Corona-Virus

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War nicht bei „flaten the curve“ die Idee, die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, und damit eben doch Leben zu retten? Und weil diese Überlastung derzeit nicht einzutreten scheint, haben wir jetzt zurecht die „Öffnungsdebatte“.

Wobei wie ich gerade bei einer Kollegin sehe, auch ein „leichter Verlauf“ echt nervig sein kann.

Für mich heißt das konkret: Wenn 2G plus nicht mehr gilt, werde ich mich aus Geschäften und Gastronomie zurückziehen, bis die Inzidenz wieder im 2stelligen Bereich liegt.
 
Mal ne andere Frage: Omikron soll ja wohl optimal auf Mäuse angepasst sein. Hat denn mal jemand untersucht, wie sich die Krankheit in der Population der Hausmaus und verwandter Nager auswirkt?
Jein, für die Infektion braucht man eine transgene Maus (humaner ACE2 Rezeptor). Die Affinität des murinen ACE2 zum Spike Protein ist zu gering.
Für Omikron ist diese Affinität etwas höher:
Here, we show that the Omicron RBD binds to human ACE2 with enhanced affinity relative to the Wuhan-Hu-1 RBD and acquires binding to mouse ACE2.
aber ob es für ein zoologisches Reservoir in Mäusen reicht, ist mehr als fraglich. Es ist eine diskutierte Theorie:
'Where did Omicron come from? Three key theories' (lesenswert)

gegen die Theorie, dass Omikron aus der Maus käme, spricht vor allem, dass das dreimal hatte geschehen müssen. Darüber hinaus ist die Theorie, das Omikron in immunsupprimierten Menschen entstanden ist, plausibler.

das spricht aber nicht generell gegen ein gewisses zoonotisches Potential:
Hamster lassen sich (zumindest experimentell) infizieren und letztes Jahr wurde ein zoologisches Reservoir in der amerikanischen Hirschmaus (die aber keine Maus im eigentlichen Sinne ist) vermutet. Ich habe das aber nicht mehr weiter verfolgt.
Es sollte mehr Forschungseinrichtungen wie das 'Geneva Centre for Emerging Viral Diseases' geben.
 
War nicht bei „flaten the curve“ die Idee, die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, und damit eben doch Leben zu retten? Und weil diese Überlastung derzeit nicht einzutreten scheint, haben wir jetzt zurecht die „Öffnungsdebatte“.

Dann haben zurecht immer noch viel zu wenige Menschen das Präventionsparadoxon nicht verstanden. Im NDR-Podcast erfährt man ja, dass sehr wohl noch eine Überlastung eintreten kann, selbst ohne Lockerung oder Verschärfung.
 
Ich weiss nicht, ob es Daten für die Krankenhauseinweisungen nach Bundesländern gibt, der Indikator kann noch funktionieren.
Ja, hinkt aber immer zwei Wochen hinterher, bis die letzten Daten eintrudeln (hier die aktualisierten Daten der einzelnen Bundesländer im Vergleich zum Bundesdurchschnitt):
IMG_20220207_130959.jpg
das RKI veröffentlicht einen Nowcast (grau/grüne Linie):
IMG_20220207_135430.jpg
die aktualisierten Daten hinken hinterher, die tagesaktuellen Werte hängen eng mit der Belastung der Normalstationen zusammen.
 
Dann haben zurecht immer noch viel zu wenige Menschen das Präventionsparadoxon nicht verstanden. Im NDR-Podcast erfährt man ja, dass sehr wohl noch eine Überlastung eintreten kann, selbst ohne Lockerung oder Verschärfung.

Die Art der Prävention ist aber Diskussionswürdig. Möglicherweise ist das Ausmaß der freiwilligen Selbstbeschränkung zur Eindämmung der Pandemie völlig ausreichend. Eine frühe strikte kurze Kontaktreduktion ist möglicherweise kontraproduktiv.
Quelle:
RKI und HU Berlin Publikation "Abschätzung der Infektionswelle durch die SARS-CoV-2 VOC Omikron"
(Weil da kein Datum genannt wird: das ist von hier, in der rechten Spalte als Neu vom 3.2.22: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Modellierung_Omikronwelle.html)

Auf Seite 3:
So führen leichte Kontaktreduktionen, wie sie z.B. auch durch autonom verändertes Verhalten der Bevölkerung herbeigeführt werden können [1], bereits zu substantiellen Reduktionen in der Ausbruchsgröße
Auf Seite 6 zu Abbildung 4:
Eine frühe, starke Kontaktreduktion kann zu einem starken Rebound-Effekt führen (rechte Spalte). Eine leichtere, lange Kontaktreduktion (−20% bis zum 15. März) führt zu einem geringeren Ausbruch (bis 1. April 2022, zweite Spalte von links). Diesem könnte jedoch nach Ende der Kontaktreduktionsperiode eine weitere, niedrigere Welle folgen (aufgrund von Unsicherheiten im Vorhersagehorizont über März hinaus hier nicht gezeigt). Eine leichte, kurze Kontaktreduktion führte zu einer Verflachung der Infektionswelle und damit ebenfalls zu einer Entlastung (zweite Spalte von rechts) bei kontinuierlicher Fortführung der systemischen Immunität durch Infektion.
 
Die StIKo hat bei allen bisherigen Empfehlung immer gewartet, bis die wissenschaftliche Datenlage eindeutig war. ist das jetzt anders oder habe ich irgendetwas übersehen?
Die Daten
Hätte man da nicht erst den Titer bestimmten können und dann bei Bedarf nachimpfen?
Wenn man den Berichten aus dem Sheba Medical Center in Israel glauben schenken darf, würden von einer Impfung vor allem die profitieren, bei denen die dritte Impfung noch keinen ausreichenden Schutz gebracht hat.

Die StIKo hat bei allen bisherigen Empfehlung immer gewartet, bis die wissenschaftliche Datenlage eindeutig war. ist das jetzt anders oder habe ich irgendetwas übersehen?
die entsprechenden Daten sind jetzt veröffentlicht.
'Protection by 4th dose of BNT162b2 against Omicron in Israel'

Die StIKo- Empfehlung für die 4. Impfung ist nachvollziehbar:
The rate of confirmed infection was lower in people 12 or more days after their fourth dose than among those who received only three doses and those 3 to 7 days after vaccination by factors of 2.0 (95% confidence interval [CI], 2.0 to 2.1) and 1.9 (95% CI, 1.8 to 2.0), respectively. The rate of severe illness was lower by factors of 4.3 (95% CI, 2.4 to 7.6) and 4.0 (95% CI, 2.2 to 7.5).
Niedrige Impfquoten bei Älteren (25% der ü 60 sind nicht 3-fach geimpft) kompensiert das natürlich nicht.
 
Die Art der Prävention ist aber Diskussionswürdig. Möglicherweise ist das Ausmaß der freiwilligen Selbstbeschränkung zur Eindämmung der Pandemie völlig ausreichend. Eine frühe strikte kurze Kontaktreduktion ist möglicherweise kontraproduktiv.

Wird genau die nicht auch durch beschlossene Maßnahmen beeinflusst?
 
@plutoniumsulfat , ich schrieb bewusst im Konjunktiv, aber allein die theoretische Möglichkeit der Überlastung führt nicht alternativlos zu weitgehenden Einschränkungen.
Wir in SH sind was die Impfquoten angeht z. Bsp nicht Meilen von Dänemark entfernt, und die Wahrscheinlichkeit einer massiven Überlastung (die Lage im Gesundheitssystem ist schon länger angespannt) muss mit den wahrscheinlichen Effekten der Restriktionen abgewogen werden,

Alternativlos sind die Maßnahmen nicht mehr, denke ich, Auf freiwilliger Basis kann man sich dann auch schützen, und das tue Ich und werde ich tun,
 
Die Art der Prävention ist aber Diskussionswürdig. Möglicherweise ist das Ausmaß der freiwilligen Selbstbeschränkung zur Eindämmung der Pandemie völlig ausreichend. Eine frühe strikte kurze Kontaktreduktion ist möglicherweise kontraproduktiv.

Wird genau die nicht auch durch beschlossene Maßnahmen beeinflusst?

An diesen Einfluss glaube ich. In dem Paper gibt es dazu den Verweis auf diese Untersuchung vom 22. Dezember 21:
Interplay between risk perception, behaviour, and COVID-19 spread
[...] Altogether, our work highlights the importance of appropriate mandatory NPIs [non-pharmaceutical interventions] to maximise the impact of individual voluntary actions in pandemic control.
 
Prof. Dr. Stefan Sell in seinem Blog zur Studie von Ökonomen der Johns-Hopkins-Universität, nach der Lockdowns während der ersten Corona-Welle kaum Leben gerettet hätten:
"Eine Studie hat ergeben“. Ein aktuelles Beispiel aus der großen weiten Welt der Instrumentalisierung von „Wissenschaft"

Experten zerreißen das Papier in der Luft [...] Klare Worte von Andreas Peichl, Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU München. „Eine Bachelorarbeit hätte man mit der Studie nicht bestanden.“ [...] Hoffmann kritisiert vor allem, dass fast ausschließlich Studien ausgewählt wurden, die Berechnungen anstellen, die für Infektionskrankheiten nicht geeignet seien. So hätten die Autoren, um das exponentielle Wachstum einer Infektionskrankheit abzubilden, Modelle ausgesucht, die für die Modellierung von lineare Zusammenhängen vorgesehen sind – was zu völlig anderen Ergebnissen führt […]
 
Die Hoffnung der ewig gestrigen!
nein, es ist europäische aktuelle Realität.

...wird aber nicht in jedem Internetkanal drüber berichtet, wenns da nicht ins Weltbild passt.

hier mal ein paar interessante Informationen die auch, unsere Zukunft betreffen

 
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