BRM 400 Twisteden, Besuch beim Kannibalen
Nachdem die Homologationen schon da sind jetzt auch noch mein Bericht vom parallel zum Wuppertaler 600er stattfindenden 400er:
Nachdem meine ersten beiden Brevet Teilnahmen dieses Jahr eher was für die Charakterbidung waren (Der fast nicht fahrbare 300er zum Flevopolder bei Sturm wird mir noch länger in Erinnerung bleiben) wollte ich jetzt mal eine Fahrt für das Gemüt anstreben.
Die Strecke zum Kannibalen von Twisteden bin ich vorher noch nicht gefahren, die Gegend ist aber mittlerweile wohlbekannt.
Belgische Ardennen Höhenmeter habe ich zwischenzeitlich reichlich unter die Räder bekommen.
Also auf ein neues belgisches Abenteuer. Am Start wartet diesmal nicht das gewohnte Liegeradgeschwader auf mich (die waren z.T. in Wuppertal (s.o.)), dafür die üblichen Verdächtigen auf 'normalen' Fahrrädern, Peter, Felix und wie sie alle heissen...
Liegend sind nur René
@RaptoRacer und zwei Speedmachines mit Rohloff am Start, Thomas aus Köln hat seine dunkelgrüne SpM wieder mal auf Hochglanz poliert. Keine Ahnung wie alt das Rad mittlerweile ist, es sieht aus wie direkt aus dem Laden. Dazu dann noch der Kollege mit seinem Eigenbautieflieger, dessen Namen ich mir schon bei BoB nicht merken konnte.
René auf seinem CHR hatte angedroht mit mir zu fahren, so mache ich mich auf eine flotte Fahrt gefasst. Gestartet sind wir wie immer traditionell zum Schluss und haben uns erstmal an die Gruppe mit den Speedmachines gehängt.
Das ist aber selbst mir zu langsam, wir sind dann als Duo weiter, das läuft auch bis zum Vaalserberg ganz geschmeidig, aber dort geht es los mit den Höhenmetern und René muss ab und zu auf mich warten.
Zwischendurch müssen wir in Eygelshoven natürlich wieder mal den Marktrummel meistern, so schlimm wie diesmal fand ich es noch nie, liegt wohl am guten Wetter.
In Simpelveld bunkern wir Vorräte, es ist sonnig warm, wir brauchen was zu trinken, Sonnencreme tut auch not. Die Tanke ist eine Apotheke, gegenüber ist ein Billigheimer (Action). 1,60 zahle ich für 1L Wasser, eine Dose Eistee und eine Packung Waffeln. In der Tanke gäbe es dafür nichtmal ein kleines Wasser...
Am Vaalserberg müssen wir beinahe schieben, Rollsplit in Form von Kies macht seinem Namen alle Ehre, das ist nicht witzig bei fast zweistelligen Steigungsprozenten.
Hier ist Rennrad-Land, keine Chance bergauf mitzuhalten.
In Belgien geht es schön weiter rauf und runter, das bekannte Spielchen, Tacho entweder auf 10km/h und weniger, oder 40, 50+.
Die Landschaft wird immer schöner, die Steigungen auch. Am Lac de la Gileppe zieht es sich. Man kann die Staumauer von der Straße aus sehen und weiss, auf die Höhe muss man hoch.
Kurz vor Spa hat René einen Platten und es fängt an zu regnen. Komisches Wetter, die Sonne scheint und es regnet.
Wir erreichen Spa, ich finde es nicht schön, mittendrin eine Riesen Baustelle mit Ampel, die ewig rot zeigt. Der Countdown verheisst nichts Gutes. René entschwindet über den Bürgersteig. Nach fünf Minuten oder so wird es endlich grün und ich heize auf der Pole-Position vor den Autos durch die Baustelle.
Bloss raus hier aus der Stadt. Zwischendurch gebe ich Ingo
@I-S-MS mal unseren Standort durch, mal sehen ob es klappt mit dem Treffen in Remouchamps.
Noch ein paarmal Hügel weiter und wir reiten ein zur ersten Kontrolle in Remouchamps. Und an prominenter Stelle sind zwei Velomobile abgestellt, ein gelber Milan und ein rotes DF. Die Brasserie hat geschlossen, wo sind die Burschen? Auf der anderen Strassenseite ist eine Pommesbude. Beim überqueren der Strasse werde ich fast von einem weissen Milan überfahren, Norbert
@norfiets ist also auch da.
Die Pommesbude, hier sitzen sie, Ingo
@I-S-MS und Heiner
@Sturmvogel, Bierchen im Anschlag und bester Laune, was für ein Hallo!
In der Pommesschmiede herrscht das gepflegte Durcheinander, wer wann was zu essen bekommt ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Die junge Dame hinter der Theke ist schon ziemlich fertig, mein erstes Jupiler schmeisst sie erstmal runter.
Aber schliesslich haben alle was zu essen, die Laune ist bestens auch wenn oder weil draussen ein heftiger Schauer niedergeht. René dauert das dann doch irgendwann zu lange und fährt schonmal weiter.
Ein Weilchen später verabschiede ich mich auch von den Velomobilisten, sie werden mich wieder einholen, ein Stückchen laufen die Strecken vom Wuppertaler 600er und unserem 400er nun zusammen. So kann ich unterwegs noch dreimal winken und den Rappelkisten gute Reise wünschen.
Die Gegend ist wunderschön, vor allem um Trois-Ponts gefällt es mir auf dem Weg zum Kannibalen. Hoch geht es, von ca 130m im Tal bis auf fast 500m.
Dann eine kurze schnelle Abfahrt, aufpassen dass man nicht am Denkmal vorbei fährt, und schon steht es da:
Eine kurze Fotosession (143 Fotos lasse ich von Eddy, meinem Fahrrad und mir anfertigen), dann geht es mit ratternden Bremsen runter nach Stavelot direkt aufs Kopfsteinpflaster. In Malmedy führt der Track auf die erste Ravelstrecke, was den Vorteil hat, dass die Steigungen nur noch sehr gemäßigt sind. So geht es von 300 auf 550m hoch, höher wird es nicht mehr gehen. Angenehm zu fahren, auch wenn einige kleine Abenteuer zu bestehen sind:
Es dämmert schon ein Weilchen, als ich die Vennbahn erreiche ist es dunkel und ich mache mich in einem Pausenhäuschen nachtfein. Erstaunlich was hier noch für ein Randonneursbetrieb herrscht. Peter überholt mich, ich dachte er wäre weit vor mir. Ein Trupp mit stark süddeutschem Akzent und Dame droht sich zu verirren, sie fahren die Vennbahn weiter, kommen kurz darauf aber wieder zurück und wollen mir nicht glauben, dass sie richtig sind. Ich schicke sie in die richtige Richtung und folge kurz darauf.
Ich fahre dann auf sie auf, was im Dunklen sehr angenehm ist. Nicht so angenehm ist mein erster Querungsversuch über die B258, der Ort heisst bezeichnenderweise 'Rückschlag'. Ich WEISS, dass die Vennbahn dort im Zickzack mittels Querungsinsel über die Bundesstraße geführt wird. Ich möchte abkürzen und vorher auf die Straße wechseln, finde mich aber nach einem heftigen Schlag auf der Straße liegend wieder.
Man soll dort nicht auf die Straße fahren, was mit so schönen Betonabgrenzungselementen (zum Glück abgerundet) zu verhindern beabsichtigt wird. Hat in meinem Fall nicht ganz geklappt.
Ich rappele mich auf und stelle fest, mein Rad ist scheinbar unbeschädigt, zu Hause bei genauerer Betrachtung: nicht ein Kratzer. Dafür ist mein rechtes Bein grün und blau...
Die Abfahrt nach Zweifall entschädigt für alles, neuer Sahneasphalt, null KfZ-Verkehr. Die Höhenmeter liegen hinter mir. Der restliche Weg ist reine Guduldsache und wohlbekannt von diversen Brevets.
Irgendwann treffe ich René wieder, der noch Rast an einer Tanke gemacht hat. Wir fahren gemeinsam weiter durch den dunklen Meinweg Nationalpark (typisch NL: Nationalpark mit Radschnellweg mittendurch).
Bei einer kurzen letzten Rast in Niederkrüchten vergesse ich über das Gequatsche mit René einen meiner Beutel in der Bushalte und fahre mit offener Seitentasche weiter. Das merke ich natürlich erst ca. 2km später. Die kleine Extraschleife lässt René aus, also bin ich wieder alleine, aber der Rest von 50km ist nun wirklich kein Problem mehr.
Um kurz vor sieben am Morgen erreiche ich Monis Gulaschtopf, welcher als Frühstück durchaus willkommen ist.
Fazit: Wirklich schöne Strecke, sogar der Kreis Heinsberg auf dem Hinweg war mit Zug auf der Kette und gutem Flügelmann diesmal irgendwie vollkommen stressfrei.
Thomas
407km
3000hm
17:45 reine Fahrzeit
20:45 Zeit über alles
Strava