Mäuschen, Mäuschen, piep einmal !
Gestern Morgen kam meine Mitze mal weider mit einem ganz kleinen kaum sichtbaren Spielzeug zum Stelldichein. Ich konnte mir das Fangenspiel auf der Fussmatte nicht lange anschaun,
bis ich mit 4 Leckerlies und dem Verstecktuch bewaffnet die Katze rein ließ. Das Gemetzel ging dann drinnen sofort weiter. Es handelte sich um ein Mäusekindchen von niedlichster Sorte die am Anfang noch einen vollständigen Eindruck machte. Es war etwas schwieriger als sonst die Katze von der Darreichung der Leckerlies in Kenntnis zu setzen. Irgendwann als das Mäusekind schon ein paar mal durch die Luft geflogen war, hat die Katze dann die Leckerlies wahrgenommen und das zitternde Etwas für den entscheidenden Zugriff, aus den Augen gelassen. Mäuschen also eingerollt im rosa Frottee und Katze nach draußen komplimentiert. Leider konnte das Mauseelend sich nicht mehr bewegen atmete aber so stark und verbog sich dabei das ich davon ausgehen musste, das das schon die letzten Atemzüge sein müssten, Aufgrund innerer Verletzungen. Zu der Zeit ging ich davon aus das mein Rettungsversuch ein, zwei Bissschen zu spät kam. Hab dann etwas Laub zusammen in eine kleine Dose gesammelt, wo ich sie reingehoben habe, damit sie in vertrauten Farben und etwas abgeschottet sich wieder selbst fangen kann. Es fruchtete nicht sie atmete auch nach einigen Minuten immer noch sehr heftig und bewegte ansonsten kaum etwas. Ich war immer wieder am überlegen ob ich der Qual ein Ende machen soll oder muss, aus mäusanitären Gründen. Wenn ich sie in das Fresstellerchen der Katze legen würde, die draußen auf neue Nachrichten wartete, würde sich das Schicksal schnell klären. Aber wenn ein so kleines süsses Häufchen von wenigen cm³ so doll kämpft, dann kann ich nichts entscheiden.
Hab dann die Katze ins Haus gelassen und bin mit meinem Mäuschen nach draußen gegangen, wollte ihr im Hof die Chance geben sich zu verkriechen und auf Besserung zu hoffen. Hab sie also neben dem Pallettenstapel mit dem Laub zusammen und einem Stückchen Birne abgesetzt. Leider kroch sie sehr unbeholfen, langsam und entkräftet etwas im Kreis das rechte Beinschen wollte nicht so recht. Irgendwie also ein hoffnungsloses treiben, was ich da veranstaltete. Hab sie dann da erstmal sitzen lassen und bin ins Haus, es war ja schließlich auch noch Waschtag. Nach einer halben Stunde oder so hockte sie immer noch an gleicher Stelle und ich nahm sie dann einfach in die linke Hand und bastelte daraus eine warme Höhle. Als ich hier mit ihr im Büro saß, konnte man sie sogar atmen hören. Ich dachte wenn es zu Ende geht dann lieber bei mir in der Hand, als auf dem kalten Pflaster im Hof.
Es ging aber nicht zu Ende. Immer wenn ich die Hand öffnete um zu gucken ob sich noch was regt konnte man sehen das sie noch atmete. Es war übrigens eine von meiner Lieblingssorte, die mit den schwarzen Knopfaugen. Ich wusste auch nicht ob die in der Entwicklungsphase eigentlich noch bei ihrern Eltern leben. Nunja, ich hab dann ein Frottee-Läppchen in einer Nachtischschale gelegt die kleine Maus darauf und das Ganze mit einem zweiten Lappen abgedeckt. Später noch ein paar Krümel Spekulatius vor das Näschen gelegt die sie aber nicht zur Kenntnis nahm. Dann hab ich ein Pinnchen Vollmilch und eine Q-Tip organisiert. Ahaaaaa, das schien schon eher die Begeisterung zu wecken. Das sie sich danach sogar das Mündchen putzte, sagte mir das zumindest die Vorderpfoten noch funktionieren, was ja ansich schon ein Wunder ist, wenn man gesehen hat wie sie, wie ein Flummi durch die Luft gewirbelt wurde und immer wieder mit dem Katzenmaul gefangen wurde.
Ich dachte mir dann das die Maus ja jetzt vor allem Ruhe braucht, die Pennen ja wahrscheinlich am hellichten Tag sowieso, und nach der Arbeit als Frühstück und Spielzeug ist auch die härteste Maus mal müde. Hab also das Höhlenschälchen in einer größere Box gestellt Deckel drauf und erst mal stehen lassen. Alle paar Stunden hab ich dann mal einen Blick rein geworfen, der sie aber nur optisch traf.
Abends war ja noch Vereinstraining und so bekam sie genug Ruhe vor mir. Als ich dann platt vom Training kam und es schon entsprechend dunkel war nahm ich mit Freuden zu Kenntnis das es ihr wohl besser ging, sie hatte ihre Lappenhöhle verlassen und die Box erkundet auch um da mal gleich noch ein paar Geschäfte zu erledigen. Das machte ja schon mal einen soliden Eindruck. Auch deutete sich an das sie alle Viere wieder so bewegen konnte, wie der liebe Gott das mal geplant hatte. Die Dunkelheit schien ein belebendes Element ihrer Alltagsroutine zu sein. Milch wollte sie zu der Zeit nicht haben, ich hatte ihr das Pinnchen und den Q-Tip mit in die Box gestellt. Möglicherweise hatte sie sich in meiner Abwesenheit ja schon einen gepichelt.
Also ging es dann an den zweiten Versuch zur Auswilderung nachdem ich ein Foto von ihr und einem € gemacht hatte. Ein Selvieh wäre wohl auch für diese Überlebenskünstlerin zu viel Aufregung gewesen. Also Katze im Haus, Box und Schälchen nach draußen. Sie ließ sich nicht lange bitten und hüpfte aus ihrer Rehastation und suchte Deckung unter der Treppe. Der Aufbruch verlief so gekonnt für ein Mäuschen von der Größe, das ich eine gute Gesundheit bescheinigen durfte. Ein Happyend das ich mir nicht vorstellen konnte, angesichts des Zustandes bei der Zwangsübernahme. Es erstaunt mich in mehrfacher Hinsicht. Erstens, das handwerkliche Geschick, wie sorgsam eine Katze mit ihrem Spielzeug umgehen kann, trotz Adrinalinschüben. Zweitens, was so ein Minimaus alles aushält. Drittens, zeigt es mir nochmal deutlich, wie sehr Stresshormone kurzzeitig in die Motorik von Säugetieren eingreifen können und welche ungeahnte Wandlungen Ruhe und Schlaf ermöglichen.
Das Beste kam aber heute morgen noch, als die Katze ihr Frühstück haben wollte und ich dabei war die Box zu reinigen, stellte ich der Katze als Vorspeise das Schnapsglässchen mit der Milch auf den Boden, damit ich die ml nicht ungenuzt wegschütten muss. Als die Katze fertig war sah ich im Gläschen einen kleinen Mäusköttel der übrig geblieben war. Es schien sich wohl um einen netten Gruß der kleinen Maus, an die Katze zu handeln. Manchmal schreibt das Leben die besten Geschichten.