Velomobilfahren, Gefahren erkennen, vermeiden, sicher handeln

Wenn man mal die nicht-vm-perspektive einnimmt, ist es klar, das Fahrradomas auf einem ruhigen, autofreien Weg mitten übers Feld, auf dem fast nichts los ist, gerne nebeneinander fahren wollen. Immerhin würde man auch nicht gerne beim Spazierengehen hintereinander laufen, sondern sich unterhalten. Das Problem ist also, dass hier völlig verschiedene Verkehrskonzepte zusammengeworfen werden (oder aufeinanderprallen, schlimmstenfalls wortwörtlich!). Und ehrlich: wie oft rauschen VMs mit 50 km/h auf ruhigen Feldwegen vorbei? Im Schnitt wohl 0.1/Jahr.
Sich diese Tatsache klarzumachen, ist auch ein Teil des Sicherheitsdenkens.
 
Servus beinand,

hier noch meine Meinung und Tipps:

Passive Sicherheit, darüber wurde schon einiges geschrieben. Es ist beim Velomobil auch sicher noch was zu verbessern (Polster, Rausfallschutz, stabile Hutze, Helm ...), aber im Vergleich zum Aufrechtrad schon um Dimensionen besser! Schon alleine die stabile Lage auf drei (oder besser noch vier) Rändern verhindert der Mehrzahl der Stürze. Bremsen an oder über der Reifenschlupfgrenze führt nicht automatisch zum Abflug. Zusätzlich kommt natürlich die schützende Hülle, die im Falle des Falles die Folgen dramatisch reduziert.

Viel wichtiger ist aber es gar nicht zum Unfall kommen zu lassen. Das muss ich auch immer allen erklären, die die Meinung äußern, dass das Velomobil so gefährlich ist weil man so schlecht gesehen wird. Stimmt, aber beim Aufrechtrad, Motorrad und auch im Auto kann man sich auch nicht drauf verlassen, dass man gesehen wird. Meine Devise:

- so agieren, als wäre man unsichtbar.
- immer für sie anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken (wohin will der als nächstes, wenn z. B. bei einem parkendem Auto die Räder nach links eingschlagen werden, bremse ich schon mal, weil der bestimmt gleich losfährt... )
- defensiv fahren bis zur Selbstaufgabe. (z.B überhole ich kein Auto, dass mich gerade überholt hat (auch nicht an der nächsten Ampel). Die Jungs überholen wieder und zwar ohne alle Rücksicht..
- Und schlußendlich dürfen auch Alleinunfälle nicht passieren. Meine Devise, IMMER genau wissen wo der momentane Grenzbereich liegt. Das weiss ich nur wenn das oft getestet wird. Auf meinem Weg in die Arbeit lüpft das Df sicher 3-4 mal das Beinchen. Wenn man sich über die Strassenbeschaffenheit nicht im Klaren ist, bringt kurzes Blockieren der Vorderräder Gewissheit über die Rutschgrenze...

Also immer volle Konzentration und um es mit "Klacks" zu sagen: "Ein Sturz ist eine Schande"

Immer heiles Ankommen wünscht Flo
 
Ich komme mit einem Satz pro ones auch 4000 km weit. Auf augenscheinlich trockener und griffiger Straße besteht ja kein Anlass zur Sorge. Aber wenns nass und glitschig herschaut ist's doch gut schon vor der Kurve zu wissen was geht.

Hallo Flot68,
Welche Reifen würdest du empfelen für die Winterzeit? (DFXL)

Johan
 
Gibt es eigentlich einen Unfall, bei dem die Gummibänder zum Halten der Luke beim Milan gerissen sind?
Ich habe mir etwas Schaumstoff in den Lukendeckel geklebt und mache die Ösen (fast) immer zu, in der Hoffnung den Kopf zu schützen.
Wenn die Bänder nicht halten müsste ich mir was anderes überlegen (und die Hersteller auch).

Beim Klettern hat mal ein Pit Schubert alle Unfälle gesammelt und versucht zu rekonstruieren. Nach dem Motto " Ein Unfall ist schlimm genug, dann muss man ihn ja nicht noch mal machen."
Das wären jedenfalls sicherere Hinweise als Mutmaßungen.

So als Idee...
 
In Aachen auf dem ehemals von den Engländern geführten Flugplatz steht auf dem Hangar seit vielen Jahren für alle Piloten groß geschrieben:

There are old pilots and there are bold pilots, but there are only very few old bold pilots .

Dies ist für mich die richtige mentale Einstellung ein Fahrzeug/Flugzeug zu bewegen, ....... es ist die beste Chance um Murphis Law nicht eintreten zu lassen.

Gute Fahrt allen
 
Ich hab da mal in der Mittagspause ein kleines Exzerpt aus den bisherigen Beiträgen in diesem Faden zusammengebastelt. Es ist nicht perfekt und zur Diskussion und Umgestaltung natürlich völlig freigegeben .... :) Gruß Ivo

Velomobilfahren, Gefahren erkennen, vermeiden, sicher handeln



Standartgefahr
  1. Kreisverkehr : Bein heben, Rolle Seitwärts
  2. unangepasste Geschwindigkeit und Selbstüberschätzung
  3. Auto aus Einfahrt a) vorwärts b) rückwärts
  4. KFZ (a) PKW b) LKW) biegt rechts ab nimmt Vorfahrt
  5. KFZ: Linksabbieger im Gegenverkehr: unterschätzt Geschwindigkeit/ übersieht VM
  6. Glätte, Achtung: oft punktuell/ unerwartet
  7. Seitenwind

Technische Probleme
  1. Tiller versus Panzerlenkung
  2. Gekoppelte Bremse links und rechts: verzieht nach einer Seite
  3. Bremsen in der Kurve: Bei ideal gekoppelten Bremsen tendiert die kurven innere Bremse zu blockieren
  4. Getrennte Bremse links und rechts: Ansteuerung der Bremsen erfolgt nicht ausreichend koordiniert: Systemsteuerung überfordert?
  5. Fading der Trommelbremsen bei langen Gefällstrecken („temperature never to exceed“)
  6. Bergung aus VM
  7. Tendenz des Karosseriematerials, zu splittern.

Technische Lösungen
  1. Gute Sicht: Frontscheibe, Spiegel, Sitzposition, Scheinwerfer
  2. Gute Sichtbarkeit: Farbgestaltung, Beleuchtung, Blinker
  3. Überrollbügel/ Kopfhaube, die seitliche Kräfte aufnehmen kann, ausreichende Fixierung der Haube
  4. Schultern unter dem Süllrand
  5. Süllrand abgerundet
  6. Hutze mit Kopfpolster, deutlich höher als Kopf
  7. kleine Cockpitöffnung verhindert herausfallen
  8. große Cockpitöffnung erleichtert Bergung, Achtung: Ausstattung mit Rettungskarte!!!
  9. Gutmütige Lenkung/ Fahrwerksgeometrie
  10. Karosserie mit Kevlar bewehrt wegen Tendenz, zu splittern
  11. „das 4. Rad“
  12. Werkzeug, um die Karosse im Notfall zu öffnen, sollte definiert werden: Oszillationssäge/Säge, Messer, Flex, Zange. Sollte das nicht auch a) vom Hersteller explizit mitgeteilt sein b) in der Rettungskarte definitiv drinstehen?
  13. Laute Hupe: z.B. Airzound
  14. Abschaffung der Radwegepflicht

Fahrerische Lösungen durch Training und „innere Haltung“
  1. „Bein heben“ abfangen
  2. Wie hebe ich das Bein, was muss passieren, damit ich das Bein hebe. Co-Faktor: Spurbreite!
  3. Was passiert, wenn ein VM wegrutscht durch Öl/ Nässe/ Laub/ Schnee/ Eis a) vorne, b) hinten. Co-Faktoren: Bereifung („Grip“), Federung!
  4. Plötzlich auftauchendes Hindernis bei hoher Geschwindigkeit: Crash oder Abflug?
  5. Fahrstil dem Fahrzeug und den Gegebenheiten anpassen. ==> „Komfortzone erweitern“
  6. Gelassenheit
  7. Sicherheitsabstand
  8. nicht „Geschwindigkeits-Schnitte" in den Vordergrund stellen
  9. in Gefahrenzonen z.B. auf Kreuzungen eher in Fahrbahnmitte halten!
  10. Umgang mit der Gefahrensituation „Pferd“
  11. Seitenwindanfälligkeit: Geschwindigkeit reduzieren!
 
Klasse, Ivo! Solche Zusammenfassungen würde ich mir in mehreren Fäden wünschen.:)
Zum Seitenwind: meist kommt der ja nicht plötzlich auf, sondern man kennt die Windrichtung und -stärke schon. Dann gilt es am Anfang und Ende von Häuserreihen, Leitplanken, Baumgruppen besonders aufmerksam zu sein, entweder weil der Seitenwind plötzlich anfängt oder man in den Windschatten fährt. Ist man darauf eingestellt, kann man das meiste abfangen.
 
Ich hab da mal in der Mittagspause ein kleines Exzerpt aus den bisherigen Beiträgen in diesem Faden zusammengebastelt. Es ist nicht perfekt und zur Diskussion und Umgestaltung natürlich völlig freigegeben .... :) Gruß Ivo

Klasse @ivo schuetze

Genau das ist der Sinn dieses Themas. Da bist Du mir zuvorgekommen.
Fehlen noch mediale Beweise wie Fotos und Videos. Aber die kommen noch. Und die thematische Einteilung ist sehr gut.
Gruß der Velotroll
 
Erstmal vielen Dank für diese Zusammenfassung! (y)

Bei "Standardgefahr" fällt mir auf, dass diese Punkte
4. KFZ (a) PKW b) LKW) biegt rechts ab nimmt Vorfahrt
5. KFZ: Linksabbieger im Gegenverkehr: unterschätzt Geschwindigkeit/ übersieht VM
6. Glätte, Achtung: oft punktuell/ unerwartet
sich eigentlich gar nicht von anderen Fahrrädern unterscheiden. Macht es ggf. Sinn, die VM-spezifischen Gefahrenpunkte von den allgemeinen (von denen ich eine vorsichtige Hoffnung hätte, dass zumindest Vielfahrer sich derer eh' bewußt sind) zu trennen um die Besonderheiten des VMs noch ein wenig deutlicher herauszuarbeiten?

Cheerio,
Thomas
 
unterscheiden nicht.. aber vielleicht verschärft...

für 50km/h braucht ein VM nur ca. 1/4 der Leistung die man auf einem UP brauchen würde

==> ergo: Speed ist höher...

==> ergo: Punkt 4 dadurch verschärft, Punkt 5 verschärft, und Punkt 6 auch verschärft, weil mit deutlich geringerer Geschwindigkeit ist auch dieses Problem eben geringer


sprich: Speed ist "Hauptproblem"
 
Hallo !

Hab' mal einfach (für's erste) die Zusammenfassung von IVO ins WIKI unter Andreas' Eintrag dazugestellt :
Sicherheitshinweise von erfahrenen VM-Fahrern für Einsteiger
Das wird natürlich noch anders strukturiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass Peters' Hinweise sich mit vielen von in diesem Thread erarbeiteten decken. Welch Wunder:whistle:.
Kriesverkehr etc. wird' da ja auch schon als Üblertäter genannt. Und das vor 10 Jahren. Aber wie das so ist: wer liest schon Gebrauchsanweisungen (mich eingeschlossen):eek:;) In Zukunft sollen Bilder und Videos folgen. Und eins ist klar, nach 10 Jahren VM hat sich auch einiges geändert: sie sind einfach schneller geworden.:)

Gruß der Velotroll

PS an Admin : Vielleicht sollte man dies als Hinweis auf der Hauptseite Velomobile platzieren
 
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