Eine Woche nach der Ende des Great Baltic Sea Ride ist es Zeit für eine Bilanz der Tour. Ergänzungen, Korrekturen, Lob und Tadel sind ausdrücklich willkommen.
Das Gesamtfazit vorweg: Es war eine tolle Reise mit vielen Eindrücken und Erlebnissen, die allen viel Spaß gemacht und den Wunsch auf eine nächste Tour befördert hat. Wir haben einen gesamten Raum (die Ostseeeanrainer) kennengelernt, in seiner Gleichförmigkeit wie in seiner Unterschiedlichkeit, große Städte und sehr viel gegend gesehen. Dauer und Länge waren richtig gesetzt, Mensch und Material haben insgesamt sehr gut funktioniert, das Wetter war hervorragend; unter schlechteren Bedingungen hätten wir sicher mit Camperstress zu tun gehabt.
Etappen:
Nach meiner GPS-Aufzeichnung (lief immer mit, wenn mein Quest von mir bewegt wurde, also nicht bei Fähr- und Schiffspassagen) haben wir alles in allem 3.247 km zurückgelegt.
Die Fahrtage variierten zwischen 100 und 280 km. Einige Tage waren praktisch Halbtage, wir waren bereits am frühen Nachmittag am Ziel, was zu Witzeleien über eine Teilzeitveranstaltung oder Kaffeefahrt führte. Das galt auch für längere Strecken – so hatten viele die 170 km von Chmielno nach Mielno bereits bis 14 Uhr hinter sich. Dennoch waren solche Tage willkommen, weil sie viel Zeit zum faulenzen, schwimmen und dem verbreiteten Online-Hobby boten.
Von den 21 Tagen waren 15 richtige Fahrtrage; die übrigen Stadt- oder Ruhetage mit geringer km-Leistung.
Es wurde zügig gefahren; Schnitte über 30 km/h waren die Regel, gern auch im oberen 30er Bereich, längere gute Passagen kamen auf über 40 oder 50 km/h Schnitt. Eine Palette Bier war Harry sein 37kommanochwas Schnitt über die knapp 280 km Etappe von Riga/Jurmala nach Siline an der Memel wert.
Routen:
Die Route wurde am PC mit Basecamp, unterstützt durch StreetView Checks, aber weitestgehend ohne Ortskenntnisse geplant. Das Ergebnis war gut. Wir hatten tolle Strecken dabei, in deren Erinnerung etliche noch heute mit der Zunge schnalzen, aber auch Marterstrecken mit tausendfach geflicktem Asphalt, rau, bucklig, mit dicken Schlaglöchern. Vielfach sind wir Nebenstraßen zweiter und dritter Ordnung gefahren mit wenig bis geringem Verkehrsaufkommen. Ungeplant waren auch insgesamt etwa 15 km Schotterpiste dabei – manchmal nicht zu vermeiden, manchmal nicht auf der Karte zu erkennen. Einige Baustellen galt es zu überstehen, auf die Gesamtlänge gesehen jedoch eher eine Randerscheinung.
Insgesamt war auch die Straßenqualität in den baltischen Staaten und Polen überraschend gut; der EU-Förderung sei Dank – da ist in den letzten 10 Jahren viel getan worden.
Autofahrer waren überwiegend verständnis- und rücksichtsvoll, haben auf den Abfahrten genug abstand und Raum gelassen. LKW-Fahrer sowieso. Am entspanntesten waren die Schweden, am engsten überholt wurde in Deutschland, gefolgt von Polen; in beiden Ländern besteht der Ehrgeiz, auch bei Gegenverkehr in der Spur zu überholen und den Rekord für den geringsten Abstand zum VM zu brechen.
Ralley-Modus:
Wie bei ROAM hat sich bewährt, die Tour im Ralley-Modus zu fahren: jede/r hat den Track und kann sein/ihr Tempo fahren, Grüppchen bilden sich spontan und halten solange es zweckmäßig erscheint. Definierte Gruppen machen eine Tour langsam, weil zu oft gewartet werden muss. Im Unterschied zu ROAM kamen alle Teilnehmer mit diesem Modus gut zurecht.
Mensch:
Alle Teilnehmer haben die Tour ohne besondere körperliche Beschwerden (Wespen, Mücken und Bremsen zählen nicht) gefahren. Größte Herausforderung war die Magen/Darm-Verstimmung eines Teilnehmers für einen Tag. Knie, Sehnen und Muskeln haben die Tour prima mitgemacht. Ausfälle aufgrund der Fehleinschätzung der eigenen Fitness auf einer solchen Distanz gab es im Unterschied zu ROAM nicht.
Material:
Die Velomobile haben die zum Teil argen Rüttelpisten mit einer Ausnahme sehr gut überstanden. Vor allem von Evo-S Fahrern war bisweilen zu hören, sie rechneten minütlich mit dem Auseinanderbrechen ihrer VMs. Aber: die Evo S haben trotz straffer Federung alles ausgehalten., was ihnen unter die Räder kam.
Wohl jeder von uns ist mehrfach in harte Schlaglöcher gebrettert, in deren Folge Speichenbrüche oder Felgenschäden oder gar Schäden an der Aufhängung niemanden überrascht hätten. Passiert ist fast nichts; ich glaube wir hatten nur zwei gebrochene Speichen auf der gesamten Tour.
Ansonsten hatten wir einen gebrochenen Kleiderbügel am Quest (wurde über Nacht durch velomobilcenter.dk in Kopenhagen getauscht), sowie einen komplexeren Quest-Schaden, dessen Ursachenbündel sich nicht genau entwirren lässt: Schraube der Hinterradaufhängung losgerappelt oder nicht richtig angezogen, Risse Dämpfer stellte die Dämpfung ein, Schwingenaufhängung am Radkasten losgebrochen. Mit einem Pausentag konnte die Aufhängung mit einlaminierten Metallplatten wiederhergestellt werden, Risse-Dämpfer wurde gegen Standarddämpfer aus dem Teilebestand der Fahrer getauscht.
Unfälle:
Abgesehen von zwei Quest zu Quest Auffahrunfällen mit nicht mehr als wieder rausgedrückten Dellen beim Auffahrenden gab es keine Unfälle mit Fremdeinwirkung. Ein Teilnehmer hat sich auf der Anreise mit seinem VM überschlagen, konnte aber die Blutergüsse und kleineren Wunden auf der Tour gut ausheilen; einem anderen ist auf über Sand- und Steine Strecke bergab das Hinterrad ausgebrochen, was ihn auf die Seite geworfen hat.
Reifen:
Wir hatten im Vorfeld ja einige Debatten über die richtige Wahl, auf der Strecke selbstrecht wenig Last mit Plattfüßen und Reifenschäden. Der von einigen erstmals auf Strecke eingesetzte Duran Plus hat ganz gut gehalten, doch wir hatten auffällig viele Fabrikationsfehler, die zu Beulenbildung und Höhenschlag führten. Andy hat die offizielle Statistik dazu; er wird sicher seine Auswertung teilen. Plattfusskönig war Lars aus Kopenhagen, er hat es geschafft, selbst nach Montage des Marathon Plus noch flicken zu müssen.
Begleitfahrzeug:
Eine eng getaktete Tour mit 20 Teilnehmern braucht aus meiner Sicht ein Begleitfahrzeug. Zwingend nötig ist es nicht (es gab Teilnehmer, die über die gesamte Tour ihr Gepäck selbst transportiert haben), aber es hilft schon, Ersatzteile mitführen zu können und einen Teil des Gepäcks zu transportieren. Der wichtigste Grund ist aber die Notfallfunktion: Ohne Begleitfahrzeug hätte unser Magen-Darm Kranker im besten Fall einen Tag hinter der Tour gehangen, der aufzuholen gewesen wäre, hätte die Verstimmung einen Tag länger angehalten, hätte er zusehen müssen, sich und das VM nach Hause zu bekommen. Gleiches gilt für den Fahrer mit der ausgerissenen Schwingenhalterung, oder für den mit dem festgefressenen Nabendynamo im Hinterrad (hätte aus der Pampa zurück in die Stadt gemusst, um dann zu sehen, wie er die Tour wieder erreicht). Wir wollten die Tour zusammenfahren, und nicht Reise nach Jerusalem spielen; dafür war das Begleitfahrzeug wichtig und richtig.
Das Gesamtfazit vorweg: Es war eine tolle Reise mit vielen Eindrücken und Erlebnissen, die allen viel Spaß gemacht und den Wunsch auf eine nächste Tour befördert hat. Wir haben einen gesamten Raum (die Ostseeeanrainer) kennengelernt, in seiner Gleichförmigkeit wie in seiner Unterschiedlichkeit, große Städte und sehr viel gegend gesehen. Dauer und Länge waren richtig gesetzt, Mensch und Material haben insgesamt sehr gut funktioniert, das Wetter war hervorragend; unter schlechteren Bedingungen hätten wir sicher mit Camperstress zu tun gehabt.
Etappen:
Nach meiner GPS-Aufzeichnung (lief immer mit, wenn mein Quest von mir bewegt wurde, also nicht bei Fähr- und Schiffspassagen) haben wir alles in allem 3.247 km zurückgelegt.
Die Fahrtage variierten zwischen 100 und 280 km. Einige Tage waren praktisch Halbtage, wir waren bereits am frühen Nachmittag am Ziel, was zu Witzeleien über eine Teilzeitveranstaltung oder Kaffeefahrt führte. Das galt auch für längere Strecken – so hatten viele die 170 km von Chmielno nach Mielno bereits bis 14 Uhr hinter sich. Dennoch waren solche Tage willkommen, weil sie viel Zeit zum faulenzen, schwimmen und dem verbreiteten Online-Hobby boten.
Von den 21 Tagen waren 15 richtige Fahrtrage; die übrigen Stadt- oder Ruhetage mit geringer km-Leistung.
Es wurde zügig gefahren; Schnitte über 30 km/h waren die Regel, gern auch im oberen 30er Bereich, längere gute Passagen kamen auf über 40 oder 50 km/h Schnitt. Eine Palette Bier war Harry sein 37kommanochwas Schnitt über die knapp 280 km Etappe von Riga/Jurmala nach Siline an der Memel wert.
Routen:
Die Route wurde am PC mit Basecamp, unterstützt durch StreetView Checks, aber weitestgehend ohne Ortskenntnisse geplant. Das Ergebnis war gut. Wir hatten tolle Strecken dabei, in deren Erinnerung etliche noch heute mit der Zunge schnalzen, aber auch Marterstrecken mit tausendfach geflicktem Asphalt, rau, bucklig, mit dicken Schlaglöchern. Vielfach sind wir Nebenstraßen zweiter und dritter Ordnung gefahren mit wenig bis geringem Verkehrsaufkommen. Ungeplant waren auch insgesamt etwa 15 km Schotterpiste dabei – manchmal nicht zu vermeiden, manchmal nicht auf der Karte zu erkennen. Einige Baustellen galt es zu überstehen, auf die Gesamtlänge gesehen jedoch eher eine Randerscheinung.
Insgesamt war auch die Straßenqualität in den baltischen Staaten und Polen überraschend gut; der EU-Förderung sei Dank – da ist in den letzten 10 Jahren viel getan worden.
Autofahrer waren überwiegend verständnis- und rücksichtsvoll, haben auf den Abfahrten genug abstand und Raum gelassen. LKW-Fahrer sowieso. Am entspanntesten waren die Schweden, am engsten überholt wurde in Deutschland, gefolgt von Polen; in beiden Ländern besteht der Ehrgeiz, auch bei Gegenverkehr in der Spur zu überholen und den Rekord für den geringsten Abstand zum VM zu brechen.
Ralley-Modus:
Wie bei ROAM hat sich bewährt, die Tour im Ralley-Modus zu fahren: jede/r hat den Track und kann sein/ihr Tempo fahren, Grüppchen bilden sich spontan und halten solange es zweckmäßig erscheint. Definierte Gruppen machen eine Tour langsam, weil zu oft gewartet werden muss. Im Unterschied zu ROAM kamen alle Teilnehmer mit diesem Modus gut zurecht.
Mensch:
Alle Teilnehmer haben die Tour ohne besondere körperliche Beschwerden (Wespen, Mücken und Bremsen zählen nicht) gefahren. Größte Herausforderung war die Magen/Darm-Verstimmung eines Teilnehmers für einen Tag. Knie, Sehnen und Muskeln haben die Tour prima mitgemacht. Ausfälle aufgrund der Fehleinschätzung der eigenen Fitness auf einer solchen Distanz gab es im Unterschied zu ROAM nicht.
Material:
Die Velomobile haben die zum Teil argen Rüttelpisten mit einer Ausnahme sehr gut überstanden. Vor allem von Evo-S Fahrern war bisweilen zu hören, sie rechneten minütlich mit dem Auseinanderbrechen ihrer VMs. Aber: die Evo S haben trotz straffer Federung alles ausgehalten., was ihnen unter die Räder kam.
Wohl jeder von uns ist mehrfach in harte Schlaglöcher gebrettert, in deren Folge Speichenbrüche oder Felgenschäden oder gar Schäden an der Aufhängung niemanden überrascht hätten. Passiert ist fast nichts; ich glaube wir hatten nur zwei gebrochene Speichen auf der gesamten Tour.
Ansonsten hatten wir einen gebrochenen Kleiderbügel am Quest (wurde über Nacht durch velomobilcenter.dk in Kopenhagen getauscht), sowie einen komplexeren Quest-Schaden, dessen Ursachenbündel sich nicht genau entwirren lässt: Schraube der Hinterradaufhängung losgerappelt oder nicht richtig angezogen, Risse Dämpfer stellte die Dämpfung ein, Schwingenaufhängung am Radkasten losgebrochen. Mit einem Pausentag konnte die Aufhängung mit einlaminierten Metallplatten wiederhergestellt werden, Risse-Dämpfer wurde gegen Standarddämpfer aus dem Teilebestand der Fahrer getauscht.
Unfälle:
Abgesehen von zwei Quest zu Quest Auffahrunfällen mit nicht mehr als wieder rausgedrückten Dellen beim Auffahrenden gab es keine Unfälle mit Fremdeinwirkung. Ein Teilnehmer hat sich auf der Anreise mit seinem VM überschlagen, konnte aber die Blutergüsse und kleineren Wunden auf der Tour gut ausheilen; einem anderen ist auf über Sand- und Steine Strecke bergab das Hinterrad ausgebrochen, was ihn auf die Seite geworfen hat.
Reifen:
Wir hatten im Vorfeld ja einige Debatten über die richtige Wahl, auf der Strecke selbstrecht wenig Last mit Plattfüßen und Reifenschäden. Der von einigen erstmals auf Strecke eingesetzte Duran Plus hat ganz gut gehalten, doch wir hatten auffällig viele Fabrikationsfehler, die zu Beulenbildung und Höhenschlag führten. Andy hat die offizielle Statistik dazu; er wird sicher seine Auswertung teilen. Plattfusskönig war Lars aus Kopenhagen, er hat es geschafft, selbst nach Montage des Marathon Plus noch flicken zu müssen.
Begleitfahrzeug:
Eine eng getaktete Tour mit 20 Teilnehmern braucht aus meiner Sicht ein Begleitfahrzeug. Zwingend nötig ist es nicht (es gab Teilnehmer, die über die gesamte Tour ihr Gepäck selbst transportiert haben), aber es hilft schon, Ersatzteile mitführen zu können und einen Teil des Gepäcks zu transportieren. Der wichtigste Grund ist aber die Notfallfunktion: Ohne Begleitfahrzeug hätte unser Magen-Darm Kranker im besten Fall einen Tag hinter der Tour gehangen, der aufzuholen gewesen wäre, hätte die Verstimmung einen Tag länger angehalten, hätte er zusehen müssen, sich und das VM nach Hause zu bekommen. Gleiches gilt für den Fahrer mit der ausgerissenen Schwingenhalterung, oder für den mit dem festgefressenen Nabendynamo im Hinterrad (hätte aus der Pampa zurück in die Stadt gemusst, um dann zu sehen, wie er die Tour wieder erreicht). Wir wollten die Tour zusammenfahren, und nicht Reise nach Jerusalem spielen; dafür war das Begleitfahrzeug wichtig und richtig.