Im Sog der Optimierung

wolfram

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Hallo zusammen, ich bin ja auch immer mal wieder im Forum, auch mit eigenen Beiträgen.
Immer wieder fällt mir auf , wie schlecht man sich dem Sog der Optimierung entziehen kann.
Reifen, Ketten, Luftwiderstand,.....alles Themen mit denen man sich ausgiebig auseinandersetzen
kann.
Mir tut das aber gar nicht gut, viel zu weniges wird hinterfragt, Geschwindigkeit, Leistung sind
oft nur Zahlen, völlig abstrakt, deren Diktat man einfach folgt.
Interessanterweise hilft mir die Erkenntnis oft nur wenig, ohne Tacho, Leistungsmessung und
einem Fahrzeug mit Übergewicht, vom eigenen ganz zu schweigen, fällt es mir trotzdem
oftmals schwer, mich einfach wohlzufühlen. Ich werde von Beiträgen getriggert, obwohl
ich weiß, dass es völlig egal ist.
Ist die Optimierung in der Gesellschaft so allgegenwärtig, dass man sich dem nicht entziehen kann?

Das frägt sich Wolfram
 
Die Optimierung fängt ja schon beim Liegerad oder Velomobil als Fahrzeugkonzept an.
Wenn man das hinterfragt, ist man vielleicht schon falsch abgebogen...

Optimierung liegt in der DNA von Liegerädern. Das kann man schlecht leugnen.

PS: Ich verstehe vielleicht die Fragestellung auch nicht ganz.
Geht es um das eigene Wohlfühlen? Um die Einstellung zu Verbesserungen? Um fragwürdige und nicht nachzuvollziehende Theorien und Aussagen?
 
Mein Optimierungsdrang am Rad läuft ziemlich sauber getrennt von Aktivität mit dem Rad. Ich hab noch nie mit dem Rad am Berg darüber nachgedacht, wo ich Kalorien sparen könnte oder um wie viel schneller ich mit 100g leichteren Laufrädern jetzt gerade wäre.
 
Ist die Optimierung in der Gesellschaft so allgegenwärtig, dass man sich dem nicht entziehen kann?

Nur der unzufriedene kann verbessern

Ferdinand Porsche

Ich finde den Verbesserungswahn in dem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, den wir verkörpern, gut.
Schlimmer finde ich, daß 90% der Bevölkerung nirgendwo Verbesserungsbedarf sieht (außer beim Benzin- und Schnitzelpreis).
 
Niemand hinterfragt die These, dass Optimierung glücklich macht?
erstaunt Wolfram
 
Niemand hinterfragt die These, dass Optimierung glücklich macht?
erstaunt Wolfram
Optimierung ist die Definition von und das Streben zu einem Ideal.
Wäre schlimm, wenn das in mehr als neurotischen Ausnahmefällen nicht glücklich macht. Da säßen wir noch in den Bäumen.
 
Da ist jeder anders. Einige sind froh status quo zu erhalten, mich macht es glücklich wwiter gekommen zu sein. Den aktuellen Zustand zu akzeptieren fällt mir schwer und ich habe einen inneren Antrieb, der mich dazu bringt Dinge zu verbessern. Egal ob Technik, Politik oder der eigene Körper und Geist.
 
Optimierung ist die Definition von und das Streben zu einem Ideal.
Wäre schlimm, wenn das in mehr als neurotischen Ausnahmefällen nicht glücklich macht. Da säßen wir noch in den Bäumen.
Grundsätzlich sehe ich das genauso. Eine Grenze wird für mich überschritten, wenn der Aufwand, der zur weiteren Optimierung notwendig ist, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zur erzielbaren, nur noch minimalen Verbesserung steht.
Nur, WO diese Grenze liegt, wird halt von jedem unterschiedlich empfunden ;-)
 
Man sollte sich schon die Frage stellen, _was_ es denn zu optimieren gilt.
Optimieren ist aber nichts grundlegend schlechtes, oft sogar etwas notwendiges.
 
Danke Wolfram,
bei mir splittet sich Optimierungswille an aktuell Wichtiges. Spur einstellen am Anhänger für lange Strecken.
Ich stell mir doch nicht extra die Spur quer um noch schlechter voranzukommen, oder? Da seh ich keinen Wahn sondern Notwendigkeit.
Heilfasten entspannt, weil nur noch das Wichtige geht, vll weil man in dem Zustand nichts, nicht mal essen braucht (+Grundbedürfnisse).
Gruß Krischan
 
Optimieren ist für mich relativ. Mein Umstieg auf das Liegerad hat mein Fahrgefühl extrem optimiert: Nichts zwickt mehr, keine Finger schlafen mehr ein, kein Sattel kann mehr drücken.... schön! Dagegen habe ich nicht die geringste Lust, das Radl weiter auf Geschwindigkeit oder irgendeine Art von spezieller Performance zu trimmen. Ich bin ja nicht auf der Flucht.

Beim Anpassen unseres Häusls an den Klimawandel, das wir gerade vornehmen, optimiere ich natürlich, wenn auch nur in dem Rahmen, der noch als irgendwie wirtschaftlich vertretbar ist. Um es vollkommen zu optimieren, müssten wir den Bagger kommen lassen, und neu bauen. Das halte ich nicht für optimal.

Vielleicht bin ich atypisch, aber Optimierung bedeutet mir per se nichts. Ich möchte einen guten Job machen, aber sicher nicht den bestmöglichen. Das Hinterherhecheln hinter der Karotte des "Optimums" (definiere einmal "Optimum"!) ist eine der besten Möglichkeiten, sich unsäglichem Druck aus zu setzen, und das ohne jeder Not. Dass in unserer Gesellschaft die Logik so vor gebetet wird, das ist mir klar. Aber ich muss ja nicht nach beten.

lg!
georg
 
Mit Beiträgen wie optimales Licht oder optimale Kettenführung wird ja suggeriert
dass es sowas überhaupt gibt
 
Mit Beiträgen wie optimales Licht oder optimale Kettenführung wird ja suggeriert
dass es sowas überhaupt gibt
Ich denke "optimal" ist die Kurzfassung für "der aktuell best mögliche Kompromiss" - morgen und mit neuer Technik/Erfahrung/Mitteln kann das Optimum schon wieder ganz anders aussehen.

Als Glühobst durch LED ersetzt wurde, gab es da halt die "optimale Lampe" und das war irgendwas LED. Heute hat man hochgezüchtete LED-Brenner und spricht über Kühlung, Lichtverteilung und Montagepositionen.

"optimal" ist ein bewegliches Ziel.
 
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