Steigungen und Federung

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Moin,

diesen Sommer bin ich mit meiner Liege (plus ca. 25kg Gepäck) im südöstlichem Schweden rumgefahren.
Einige Steigungen bin ich einfach nicht hochgekommen und ich musste schieben.

Öfter hab ich hier gelesen, dass beim bergauf fahren die HR Federung ziemlich viel Kraft schluckt.

Meine Frage ist nu, spielt die Federung bei soviel Zuladung überhaupt noch eine maßgebliche Rolle? wäre ich ohne Federung evtl. doch noch die Berge hoch gekommen?

Weniger interessieren mich theoretische Überlegungen, als Erfahrungen von Leuten, die sowohl Räder mit und ohne Federung, Steigungen gefahren sind, jeweils mit viel Reisegepäck.

Danke und Gruß
Geli
 
Das halte ich für ein Gerücht.
Wenn es nicht starkt wippt und die Energie im Dämpfer verpufft ist nicht die Federung Schuld.
Soviel ich weiß ist das Toxy richtig konstruiert und der Kettenzug hat wenig Einfluss auf das Einedern.
 
Weniger interessieren mich theoretische Überlegungen, als Erfahrungen von Leuten, die sowohl Räder mit und ohne Federung, Steigungen gefahren sind, jeweils mit viel Reisegepäck.

Hallo Geli, damit kann ich dienen ;-)
Mein erstes Liegerad hatte 2x20", heckgefedert mit Nabenschaltung. Auf einer Radtour durch die Alpen mit Freunden mussten die am Pass teilweise über 30 Minuten auf mich warten.
Ein Jahr später: Mein nächstes Liegerad hatte 2x28" ungefedert mit Kettenschaltung. Auf einer Radtour mit den selben Freunden durch das Erzgebirge bin ich immer vorneweggefahren und habe Fotos von den anderen gemacht, wie sie die Berge hochfahren.

Bei einer Heckfederung spielt die Nabenschaltung eine große Rolle, denn die Nabenschaltung überträgt ein Drehmoment in die Hinterschwinge, was dazu führt, dass die Federung reagiert, obwohl die Kettenlinie durch den Schwingendrehpunkt geht. Je kleiner der Gang, umso größer dieses Drehmoment und umso größer die Verluste. Bei meinem damaligen Lieger gingen im kleinsten Rohloffgang etwa 30% der Kraft in den Dämpfer.

Wenn du keine Nabenschaltung hast, bleibt nur noch die Frage, ob deine Kette in jedem möglichen Gang durch den verlängerten Schwingendrehpunkt verläuft. So sollte es sein. Wenn das nicht in jedem Gang möglich ist, sollte alles so eingestellt werden, dass die Kette auf den größeren Ritzeln durch den Schwingendrehpunkt verläuft.

Ich hoffe, das hilft dir für den nächsten Anstieg.

Was auch hilft, ist am Gewicht zu sparen – ein ungefedertes Liegerad ist wesentlich leichter. Auf meiner letzten großen Reise wog mein Liegerad plus alles Gepäck für 6 Monate 25 kg.

Soweit,
viele Grüße,
der hering
 
Nicht durch den Schwingendrehpunkt, sondern etwas darüber.

Der Kettenzug bringt die Schwinge zum Einfedern, die am Reifen angreifende Kraft bringt sie zum Ausfedern.
Die Summe dieser beiden Drehmomente sollte null sein.

Zum Ausprobieren und/oder entwickeln einer Lösung gut geeignet: www.kreuzotter.de

Eine neutrale Auslegung in allen Gängen klappt weder mit Naben-, noch mit Kettenschaltungen.

Ich finde es besser die mittleren bis schnellen Gänge neutral auszulegen und in den langsamen Gängen den Dämpfer manuell zu sperren...

Gruß, Harald
 
Erfahrung aus dem Up-Bereich: Ich mache beim berauffahren, wenn ich in den Wiegetritt gehe den Lockout rein, weil ich gefühlt Energie verbrate. Auf der Liege kann ich nicht aus dem Sitz :). Von daher wäre es gut, von außen zu betrachten, ob die Federn arg arbeiten. Sollten Sie es gut, kann das gut sein, dass man da Energie verbrät...
 
im mtb-bereich giebt es die sog. 3-gelenker mit "horst-link".
die verhindern das wippen in Verbindung mit richtig einsgestellten dämpfern (zugstufe) recht wirkunksvoll.
 
@Habsab2012 : Das hat aber wenig mit der Schwingengeometrie zu tun.
Die wurde eingeführt um den extrem großen Federweg zu realisieren ohne mit dem Hinterrad ins Sattelrohr einzuschlagen.
Desweiteren steigt etwas die Steifigkeit. Das wippt, ohne Plattformdämpfer, fast genauso rum, da die Trittkraft genau in Federrichtung zeigt.
 
@hering, Du hast ja Federung und Nabenschaltung sozusagen gleichzeitig aus dem Setup entfernt, vielleicht verdoppelt sich dadurch der positive Effekt bergauf.
Ich bin Dual Drive gefahren, also Nabenschaltung und natürlich größtes Ritzel auf der Kettenschaltung, bergauf.
Ob ohne Federung zu fahren eine Option muss ich erst ausprobieren, denn 40% der Wege waren Schotter.
Gewicht hatte ich dieses Jahr schon gut eingespart. 1kg leichteres Zelt, 1kg leichtere Taschen, 1kg leichteres Schloss und nach 3 Wochen 4kg leichtere Fahrerin.;)

Bleibt die Frage, ob es effektiver ist, Nabenschaltung ohne Federung oder pure Kettenschaltung mit Federung, weil im Alltag (Flachland) bin ich mit gefederter Nabenschaltung ganz zufrieden, möchte meine Urlaubsziele aber nicht immer sosehr einschränken müssen, was die Steigungen betrifft.
Schieben ist auch verdammt anstrengend:(

Gruß
Geli
 
Einige Steigungen bin ich einfach nicht hochgekommen und ich musste schieben.
Lag das an mangelnder Beinkraft, mangelnder Koordination beim Langsamfahren, oder an mangelndem Grip?

Aus eigener Erfahrung: Nabenschaltung + Hinterradfederung harmoniert am Berg in der Regel nicht, es durch das dauernde Ausfedern einfach unnötig Energie verlohren. Hochgekommen bin ich aber trotzdem überall - nur halt langsamer.
Die Drehmomentabstützung müsste unabhängig von der Schwingendrehung über eine separate Stange (parallel zur Verbindungslinie Achse <-> Schwingendrehpunkt) in den Rahmen eingeleitet werden.
 
Zum Ausprobieren und/oder entwickeln einer Lösung gut geeignet: www.kreuzotter.de

Ich zitier nochmal den Link da anscheinend tlw. die Meinung besteht Nabenschaltungen wären in Bezug auf die Federung grundlegend anders als Kettenschaltungen.

Auch ohne Basics in der Mechanik aus Schule oder Uni kann man's bei Kreuzotter einfach ausprobieren: Ein Mal mit verschiedenen Ritzeldurchmessern, das andere Mal mit verschiedenen Übersetzungsverhältnissen in der Nabe.

Gruß, Harald
 
Nabenschaltung ohne Federung oder pure Kettenschaltung mit Federung
Warum willst du nur den halben Weg gehen?
denn 40% der Wege waren Schotter.
und da hast du dich trotzdem für ein Liegerad für diese Reise entschieden? Respekt!

da anscheinend tlw. die Meinung besteht Nabenschaltungen wären in Bezug auf die Federung grundlegend anders als Kettenschaltungen.
Ja, denn bei einer Kettenschaltung wird über die Radachse KEIN Drehmoment in die Hinterschwinge eingeleitet. Bei einer Nabenschaltung wird in jedem Gang ein Drehmoment in die Schwinge eingeleitet außer im Neutralgang (bei Rohloff der 11. Gang, den wird aber niemand für steile Berge nehmen).

Grüße,
der hering
 
Ja, denn bei einer Kettenschaltung wird über die Radachse KEIN Drehmoment in die Hinterschwinge eingeleitet.
Hi Hering,
Du hast Recht, dass die Nabenschaltung mit der Drehmomentstütze ein Moment einleitet. Im einen Gang mehr, im anderen weniger, im neutralen Gang gar nicht.
Die Kettenschaltung dagegen verändert den Angriffspunkt des Kettenzugs wodurch dieser das in die Schwinge eingeleitete Moment verändert.
Der Betrag ist in beiden Fällen bei gleicher Übersetzung gleich.
Gruß, Harald
 
Abgesehen davon, daß keine Theoriediskussion gewünscht war, kann ich das nicht so stehenlassen:

Die Kettenschaltung dagegen verändert den Angriffspunkt des Kettenzugs wodurch dieser das in die Schwinge eingeleitete Moment verändert.

Man kann die ganze Sache auch so konstruieren, daß sich der Abstand zwischen Kette und Schwingendrehpunkt nicht verändert. Allerdings spielt die Größe des Ritzels auch eine Rolle, und somit ist das "übrigbleibende" Moment auch vom Gang abhängig. Und ich halte es zwar für möglich (bin mir aber nicht sicher, mindestens weil sich eben im Normalfall der Abstand zwischen Kette und Schwingendrehpunkt bei Kettenschaltungen ändert), daß
Der Betrag [ist] in beiden Fällen bei gleicher Übersetzung gleich
ist, aber der Übersetzungsbereich ist bei einer reinen Kettenschaltung am Hinterrad wesentlich geringer als bei einer ausschließlichen Nabenschaltung, und somit sind die Einflüsse der Schaltung bei Nabenschaltung größer als bei Kettenschaltung.

Grüße, Martin
 
Dann zieh ich mal ein Fazit für die Praxis, aus dem hier bisher geschriebenem:

1) Wenn ich gerne eine Nabenschaltung möchte (im Stand schalten zu können find ich grad in unbekanntem Terrain wichtig), sollte ich entweder auf eine HR Federung verzichten oder die Nabe nicht im HR verbaut sein, also z.B. Schlumpf oder Pinion.

2) Bei ungünstigem Kettenverlauf kann es bei einer HR Federung auch bei einer reinen Kettenschaltung zu Verlusten kommen.

3) Ohne HR Federung kommt es zu keinen weiteren Verlusten bei Ketten- oder Nabenschaltung, außer den Systembedingten, die es auch beim Fahren in der Ebene gibt.

Alles richtig verstanden oder was vergessen?

Danke und Gruß
Geli
 
1) Wenn ich gerne eine Nabenschaltung möchte (im Stand schalten zu können find ich grad in unbekanntem Terrain wichtig), sollte ich entweder auf eine HR Federung verzichten oder die Nabe nicht im HR verbaut sein, also z.B. Schlumpf oder Pinion.
Die Nabe sollte auf jeden Fall im Rad verbaut sein, die Schaltung muss net unbedingt sein... ;)

Auch eine Pinion kann sich bei unpassender Geometrie auf die Federung auswirken. Ich werde mich aber nun aus der Theorie rausnehmen, bei Interesse kann ja jede(r) an bereits zitierter Stelle selbst die eigene Auslegung/Geometrie prüfen.

4)
Die Federung sollte sperrbar sein. Dann erübrigt sich die Frage in fast allen Fällen.
Damit dies sinnvoll einsetzbar ist, wäre eine vom Lenker aus bedienbare Sperre sinnnvoll.

Gruß, Harald
 
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