Professur für Radverkehrsmanagment

Wäre es nicht sinnvoller, das sich entsprechende Professuren an solchen Vorhaben beteiligen? Ich bin in diesen Dingen nicht mehr drinnen, und der erwähnte Verein diente als Beleg, das eben doch an einer Überarbeitung in einer Form gearbeitet wird. Ich kann überhaupt nicht beurteilen, wie gut der Verein arbeitet, Aber er scheint es zu tun also könnten es auch andere „Stakeholder“. HPV, Proffessuren...

Wie ist die Wirkung der Pop Up Bike Lanes? Wie wurden andere Verkehrsströme beeinflusst? Wie sah die gesamte Transportleistung aus?

Wäre ich jünger, würde mich das glatt studienmässig reizen!
 
Auch in den Niederlanden war Fahrradfreundlichkeit nicht naturgegeben und die autofreundliche Stadt genau so üblich wie hier. Man hat nur früher angefangen das zu ändern. Siehe z.B. diesen Film über Amsterdam von 1972:

Bilder mit ähnlichem Inhalt wie das von Amsterdam gezeigte für England zu finden ist nicht einfach, aber in diesem Twitter-Beitrag einer Professorin ist eines:
Das war sogar erfolgreich, die Durchfahrtsperre wurde eingerichtet.

Von der Professorin noch dieser lange Text zu "North Tyneside’s Play Streets", umfasst den Zeitraum von 1938 bis ungefähr 1971.

 
Wie ist die Wirkung der Pop Up Bike Lanes? Wie wurden andere Verkehrsströme beeinflusst? Wie sah die gesamte Transportleistung aus?

Wäre ich jünger, würde mich das glatt studienmässig reizen!
Die Wissenschaft hat festgestellt ;)... Laut einer aktuellen Studie haben die Pop-Up Bikelanes zu einer Zunahme des Radverkehrs von je nach Stadt 11-48% geführt. Dabei sind andere den Radverkehr positiv beeinflussende Effekte bereits rausgerechnet. Methodisch wurden Städte, die solche Pop-Up-Lanes im vergangenen Jahr eingerichtet haben mit solchen verglichen, die das nicht haben, insgesamt europäische 106 Städte. mit 376 offiziellen Fahrradzählstationen - hört sich auf den ersten Blick erst mal sauber an. In der Pressemitteilung zur Studie heisst es:

Natürlich ging es darum, den echten Wirkungszusammenhang herauszufiltern: „Es ist klar, dass viele Leute wegen Corona sowieso aufs Rad umsteigen, um nicht im vollen Bus zu sitzen“, sagt Sebastian Kraus, Politik-Analyst am MCC und Leitautor der Studie. „Aber wir zeigen, dass die neuen Radwege darüber hinaus in beträchtlichem Umfang zusätzlichen Radverkehr bewirkt haben.“ Ein Kilometer Pop-up-Radweg kostete etwa in Berlin nur 9.500 Euro. „Die Chance, hier mit wenig Aufwand den Verkehrsmittel-Mix erheblich zu beeinflussen, wird in vielen Städten zu Unrecht vernachlässigt.“

Die Studie vergleicht die Städte, die solche provisorischen Trassen ausgewiesen haben – im Schnitt waren es 11,5 Kilometer –, mit jenen, die das nicht tun. In Regressionsanalysen rechnet das Forschungsteam dann mögliche Störfaktoren heraus: etwa Unterschiede bei der Platzierung der Zählstationen, bei der Ausstattung mit Bus und Bahn, bei Bevölkerungsdichte, Neigung zu „grünem Lebensstil“, Topografie und Wetter. Am Ende steht das folgende, bewusst vorsichtig gefasste Fazit, das die statistische Unsicherheit berücksichtigt: Die Pop-up-Radwege bewirkten für sich genommen im Zeitraum März bis Juli 2020 zwischen 11 und 48 Prozent zusätzlichen Radverkehr.

Wie sehr sich die vermehrte Fahrradnutzung nicht nur auf das Klima, sondern auch lokal auswirkt, verdeutlicht die Studie mit Hilfe einer in der Forschungsliteratur gängigen Faustregel: Jeder geradelte Kilometer spart einen halben US-Dollar an Gesundheitskosten. Für diejenigen der 106 untersuchten Städte, die Pop-up-Radwege markiert haben, würde sich der Nutzen auf insgesamt mindestens eine Milliarde Dollar im Jahr addieren – sofern der Effekt auf die Rad-Nutzung dauerhaft ist.

„Ob dies der Fall ist und ob sich ein solcher Wirkungszusammenhang auch in Nicht-Pandemie-Zeiten ergibt, könnte Gegenstand weiterer Forschung sein“, sagt Nicolas Koch, Co-Autor der Studie und Leiter des Policy Evaluation Lab am MCC.

Und weiter:

„Es ist nicht zielführend, wenn man aufgrund fehlender Evidenz ideologische Grundsatzdebatten über städtische Verkehrsplanung und Klimapolitik führt – besser ist eine sauber gemachte Wirksamkeitsevaluierung. Empirische Daten zu Mobilität und Gesundheit sind immer besser verfügbar, wir müssen sie nutzen, um herauszufinden welche Maßnahmen wirklich greifen.“
Das ist wohl eigentlich eher an die kommunalen Verhinderungspolitiker gerichtet, es sollte sich wohl aber auch der eine oder andere hiesige Forist hinter die Ohren schreiben...

Auch hier haben die Pop-Up-Lanes einen Effekt. In einem Bericht des Tagesspiegel über einen neuen, weiteren Rolleranbieter in Berlin heisst es:

Am deutlichsten zeigt sich jedoch der Mobilitätseffekt bei der neuen Radinfrastruktur, wie zum Beispiel den Pop-up Radwegen. Hier sei der Anteil von Nutzer:innen um 101 Prozent gestiegen, an Strecken ohne diese neue Infrastruktur lediglich um 27 Prozent, hat der Lime-Jahresabschlussreport ergeben.
Prompt gibt es nun etwas unerwartete Mitstreiter für bessere Infrastruktur:
Um unter anderem zu zeigen, wie wichtig solche Infrastrukturen seien, hat Lime sich mit Tier und sieben weiteren Anbietern zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen.
Das mag manchem Vertreter der reinen ideologischen Lehre nicht passen, aber auch da sollte man sich fragen: Worum geht es eigentlich? Um Verbesserung und Steigerung des Radverkehrs und Verminderung des PKW-Verkehrs oder um Ideologie oder Egoismus?

Im Paris ist ja seit Kurzem ein massiver, politisch getriebener Umbau der Verkehrsströme im Gange - mit beeindruckenden Auswirkungen. Wie man z.B. hier sieht:
Nein, das ist kein Mischverkehr und mit Mischverkehr wären die Effekte wohl längst nicht so beeindruckend. Oder, wie es auf Twitter recht drastisch gezeigt wird:

was dann wiederum etwas schicker so aufbereitet wurde:

Und einige Tage später von Jan Böhmermann geklaut und unter Weglassen des Logos und Nichterwähnen des Urhebers als eigenes Werk ausgegeben:


In meinen Augen schlechter Stil - aber immerhin: Der Mann ist ein guter Multiplikator, er hat auf Twitter 2,2 Mio Follower - da kann wohl keine Radinitiative mithalten.

PS: IN der Studie werden ja 9.500€ pro km Pop-Up Bikelane für Berlin genannt. Zeitgleich wird seit einigen Jahren eine gut drei km lange Verlängerung der A100 gebaut, die gilt als die teuerste Autobahn Deuschlands. Jetzt noch teurer:
Der Ausbau der A100 wird um bis zu 12 Prozent teurer als gedacht. Schon jetzt kostet die 3,2 Kilometer lange Strecke 500 Million Euro.
Jetzt also 560 Mio € für 3,2 km. Macht pro km 175 Mio€ :oops:. Da kann man viele Bikelanes von bauen... Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Bikelanes ja auf existierenden Strassen angelegt wurden und die Autobahn tatsächlich from Scratch gebaut wird. 560 Mio€/9500€ macht statt gut 3km Autobahn gut 59.000km Bikelanes. Das gesamte Berliner Strassennetz ist allerdings nur 5.500km lang - also weniger als 10% davon. Selbst bei beidseitiger Ausstattung könnte man von dem Geld also fünf Berlins auf jeder einzelnen noch so kleinen pIpi-Strasse mit beidseitigen Pop-Up-Bikelanes ausstatten und hätte noch Geld übrig, wäre man denn bereit dafür auf 3,2km Autobahn zu verzichten...
 
Laut einer aktuellen Studie haben die Pop-Up Bikelanes zu einer Zunahme des Radverkehrs von je nach Stadt 11-48% geführt.
Der englische Journalist Carlton Reid sieht ja auch die derzeitige Chance der Radverkehrsförderung, aber da er die Geschichte kennt schrieb er im Mai 2020 den Artikel Bicycling Booms During Lockdown—But There's A Warning From History
Zum Zusammenbruch des USA Bike Boom meint er unter anderem:
The automobile did not die; America continued down the road of car dependence.

Im Paris ist ja seit Kurzem ein massiver, politisch getriebener Umbau der Verkehrsströme im Gange - mit beeindruckenden Auswirkungen.

Die Auswirkung gibt es nach den mir bekannten Gerüchten (*) aber nur in der Innenstadt. In den Außenbezirken soll es dagegen eher sogar eine Zunahme des MIV geben, ähnliches auch in Kopenhagen. Meine Befürchtung: Verkehrswende kommt nur für große Innenstädte.

(*) von 2016:
Die (Wieder-)Entdeckung des Fahrrads - Einige innovationshistorische Überlegungen zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Fahrrads
Nicht übersehen werde sollte in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass dieses beginnenden Umdenken in Städten wir Paris oder Kopenhagen – letzteres sicherlich ein Paradebeispiel für radgerechten Stadtumbau - vor allem zu sich verändernden Verkehrs- und Flächennutzungsplänen für die absoluten Innenstadtbereiche führt. D.h. am Stadtrand und im städtischen Umland ändert sich wenig, ja der Autoverkehr nimmt teilweise sogar noch zu. Bisher handelt es sich also um einen recht kleinräumigen Wandel.
 
Meine Befürchtung: Verkehrswende kommt nur für große Innenstädte.
Für den einen ist das Glas halt halbvoll, für den anderen ist es halbleer und der dritte weigert sich ein Glas zu akzeptieren, das nicht bis zum Rand gefüllt ist. Und langfristig sind wir eh alle tot (wie ein von mir sehr geschätzter Wirtschaftsprofessor zur Relevanz langfristiger Effekte in wirschaftswissenschaftlichen Theorien zu sagen pflegte). Darum geht es aber eigentlich gar nicht hier im Thread sondern darum, wie eine Radverkehrsprofessur zu Verkehrsthemen beitragen könnte und ggf. positiv die Verkehrswende beeinflussen. Wie man hier am Beispiel sieht kann man mit wissenschaftlichen Methoden eine Menge rausfinden und zu einer Versachlichung der Debatte beitragen - was aber wiederum nicht dazu führt, dass dennoch wild spekuliert wird, warum eh alles ganz furchtbar ist. Evidenz und Wissenschaft ist zwar faktenbasiert, aber offenbar für einige zu langweilig und im schlimmsten Fall ganz schrecklich und nicht akzeptabel, wenn sie liebgewonnenen Glaubenssätzen widerspricht.

Dass urbane Zentren anders funktionieren als Vororte und ländliche Gegenden ist eine Binsenweisheit. Dass der Handlungsdruck in Innenstädten höher ist als andenorts auch - es ist also logisch, dass da was passiert, wenn woanders noch längst nichts passiert. Ob woanders auch was passieren wird, was und wann sagt die Wissenschaft gar nicht - Empirie ist rückwärtsgerichtet, man kann auf die Zukunft extrapolieren, aber nur dann, wenn in der Vergangneheit was passiert ist, was untersucht wurde. Das war hier nicht der Fall. Oder, wie (ich glaube) Karl Valentin zu sagen pflegte: Vorhersagen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen.

Man kann wohl davon ausgehen, dass in Randbezirken die zurückgelegten Strecken länger sind, sowohl für die täglichen Wege wie auch für den Arbeitsweg. Und zwar um so mehr, je mehr Wohnviertel/Suburb es ist. Und verstärkt wird die Autonutzung dort dadurch, dass zumindest in manchen Randbezirken (nämlich denen mit Einfamilienhausbebauung) die Wege noch länger sind, die Bewohner wohlhabender und sie überproportional häufig entweder Kinder haben (mit entsprechenden Transportbedarf) oder alt sind (mit entsprechenden Mobilitätseinschränkungen). Du könntest Dir aber zum Trost mal die Ergebnisse des Projekts "eBikependeln" vor einigen Jahren in Berlin und Potsdam ansehen. Da hat sich gezeigt, dass durch eBikes die typische per Rad zurückgelegte Streckenlänge dramatisch nach oben gegangen ist zu Lasten der Autonutzung. Ich meine von fünf Kilometer auf so ungefähr zwölf km.
 
Du könntest Dir aber zum Trost mal die Ergebnisse des Projekts "eBikependeln" vor einigen Jahren in Berlin und Potsdam ansehen. Da hat sich gezeigt, dass durch eBikes die typische per Rad zurückgelegte Streckenlänge dramatisch nach oben gegangen ist zu Lasten der Autonutzung. Ich meine von fünf Kilometer auf so ungefähr zwölf km.
Und da geht die Entwicklung bestimmt weiter, die FAZ stellt schon mal vor:
[...] kommen die neuen E-Bikes besonders verwegen und futuristisch daher. Das Shark-Bike, ein überdachtes Liegerad mit Ladefläche und zuschaltbarem Elektroantrieb, mit dem man bis zu 25 km/h fahren kann, öffnet seine Türen seitlich nach oben, das gibt ihm die aufregende Silhouette eines Sportwagens mit Flügeltüren. Bislang existiert das Shark-Bike nur als Prototyp, die Crowdfunding-Kampagne steht jedoch bereits in den Startlöchern. Ähnlich funktioniert das Podbike, das man bereits vorbestellen kann. [...]
Quelle:
Damit will ich sofort losfahren! (€)
 
Wäre es nicht sinnvoller, das sich entsprechende Professuren an solchen Vorhaben beteiligen?
Die Hochschule RheinMain möchte jedenfalls das Thema bearbeiten:
Mit der Stiftungsprofessur werden wir im Rahmen der Lehre sowie eines interdisziplinären und anwendungsorientierten Forschungsansatzes die Weiterentwicklung bestehender Vorgaben für den Entwurf von Radverkehrsanlagen voranbringen

Die Wissenschaftsministerin glaubt aber vermutlich nicht an die alleinige Sicherheitswirkung von Radverkehrsanlagen (Hervorhebung von mir):
zum Beispiel in Form von Machbarkeitsstudien zur Planung von Radwegen oder Verhaltensforschung zu Konfliktsituationen an Kreuzungen.
Quelle:
Dr. Martina Lohmeier übernimmt Fahrradprofessur an der Hochschule RheinMain (HSRM)


 
Die Wissenschaft hat festgestellt ;)... Laut einer aktuellen Studie haben die Pop-Up Bikelanes zu einer Zunahme des Radverkehrs von je nach Stadt 11-48% geführt. [...]
Eine Reduzierung des Kfz-Verkehr wurde nicht festgestellt? In den Niederlanden wurde in den 80er Jahren mal beobachtet, dass mehr Radwege diejenigen zu häufigerem Radfahren veranlasst, die auch vorher schon viel mit dem Rad fuhren. Ein großer Umstieg von Auto auf Rad ist allein mit Radwegebau nicht zu realisieren.

Worum geht es eigentlich? Um Verbesserung und Steigerung des Radverkehrs und Verminderung des PKW-Verkehrs oder um Ideologie oder Egoismus?
Die Frage enthält zu viel Implikation. Die Differenzierung wird vermutlich uferlos. Der Zusammenhang von Verbesserung des Radverkehr und damit erreichbarer Verminderung des PKW-Verkehr ist ja schon fraglich, laut Carlton Reid funktioniert das nicht so einfach. Radverkehrsförderung als Selbstzweck lässt sich einfacher diskutieren.
 
Eine Reduzierung des Kfz-Verkehr wurde nicht festgestellt?
Ebensowenig wie die Zahl der Radfahrer auf dem Mars - beides wurde im Rahmen der Studie nicht untersucht. Im fraglichen Zeitraum hatte sich der KFZ-Verkehr in Berlin drastisch verringert. Dazu gibt reichlich Daten aus unterschiedlichsten Quellen und ich habe das auch schlicht durch Blick aus dem Fenster feststellen können. Genauso hatte sich auch die ÖPNV-Nutzung drastisch verringert. Beides zugunsten des Radverkehrs (und zusätzlich durch Homeoffice). Der KFZ Verkehr ist später aber wieder gewachsen, der ÖPNV ebenso, letzterer aber auf deutlich niedrigerem Niveau.
Die Frage enthält zu viel Implikation. Die Differenzierung wird vermutlich uferlos. Der Zusammenhang von Verbesserung des Radverkehr und damit erreichbarer Verminderung des PKW-Verkehr ist ja schon fraglich, laut Carlton Reid funktioniert das nicht so einfach. Radverkehrsförderung als Selbstzweck lässt sich einfacher diskutieren.
Richtig. Hier im Forum geht es aber allzuoft nicht um Radverkehrsförderung (im Sinne von "mehr Leute auf's Rad bringen) sondern um Optimierung auf die eigenen Bedürfnisse in Sachen Geschwindigkeit unter dem Deckmantel eines vorgeblichen Sichherheitsgewinns (alle sollen auf die Strasse, ob sie wollen oder nicht - wer das nicht will ist eh nicht stimmberechtigt da inkompetent). Da geht es also um die Optimierung auf eine relativ kleine Gruppe von Lautstarken, nach denen sich gefälligst alle richten sollen (kurz: Egoismus), im anderen Falle geht es tatsächlich um Radförderung und damit perspektivisch um eine Verkehrswende.
 
Zuletzt bearbeitet:
Corvi schrieb:
Eine Reduzierung des Kfz-Verkehr wurde nicht festgestellt?
Ebensowenig wie die Zahl der Radfahrer auf dem Mars - beides wurde im Rahmen der Studie nicht untersucht. Im fraglichen Zeitraum hatte sich der KFZ-Verkehr in Berlin drastisch verringert. Dazu gibt reichlich Daten aus unterschiedlichsten Quellen

Dann wird es Zeit dieses Quellen-Wissen zusammenzuführen und wissenschaftlich zu veröffentlichen. Wenn das so offensichtlich ist, warum hat das bisher keiner gemacht. Vermutlich braucht es dafür extra Fahrradprofessuren.
 
Dann wird es Zeit dieses Quellen-Wissen zusammenzuführen und wissenschaftlich zu veröffentlichen.
Dafür braucht es keine Radprofessuren - das kannst Du auch selbst. So schwer ist es nicht, die Quellen zu finden. Das geht bei sowas los: https://www.google.com/covid19/mobility/

Auch ansonsten forschen und forschten zum Thema "Verkehr und Corona" viele verschiedene Stellen. Und x-fach wurde in der Presse darüber berichtet. Z.B.:



Die Pop-Up-Lanes wurden ja unter anderem genau deswegen errichtet, um den Autoverkehr runterzufahren. Aus dem Mai 2020:

Zudem ist die Zahl der Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Überfüllte Busse und Bahnen wie vor der Krise mag sich trotz Maskenpflicht derzeit niemand vorstellen, weshalb der ÖPNV unter einer Imagekrise leidet. Die Verwaltung in Berlin will aber unbedingt vermeiden, dass viele künftig auf das Auto umsteigen, sonst droht ein Kollaps auf den Straßen, inklusive Luftverschmutzung und Lärm.

Unterm Strich: BVG (ÖPNV) in Berlin: -75-90%, Autoverkehr -54% temporär.

Ist alles nicht schwer zu finden - dazu muss man noch nicht mal seine Komforzone verlassen, alles einen Mausklick entfernt. Als gebratenes Huhn in's Maul gestopft bekommt man es halt nicht, da hilft auch kein lautstarkes Beschweren:

Wenn das so offensichtlich ist, warum hat das bisher keiner gemacht. Vermutlich braucht es dafür extra Fahrradprofessuren.

Woher weisst Du eigentlich, daß das bisher noch keiner gemacht hat? Du behauptest das ja, also solltest Du das ja wissen...
 
Du könntest Dir aber zum Trost mal die Ergebnisse des Projekts "eBikependeln" vor einigen Jahren in Berlin und Potsdam ansehen.

Und da geht die Entwicklung bestimmt weiter, die FAZ stellt schon mal vor:
[...] kommen die neuen E-Bikes besonders verwegen und futuristisch daher. Das Shark-Bike, ein überdachtes Liegerad mit Ladefläche und zuschaltbarem Elektroantrieb, mit dem man bis zu 25 km/h fahren kann, öffnet seine Türen seitlich nach oben, das gibt ihm die aufregende Silhouette eines Sportwagens mit Flügeltüren. Bislang existiert das Shark-Bike nur als Prototyp, die Crowdfunding-Kampagne steht jedoch bereits in den Startlöchern. Ähnlich funktioniert das Podbike, das man bereits vorbestellen kann. [...]
Quelle:
Damit will ich sofort losfahren! (€)

Hier geht es ja um Wissenschaft - das was die FAZ da schreibt ist keine Wissenschaft sondern Marketing...
Die Auswertung des Projekts eBike-Pendeln ist wirklich sehr interessant und lohnenswert, u.a. weil da einige Sachen rauskommen, die in diesem Ausmaß unerwartet sind. Das Projekt lief über zwei Jahre 2014/2015 im Süden von Berlin, Hauptziel war herauszufinden, ob eBikes sich eignen um für Pendler, die aus dem näheren Umland in die Stadt einpendeln das Rad zu ersetzen. Damals pendelten rund 180.000 täglich, mittlerweile sind es über 200.000. Es ging also gerade nicht, wie von Dir beklagt, um Innenstädte sondern um Randbezirke, Vorstädte und Umland:
Das Korridorgebiet spannt sich im Südwesten Berlins etwa vom Walther Schreiber-Platz bis ins Brandenburger Umland auf und umfasst außer dem Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf die angrenzenden Kommunen Teltow, Stahnsdorf und Klein-Machnow.
Erkenntniss: Ja, klappt, sogar sehr gut:
Das Projekt war ein voller Erfolg. Bei rund der Hälfte der Arbeitswege wurde das Auto durch das Elektrorad ersetzt.
und
Rund 40 Prozent aller protokollierten Wege wurden mit dem Pedelec zurückgelegt. Ganz im Sinne des Projektes handelte es sich bei knapp 80 Prozent der Pedelec-Wege um Fahrten zum Arbeitsplatz bzw. um den anschließenden Heimweg.
Als Hinderungsgründe wurden genannt:
  • Anschaffungspreis. Im Rahmen des Projekts kostenlos, im Normalfall logischerweise nicht. Aber: Heute ist Jobrad/Bikeleasing verbreitet, damals kannte es kaum einer und nur 2% der Arbeitgeber der Projektbeteiligten haben es angeboten. Und:
Das Projekt hat unter anderem bestätigt, dass der Weg zur Arbeit mit dem Elektrorad im Vergleich zur Autofahrt kostengünstig ist. Eine Überschlagsrechnung ergibt, dass die Investition in ein Elektrorad mittlerer Preisklasse sich im Vergleich zum Auto in rund einem halben Jahr bezahlt macht.
  • fehlende oder schlechte Infrastruktur, verschmutze und im Winter nicht geräumte Radwege. Das lässt sich nicht binnen Minuten lösen - aber es gibt u.a. dafür die Planungen für diverse Radschnellwege in Berlin, die in erster Linie Pendlern zu gute kommen: https://www.infravelo.de/projektarten/radschnellverbindungen/
  • Fehlen einer sicheren Abstellmöglichkeit, vor allem am Zielort. Fahrraddiebstahl ist in Berlin ein fettes Problem. Pedelecs sind teuer. Sichere Abstellmöglichkeiten sind selten und limitiert. Problem. Ungelöst. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Bügel zum sicheren Abstellen neu aufgestellt, verstärkt seit dem letzten Jahr. ist in meinen Augen aber nicht gut genug.
  • Auch das 25 km/h Limit für die Unterstützung wurde als Hemmnis genannt "normalerweise fahre ich schneller". Wobei sich gezeigt hat, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Teilnehmer durch die eBikes von 13,1km/h auf 18km/h stieg. Das entspricht auch meiner eigenen Erfahrung: Die Spitzengeschwindigkeit von 25 km/hmit legaler Unterstützung ist unbefriedigend, der (illegale) USA Modus mit 32 km/h max hingegen ist deutlich besser und ausreichend. Aber: Mit legaler Unterstützung ist man im Durchschnitt trotzdem schneller, da gleichmässiger unterwegs und vor allem ist die Beschleunigung aus dem Stand (Ampel) sehr viel schneller und weniger anstrengend. Führt also zu einer Umgewöhnung und ist nicht offensichtlich. Gefühlt langsamer, objektiv aber schneller.
  • Im Vergleich: Die Durchschnittsgeschwindigkeit per PKW lag bei 27,4 km/h, per ÖPNV bei 17,5 km/h und zu Fup bei 4,2 km/h. Per Pedelec ist man also schneller unterwegs als per ÖPNV aber nach wie vor deutlich langsamer als per PKW. Der PKW-Vorteil kann durch Parplatzsuche u.U. wieder aufgefressen werden, je eher, desto kürzer die Strecke ist.
Ansonsten (aus dem Ergebnis-pdf):
...benutzten jüngere Personen im Alltag durchschnittlich eine höhere „sportlichere“ Unterstützungsstufe. Dieses Ergebnis steht entgegen der Annahme, dass vor allem ältere Personen aufgrund (in der Regel) geringerer Fitness eine höhere Unterstützungsstufen zurückgreifen. Vielmehr betonen jüngere Menschen eine zeiteffizientere Fahrweise, welche bedeutet möglichst schnell bei möglichst geringer Anstrengung ans Ziel zu kommen. Dies belegen auch weitere Ergebnisse aus der Studie: Für jüngere Personen ist es signifikant wichtiger schnell „von A nach B“ zu kommen. Ein Erwartungs-Erfahrungs- Abgleich im Längsschnitt zeigt zudem, dass sich vor allem für jüngere Personen durch die Projektteilnahme die Möglichkeit eröffnete, längere Strecken im Alltag mit dem Pedelec zurückzulegen. Ältere Personen hingegen betonen beim Pedelec vor allem die Möglichkeit der Belastungsvermeidung.
und
Wie die Ergebnisse der Begleitforschung zeigen, legen Autofahrer andere Kriterien bei der Gesamtbewertung des eigenen Test-Pedelecs zu Grunde als Nicht- Autofahrer.
• Für Autofahrer sind für die Gesamtbewertung des Pedelecs die Punkte „Handhabung und Bedienung“, „Reichweite des Akkus“ und „Fahrkomfort“ die relevantesten Faktoren.
• Bei den Nicht-Autofahrern belegen „Ladegeschwindigkeit“, „Design“ und „Fahrkomfort“ die wichtigsten drei Plätze. „Handhabung und Bedienung“ sind vergleichsweise weniger relevant, während das Gewicht eine deutlich größere Bedeutung für die Gesamtbewertung hat, als es bei den Autofahrern der Fall ist.

Sowie ein paar Grafiken:
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Fazit: Wenn man Leute im Alltag vom Auto auf's Rad bringen will sind Pedelecs ein probates Mittel. Auch hier gilt wie auch sonst beim Radverkehr: Gute Infrastruktur unterwegs und sichere Abstellmöglichkeiten am Wohn- und Zielort sind relevant.

Ich finde, aus einer solch wissenschaftlichen Untersuchung kommen erheblich mehr und relevantere Erkenntnisse als wenn die FAZ über ein eBike mit aufregende(r) Silhouette eines Sportwagens mit Flügeltüren schreibt und das dann genutzt wird um sich ein bisschen lustig zu machen über Pedelecfahrer und rumzuranten. Entweder will man Leute auf's Rad bringen und die Verkehrswende voranbringen oder man fröhnt der Ideologie, die nix anderes zulässt als ein Biobike und disst alles andere und alle anderen. Dann braucht man sich aber nicht wundern, wenn es mit der Verkehrswende nix wird...
 
Dafür braucht es keine Radprofessuren - das kannst Du auch selbst. So schwer ist es nicht, die Quellen zu finden. Das geht bei sowas los: https://www.google.com/covid19/mobility/

Das ist eine anekdotische Quelle, Daten von Leuten die den Standortverlauf für ihre Google-Konten aktiviert haben.

Interessant von deinen Quellenangaben ist nur das Projekt eBike-Pendeln. Aber auch dort heißt es zur Begleitforschung, dass es sich nur um eine Auswahl vorläufiger Endergebnisse handelt. Interessant darin: das Pedelec wurde genutzt obwohl es keine Verbesserung der Infrastruktur gab. Das viele nach Projektende kein Pedelec kauften lag wohl mehr an den zu hohen Anschaffungskosten als an fehlenden Radwegen.


Die Pop-Up-Lanes wurden ja unter anderem genau deswegen errichtet, um den Autoverkehr runterzufahren. Aus dem Mai 2020:

Unterm Strich: BVG (ÖPNV) in Berlin: -75-90%, Autoverkehr -54% temporär.

Woher kommen die Radfahrer, vom ÖPNV oder vom Auto? Eine Angabe dazu habe ich nicht gefunden.

Woher weisst Du eigentlich, daß das bisher noch keiner gemacht hat?

Aus den Newslettern:
Deutsches Institut für Urbanistik, darin die Literaturvorschläge,
Mobilservice (Plattform für nachhaltige Mobilität und Mobilitätsmanagement in der Schweiz),
Journal of Transport & Health,
Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour.
 
Das ist eine anekdotische Quelle, Daten von Leuten die den Standortverlauf für ihre Google-Konten aktiviert haben.

Interessant von deinen Quellenangaben ist nur das Projekt eBike-Pendeln. Aber auch dort heißt es zur Begleitforschung, dass es sich nur um eine Auswahl vorläufiger Endergebnisse handelt.
Es scheint, dass Du einer derer bist, denen man es nicht recht machen kann. Meinem initialen Hinweis auf das Projekt eBikependeln bist Du nicht gefolgt - klarer Mangel an Eigeninitiative - und nun, da es Dir in mundgerechten Häppchen geliefert wird ist es Dir nicht gut genug. Die Google Bewegungsdaten sind mitnichten "anekdotisch" sondern ein Indikator - kein Anspruch auf Vollständigkeit und Perfektion, aber eine sehr relevante Trendaussage. Zu Beginn von Corona waren sie das erste verfügbare Datenmaterial und noch dazu wochenaktuell. Das kann sonst keiner liefern. Wenn Du natürlich einen Perfektionsanspruch hast und der auch noch frei Haus und vorgekaut geliefert werden muss - tja, dann wirst Du wohl nie ins Handeln kommen. Ab davon, dass es überhaupt keine Freude macht, die Arbeit für Dich zu machen zur Bedienung Deines Komfortanspruchs und als Reaktion in einer Tour Gemecker zu hören, dass das ja alles nicht gut genug wäre.


Woher kommen die Radfahrer, vom ÖPNV oder vom Auto? Eine Angabe dazu habe ich nicht gefunden.
Erneut forderst Du Dinge, für die es keine Daten gibt. Offensichtlich kommen sie von beidem. Gemessen wurden die Verkehrsströme. Es wurden nicht die Verkehrsteilnehmer befragt. Was man aber weiss: Der Autoverkehr hat in den Herbst- und Wintermonaten wieder deutlich zugenommen (und vorher schon ab dem Sommer) wohingegen der ÖPNV auf vergleichsweise niedrigem Niveau blieb.
 
Ich finde, aus einer solch wissenschaftlichen Untersuchung kommen erheblich mehr und relevantere Erkenntnisse als wenn die FAZ über ein eBike mit aufregende(r) Silhouette eines Sportwagens mit Flügeltüren schreibt und das dann genutzt wird um sich ein bisschen lustig zu machen über Pedelecfahrer und rumzuranten.
Die FAZ macht sich nicht lustig. Sie versucht einen Ausblick auf die Verkehrswende und erwähnt neben Microcars auch drei elektrische "Velomobile". Nebenbei: Microcars nutzen in den Niederlanden Radwege und dürfen das vermutlich auch.
 
  • Fehlen einer sicheren Abstellmöglichkeit, vor allem am Zielort. Fahrraddiebstahl ist in Berlin ein fettes Problem. Pedelecs sind teuer. Sichere Abstellmöglichkeiten sind selten und limitiert. Problem. Ungelöst. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Bügel zum sicheren Abstellen neu aufgestellt, verstärkt seit dem letzten Jahr. ist in meinen Augen aber nicht gut genug.
Von Utrecht lernen:
Fietstrommeln werden nach Bedarf aufgestellt, passen auch gut auf straßenbegleitende Stellplatzstreifen.
Die Fahrräder werden dann vom Gehweg aus „eingeparkt“. Fünf bis Acht Räder je Trommel, selbstständig abschließend, zu öffnen mit RFID-Chip.
 
Microcars nutzen in den Niederlanden Radwege und dürfen das vermutlich auch.
Seit 2018 besteht in Amsterdam für “Bromfietsen” (dazu gehören auch Microcars) innerhalb der Umgehungsstraße A10, auf fast allen Straßen außer der inneren Umgehungsstraße S112, der Wibautstraat und einigen anderen oft in Gewerbegebieten liegenden expliziten Mopedwegen eine Fahrbahn- und Helmpflicht.
 
Von Utrecht lernen:
Fietstrommeln werden nach Bedarf aufgestellt, passen auch gut auf straßenbegleitende Stellplatzstreifen.
Die Fahrräder werden dann vom Gehweg aus „eingeparkt“. Fünf bis Acht Räder je Trommel, selbstständig abschließend, zu öffnen mit RFID-Chip.
Von Hamburg lernen:
Fahrradhäuschen, Aufstellung, auf öffentlichen Flächen

Ansonsten noch diese Info aus einer Publikation des VCD:
Wichtige Voraussetzung beim Bau von Fahrradparkanlagen ist das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht, insbesondere die jeweilige Landesbauordnung. Hier ist beispielsweise festgelegt, wie Abstellanlagen zu gestalten sind und wie viele Fahrradstellplätze mindestens für Wohneinheiten rechtlich vorgeschrieben sind. Dies wird teils durch Ortssatzungen spezifiziert. Wichtige Voraussetzung beim Bau von Fahrradparkanlagen ist das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht, insbesondere die jeweilige Landesbauordnung. Hier ist beispielsweise festgelegt, wie Abstellanlagen zu gestalten sind und wie viele Fahrradstellplätze mindestens für Wohneinheiten rechtlich vorgeschrieben sind. Dies wird teils durch Ortssatzungen spezifiziert. Berlin: Bis 30 m2 genehmigungs-/verfahrensfrei.

Auch vom VCD: Parkplätze zu Fahrradbügel

 
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