So, der Hochtemperaturumbau ist im Gange. Bin nicht ganz fertig geworden, wenn man zugleich noch das Federbein zerlegt und fettet, Federn vermisst, Bremszug kürzt und sonstige Dinge tut, die man halt tut wenn schon mal das Federbein aus dem SL ist, dann dauerts halt etwas länger.
Einleitung: Die herkömmlichen Sturmey Archer Trommelbremsnaben haben ein Hitzeproblem an Gefällestrecken. Zuallererst leiden die Lager, wegen Hitze und Verspannen, lang bevor Fading oder sonstige kritische Zustände auftreten. Deshalb denke ich, dass man mit einer Lagerung, die mit der Temperatur klar kommt bereits ein grosses Stück weiter im Sinne der möglichen Dauerbremsleistung kommt. Warum? Weil man guten Gewissens die Temperatur (genauer die Temperaturdifferenz zur Luft) der Nabe verdoppeln kann und damit die Kühlleistung (=Dauerbremsleistung) verdoppeln kann.
Es mussten also Hochtemperaturlager her und ohne Abstandshülse zwischen den Innenringen eingebaut werden. Dafür hab ich den Achsstummel mit Distanzscheiben unterlegt, damit ich die Achsschraube gegen etwas festziehen kann und die Nabe im kalten Zustand noch 0.2 bis 0.4mm Axialspiel für Wärmedehnung der Nabe ohne Zwängung der Lager hat.
Wenn jetzt noch Gingko wie angekündigt mit Nabenkörper mit echten Kühlrippen rüberkommt, könnte ein Schuh draus werden.
Lagerwahl:
1.: Gewöhnliche Lager haben eine maximale Betriebstemperatur von um die 120°C. Die Naben werden aber schnell wenigstens 220°C warm (Temperaturmessstreifen). Das Lagerfett verflüssigt sich, schmiert nicht mehr wie es soll und läuft (zumindest im Stillstand ohne Fliehkraft an den Dichtscheiben) davon. Das merkt man bei Putzen der Trommel von innen, wenn der Lumpen plötzlich fettig ist. Lösung: Ich hab mir Lager besorgt, die (inklusive dem Fett) bis 260°C dauerhaft spezifiziert sind.
2.: Es müssen Dichtscheiben "ZZ" sein und keine Gummidichtungen "RS" weil die durch ihre Reibung mehrere Watt Verlust bringen würden.
3.: Das äussere Lager ist voll der Witterung ausgesetzt und rostet sichtbar, das Innere ist in der Trommel etwas besser geschützt, aber wenn man die Stahlbüchse in der Trommel anschaut gibt es auch dort drin ein Rostproblem. Da der Rost ins Lager hinein wandern kann ist das nicht nur ein kosmetisches Problem. Die Lager sind also besser aus Edelstahl "S".
4.: Reibungsarme Lager haben eine erhöhte Lagerluft "C3". Wer eine geringere Lagerreibung will sollte also eine erhöhte Lagerluft wählen.
5.: Hochtemperaturlager haben auch eine erhöhte Lagerluft. Gegen Ende vom Abkühlvorgang ist der Aussenring kälter als der Innenring. Aufgrund der Unterschiede in der Wärmedehnung können die Kugeln eingeklemmt werden, was zum Blockieren des Lagers führen kann.
Bei Ausbau hat sich bestätigt, dass die Abstandshülse (bei mir aus Alu) im kalten Zustand zwischen den Innenringen eingeklemmt ist. Beim Anwärmen der Nabe auf 120°C (Heissluftfön und Infrarotthermometer) wird die Hülse lose und hat Luft.
Bei 120°C konnte ich die Lager der rechten Nabe mit sehr wenig Kraft aus der Nabe schlagen, bei der linken Nabe sassen sie bei der Temperatur noch recht fest. Ich hab einen Hammer gebraucht.
@TimB 's Theorie, nach der die Aussenringe in der Nabe verschieblich sind, trifft auf meine Naben höchstens teilweise zu.
Jeweils das äussere Lager hatte fühlbar Spiel (ein Lagerexperte würde sagen war definitiv vollends kaputt).
Es stimmt, dass der Lagersitz für die Aussenringe nach innen noch ein paar Zehntel Luft hat. Die Lager waren nach dem Einpressen ohne Abstandshülse ca. 0.4mm weiter zusammen.
Ach ja, ein locker-werden der Speichen ist sowohl rechnerisch unmöglich, als auch im Versuch nicht passiert.
Ich hab übrigens Achsschrauben mit einer "wiederverwendbaren hitzebeständigen klemmenden Schraubensicherung" gefunden. Ich hab jetzt Senkkopf mit Rosette verbaut. Sieht irgenwie mehr "aero" aus.
Und hier die Bilder: