Mein Gott, was für ein ereignisreicher Tag heute. Wer viel Zeit und Muße hat, kann sich mal mein Erlebnis heute durchlesen.
Man weiß nie, wenn Autos hinter einem herfahren, ob sie dies aus Interesse oder gar Begeisterung tun, oder aus Feindseligkeit.
Heute war wieder so ein Tag. Es ist schon dunkel. Zunächst fährt ein Auto mehrmals neben mir. Ich kann ihn abschütteln, indem ich schnell bremse und in eine Seitenstraße abbiege. Er wendet nicht und fährt nicht in die Seitenstraße. Somit alles im grünen Bereich.
Dann 2 Dörfer weiter. Ich merke, dass ein Auto hinter mir herfährt und micht nicht überholt. Interesse am Fahrzeug? Ich weiß es nicht. Da ich mit platten Hinterreifen fahre (für alle, die sich jetzt wundern, sei der Platzende-Hinterreifen-Thread empfohlen), fahre ich maximal ein paar 60iger, trotzdem die Strecke eigentlich super Gefälle hat. Oft bin ich auch nur 40. Er überholt nicht. In einem Dorf fahre ich rechts ran und will ihn vorbeilassen oder seine eventuellen Fragen beantworten. Aber er bleibt auch hinter mir stehen. Die Straße zu meinem Heimatdorf ist vergleichweise einsam, aber schmal, so dass mich keiner überholen kann. Also riskiere ich, den Weg nach Hause durch die Dunkelheit. Ja, na klar, heute bin ich nicht allein. Schließlich dann im Heimatdorf halte ich wieder an, er auch. Ich steige aus mit nacktem Oberkörper, hole meine Tasche vor, ziehe meine Jacke aus jener und an, suche meine Lauflatschen aus dem VM, ziehe die Radschuhe aus und die Latschen an und er steht immer noch da. Ich nehme das Handy aus dem VM und gehe zu ihm hin. Er macht die Scheibe nicht runter. Mit sehr viel energischem Einsatz gelingt es mir, dass er doch die Scheibe runtermacht.Ich frage ihn, ob ich ihm helfen kann und warum er mich verfolgt. Er sagt, er suche jemanden. Während dieses Gesprächs merke ich, dass er die ganze Zeit im Telefon mit jemanden spricht. Ich frage ihn, ob er Angst hat oder warum er die ganze Zeit telefoniert, während ich mich mit ihm unterhalte. Er gibt alles, was ich ihm sage, weiter. Die Aufregeung hat mir meine Erinnerung ein bisschen gefressen, deshalb weiß ich garnicht, wie wir darauf gekommen sind, aber z.B. so was hier ging ab: Ich: "Warum fahren Sie ein Auto?" Er: "Ich kann mir nichts anderes leisten." Ich: "Wie teuer war denn Ihr Auto?" Er: "36" Ich: "36000?" Er: "Ja." Ich: "Für 10000 hätten Sie schon ein Fahrrad gekriegt." Er ins Telefon: "Er sagt, für 10000 hätte ich schon ein Fahrrad gekriegt." So in der Art. Na gut. Ich nehme mein Handy und fotografiere sein Nummernschild und ziehe dann los. Da ich nicht meinen Wohnort verraten will, drehe ich mein VM um 180 ° und schiebe in die entgegengesetzte Richtung, dann über eine Kopfsteinpflasterstraße, die man eigentlich nur nimmt, um zum Bahnhof zu kommen, dann wieder rechts in eine Wohnstraße, er immer hinter her, und dann ist die Polizei da. Na super, Polizei dein Freund und Helfer. Sollte man meinen, wenn man von jemanden über km durch die Dunkelheit verfolgt wird. Aber denkste. Volles Verständnis für den "besorgten" Mitbürger und null für meine Situation. Sie hätte mich privat schon ein paar mal übersehen und sie hätte keine Lust , aus mir Hackfleisch zu machen (wörtliches Zitat!), und mein Rücklicht sei eine Funzel. Und die Leute ärgern sich über mich, da sie mich übersehen könnten. Und ich sage, wer mich nicht sieht, der sollte mal zum Augenarzt. Und er sagt: Wenn sie Auto fahren, dann schauen sie doch auch durch die Fenster des vorderen Autos durch. Und ich sage: Nein. Ich sage, Ich verstehe eins nicht: Wenn man Angst hat, mich zu übersehen, warum sagt man dann nicht einfach: Ich lass das mit dem Autofahren, das ist mir zu heiß? Das ist ja idiotisch (auch wörtlich)! Ich sage: Super. So kann man Leute prima mundtot machen, indem man sie als Idioten bezeichnet.
Naja, ich glaub, die waren froh, dass sie irgendwann von mir los konnten, denn sie hatten keine Argumente mehr gegen mich, zumindest keine, die ihnen in dem Moment eingefallen wären. Es ging noch um das Handyfoto. Der "besorgte Mitbürger" hatte nämlich noch eindrücklich die Polizei aufmerksam gemacht, dass ich ein Foto von seinem Auto geschossen habe und dass sie darauf achten sollen, dass ich das wieder löschen soll. Und das haben sie dann zum Schluss auch machen wollen. Ich hatte vorsichtshalber mein Handy ausgemacht. Und ich drücke und drücke "Oh, Akku alle." "Na wir können es im Auto aufladen." Ich frage: "Wie ist das rechtlich? Darf ich nicht ein Auto fotografieren?" Er: "Wenn sie nur das Nummernschild und nicht den Fahrer fotografieren, dann ja. Sonst nicht. Können wir jetzt das Handy anmachen oder aufladen?" Da mein Handy ein UraltNokia ist, spekuliere ich darauf, dass die den Stecker nicht haben. Und wenn nicht, der Akku ist auch nicht mehr so gut, der kann immer Strom gebrauchen. Ich sage "Ja". "Oh den Stecker haben wir nicht." Spekulation aufgegangen.
Vielleicht ein Musterbeispiel, wie man nicht kommunizieren sollte. Vielleicht sollte ich nächstesmal mit der Polizei in einer Fremdsprache sprechen. Dann ist das Gepräch schnell vorbei und eskaliert vielleicht nicht so. Aber ich habe auch schon viele nette Polizisten getroffen, das weiß man am Anfang immer nicht.
Während ich dies schreibe, habe ich keine Kontrolle über meine Knie. Die Tastatur liegt dadrauf und klappert was zusammen. Das kann doch nicht nur die Kälte sein?
Ich verstecke mein VM zu Hause. Ich halte es für möglich - nachdem soviele Leute mich hassen - Opfer von Vandalismus zu werden. Absolut schizophren. Aber das heutige Erlebniss bestärkt mich wieder darin.