Zwei in den Scorpions und einer im EVO-R. In den Scorpions laufen sie perfekt. Dabei hab ich einen selbst eingebaut. Im EVO-R (von Beyss eingebaut) begann es nsch 1500 km zu knirschen. Und zwar im direkten Gang. Im Schlumpfgang ist alles perfekt ruhig. Da dies auf dem Weg nach Spanien auftrat, konnte ich nicht mit Schrauben beginnen. Zufällig merke ich, dass dreimal hin und her Schalten Ruhe bringt. Mehr Schlumpfoel hat nicht viel gebracht. Demnächst werde ich dieses Wunderding auseinandernehmen, denn ich will js nicht jedesmal in Triolen schalten. Entweder läuft dann nichts mehr oder alles kommt gut. Das Schlumpfgetriebe ist - wenn es gut läuft - die perfekte Schaltung für ein VM oder ein Trike. Aber eben nur wenn es perfekt läuft.
 
Denn ich habe die Achse der Umlenkrolle komplett verbogen. Wahnsinn, kann ich treten! Das muss bei der Brückenauffahrt passiert sein.
War bestimmt die Umlenkrolle vor dem Quertunnel!
Dort habe ich die Achse im Milan bei PBP2011 auch krumm getreten.
Ist IMHO keine sinnvolle Position für die Krafteinleitung.
Weil ich auch noch Probleme mit Kette abspringen hatte,
habe ich die Umlenkrolle hinter den Quertunnel verlegt. Seitdem ist Ruhe.
 
Zufällig merke ich, dass dreimal hin und her Schalten Ruhe bringt........Das Schlumpfgetriebe ist - wenn es gut läuft - die perfekte Schaltung für ein VM

So ist es. Nach ein paar Mal schalten wurde es besser, ab und zu knarzt es wieder, hin und her schalten hilft. Ich möchte auch zerlegen, ist ja Mechanik, kein Voodoo. Habe aber gerade keine Zeit und keine Lust das Fahrzeug stillzulegen, ist vielleicht was für die nächste Erkältung. Ansonsten finde ich den Schlumpf super komfortabel.


Jo das ist klar, aber so wie ich das in Erinnerung habe ist auch bei den DF's die Umlenkrolle vor dem Quertunnel.
Das ergibt halt einen Großen Umlenkwinkel und somit viel Druck in die Achse.

Genau das. Es hat das Carbon der Aufnahme etwas verzogen und die Achse ist krumm. Kämpfe gerade mit mir ob ich einfach Achse mit der aufgepressten Rolle bestelle oder die Achse ersetze.... etwas kräftiger dimensioniert. Hab auch dazu eigentlich keine Zeit.... und keine Erfahrung mit aufgepressten Lagern. Mal sehen.
 
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