Moin!
Der erzählt aber auch nur was er glaubt und hat keine Quellen angegeben. Es könnte genausogut das Gegenteil zutreffen.
Vielleicht kann man aus den langjährigen Erfahrungen im Luftfahrtbereich etwas lernen, in dem sowohl bezüglich Erkennbarkeit als auch bezüglich Tarnfarben viel Praxiserfahrungen und viel Ingenieursarbeit vorliegen.
- Schwarz: Tagsüber sehr auffällige Farbe. Schulflugzeuge der RAF tragen daher oft einen schwarzen Anstrich. Zugleich nachts eine bewährte Tarnfarbe, die auch bei Anstrahlung durch Scheinwerfer schwer zu sehen ist.
- Weiß: Tagsüber nur mäßig auffällig, besonders bei bewölktem Himmel und Dunst. Von Segelfliegern verwendet, die aber zur Verbesserung der Sichtbarkeit häufig signalrote Kontrastflächen hinzufügen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben Luftfahrtsicherheitsexperten vor einigen Jahren die deutsche Praxis kritisiert - zu wenig Rot, zu viel Weiß.
- Silber: Sehr auffällig, wenn es in der Sonne blinkt. Tagsüber unter ungünstigen Umständen trotzdem schwer zu sehen, weil es Farben der Umgebung widerspiegeln kann.
- Grau: Bewährte Tarnfarbe, tags wie nachts.
- Blau, Grün, Braun: Gern für Tarnfarben verwendet. Ich wüßte kein Beispiel für Signalfarbwirkung.
- Grün: Grüntöne werden gern für Tarnfarben verwendet. Ich wüßte kein Beispiel für Signalfarbwirkung.
- Gelb: Tagsüber sehr auffällig. Historisch oft für Schulflugzeuge verwendet, z. B. in den USA, auch für Rettungshubschrauber und Agrarflugzeuge.
- Rot: Wird als Signalfarbe meinem Eindruck nach deutlich seltener als Gelb verwendet. Flugzeuge mit Anstrichen anderer Farben haben aber häufig Rot als Kontrastfarbe (z. B. Segelflugzeuge).
- Orange: Tagsüber sehr auffällig. Wird z. B. von Rettungshubschraubern verwendet, oft auch als ergänzende Kontrastfarbe.
- Tagesleuchtfarbe ("DayGlo"): Wird meist als ergänzende Kontrastfarbe verwendet.
- Pink: Hat sich im zweiten Weltkrieg als Tarnfarbe für Flüge in großer Höhe und teils auch für bestimmte Wüstengegenden bewährt
Harte Kontraste mit scharfen Kanten werden vor allem zur Verbesserung der Sichtbarkeit und der Erkennbarkeit (als verbündetes Flugzeug) eingesetzt. Nach längeren Versuchen haben sich im zweiten Weltkrieg z. B. schwarz-weiße Streifen auf Rumpf und Tragflächen als auch bei den besonders schwer auszumachenden Tieffliegern sehr deutlich erkennbar herausgestellt.
Auch für Tarnzwecke wurden harte Kontraste mit scharfen Kanten in verschiedenen Perioden verwendet. In solchen Fällen wurde die Kontrastkanten immer so gezogen, daß sie nicht mit den Linien der Flugzeugstruktur übereinstimmten.
Einige Schlußfolgerungen, die ich ziehen würde:
- Einige Farben sind auffälliger als andere.
- Unter manchen Bedingungen haben bestimmte Farben Sichtbarkeitsnachteile.
- Die Kombination mehrerer (auffälliger), kontrastierender Farben verbessert die Sichtbarkeit.
- Kontrastkanten sollten der Fahrzeugstruktur folgen, um die Auffälligkeit zu verbessern.
(Letzteres ist das einzige Argument gegen das oben dargestellte Kontrastschema "Holsteiner Schwarzbunte", das in jeder anderen Hinsicht vorbildlich ist ;-)
In einer deutschen Automobil-Illustrierten habe ich 1987 einen Artikel über Kontrastanstriche für Autos gelesen, der einige Beispiele zeigte, die meiner Erinnerung nach gut zu diesen Schlußfolgerungen paßten. Die diesen Artikel diskutierenden Autofahrer waren sich einig, daß sie diese Anstriche häßlich seien. Ich fand sie OK, aber ich war (und bin) auch nicht der typische Autofahrer
Da die Anstriche wirklich ziemlich kompromißlos und offensichtlich ohne Rücksicht auf den Massengeschmack des Autokäufers entworfen wurden, vermute ich, daß hier tatsächlich ernsthaft am Thema gearbeitet wurde (und nicht etwa Design-Studenten sich ausgetobt haben - die hätten das sicher etwas gefälliger hinbekommen). Abgesehen davon ist meine Erinnerung an diesen Artikel aber ziemlich schwach.
Tschüs!
Hein