Geliebtes Eisenschwein

Ich habe das heutige Wetter genutzt, um mich mit dem Tagun etwas vertrauter zu machen, also eine kleine Tour um die 40 km, größtenteils topfeben. Sein Tretlager ist nochmals höher als das des Fateba und ich erwartete eigentlich, dass es dadurch bei niedrigen Geschwindigkeiten kippelig wird, ebenso, dass ich mehr gegenhalten muss, um die Füße in den Pedalkäfigen zu halten.
Der erste Teil der Strecke innerorts schien das zu bestätigen. Als ich allerdings erst einmal auf dem - wetterbedingt gut gefüllten - Radweg unterwegs war und der Gedanke "Hilfe, ich habe ein ungewohntes Rad!" von selber verschwunden war, lief alles wie von selber. Schon spannend.

Die verlängerte Lehne fühlt sich gut an, der im Vergleich zu den Liegern von Radius weiter vorne plazierte Lenker mit seinen relativ langen, im Winkel verstellbaren Griffen liegt extrem angenehm in der Hand, der breite, relativ schwach profilierte Vorderreifen hält auch mit 5 bar unerschütterlich Traktion. Die Federung des Hinterbaus fühlt sich beim Einfedern erstaunlich ähnlich den Radiusliegern an, beim Ausfedern ist die bessere Dämpfung sehr angenehm.

Ich hatte einen kleinen "Verschrauber", der eigentlich eine Fehlinterpretation war: Das Ritzelpaket produzierte seltsame Geräusche. Alle paar Pedalumdrehungen fühlte es sich an, als ob die Schaltung von selber den Gang wechseln wollte. Ich bin also etliche Male abgestiegen und habe versucht, das nervige Geräusch abzustellen, bis mir die Einsicht kam, dass es an der Kette liegen muss: Richtig, die hatte ich doch vor einiger Zeit gekürzt. Also ganz langsam im Stand gekurbelt und plötzlich war der "Knack" da: Kurz vor dem Einlauf in den Schaltkäfig spreizten sich zwei Glieder ab, ohne sich gegeneinander zu beugen. Inzwischen steht das Rad bei mir auf dem Flur und ich werde mich gleich der Kette widmen.

Relativ schwierig ist immer noch das Anfahren am Berg.
 
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Weil ich den Thread von @Drosselklappe nicht zumüllen möchte lieber hierhin:

Ich war letzte Woche das erste Mal in Münster unterwegs und erwartete, dass dort in der Fahrradhauptstadt Europas und Heimat der Radiuslieger alles voller Liegeräder wäre.- Nix war´s, kein einziges auf der Straße gesehen. O.K: Wahrnehmung bzw. Erwartungshaltung aus der Forumsblase... :rolleyes:
Jedenfalls war ich in einem Laden, der sich Lastendreirädern verschrieben hat, fragte nach einem Vorderrad in 406 mit Nabendynamo und kam mit einem Monteur ins Gespräch, der sich an die Zeiten erinnerte, als die Radiuslieger noch gebaut wurden. Der erzählte mir, dass Radius wohl der erste Importeur der legendären Tubus-Gepäckträger gewesen sei und sich das Geschäft so rasend gut entwickelt hätte, dass sie irgendwann nur noch mit diesen Teilen beschäftigt waren und der Bau / Verkauf ihres Ursprungsangebot ganz weit in den Hintergrund trat, bis sie ihn schließlich aufgegeben haben. Radius ist auf diesem Gebiet wohl immer noch aktiv, aber nicht mehr unter dem ursprünglichen Namen.
Dann hätte Carsten mit seinem PG ein wahrhaft historisches Fahrzeug, das für eine m.E. wichtige Entwicklung steht.
Ich habe die oben genannte Erzählung bisher noch nie gehört. Die Suche nach dem deutschen Importeur von tubus führt auf eine Seite mit Münsteraner Adresse, als Geschäftsführer ist Christian Junkers (keiner des Ursprungsteams hinter den Radiusliegen) angegeben, die Firma ist Teil der hebie group, also vermutlich irgendwann übernommen worden.

Weiß jemand hier Näheres?
 
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Moin Martin,
ich weiß auch nur, dass Tubus von Hebie übernommen wurde und damit zu einer "group" gehört, die i.d.R. von finanziellen und nicht von technischen Interessen getrieben ist. Ist bei vielen solchen aus Idealismus gegründeten Unternehmen leider so, sobald Konkurrenzprodukte auf dem Markt sind - bei vsf ist's ähnlich (wobei es dort tatsächlich noch einen Mann der ersten Stunde gibt).
Ich kann mich an die ersten Tubus Lowrider Anfang der 90er erinnern - mit großem Mannesmann-Aufkleber und unzerstörbar, preislich für mich als Student unerreichbar, weshalb es beim wackeligen Bor Yueh aus Alu blieb.
Apropos Münster: Weißt Du, wie die Lage bei 123Rad dort ist? Bauen die nach dem Brand wieder auf?
 
@Drosselklappe :
Danke für Deine Ausführungen, die klingen schlüssig.
Ich weiß leider nichts über 123Rad: Münster ist groß und ich habe mir erst einmal die Altstadt angesehen. Das war - vor allem wenn man eine Schwäche für alte Kirchen hat - genug Programm für einen Tag. 123Rad ist wohl in einem anderen Stadtteil, so dass wir dort nicht hingekommen sind.
Allerdings hatte der Inhaber ja bei uns eine Anfrage nach einem PG im Raum Münster gestellt, nachdem seines mit abgebrannt ist. Ich habe ihn auf ein m.E. faires Angebot hingewiesen und er hat sich noch nicht gemeldet.
Ich nehme an, dass er nach dem Brand mehr als genug zu tun hat, um seine Verhältnisse wieder zu organisieren.
 
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Ich habe übrigens vorhin etwas am Fateba herumgeschraubt und dabei auch interessehalber den Durchmesser des Gabelschaftrohrs mit dem Messchieber gemessen: Exakt 1 Zoll, wie bei Radius. Also doch etwas mehr Austauschbarkeit...
 
wenn der Konus mit dem Bonus einmal draussen sitzt, draussen sitzt, tralalalalalala
Mein Langlow ist ja auch aus Eisen und da hab ich nun auch sehr lieb und so lang ist es gar nicht
für einen Langlieger = 2,25m; gar nicht so OT, da es auch um ein langes Liegerad geht : )
 
In der Tabelle die Spalte "Gabelkonus Innendurchmesser". Wenn's kein ISO-Maß ist, kann ich mir noch am ehesten JIS vorstellen.
Edit: Das hätte auch auf den Außendurchmesser der nötigen Lagerschalen Auswirkungen für den Fall, dass mal der Steuersatz zu ersetzen ist. Aber den kann man garantiert nicht ausmessen, solange der Steuersatz drin ist, beim Konussitz hat man da oft noch Chancen.
 
Danke Euch!
Ich habe gerade mal die alte Gabel aus meinem Schrott-PG geschraubt und in das Lenkkopfrohr des Fateba eingepasst. Die Lagerschalen habe ich nicht herausgetrieben, weil mir das Werkzeug fehlt und ich am Sonntagnachmittag keinen Krach beim Austreiben machen wollte, aber der Rest fühlte sich richtig gut an. Die Kontermuttern am oberen Ende sind austauschbar, also eindeutig "glatt" einzöllig.
Fateba verwendet beim Winkelgelenk am Gabelkopf der Schubstange Gewinde in der Größe M6, Radius M8 auf beiden Seiten. Das heißt, das in den Anlöter am Gabelkopf einer für ETRTO 406 passenden Gabel von Radius gehende Außengewinde muss M8 haben, das zur Schubstange zeigende Innengewinde M6. Etwas gesucht und tatsächlich fündig geworden, z.B. hier.
Es gibt also Winkelgelenke mit unterschiedlich großen Ein- und Ausgangsgewinden.
Das eröffnet ausgesprochen spannende Perspektiven für deutsch-schweizerische Hybride, vor allem wenn es L2 mit 17 Zoll-Vorderrädern sind..

Der Tenor bei solchen Basteleien und Tüfteleien lautet für mich allerdings immer öfter: "Wieso bin ich nicht schon viel früher daraufgekommen?" :rolleyes:
 
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