Sehe ich genau so.
Aber um beim Beispiel HIV zu bleiben, auch da sind die Maßnahmen Kontaktvermeidung, mechanische Schutzvorrichtung und ein ordentlicher Aufwand in Bezug auf Körperflüßigkeiten, siehe Blutkonserven u.Ä..
Nur überträgt sich Sars CoV2 per Aerosol und kaum über Schmierinfektion. Die einfache Nahkampfsocke hilft da also nicht weiter.
Word! Meiner Meinung nach müssen wir uns in der Tat darauf einstellen, dass die "neue Normalität" ein dauerhaftes Reagieren auf die Infektionszahlen ist. Ich habe mich bereits darauf eingestellt, dass es künftig pauschal von November bis ca. April eine Art "Lockdown" gibt, irgendwo zwischen dem Level "Lockdown Light" und der Variante, die wir jetzt haben. Das hängt davon ab, welche Eigenschaften die gerade aktive Mutation hat und wie schnell Impfstoffe und Medikamente angepasst, ausgeliefert und verabreicht werden können. Wenn in den Sommermonaten das Virus auf natürlichem Wege weniger stark kursiert, kann behutsam mit extremen Vorsichtsmaßnahmen zeitlich begrenzt geöffnet werden. Deshalb habe ich auch das Wording abgeändert. Ich spreche nicht mehr von Lockdown und Rückkehr zur Normalität, sondern von Normalität (=das, was derzeit ist) und "Openup".
Die jetzt dadurch quasi "getöteten" Branchen - Gastronomie, Hotelwesen, Veranstaltungswesen, Freizeiteinrichtungen wie Museen, Theater, Schwimmbäder etc. - müssen sich entweder auf ein Saisongeschäft von ca. Mai bis Oktober umstellen, mit entsprechenden kapazitäts-reduzierenden Maßnahmen (zeitbegrenzte Sessions, Hygienekonzepte, die schon viele potenzielle Besucher von vornherein abschrecken) oder verschwinden, so wie die alten Handwerke wie die Weber, Korbflechter, Gerber etc. mit der Industrialisierung auch fast vollständig verschwunden sind und bis heute allenfalls in kleiner Zahl in bestimmten Nischen überleben.
In diesen geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ergeben sich allerdings auch Chancen.
Im letzten Jahr hat sich ja schon gezeigt, dass viele Menschen das Radfahren als Freizeitgestaltung neu oder überhaupt erst entdeckt haben. Ich gehöre dazu. Seit ich Pedelec fahre, macht mir zwar i.a. das Radfahren wieder (bzw. überhaupt erst) Spaß, und das begann schon vor Corona, aber den richtigen "Fahrleistungs-Boost" gab mir im vorigen Jahr erst das Virus und die Hygienekonzepte der ganzen Freizeiteinrichtungen - da mir ein Schwimmbadbesuch mit baden "gegen die Uhr" und Sauna-Aufguss ohne Wedeln und Flachwitze des Aufgießers, dafür aber zum vollen Preis - keinen Spaß macht.
Durch die Restaurantschließungen und kommende Pleitewelle im Gastrosektor - und die sicherlich eher zögerliche oder gar ausbleibende Wiederaufnahme dieser Geschäfte (wer geht ein solch hohes unternehmerisches Risiko in der Zukunft ein?) wird ab dieses Jahr auch der große Picknickkorb im Fahrradanhänger eine Renaissance erleben. Dazu dann Streetfood-Angebote - es werden nach meiner Beobachtung bereits jetzt schon in der absoluten Un-Saison deutlich mehr Würstchenbuden am Straßenrand. Gerade wegen(!) Corona hat ein Fleischer, der sonst hier am Deich über den Sommer einige Imbissbuden stehen hat, ab diesem Winter einen Winterbetrieb seines Imbisses auf dem Parkplatz vor seinem Geschäft. Und das läuft relativ gut.
Immer mehr Leute finden mein Scorpion hochinteressant, woimmer ich hinkomme. Und wenn die Frage nach dem Preis kommt, erwähne ich die Preise eines KMX-Trikes als "ab"-Preis, und die Region meiner speziellen "mit alles und scharf" Ausstattung für die, die "mit alles und scharf" wollen. Ich erwähne auch die Kinder-Trikes und auch, wo man das kaufen kann. Könnte durchaus sein, dass Henning in diesem Jahr einige KMX'e verkauft - und dann die Milane, künftigen DFs und EVO-Rs ebenso Aufsehen erregen, wenn die da zufällig auffällig unauffällig rumstehen. Und "wie soll man damit Zeugs transportieren?" Hier bitte, Citkar Loadster!
Die Verkehrswende wird durch die langfristige, auf Entfernung der Dinge, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, basierende Strategie für den Umgang mit dem Virus deshalb m.E. nach ebenso beschleunigt werden.
So wird sich die Gesellschaft auch in anderen Bereichen umgestalten. Mit dem Wegfall des klassischen Einzelhandels und der Kaufhäuser wird der Weg frei gemacht für eine neue Stadtentwicklung. Die Leute wollen etwas unternehmen, wenn es aber kein Schwimmbad, keine Kneipe und keinen Zoo mehr gibt, und auch keine Volksfeste mehr stattfinden, drängt sich alles im Stadtpark und am Deich. Ergo kann man die großen Kaufhausklötze abreißen und stattdessen mehr Parkanlagen schaffen. Auch die oftmals kahlen, zubetonierten Plätze, die bisher für Volksfeste verwendet wurden, kann man wieder aufbrechen, Bäume pflanzen, Spielplätze und Bolzplätze oder auch Bikeparks, Skateparks etc. anlegen. Macht man die Innenstädte autoarm, sind auch solche grünen Inseln wie in Barcelona möglich.
Für die Einzelhändler müssen Logistikplattformen geschaffen werden, analog Amazon Marketplace oder otto.de. Produktberatung kann in den meisten Fällen per Videokonferenz stattfinden. In Ausnahmefällen, wie z.B. bei maßgeschneiderter Kleidung oder Kleidung generell, die man anprobieren möchte, wird man auf Einzeltermine ausweichen müssen - man vereinbart eine einstündige Anprobesession bei einer Boutique, die faktisch nur noch virtuell existiert, wählt 2-3 Kleidungsstücke dafür aus und steht dann allein mit einem Mitarbeiter des Geschäfts in einem Raum und probiert die Kleidung durch. Dies kann gern auch etwas kosten, diese Servicepauschale wird dann beim nächsten Kauf bei diesem Händler verrechnet. Der Händler kann gern auch einen übertragbaren Gutscheincode herausgeben, dann verliert er nichts dabei.
Der Kauf im Einzelhandel geschieht dann online, die Waren werden per Güterzug an einen Fracht-Hub vor der Stadt geliefert. Und von dort schwärmen Kuriere mit Lastenrädern und Citkars aus und liefern die Waren in die Abholstationen - so etwas wie die Packstationen kann man auch größer und begehbar bauen. Lediglich für Geräte wie einen Kühlschrank oder eine Schrankwand muss dann noch der "Sprinter" kommen.
Wenn man die Städte dahingehend attraktiviert, dass möglichst alle Stadtteile gleich attraktiv sind, was automatisch auch der Ghettobildung entgegensteuert, dann pegeln sich auch die Mieten wieder in bezahlbaren Regionen ein. Dazu gilt die Devise: Bauen, bauen, bauen! Bezahlbarer Wohnraum ist bitter nötig. Die Baubranche hat eklatanten Personalmangel, mit ordentlicher Bezahlung und vernünftigen Arbeitsbedingungen, für die dann zu sorgen ist, werden sich sicher auch genug Leute finden, deren Beruf jetzt coronabedingt wegfällt, die dann auch sowas machen würden. Auch andere Branchen kämpfen damit, dass sie zu wenig Leute haben. Aber auch hier gilt: Wie die Verpflegung, so die Bewegung.
Am Ende steht und fällt aber alles damit, wie weit die Bevölkerung das akzeptiert. Ich kann mir vorstellen, dass die Akzeptanz in den jungen Generationen relativ groß ist - die "Zockerfraktion" lebt ja quasi schon zu einem großen Teil seit Jahren im "Dauerlockdown", die Auswirkungen auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimafreundlichkeit dürften im Sinne der ebenfalls großen Fraktion der (oftmals grün) gesellschaftlich und politisch aktiven Jugendlichen sein. Beide Gruppen stellen nach meinen Beobachtungen einen Großteil unserer nachfolgenden Generationen dar. Aber ich habe auch schon viele kennengelernt, die meinten, dass sie auf Dauer so nicht leben möchten. Es bleibt spannend, die Entwicklung abzuwarten.