Hallo zusammen,
ein kleiner Bericht, Teil 1:
Nach der Arbeit fahre ich mit der S-Bahn zum Busbahnhof, ab wo mich ein Flixbus nonstop nach Paris bringen soll. Eigentlich wäre mir ein Zug lieber gewesen, aber über Nacht fährt da nichts mehr, so dass ich einen ganzen Tag verlieren würde. Ich bin zwar rechtzeitig am ZOB, aber den Bussteig erfährt man erst kurz zuvor, so dass man nur herumsuchen kann. Die Abfahrtszeit rückt näher, aber der Bus bleibt verschwunden. Erst über eine halbe Stunde verspätet taucht er dann auf; ich versuche, das Liegerad an den Fahrradständer zu hängen, aber der Arretierhebel ist zu lang; der Busfahrer findet mir einen Platz in einem Laderaum. Auf der Fahrt kann ich halbwegs schlafen; morgens staut sich der Bus nach Paris hinein, und kommt nicht zu sehr verspätet am Busbahnhof Bercy an. (Wie ich später erfahre, war die Fahrt im gemieteten Bus der Hamburger viel länger und mühsamer.) Von dort aus ist es nicht weit zum Gare de Lyon; ich will erst mal mein Gepäck abladen. Es führt eine RER-Linie direkt nach Noisy. Bei der RER sind Fahrräder erst nach dem Berufsverkehr erlaubt, kosten dafür aber nichts. Dank einer vorigen technischen Störung waren die Züge aber auch derart überfüllt, dass ich mit dem Liegerad überhaupt keine Chance gehabt hätte.
Nach dem Check-In ziehe ich noch einmal los; ich fahre mit dem Zug in die Stadt, und besichtige das Musée d’Orsay. Vor allem die Sammlung der Impressionisten ist beeindruckend. Anschließend schaue ich mir die Fondation Louis Vuitton an – dieses Museum hat zwar gerade keine Ausstellungen, aber schon die Architektur ist beeindruckend. Dann noch die Aussicht vom Dach der Galeries Lafayette mitnehmen, und durch den strömenden Regen zurück zur RER, und ab ins Hotel. Gut, dass der Regen jetzt durchzieht. Für das Brevet ist weitgehend trockenes Wetter angesagt, Sonne und Wolken, und angenehme Temperaturen – nicht so heiß wie in der Vorwoche, aber auch nicht zu kalt, knapp 20 °C. Und vereinzelt Regen, aber nur sehr geringe Mengen. Zumindest ist es das, was mehrere Wetterberichte übereinstimmend sagen.
Am Samstag ist es sonniger, mit vereinzelten Schauern; wenn ich schon hier im Osten von Paris bin, besuche ich auch das Disneyland. Mag zwar nicht jedermanns Sache sein, aber alles ist definitiv sehr detailreich und liebevoll gestaltet. Und am Sonntag ist die Vorbesprechung am Startort, nur 4 km vom Hotel entfernt. Auf dem Weg werfe ich einen Blick in den Park des Schlosses Champs-sur-Marne, der sich vom Schloss sanft nach unten bis zur Marne erstreckt. Die berühmteste Schlossbewohnerin war Madame de Pompadour. Dann noch bei der Schokoladenfabrik Menier vorbei, und dann zum Startort in Noisiel. Warum ausgerechnet dieser kleine Sportplatz? Weil die Pariser Brevets auch von dort starten. Ich treffe die anderen Spezialradfahrer –
@Fafnir ,
@Bergschnecke und
@Sturmvogel . Claus Czycholl hält eine Ansprache, unterstützt von Sina, die ins Französische übersetzt. Wir erfahren einige Anekdoten, wie es zur Gründung es ARA kam – und dass es dabei nicht nur um Radsport ging, sondern sich tiefe persönliche Freundschaften entwickelt haben. Claus empfiehlt uns auch die russischen Brevets – der russische Veranstalter nimmt auch teil, und überreicht Claus ein russisches Trikot. Dann ist die Vorbesprechung auch schon bald beendet; nachdem wir unsere Startkarten haben, verschwinden wir in unsere Hotels, um für morgen gut ausgeschlafen zu sein. In meinem Hotel sind zum Glück die Hamburger mit ihrem Bus, so dass ich das Gepäck gleich vor der Abfahrt einladen kann.
Am Montag dann das Brevet. Kurz vor vier Uhr morgens muss ich aufstehen; die anderen Randonneure haben zum Glück arrangiert, dass man um diese Zeit schon frühstücken kann, und ich versuche, in kurzer Zeit möglichst viel in mich hereinzuschaufeln. Als ich dann kurz vor halb fünf mein Gepäck in den Bus einladen will, schüttet es gerade wie aus Kübeln. Das ist doch jetzt echt nicht nötig! Aber schon nach wenigen Minuten ist es vorbei, ich steige auf mein Liegerad, und fahre die vier Kilometer bis zum Start. Dort haben die Organisatoren zwar auch ein kleines Frühstück aufgebaut, aber ich bin froh, schon zuvor in Ruhe etwas gegessen zu haben. Und bald darauf geht es auch schon los. Wir müssen leise sein, weil nebenan der Hausmeister des Sportplatzes mit seiner Familie noch schläft. Nachdem die erste Startgruppe weg ist, hole ich meinen Startstempel, starte meinen GPS-Tracker und mein GPS, und bin bereit zur Abfahrt – fast! Denn mir fällt siedendheiß auf, dass ich gar keinen Track auf meinem GPS habe. Alles runtergeladen, die richtigen Karten aufs Handy, den Tracker gestartet, aber das GPS vergessen. Verdammt! Jetzt muss es ohne gehen, d.h. den anderen Fahrern folgen, oder immer wieder aufs Handy schauen und mit der GPS-Karte abgleichen.
Nach einer ersten Steigung haben wir die Vororte von Paris verlassen, und es geht über das flache Land dahin. Zumindest sieht es ländlich aus; nichts deutet darauf hin, dass in wenigen Kilometern Chessy mit dem Disneyland liegt. Wir queren die Autobahn, kurz danach die Schnellfahrstrecke; dazwischen steht unvermittelt eine Windmühle am Waldrand. Hinter zwei Dörfern der Brie (ja, von hier kommt der Käse) geht es hinunter in ein Flusstal. Mangels Track verfahre ich mich kurz, und werde von den Rennradlern, die ich nach dem Start hinter mir gelassen habe, überholt. Auf dieser kleinen Straße kommen mir viele Autos entgegen – der Berufsverkehr scheint begonnen zu haben, und nutzt diesen Schleichweg. Nach einem weiteren Stück über eine Hochebene geht es bei Jouarre hinunter zur Marne; ich verfahre mich kurz, und langsam wird es hell. Laut Schildern fahren wir kurz durch die Picardie, bald sind wir aber in der Champagne – Weinberge säumen das Tal und Weingüter die Dörfer.
Einige Flussschleifen weiter komme ich durch Château-Thierry, und hier erwartet mich ein Stau. Anscheinend wegen einer Abzweigung, wo der Verkehr an der Marne-Brücke abzweigt oder einmündet. Ein Rennradler nach dem anderen kommt und fährt am Stau vorbei; schließlich taste ich mich auch nach vorne, und hinter der Kreuzung ist die Straße wieder frei. Aber zwei Dörfer später passiert das nächste Malheur: Es geht leicht bergab, und geradeaus durch einen Kreisverkehr. Ich tippe nur leicht auf die Bremse, und schon stürze ich und schlittere über den ganzen Kreisverkehr. Zum Glück war kein Auto direkt hinter mir. Es muss spiegelglatt gewesen sein. Obwohl Knie, Knöchel und Oberschenkel aufgeschürft sind, fahre ich sofort weiter – nur, um kurz danach von einem Pfeifen auf einen Platten im Hinterrad hingewiesen zu werden. Taugt der Minits Lite doch nichts? Es stellt sich heraus, dass ein mehrere Millimeter großes Steinchen komplett im Reifen steckt, anscheinend sich mit Schlamm hingeklebt hat, und dann mit jeder Umdrehung reingehämmert wurde. Und auf den nächsten 10–20 km verstehe ich auch, warum: Wir fahren hier im Marne-Tal durch die Weinberge, in denen die Trauben für den Champagner wachsen. Und anscheinend ist gerade Ernte, und die Traktoren haben Unmengen von Erde auf den Straßen verteilt, die dank des kürzlichen Regens sehr gut klebt und sehr rutschig ist. Ich fahre wie auf rohen Eiern, teils dreht das Hinterrad beim Antritt durch, weil sich der Schlamm millimeterdick auf dem Reifen absetzt. Und dabei habe ich es noch gut. Bei den Rennradfahrern betoniert er die Bremszangen zu; alle sagen später übereinstimmend, so etwas hätten sie noch nie erlebt, und einer leiht sich mein Multitool, um den festgebackenen Schlamm mit Gewalt loszuhebeln.
Fünf Stunden nach dem Start öffnet sich das Tal, die Weinberge verschwinden, und die Champagne wird so, wie ich sie kenne: flach, mit Feldern bis zum Horizont. Ich fliege dahin, überhole immer wieder mal einen Rennradler, und bin bald in Châlons-en-Champagne, wo sich die vorausfahrenden Rennradler eine Bäckerei als Kontrollstelle ausgesucht haben. Ich halte ebenfalls an, kaufe mir ein zweites Frühstück, und schmiere mich mit Sonnencrème ein – in der Hoffnung, dass es ein sonniger Tag wird. Dann geht es weiter durch die Stadt, vorbei an vielen Ampeln, und dann hinauf aus dem Tal nach L’Épine. Hier fuhr ich bei 3wheels4france in Gegenrichtung; kaum zu glauben, dass diese geringe Steigung in Gegenrichtung mit dem Velomobil so schnell wird. Weiter geht es über kleine Nebenstraßen nach Osten, vorbei an weiten Feldern und Getreidespeichern, und der zunehmende Westwind bläst mich ordentlich vorwärts. Lange fahre ich alleine dahin, teils etwas zäh, weil es unmerklich bergauf geht, aber hole dann noch zwei Rennradfahrer ein. Aber ab Sainte-Menehould, wo es hinauf in die Argonne geht, muss ich zumindest einen von ihnen ziehen lassen. Bei Clermont-en-Argonne (da hatte ich bei 3w4f gefrühstückt und einen Platten geflickt) und Dombasle warten weitere Steigungen auf mich, inzwischen hat es sich bewölkt und der Wind bläst ziemlich kalt, und vor Verdun erweist sich ein gelbes Blinklicht neben der Straße als Panzer auf dem Truppenübungsplatz. Ich bin froh, als ich unten bin, treffe die anderen wieder bei einer Bäckerei, und kaufe mir eine Stärkung. Ich bin etwas erschöpft, weil es durch die Hügel und mit dem kalten Wind doch anstrengend war.
Anschließend folgt der Stadtverkehr durch Verdun, und mehrere Steigungen auf stark befahrenen Straßen aus dem Maas-Tal hinauf. Der Verkehr lässt schnell nach, wohl dank der parallelen Autobahn, aber die folgende Abfahrt kann ich trotzdem nicht genießen – die Windböen sind so heftig, dass ich arg ins Schwitzen komme. Und dann warnen Schilder vor einer Straßensperrung in 20 km Entfernung und raten zu großräumiger Umfahrung. Ich ignoriere das natürlich; hat den Vorteil, dass die Straßen dorthin dann praktisch verkehrsfrei sind. Seit der großen Abfahrt ist das Land wieder bretteben, die dichte Bewölkung hat sich wieder aufgelöst, und es geht sonnig und mit Rückenwind flott dahin. Die Baustelle erweist sich als gesperrte Brücke; aber als Radfahrer kann man an den Bauarbeitern bequem vorbeifahren.
Dann steigt das Land wieder langsam an, nach einem Zwischental immer steiler, und anschließend geht es bergab zur Mosel – hinein in den Ballungsraum von Metz. Und eine Baustellenampel sorgt prompt für einen längeren Stau. Als ich so stehe, werde ich wieder von Rennradlern überholt, und folge ihnen schließlich vorbei am Stau. Da ich immer noch keinen Track auf dem GPS habe, hänge ich mich schließlich an einen Rennradler, und lasse mich von ihm zickzack durch Metz navigieren. Das ist sehr anstrengend, weil er offenbar versucht, seine Gruppe wieder einzuholen; aber auf der anderen Seite der Mosel, wo ich kurz falsch abbiege, wird die Wegführung wieder einfach, und ich kann in Ruhe den Berg hinaufkurbeln. Es geht auf einer schnurgeraden Straße mit viel (aber abnehmendem) Verkehr nach Nordosten; links in der Ferne sehe ich die Kühltürme von Cattenom, und rechts und links voraus sehe ich Regenschauer, aber zum Glück erwischt mich keiner.
Vorbei an lustigen Ortsnamen wie Freistroff und Rémelfang erreiche ich irgendwann Bouzonville; dahinter geht es wieder zäh bergauf. Und die Abfahrt danach, hinunter zur deutschen Grenze, kann man auch nicht genießen, weil man unten abbremsen und links auf eine winzige Straße fahren muss, wieder bergauf in ein Dorf mit zwei Ortsschildern von beiden Ländern. Wieder eng bergab in ein Flusstal, und bald wieder lange bergauf auf der anderen Seite; schließlich bremse ich auf den Serpentinen bei St. Barbara den Höhengewinn wieder weg, und rolle schließlich zum Campingplatz von Wallerfangen, der dritten Kontrolle. Die Abendsonne hat sich langsam im Dunst aufgelöst, der Wind bläst nach wie vor, und mit der Dämmerung kommt die Kälte. Auf den letzten Metern kommen mir ein paar Randonneure entgegen; ich werde aber erst einmal eine ausführliche Pause machen. Schön, sich hinsetzen und ausruhen zu können – die letzte Etappe war doch anstrengend.
Eigentlich habe ich mich auf eine warme Suppe oder ähnliches gefreut; die Veranstalter haben zwar ein reichhaltiges Angebot an Essen, aber leider nichts warmes, außer Kaffee. Und auch die Schlafmöglichkeit ist wenig einladend, draußen in der Kälte im Zelt. Die Veranstalter haben wohl auch mit wärmeren Temperaturen gerechnet. Während ich Kartoffelsalat, Frikadellen, Kuchen und immer wieder Kaffee in mich hereinschaufele, bearbeite ich das GPS; ich habe zum Glück meinen USB-OTG-Adapter dabei, so dass ich den Track vom Handy aus draufkopieren kann.
Nach einer ausgiebigen Pause geht es dann weiter. Längst ist es stockdunkel geworden; jetzt gilt es, den Hunsrück zu überqueren. Stefan hatte gesagt, der Weg sei harmlos, es ginge die nächsten 70 km gleichmäßig nach oben. So ganz stimmt das nicht; die Steigung hält sich zwar in Grenzen, aber es gibt immer wieder Abfahrten, so dass man einen Teil der Höhenmeter doppelt fährt. Noch läuft es ganz gut, aber die ganzen Höhenmeter seit der Champagne stecken mir noch in den Knochen. Ich komme unter anderem durch Dagstuhl – hier, in dieser Abgeschiedenheit, befindet sich im Schloss das Leibnitz-Zentrum für Informatik, wo Tagungen stattfinden. Irgendwann begegnen mir dann zwei Randonneure, die langsam herumeiern; ich ziehe an ihnen vorbei, aber eine Weile später überholt mich einer von ihnen, Paffi, wieder. Es wird immer steiler, es läuft immer zäher, aber irgendwann bin ich dann doch endlich oben auf dem Gipfel des Erbeskopf. Paffi kommt mir erst ganz am Ende entgegen; er hat also genauso gekämpft. Oben muss ich erst einmal die Kontrollzange finden; das Schild sehe ich zwar bald, aber ich muss erst einmal draufkommen, dass die Kontrollzange unten am Fuß des Pfostens tief im Gras liegt. Schnell noch GPS-Akkus wechseln, und dann weiter – hier oben bläst ein ziemlicher Wind, es ist schweinekalt.
Dann kommt die Abfahrt; leider passe ich nicht auf, und verpasse die Abzweigung nach Morbach. Egal, der Track quert die Umgehungsstraße, und ich will nicht umdrehen und bergauf fahren. Leider quert der Track auf einer Brücke. Ich entschließe mich, das Rad die paar Meter zu tragen; und muss mich dann in der Dunkelheit über eine sehr steile Böschung durch das Gestrüpp hocharbeiten, was deutlich härter ist als gedacht. Aber irgendwann bin ich oben, wuchte das Ding über die Leitplanke, und will mit einem kräftigen Antritt losfahren. Pling – da reißt die Kette. Das muss irgend ein Materialfehler sein; schon vor zwei Wochen ist mir ein Kettenglied durchgerissen, daher weiß ich zumindest, was ich machen muss. Kette wieder durch die Rohre fädeln, in die ölige Umlenkrolle greifen, schauen, dass sich nichts verdreht, mit dem Kettennieter das kaputte Glied entfernen, mangels Verschlussglied ein Ersatzglied vom Reservestück abtrennen, und alles wieder vernieten. Nach einer Ewigkeit bin ich fertig, und kann weiterfahren. Zuerst geht es noch einmal lange bergauf – und dann kommt endlich die Abfahrt hinunter an die Mosel. Leider mit vielen Serpentinen, die ich langsam herunterrolle. Und mit der Kälte und Erschöpfung geht der Kreislauf in die Knie, und ich werde todmüde. Ich muss mehrmals anhalten, um nicht einzuschlafen. Eigentlich war ja mein Plan, die erste Nacht durchzufahren, und später dann immer mehr zu schlafen. Wenn es hier eine Bank mit Geldautomatenvorraum gäbe, würde ich mich reinlegen – aber hier ist weit und breit nichts. Ich habe zwar einen Biwak-Sack dabei, aber auch keine echte Lust, mich hier bei Kälte und Wind in den Straßengraben zu legen. Also weiter. Ist ja nicht mehr weit bis Wittlich. Der Track geht über kleine Wege, ich bevorzuge die größeren Straßen, und verfahre mich am Ortseingang, weil ich die tiefergelegte Umgehungsstraße nicht erkenne. Endlich bin ich bei der Tankstelle, wo der Nachtschalter besetzt ist und ich mir etwas kaufen kann. Zwei Brezen und einen Red Bull. Währenddessen taucht ein anderer Randonneur auf, den ich vorher schon herumschleichen gesehen habe; bei ihm läuft es wohl auch nicht so gut.
Den Anfang des Bahntrassenradwegs finde ich recht problemlos; und dann geht es angenehm kurvig mit gleichmäßiger Steigung und durch mehrere Tunnels hinauf in die Eifel. Hinter dem Ende der Bahntrasse kommt wieder die Müdigkeit, die Konzentration für steile Abfahrten und enge Kurven fehlt, und so halte ich in Gillenfeld an einer Tankstelle, und kaufe mir einen Kaffee. Das tut gut! Langsam wird es hell; ein weiterer Bahntrassenradweg beginnt, und führt in Schleifen durch die Vulkaneifel. Jammerschade, dass man von den Maaren nicht viel sieht, und das Wetter grau und regnerisch ist. Irgendwann erreiche ich dann Daun, wo die Bahntrasse auf einem Viadukt ein Tal überquert und einen schönen Blick auf die Stadt bietet. Leider beginnt es zu regnen. Hinter Daun endet der Bahntrassenradweg auch schon wieder, und es geht auf einer verkehrsreichen Straße weiter, die zum Glück anfangs einen Radweg hat, der aber einige Zusatz-Höhenmeter bietet und vor der Autobahn endet. Ein paar Kilometer weiter zweigt der Track zum Glück ab; es geht auf winzigen Sträßchen bergauf und bergab, und dann noch einmal steil nach Boxberg rauf. Eigentlich ist der Regen gar nicht so unangenehm, aber ich bin dann doch froh, als er endet; auf einem Höhenrücken geht es nach Nordwesten, in den Wolkenlücken kommt teilweise die Morgensonne durch, und taucht die umgebenden Täler in ein goldenes Licht. Bei Hoffeld hat man dann einen schönen Blick auf die Kuppe des Arembergs. Weil sich der folgende Track dahinschlängelt, habe ich die Hoffnung, durch ein Flusstal bergab aus der Eifel hinaus zu reiten; aber leider geht es erst auf winzigen Straßen kurvig und steil hinunter an die Ahr, so dass man alles wegbremsen muss, und dann ein paar Kilometer am Fluss entlang. In einem Café sehe ich einen Randonneur frühstücken; leider hält die Bergab-Etappe nicht an, sondern bald geht es nach links, durch das Tal eines Nebenflusses, wieder bergauf. Natürlich nicht steil, aber zäh, die Motivation ist niedrig, und der Randonneur überholt mich. Am höchsten Punkt geht es dann wieder nach Nordosten. Bald sehe ich rechts in einer Senke die weiße Schüssel des Radioteleskops Effelsberg; jammerschade, dass der Track nicht direkt dort vorbeigeht. Das Tal wird kurz darauf gequert, leider wieder in engen Kurven, so dass man jeglichen Schwung wegbremsen muss. In Rheinbach habe ich dann endlich die Eifel verlassen, und es geht flott dahin – und ich will endlich ankommen. In einem der nächsten Dörfer sehe ich den Randonneur wieder; er springt auf, spurtet los, und hängt sich an mich dran – wie er mir später sagt, musste er gerade die GPS-Batterien wechseln, und so hat er sich lieber an mich gehängt und ist mir gefolgt. Gemeinsam fahren wir durch Bonn und die ganzen Vororte, mit etlichen Abzweigungen und Ampeln. Auf der anderen Seite des Rheins ist es zwar besser, dafür werden wir über winzige Pfade hinten um die Dörfer geführt – wir sind froh, dass wir den Weg nicht nachts finden müssen, bei Tag ist es schon schwierig genug. Endlich sind wir in Spich, wo ich mir wieder eine lange Pause verdient habe.