AW: Training für Brevets
DNF heisst "did not finish", oder was?
Der Threadersteller möchte ja erst beginnen mit Brevets. Ob es möglich ist, sich mit der Vorerfahrung auf dem Grasshopper und der Vorstellung, was man persönlich für Brevets braucht, gleich das richtige Brevet-Liegerad anzuschaffen?
Klar ist das möglich, ich habe ja auch nach den ersten Erfahrungen mit dem Toxy TT gewusst, dass das nicht das Rad ist, mit dem ich es schaffen könnte und weil ich ziemlich kurz abgepflückt bin, kann ich eh kein entsprechendes Rad probefahren. Was bleibt einem, als herumzufragen und denen zuzuhören, die wissen, wovon sie reden? An dieser Stelle noch mal vielen Dank an RenéF und Rainer Oertel von Low-Rider.
Das genau ist das Brevetproblem der Schwächeren. Aus dem Zeitlimit geflogen bedeutet "nichts wert", im Zeitlmit angekommen ist alles.
Stimmt wohl teilweise, obwohl mir persönlich jeder, der knapp oder ausser der Zeit angekommen ist, deutlich mehr Respekt abnötigt, als jemand, der erzählt, dass er jede Nacht den Regen verschlafen konnte, aber mal echt, muss das denn sein, dass ihm die Torkler dann im Weg herumfahren, wenn er mal eben fix die Zeit wieder reinholen will. Und überhaupt, wenn das nächste mal die Startplätze rationiert werden, solle man sie nach Finishzeiten bei Brevets vergeben. (Ernsthaft, diesen Mensch gibt es. Leider.)
Was aber auch stimmt: Man steht auch nicht höher in der Wertschätzung der gesammelten Umwelt, wenn man innerhalb des Zeitlimits ankommt, weil es ohnehin keinen interessiert. Allenfalls rafft sich die liebe Umwelt in der Mehrheit gerade mal noch dazu auf, einen für verrückt zu erklären, dass man seine Zeit für so etwas Unsinniges, Gesundheitsschädliches oder gar Gefährliches verplempert. Man hat also nichts zu verlieren.
Was die Brevetszene selbst betrifft: Ich bin ich eine Frau, meine Anwesenheit allein ist schon eine Ausnahme. Merkt man sogar bei PBP: Statt "Bon Courage" gibt es oft ein "Bravo Madame", dafür muss man gar nichts tun.
Wenn ich, mit meinem jetzigen Wissen, an der unteren Grenze fahren würde, wären mir die Zeitfenster ziemlich egal. Ich würde einfach nur versuchen gut durchzukommen. Im übrigen ist es vermutlich genau das, was mich auch von anderen Schnellen unterscheidet. Ich schaue bei Rekordfahrten nicht ständig auf den Tacho und die Uhr, nicht bei Brevetfahrten und Rennen. Ich schaue auf den Puls, ich habe den weiteren Verlauf im Kopf und verhalte mich so, wie es der Situation angemessen ist. Wenn mich jemand überholt, dann ist das völlig ok und hat nichts mit mir zu tun.
Ja, das empfinde ich ebenfalls als Idealzustand und tatsächlich kann ich es mittlerweile und auf dem Fujin auch so halten, ich weiß, dass ich damit schnell genug bin - und wenn nicht, könnte ich es auch durch einen Blick auf die Uhr nicht ändern. Okay, ich trage keinen Pulsgurt, aber ich weiß auch so ganz gut, in welchem Bereich ich unterwegs bin und was Rekorde betrifft sind sie eher persönlich und zufällig, d.h. so oder so ein Fall von "Wen interessiert es?"
Ich glaube aber schon, dass fast jeder, der Brevets fährt oder fahren möchte, Freude an der Herausforderung hat und demzufolge auch versuchen wird, die Strecken innerhalb des Zeitlimits zu bewältigen. Wie Du schon selbst sagst: Sonst könnte man das auch einfach im Rahmen einer Urlaubstour gemütlich fahren. Wenn es aber mal nicht klappt, dann ist es einfach nur Zeit, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es keine Herausforderung wäre, wenn es immer und überall zu schaffen ist. Die Entscheidung, ob das als Ansporn oder Niederlage einsortiert werden muss, trifft jeder selbst, nicht die anderen.