So, ich wollte ja ein wenig von meiner Fahrt berichten.
Vorweg: Bilder gibt's nicht so viele, da ich ab und an nur welche bei Pausen gemacht habe (während der Fahrt geht's nicht, die Gopro-Halterung wackelt zu stark) und ich doch recht zügig unterwegs sein wollte.
Nachdem die Strecke gut geplant war, war die Idee, die ersten ca. 120 km so schnell wie möglich durchzufahren, um dann auf der Strecke mit den fiesen Steigungen etwas mehr Reserve zu haben. Ich plante mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit inkl. Pausen zwischen 15 und 18 km/h, wobei ich eher mit 18 km/h rechnete--abgesehen von einer bösen Steigung gibt's da nämlich nicht so viel, und gerade am Anfang sollte man schön schnell fahren können, da es relativ flach ist.
Los ging's morgens kurz vor 6 Uhr in Marburg, erstmal das Trike in den Zug laden, um nach Frankfurt zu fahren.
Dabei hatte ich mein Schloß, allerlei Bordwerkzeug (Multitool, 15er-Ringschlüssel für das Hinterrad, Sechskant-Satz), ein wenig unabdingbares Gepäck, einen größeren Satz Wechselkleidung, Regenhose, Jacke, Pumpe, Ersatzschläuche, zwei Powerbanks, Masken, Desinfektionsmittel, Sonnencreme, drei belegte Brötchen, 1.8 Liter Wasser, ein paar Schoko-/Müsli-Riegel und 9 Kohlenhydrat-Gels. Ich wollte ja eigentlich nicht so viel Gepäck mitnehmen, weshalb ich mich auf eine Fahrradtasche beschränkte, es waren dann aber wohl doch so um die 8 kg, die in der Tasche landeten, davon nur 1 kg Wasser.
Leider habe ich schlecht und wenig (wohl so etwa 4, 5 Stunden?) geschlafen und wollte nicht so recht aufwachen, daher habe ich am Bahnhof in Frankfurt zunächst ein paar Getränke und Kaffee getrunken, bis ich mich einigermaßen abfahrbereit fühlte, was dann so gegen 8 Uhr war.
In Frankfurt ging die Fahrt dann am Hauptbahnhof los. Ich wollte nicht sofort so losrasen, sowohl aufgrund der langen Fahrt, die ich vor mir hatte, als auch aufgrund des Verkehrs. In Frankfurt konnte ich Geschwindigkeiten von etwa 16-18 km/h fahren, da es sich einfach nicht lohnt, zwischen den Ampeln so stark zu beschleunigen. Es war leider unangenehm kalt, was mich ebenfalls ein wenig einschränkte. Die Navigation ging ganz gut, ich verwendete osmand mit der von brouter generierten gpx-Datei. Ein paar Mal habe ich mich verfahren, aber nichts Wildes. Ziemlich bald ging's aus Frankfurt raus durch eine kurze Waldstrecke, die zwar nur mäßig befestigt war, aber trotzdem ganz gut zu fahren. Hin und wieder mußte ich kurze Pausen einlegen, aber eigentlich ging es ganz ordentlich mit dann etwa 22-24 km/h, bis ich nach rund 2¼ Stunden kurz vor Griesheim (bei km 37) eine Viertelstunde Pause eingelegt habe, um ein Brötchen zu essen. Das war leider keine so gute Idee, mehr als ein halbes Brötchen habe ich nicht heruntergekriegt, und dann wurde mir auch noch ein wenig schlecht. Keine allzu tollen Voraussetzungen zum Fahren; einige Zeit später habe ich nochmal versucht, die andere Hälfte des Brötchens zu essen, da wurde mir aber wieder ein wenig schlecht, weshalb ich es dann dabei beließ. Den Rest der Zeit habe ich mich hauptsächlich von meinen Kohlenhydrat-Gels ernährt.
Nach etwa Dreieinhalb Stunden Fahrt habe ich dann bei km 58 zwecks Telefonkonferenz nochmal eine halbe Stunde Pause eingelegt und mich danach endgültig dafür entschieden, kein Brötchen mehr zu essen. Weiter ging's relativ flach und immer noch unangenehm kühl, die Route ist auf jeden Fall unproblematisch. Leider gibt es hin und wieder Baustellen und Umleitungen und die Durchfahrt durch Ortschaften kostet viel Geschwindigkeit. Bei km 90 nach etwa 5 Stunden und 15 Minuten gab's dann nochmal 20 Minuten Pause.
Leider war es da immer noch kalt und ich mußte erneut feststellen, daß ich bei Kälte einfach nicht besonders leistungsfähig bin. Ich hatte mir erhofft, auf diesem doch recht schnellen und flachen Abschnitt deutlich schneller zu fahren, aber die Pausen waren sehr lästig. Also beim nächsten Mal einfach weniger Pausen machen.
Die Pausen brauchte ich aber, um mir mal die Beine zu vertreten und ein Kohlenhydrat-Gel zu essen. Bei km 121 nach etwa 7 Stunden und 10 Minuten ging mir dann in Wiesloch-Waldorf langsam mein initiales Getränk aus, geschickterweise konnten mir ein paar DRK-Mitarbeiter, die gerade vor ihrer Zweigstelle Pause machten, mein Wasser wieder auffüllen
. Dazu noch ein Gel gegessen und dann ging's weiter.
Nun wurde es auch langsam immer wärmer und es ging mir etwas besser. Sonnencreme mit LSF50 erweist hier gute Dienste, ich habe auf der ganzen Fahrt zwei- oder dreimal nachgecremt und es war überhaupt kein Problem. Weiter ging's dann mit einem Liter frischem Wasser auf relativ gut ausgebauten Wegen, auf denen sich gut fahren läßt. Das macht durchaus Spaß, nur die Straßenquerungen sind oft nervig, da mit Ampeln versehen, auf die man ewig warten muß. Zu dieser Zeit traf ich auch auf zwei Schweden, die mit ihren Fahrrädern noch nach Portugal wollten und mich erstmal groß über alles Mögliche ausgefragt haben. Irgendwann hielten wir dann auch an, um mich besser ausfragen zu können, und ich helfe da ja gern. Leider hat mich das eine halbe Stunde gekostet, die dann natürlich später fehlte; durch die vielen Pausen und die geringe Geschwindigkeit gerade am Anfang war ich sowieso schon etwas spät dran.
Bei km 138 beginnt dann der Teil der Strecke, die aus dem relativ flachen Gebiet nach Osten in Richtung Stuttgart geht, dort kam ich um etwa 16:45 an. Rechnerisch bis dahin ein Schnitt von 15.7 km/h, was mich natürlich nicht allzu sehr begeisterte. Ich kann es aber auf die schlechte Leistung am Vormittag und frühen Nachmittag schieben. Nach 9 Stunden Fahrt gab's nochmal eine Viertelstunde Pause und dann bemerkte ich, daß mir langsam wieder das Wasser ausgeht.
In Münzesheim beehrte ich dann den örtlichen Supermarkt, was leider mit Feierabendeinkäufen zusammenfiel und inklusive Abstellen des Rads etc. dann doch eine halbe Stunde benötigte. Ich kaufte zwei Liter Getränk (1.5 Liter Wasser und einen halben Liter Saftschorle), ein wenig Schokolade und eine Packung Gummibärchen, weil ich Lust darauf hatte. Bekommen sind mir die Schokolade und die Gummibärchen natürlich nicht allzu sehr, das war mir dann aber auch egal. Weiter ging's dann zum wirklich lästigen Abschnitt, dem Anstieg nach Sternenfels. Dummerweise dachte ich, daß der Anstieg erst nach Sternenfels käme und hatte vor Sternenfels dann wirklich keine Lust mehr, als ich mich diesen Anstieg hochquälte. Da sind auf 4 km knapp 100 Höhenmeter zu machen und das ist einfach nervig. Während des Anstiegs habe ich einmal eine Viertelstunde Pause gemacht und dann nochmal eine fünfminütige Pause. Insgesamt hat der Anstieg inklusive Pausen allerdings nur etwa 30-40 Minuten gebraucht, so schlimm war's also dann auch wieder nicht.
Oben in Sternenfels angekommen war ich total genervt, daß nach diesem Anstieg jetzt der fiese Anstieg kommen soll. Ich dachte auch daran, zum nächsten Bahnhof zu fahren, aber das sind ungefähr die 30 km auf der Strecke, in denen kein Bahnhof geschickt erreichbar ist, also mußte ich dann wohl durch. Als ich dann aber keine größeren Berge mehr sah, war ich sehr glücklich darüber, daß der Anstieg dann wohl doch vor Sternenfels war (warum sollte man auch sonst einen Ort Sternenfels nennen, wenn er nicht irgendwo oben liegt?) und konnte nach einer sehr kurzen Verschnaufpause entspannt herunterrasen.
Die Gegend ist jetzt schon deutlich hügelig und von Weinbergen durchzogen, eigentlich eine sehr schöne Landschaft. Der Mond zeigt sich auch schon deutlich am Himmel und die Schatten werden immer länger. Kurze Pause, um die Landschaft zu geießen und ein Gel zu essen.
Nach 11 Stunden und 45 Minuten nochmal etwa 10 Minuten Pause, Armwärmer angezogen, noch ein Gel gegessen, dann ging's weiter.
Nach 12 Stunden und 10 Minuten nochmal eine Viertelstunde Pause eingelegt, da es langsam dunkel wurde und die Beleuchtung montiert werden mußte. Dabei habe ich festgestellt, daß das Vorderlicht ausgeht, wenn es per USB geladen wird und damit war eigentlich klar, daß ich nicht bis nach Stuttgart durchfahren kann, weil mir das Licht nicht lange genug reichen wird. Ich habe zwar einen Dynamo, der funktioniert aber nicht zuletzt aufgrund Umbauaktionen eher schlecht als recht.
Bis Zum Bahnhof in Bietigheim-Bissingen bin ich dann weitgehend durchgefahren, wobei ich mich in der Dunkelheit mehrmals ein paar hundert Meter verfahren habe, weil ich ein wenig orientierungslos war. Das war also wohl sowieso keine allzu schlechte Idee, die Fahrt langsam mal zu beenden. Nach 13 Stunden und 8 Minuten, etwa um 21:10, war ich dann am Bahnhof in Bietigheim-Bissingen.
Dort bin ich in den nächsten Zug nach Stuttgart gesprungen und dorthin gefahren.
In Stuttgart selbst habe ich dann leider nochmal rund eine Dreiviertelstunde gebraucht, bis ich an meinem nur wenige Kilometer, dafür aber etwa 150 Höhenmeter entfernten Ziel war; Brouter routet dort leider extrem schlecht, die Kartenbasis ist wohl falsch, kennt Baustellen und andere temporäre Beschränkungen nicht und will mich ständig in Gegenrichtung durch nicht freigegebene Einbahnstraßen schicken. Stuttgart ist aber auch gruselig, da werden Radwege ausgeschildert, die dann einfach im Nichts enden und keine sinnvollen Möglichkeiten zur Überquerung von Hauptverkehrsstraßen zulassen. Das ist echt eine Zumutung.