Polizeikontrollen mit dem Velomobil

Meine erste Polizeikontrolle heute auf dem Weg zur Arbeit (München):
Bin in einer 30er-Zone "mitgeschwommen", dann schön mit Schwung (von einem leichten Gefälle mitgenommen) abgebogen und sehe im Rückspiegel, daß mir ein Polizeiauto gefolgt ist. Wurde angehalten und auf mein Schnaufen hin auch gleich gefragt, ob alles in Ordnung mit mir sei. Weiterhin schwer atmend habe ich darauf hingewiesen, daß ich in dem Ding strampeln müsse. Die Polizisten waren einfach neugierig, zwei junge Typen. Bin ausgestiegen, habe ihnen die Pedale gezeigt; ob das selbst gebaut sei, was sowas koste und so weiter. Dann habe ich noch erwähnt, daß ich den Pedelec-Motor, der ursprünglich da drin war, inzwischen ausgebaut habe und deshalb jetzt schneller fahren kann, woraufhin sie zugegeben haben, daß sie genau wegen der Geschwindigkeit eigentlich einen Motor vermutet hatten und deshalb kontrollieren wollten. War alles ganz freundlich und sie waren offensichtlich interessiert. Den Begriff "Velomobil" kannten sie nicht. Habe ihnen noch die Beleuchtung, Blinker, Hupe usw. vorgeführt und dann zum Abschied hieß es ganz nett: "Gute Weiterfahrt".
 
… daß sie genau wegen der Geschwindigkeit eigentlich einen Motor vermutet hatten und deshalb kontrollieren wollten. …
Das Argument habe ich auch schon vernommen. Ordentlich Geschwindigkeit, kein Kennzeichen, sieht komisch aus. Das muß man angucken.
Bei einer Kontrolle habe ich auf meine Frage mit was ich helfen kann direkt die Antwort bekommen: Die Papiere die ich bräuchte um sowas legal auf der Straße zu bewegen.
Der eine ist wohl auch radsportmäßig unterwegs, hat ne Weile gedauert den Mann zu überzeugen daß ich ihn nicht verscheißere. Mitte 50, graue Haare, 100kg mit dezentem Feinkostgewölbe und knappe 50km/h auf der B36 haben die Grenze überschritten was er sich vorstellen konnte.
War dann aber doch noch ein netter Plausch. Auf dem Restweg zur Arbeit mußte ich dann allerdings etwas mehr Druck auf die Pedale geben.
 
Zweite Polizeikontrolle, innerhalb kurzer Zeit. Wurde heute angehalten, weil es mehrere Anrufe gab, über ein Fahrzeug das ohne Nummerschild auf der Straße fahren würde. Hatte am Berg etwas an Fahrt verloren. Warum ich keine Vorschriftsmässigen Nummernschilder hätte? Weil ich ein Fahrrad bin. Warum ich dann nicht auf dem Radweg fahren würde ( Fuß und Radweg, dabei Fußgänger über dem Querstrich). Weil der Radweg nicht für einen Mehrspurer gebaut worden ist, außerdem wären Fussgänger mit Hunden, Kinderwagen unterwegs. Denen kann ich bei meiner Breite und Spur auf diesem Radweg nicht ausweichen. dann müsste ich eben mit angepasster Geschwindigkeit fahren. Der älterer Kollege nahm sichtlich Fahrt auf. Der Radweg entspricht nicht der heutigen EPA Vorschrift für die Breite für eine von beiden Seiten zu befahrenen Radweg. Ausserdem habe ich einen Wendekreis von über 10 m also sind die Kurven an jeder Kreuzung zu eng. Die Drückampel an der Kreuzung kann ich nicht bedienen, da ich dann mit den Vorderrädern auf der Straße stehe, wenn ich die drücken wollte. Ich kann ja nicht an jeder Kreuzung aussteigen und schieben. Weiterhin ist der Radweg an dieser Stelle nicht durchgehend und ich muss nicht alle 300-500 m zwischen Straße und Radweg wechseln.
Er wäre ja nur um meine Sicherheit bemüht, wenn die Autos hier mit 100 km/h fahren. Ich meinte, es wäre nur 70 km/h erlaubt, ich kann nicht auf möglicherweise strafbares Verhalten Rücksicht nehmen. Ich verwies auf die Verwaltungsvorschrift. Das auch andere langsame Fahrzeuge wie Trecker mit Anhänger (25 km/h) oder S-pedelecs nicht auf den Radweg müssen obwohl es sich um einspurige, oder langsame Fahrzeuge handelt. Da fing der deutlich jüngerer Kollege an zu lachen und meinte, ich hätte meine Hausaufgaben gemacht, mein Fahrzeug wäre gut sichtbar und mit ausreichend Reflektoren etc. Ausgestattet. Er zog immer noch feixend den etwas mürrischen Kollegen zum Fahrzeug, winkte mir noch einmal zu und sie fuhren weiter. Ich war mit ca. 50 km/h hinter Ihnen auf der Straße.

Fazit ruhig bleiben, argumentieren und gleichzeitig respektvoll bleiben. Die Polizei darf uns auf den Radweg verweisen, aber nicht dauerhaft. Ich habe maximal 10€ und einen Verweis auf den Radweg riskiert, aber ich glaube das wird auch irgendwann aufhören.

gruss arne
 

Fazit ruhig bleiben, argumentieren und gleichzeitig respektvoll bleiben.
Freundlich aber bestimmt bleiben ist selten ein Fehler. Oft treibt eher die Neugier, manchmal aber auch die Berufung. Bei den Neugierigen kann man auch mal einen Scherz anbringen, bei den Berufenen erst später.
Einmal hat mir auch einer auf die Haube geklopft, meinte: wenn ich Platz machen würde könnten sie mit dem Transporter auf die Induktionsschleife. Wäre eine Möglichkeit an dem Tag noch weiter zu kommen. Ist die einzige doofe Ampel die mir Probleme macht, aber in der Freitag Nacht, nach einigen Bierchen mit Kollegen zum Feierabend, wollte ich keine Grundsatzdiskussionen anfangen.
Hätte recht teuer werden können.
Aber interessanterweise fahr ich mit 6 Bier einen vergleichbaren Schnitt. Runtergerechnet auf die Zeit in Bewegung war das an dem Abend ein 42er Schnitt.
 
In Österreich gilt die Radwegbenützungspflicht nur, wenn der Radweg mit dem Rad auch benützbar ist. Ist er verstellt (wie bei der Polizeikontrolle) oder mit dem Rad nicht benützbar (wie mir mit dem Tandem mit Anhängerrad öfters passiert ist), darf man getrost auf der Fahrbahn fahren, trotz Benützungspflicht. Ich musste das aber noch nie ausdiskutieren.

lg!
georg
 
@Papierflieger : Wenn der jüngere Kollege aber nicht die Eier hat, den Älteren weg zu ziehen, kann das aber ganz anders ausgehen... Hatte ich auch schon ;) Die werden nämlich richtig stinkig, wenn man mit ihre Aussagen mit Argumenten und Auszügen aus der Verwaltungsverordung und StVzo zerlegt, mit dem sie einen auf einen 80cm Pflasterweg zwingen wollen. Da kann man so ruhig bleiben wie man will... leider

@irg : das gilt in Deutschland auch. Das ist in meiner Gegend vielen Polizisten aber komplett egal. Auch das der Weg nicht den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht, keine Querungshilfen hat, Mehrspurer nicht drauf fahren müssen usw. Meist kommt dann nur : "Das ist mir egal! Wenn ich sage, sie haben da zu fahren, haben sie da zu fahren!". Da wird auch kein hehl draus gemacht, das es NICHT um meine Sicherheit geht, sondern darum, dass ich "die anderen Verkehrsteilnehmer nicht behindere und zu gefährlichen Überholmanövern zwinge" (Zitat eines Polizisten...). Wohlgemerkt auf ner Neben-Nebenstraße. Parallel lief noch ne Bundesstraße UND ne Autobahn... Aber als Radfahrer soll man gefälligst im Acker fahren.
 
Ja, bei manchen Polizisten kann diese Argumentation mühsam werden. Ich hatte ähnliches letztens mit dem Trike. Ich bin innerorts von einem als benutzungspflichtig markierten Radweg auf die Straße ausgewichen, weil der Radweg mit Mülltonnen voll stand.
Prompt wurde ich angehalten und auf den Radweg verwiesen. Auf meinen Hinweis, dass ich mit meinem Trike nicht gefahrlos an den Mülltonnen vorbei käme, wurde mir eröffnet, dass dies ja mein Problem sei. Würde ich ein "normales Fahrrad" fahren, wäre genug Platz...

Ich will nur sagen, dass man sich hier u.U. auf tiefgründigere Diskussionen einstellen muss, wenn man z.B. mit dem großen Wendekreis oder der hohen Geschwindigkeit seines VMs argumentiert. Aus Sicht des Kritikers ist das VM damit dann eben nicht geeignet um als Fahrrad am Straßenverkehr teilzunehmen :rolleyes:
 
Auf meinen Hinweis, dass ich mit meinem Trike nicht gefahrlos an den Mülltonnen vorbei käme, wurde mir eröffnet, dass dies ja mein Problem sei. Würde ich ein "normales Fahrrad" fahren, wäre genug Platz...
Das ist schon ein bißl frech, wenn das zu jemandem gesagt wird, der aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen ein "Spezialrad" fährt.
Klingt ein wenig nach: "Dein Problem, wenn Du behindert bist...".
 
Das ist schon ein bißl frech, wenn das zu jemandem gesagt wird, der aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen ein "Spezialrad" fährt.
Klingt ein wenig nach: "Dein Problem, wenn Du behindert bist...".
Das ist in der Tat ein guter Punkt. Das "Verständnis" für Verkehrshindernisse/-führung etc. ist erstaunlicherweise bei z.B. Polizisten oder auch Verkehrsplanern (oder auch nicht) oft viel größer, wenn man Eltern mit Kinderanhängern hinterm Fahrrad heranzieht als wenn man mit seinem eigenen, "eigenartigen" Fahrrad argumentiert ;)
Aber nun genug OT hier von mir...
 
Ich will nur sagen, dass man sich hier u.U. auf tiefgründigere Diskussionen einstellen muss, wenn man z.B. mit dem großen Wendekreis oder der hohen Geschwindigkeit seines VMs argumentiert. Aus Sicht des Kritikers ist das VM damit dann eben nicht geeignet um als Fahrrad am Straßenverkehr teilzunehmen :rolleyes:
Aber n Hummer H2 natürlich. Das Argument ist so mit das billigste was es gibt...
 
@irg : das gilt in Deutschland auch
Nicht ganz.
In Ö. gibt es sogar sehr klare Regeln in deren StVO direkt, bezogen auf Spurenzahl und Breite, da gibt's kein Vertun bei der Anwendung (wobei man vor wenigen Jahren die Maße etwas hochgesetzt hat), in Schland sind die Regeln dagegen versteckt in der VwV-StVO und wachsweich ...
Eigentlich schreibt irg von den deutschen Regeln, die öster. brauchen gar keine Benutzbarkeitsfrage ...
 
Nach nun 32.000km meine zweite Kontrolle viel mehr pure Neugier...

Dunkle V-klasse steht an der Einmündender Straße am Stopp Schild und wartet während ich mit knapp 50 passiere. Gesittet werde ich verfolgt, biegen links in die Yorckstr. und warte vor der roten Ampel. Der Viano kommt hinter mir zum stehen und nach einer Gedenkminute steht der Chef neben mir:

"Guten Tag Polizei Düren. Sie wollen links abbiegen?"
(DF blinker scheinen zu funktionieren ^^)

"ja hatte ich vor"

"würden sie dann bitte kurz rechts ran fahren? Ist nichts schlimmes, mehr Neugier"

Gesagt getan, er und 2 Kolegginen sind sehr interessiert. "Was ist das?" "ein fahrrad..." sämtliche Programm Abläufe ratterten sichtbar durch "IF schleifen" bis er sich dann doch alles zeigen lassen wollte.
Und die üblichen 3 W's aufkamen:
-woher
-wie teuer
-wie schnell

Hab noch kurz alles demonstriert und Ihn mal anheben lassen. Rund um Reflektierende Aufkleber kamen super an. Bei der Hupe konnte ich den Gesichtsausdruck nicht deuten, die Klingel begeisterte wiederum alle :-D
Kann das nicht immer so nett laufen?
Nichtmal Personalien oder sonst was.
Gegenseitig noch einen schönen Feierabend und gute Weiterfahrt gewünscht :)
 
Die ganz normale mit Seilzug betätigte Fahrrad Klingel. Ist die Standard wenn man in RO bestellt oder hat der vorbesitzer gebastelt?
 
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