5. Mal ehrlich, Liegeräder sind reine Liebhaberstücke. Auch wenn wir alle davon überzeugt sind auf den besten Fahrzeugen unterwegs zu sein, sind sie das wirklich?
Ja. Nein. Beides stimmt.
Man kann das rational betrachten: Dann kommt man darauf, dass es nicht "das" eine beste Fahrzeug gibt, sondern jeweils für eine Anwendung das beste Fahrzeug. Will man mit einem Fahrrad deutlich verschiedene Anwendungen abdecken, wird es ein Kompromiss und die Frage ist, ob es der günstigste Kompromiss ist. Wer viele lange Strecken fährt, sollte m.E. auf jeden Fall mal genauer nach Liegerädern schauen. Für den Pendler, mit dem ich mich gestern unterhalten habe, ist das auch eine interessante Option (sagt er, und ich halte es für richtig), weil seine 25km zu 80% außerhalb des typischen Stadtverkehrs stattfinden.
Man kann es auch emotional betrachten: Sch**ß auf Effizienz, Gewicht, Geschwindigkeit, ... - ich fahre mit dem, was am meisten Spaß macht. Diskussion ist nicht sinnvoll, jeder hat jeweils für sich selbst Recht. Der Begriff "Liebhaberstück" gehört hierhin, beschreibt aber nur einen Teil davon.
Im innenstädtischen Verkehr nicht, da fehlen die Wendigkeit, die Übersicht und vor allem die Möglichkeit schnell mal einen Bordstein überqueren zu können oder das Rad mal eben eine Treppe hoch- und runterzutragen.
Dass die Leute immer Bordsteine hochfahren wollen... Wieso?
Die Übersicht und die höhere Geschwindigkeit haben mich dazu bewegt, eher Hauptstraßen zu fahren als Tempo-30-Zonen. Früher mit dem Trekkingrad (kein Rennlenker, aber
Hornbar, auf dem ich mich mit den Unterarmen abstütze) war's andersherum. Unter dem Strich sind die Fahrzeiten zur Arbeit fast gleich, insofern kann ich da für's Liegerad weder einen Nachteil noch einen Vorteil erkennen. Optima Cheetah ist ein wenig schneller als Radius Hornet, der Unterschied ist aber nur in Mittelwerrten zu erkennen und kleiner als der zwischen Trekkingrad mit Stocklenker und Trekkingrad mit Hornbar.
Im Anstieg am Berg auch nicht, denn, seien wir ehrlich, bergauf funktionieren Liegeräder nicht sehr gut – und damit sind sie eigentlich für längere Touren auch keine wirklich gute Wahl, denn dabei geht es irgendwann zwangsläufig mal länger bergauf.
Ich bin mal ehrlich: In der Stuttgarter Gegend hatte ich einige Steigungen und kann das selbst für meine Hornet nicht nachvollziehen.
Eine Zeit lang bin ich durch den Kessel morgens runter-rauf-runter und abends rauf-runter-rauf gependelt, da haben sich Radius Hornet und Trekkingrad (auch schon mit Hornbar) nichts genommen. Als ich eine Zeit lang von Stuttgart-Rohr (südlicher Talkesselrand) nach Reutlingen gependelt bin, ging's quer über den Schönbuch mit entsprechend Höhenmetern, da war unter dem Strich die Hornet etwas schneller, obwohl sie selbst unter den Liegerädern dafür eigentlich das falsche Fahrzeug ist.
Zusätzlich kommt bei potentiellen Interessenten Angst dazu. Angst vor dem Neuen und vor dem Fahren an sich. Auf ein Trike kann sich jeder draufsetzen und sofort losfahren, Liegeradfahren muss man erst üben.
Das halte ich für das stichhaltigste deiner Argumente neben den Preisen. Wenn's um Angst geht, würde ich noch "Was sollen denn die Nachbarn/Freunde/Kollegen denken?" ergänzen.