Fahrradblogger und Velonaut Natenom ist bei Verkehrsunfall getötet worden

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Der Pforzheimer Fahrradblogger und Velonaut Natenom ist gestern bei einem Unfall in der Region Pforzheim getötet worden. Einem Unfall der Art, auf deren Risiko er mit Photos, Berichten und Videos immer wieder aufmerksam machen wollte.

'Plauderecke' ist eine komische Rubrik für dieses Thema, aber ich wusste nicht, wo sonst hin mit meinem Entsetzen.
Verschiebt es gerne, @Reinhard , wenn es hier nicht passt.
Ich bin sauer. Richtig Sauer, auch wenn ich ihn erst seit kurzem aus social Media kenne.
 
Meine erste Reaktion ist auch traurig und wütend, obwohl ich Natenom nicht mal aus dem Netz wirklich kannte. Ich hoffe, die Unfallursache kann vollständig aufgeklärt werden. Aufgrund der Bilder kann man vermuten, dass der 77-jährige Fahrer das beleuchtete Fahrrad schlichtweg übersehen hat oder nicht rechtzeitig als Fahrrad wahrgenommen hat (wieso auch immer). Aber wir kennen die Details nicht.
 
Meine erste Reaktion ist auch traurig und wütend, obwohl ich Natenom nicht mal aus dem Netz wirklich kannte. Ich hoffe, die Unfallursache kann vollständig aufgeklärt werden. Aufgrund der Bilder kann man vermuten, dass der 77-jährige Fahrer das beleuchtete Fahrrad schlichtweg übersehen hat oder nicht rechtzeitig als Fahrrad wahrgenommen hat (wieso auch immer). Aber wir kennen die Details nicht.
so klingt auch der Nachruf vom ADFC. Diese "von hinten weggeschossen" Unfälle sind sehr oft ältere Fahrer.

Ob der Fahrer vermeidbare Fehler gemacht hat und ihn Schuld trifft, ist Sache der Gerichte.
Was wir nicht vergessen dürfen: Dieser Mensch ist auch Betroffener und Opfer, der damit weiterleben muss, einen Menschen durch seinen Fehler umgebracht zu haben.

Erst kürzlich hat Wissing sich doch gegen Gesundheitschecks für ältere Fahrer ausgesprochen, weil man auf der Hausstrecke ja nicht so viele Skills bräuchte, wie auf der Fernfahrt auf der Autobahn. Genau das hier ist die Folge davon. Unsere Gesellschaft erzählt, Autofahren ginge bis ins hohe Alter. Unsere Medien framen nach solchen Unfällen immer wieder den Autofahrer als passiven und den Radfahrer als aktiven Teil. Und ergehen sich jeden Herbst in "Warnwesten"-Kampagnen statt auch ans Sichtfahrgebot zu erinnern. Und Verkehrsdelikte ggü. Radfahrenden wie Überholabstand usw. werden immer wieder von Behörden und Kraftfahrern bagatellisiert a la "wie soll ich denn sonst überholen, wenn nicht mehr Platz ist", Blitzer als "Gefahr" für Autofahrer framen etc.

Der bedauernswerte Kraftfahrer ist m.E. Opfer all dieser Narrative geworden. Unsere Gesellschaft hat im großen und kleinen darin versagt, ihn vor sich selbst zu schützen.
Jeder solche Todesfall ist einer zu viel. Es ist lt. Angehörigen wohl durchaus in Natenoms Sinne, das medial aufzubauschen. ABER: wendet euren Zorn an die richtigen. Nicht an den Kraftfahrer als einzelnen. Sondern an die Verbreiter der Narrative, die Federführer der Verkehrspolitik.
 
ihn vor sich selbst zu schützen.
was für ein Blech, da musst Du Dein "Narrativ" gründlich überarbeiten.
Den Radler trifft hier keine Schuld, es ist der Pkwist, sonst niemand.
Und alle anderen, die jeden Tag 5 Radfahrer töten.
Einfach mal §1 StVO beachten und danach handeln.
Gruß Krischan
 
was für ein Blech, da musst Du Dein "Narrativ" gründlich überarbeiten.
Den Radler trifft hier keine Schuld, es ist der Pkwist, sonst niemand.
Und alle anderen, die jeden Tag 5 Radfahrer töten.
Einfach mal §1 StVO beachten und danach handeln.
Gruß Krischan
Ich sehe da schon eher eine gesamtgesellschaftliche Schuld, als nur eine Einzelschuld DIESES einen Fahrers. Der ist ja kein verwirrter Einzeltäter. Ich bin mir auch nicht Sicher, wo du eine Schuld des Radfahrenden herausliest. :)
Hierbei finde ich auch den Nachruf, den Mueck gepostet hat, sehr interessant:
"Dem Verursacher dieses tragischen Unfalls gilt unser Mitgefühl." (y)

Tiefes Mitleid der Familie und den Freunden!
 
was für ein Blech, da musst Du Dein "Narrativ" gründlich überarbeiten.
Den Radler trifft hier keine Schuld, es ist der Pkwist, sonst niemand.
Und alle anderen, die jeden Tag 5 Radfahrer töten.
Einfach mal §1 StVO beachten und danach handeln.
Gruß Krischan
Präzisiere: Den Autofahrer vor sich selbst zu shützen durch regelmäßige Gsundheitschecks. Durch Vermeidung der Victimblaming-Narrative, Benennung von Verantwortung und deutlicher Hinterfragung der "Abhängigkeits" und "Autofahren ist Leben"-Narrative, die den Rahmen dafür bieten, dass Autofahrer sich auch im Alter noch viel zu sicher wähnen am Steuer und krampfhaft dieses Recht verteidigen.

Natenom will ich auf keinen Fall eine Schuld zuweisen. Aber Unabhängig von der Verkehrsrechtlichen Schuld des Kraftfahrers darauf hinweisen, in welchem Rahmen dieser schuldig geworden ist.
Und dass eine Mitschuld beispielsweise bei Herrn Wissing liegt, der sagte, alte Menschen auf Fahrtauglichkeit zu überprüfen sei nciht gerechtfertigt, für die Landstraße ins Nachbardorf bräuchte man ja nicht so viele Fähigkeiten wie für Fernfahrt.
Und eine Mitschuld bei all den bescheuerten "Warnwesten"-Kampagnen.
 
Jeder Autofahrer, der die Rücksichtnahme vernachlässigt, jeder Autofahrer, der das überholen trotz mangelndem Abstand als notwendig propagiert, jeder, der solche Vorfälle, die den Schutz von Radfahrern untergraben bagatellisiert und jeder, der das als gesellschaftlich akzeptiert hinstellt, trägt zur normalisierung #motorisierterGewalt bei und hat so eine Mitverantwortung für den Fall, in dem es eben nicht bei "ist ja nichts passiert" blieb.

Wir werden vmtl. nie erfahren, ob der konkrete Kraftfahrer aus bewusster Ignoranz, aus Rücksichtslosigkeit oder aus mangelnder Regelkenntnis oder mangelnder Wahrnehmung und Übersicht handelte. Dass die Berichterstattung vergangener Unfälle, die gesellschaftliche Rezeption von "nur ein Radfahrer" Regelverstößen, das Kontrollverhalten der Polizei und die Bewertung des Verkehrsministers einen Einfluss auf das Fahrverhalten jedes einzelnen haben, und damit auch ihren Anteil an Unfällen, halte ich aber für sicher. UNd somit möchte ich gerne trennen: DIe Schuld für den konkreten Unfall und die Gründe dafür werden Gerichte herausarbeiten müssen. Nicht wir.

Gleichzeitig bin ich sicher, dass dieser Autofahrer seines Lebens nicht mehr froh wird. Und finde es daher auch wichtig, ihn auch als Betroffenen einer Politik und gesellschaftlicher Narrative zu sehen, die ihn zu diesem Fehler geführt hätten. In einer weniger autozentrischen Gesellschaft hätte er vielleicht seinen Führerschein schon selbstkritisch abgegeben.
 
Verharmlosend sind leider wieder die verlinkten Zeitungsartikel, die es nicht schaffen, in der Headline den Inhalt herunterzubrechen, sondern verzerren. Auch das trägt zur Normalisierung bei, in dem bei Lesern der Eindruck vermieden wird, KFZ seien gefährlich.
 
Danke für den Link. Ich habe mich schon gefragt, wieso er den Rad- und Fußweg neben der Landstraße nicht genommen hat.
Also der Radweg sieht aber auf den Fotos gar nicht so schlecht aus, als dass man den mit einem üblichen Radl verweigern müsste.
Da kenne ich deutlich schlechtere Radwege in meiner Umgebung........
 
Zuletzt bearbeitet:
ich hoffe in 20 Jahren werden solche Unfälle Geschichte sein...
durch autonom fahrende Autos..

und dass dann gerade ältere Leute angehalten werden, dies auch zu nutzen
 
ich hoffe in 20 Jahren werden solche Unfälle Geschichte sein...
durch autonom fahrende Autos..

und dass dann gerade ältere Leute angehalten werden, dies auch zu nutzen
ich hoffe, schon wesentlich früher. Ausbau von ÖPNV, regelmäßige Gesundheitschecks und weg vom Narrativ des alternativlosen MIV. Wie viele male "das war knapp" und wie viele letzte male, die nicht bei "das war knapp" enden, sollen wir noch lesen bis dahin?
 
Viele Ursachen, die zu diesen Tragödien führen.

Wadweg - wer von uns hat auf so eine Premium-Infrastruktur nicht schon längst gewartet?

Wissings Aussage bedingt sich ganz sicher aber nicht nur aus seiner eigenen Meinung, sondern auch dem, was Parteilinie ist.
Abgesehen davon behaupte ich mal ganz frech, dass der erfolgreiche Politiker besser daran tut, auch außerhalb der Wahlkampfzeit zu wissen, was 1.) die Menschen allgemein und 2.) die Menschen seiner Wählerschaft wollen, wenn er weiter erfolgreich sein will. Wäre das Stimmungsbild ein anderes, wären sicher auch mehr Politiker für mehr Maßnahmen, um kraftfahruntaugliche Menschen aus dem Straßenverkehr rauszuhalten.
Aber solange es eher gefühlt Einzelfälle sind, dass Senioren ihre Führerscheine freiwillig abgeben, brauche ich mir weiter keine Illusionen machen.
Aber immerhin passiert das da sogar häufiger als bei den Psychopathen mit Auto.
 
Ob der Fahrer vermeidbare Fehler gemacht hat und ihn Schuld trifft, ist Sache der Gerichte.
Was wir nicht vergessen dürfen: Dieser Mensch ist auch Betroffener und Opfer, der damit weiterleben muss, einen Menschen durch seinen Fehler umgebracht zu haben
Das ist sicher richtig. Aber natürlich ist der Autofahrer verantwortlich, selbstverantwortlich. Mir geht es manchmal auch auf die Nerven, wenn man Menschen allein ihres Alters wegen in irgendwelche Schubladen steckt, aber es ist einfach so, dass insbesondere die Fähigkeit zum Autofahren im höheren Alter spürbar nachlässt. Wobei ich in Bezug auf Gesundheitstests skeptisch bin. Ich werde demnächst 80, bin ziemlich fit (auch geistig) und kann nach zwei Graue-Star-OPs wieder sehr gut gucken. Ich bin ziemlich sicher, dass ich jeden solchen Test mit Bravour bestehen würde. Aber ich fühle mich trotzdem nicht mehr wirklich sicher hinterm Steuerrad. Deshalb habe ich jetzt das Autofahren ganz aufgegeben und bei Dunkelheit und nasser Straße fahre ich schon lange nicht mehr.

:giggle: Wolfgang
 
Evtl erstmal sacken lassen, bevor man an die Analyse und Schuldzuweisung geht (und gehört ihr eigentlich auch nicht rein).

Ich habe Natenom lange nicht mehr gelesen, aber wir haben uns mal ausgetauscht. Sein Engagement für Umwelt und Radverkehr hat mich tief beeindruckt.

Er wird uns fehlen.
 
Also der Radweg sieht aber auf den Fotos gar nicht so schlecht aus, als dass man den mit einem üblichen Radl verweigern müsste.
Da kenne ich deutlich schlechtere Radwege in meiner Umgebung........
Lies mal natenoms blog zu genau diesem Weg. Er hat die Stadt wiederholt aufgefordert, den Weg in einen benutzbaren Zustand zu versetzen. Mit dem Endresultat dass sie die Radwegschilder abgemacht haben, und statt dessen "Straße Autos Verboten" draus gemacht haben, weil der Zustand für "Radweg" nun wirklich nicht mehr gereicht hat. Das ist seit 2021 schon kein Radweg mehr.
 
Ob der Fahrer vermeidbare Fehler gemacht hat und ihn Schuld trifft, ist Sache der Gerichte.
Was wir nicht vergessen dürfen: Dieser Mensch ist auch Betroffener und Opfer, der damit weiterleben muss, einen Menschen durch seinen Fehler umgebracht zu haben.
Nein. Dieser 77 jährige Fahrer ist kein Opfer! Er hat mit seinem PKW einen Menschen getötet. Dieser Mann ist ein Täter!

Ob aus Vorsatz (zu hohe Geschwindigkeit ist Vorsatz!), Unfähigkeit mit der Situation umzugehen oder Nachlässigkeit, sei mal dahingestellt.
 
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Ihr meint alle das Gleiche:

Der Fahrer ist Täter, weil er den Wagen gelenkt hat und für die daraus entstehenden Folgen verantwortlich ist.

Der Fahrer ist Opfer, weil er von der Gesellschaft (indirekt) gezwungen wird, seine Mobilität mit dem PKW abzuwickeln, selbst, wenn er dazu körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage ist.
 
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