aber Deine Kamera ist defekt?
Nein, ich hatte nur befürchtet, dass die Linse springt, wenn ich das fotografiere.
Aber sie hat's überstanden, jetzt also mit Bilders.
Wenn Du von den Besten lernen willst, fallen mir allerdings sofort ein halbes Dutzend andere Forumsmitglieder ein...
Seitenansicht neuer und alter Sitz, einmal Gesamtansicht und einmal das obere Sitzende:
Die Rippen sind deutlich höher.
Der alte Sitz wird gerade zu einem neuen Urmodell, deshalb der weiße Spachtelrand. Am neuen Sitz sieht man die weißen Flecken, die durch Feuchtigkeit entstanden sind, und die als Verstärkung nachgelegten Gewebestreifen (dunkler, ausgefranster Rand). Der Vakuumsack war nicht ganz dicht, und die Idee, durch Untertauchen in heißem Wasser in der Badewanne die Härtung zu beschleunigen, war nicht so gut. Wenn irgendwo ein Löchlein ist, kann da natürlich nicht nur Luft rein, sondern auch Wasser... Und dann wird das Harz milchig und verliert etwas Festigkeit. Durch die anschließende Hektik hat sich auch eine der Rippen ein wenig verschoben, und beim Geraderücken sind Falten enstanden.
Außerrdem sieht man, rot markiert, weitere Löcher im Abstand für Flaschenhalter. Ich will mit dem Sitz aber nicht sechs Flaschen transportieren, die Aufnahme am oberen Ende soll auch für Anbauteile wie Licht- oder Kamerahalter sein, und an den Aufnahmen in der Mitte und oben zusammen könnten auch Abstandhalter für Bananentaschen oder ein Heckkoffer befestigt werden. Gut zu greifen sind Flaschen in Haltern an den unteren und oberen Aufnahmen, oben gibt's ggf. Platzprobleme mit Taschen. Die eigentlichen Gewinde sind jeweils in einem Alustreifen (10mm-Rundmaterial, halbiert), der in eine Glaslage gepackt und im Rippenkern "versenkt" wurde, und außen liegen auch kleine Glasgewebestücken drauf.
Bei solchen Gewindeeinsätzen könnte ich noch Ideen gebrauchen, wie man einerseits die Lagen über dem Einsatz gut angedrückt bekommt und andererseits die Löcher wiederfindet. Ich hatte mit wasserlöslichem Kleber kurze Kunststoffröhrchen in die Gewinde geklebt und die Gewebestränge um die Röhrchen herum auseinandergeschoben. So sind keine Stränge unterbrochen und die Gewinde laufen nicht mit Harz voll, aber das Gewebe direkt neben den Löchern wird durch's Vakuum nicht wirklich angedrückt.
Was ich auf jeden Fall erreichen wollte und auch erreicht habe, sind diese Details, direkte Anbindung des Gepäckträgers und des oberen Befestigungswinkels an die Rippen:
Die Geweebelagen vernünftig in die Aussparung am Rippenende zu bekommen war eine mittlere Katastrophe, da habe ich auch nochmal was nachgelegt.
Von der eigentlichen Gepäckträgerverschraubung gibt's kein Bild, die will ich jetzt nicht wieder abschrauben. Jedenfalls sind zwischen der Unterseite der Sitzfläche und der Rippe zwei Zusatzlagen, und die Oberseite und der Kern sind im Durchmesser einer Karosseriescheibe ausgespart. So steht die Verschraubung weniger heraus und komprimiert auch nicht den Kern, und die Kräfte werden direkt in die Rippen geleitet.
Der Befestigungswinkel hat in der Mitte einige Glaslagen, als reines Füllmaterial war mir Kohle zu schade. Die Oberflächen sind auch nochmal mit dünnem Glasgewebe belegt, zum einen als Kratzschutz und zum anderen, um an den Kontaktstellen zum Metall Korrosion zu vermeiden. Bei den Winkeln habe ich nicht Lage für Lage gearbeitet, sondern quasi ein Prepreg hergestellt: Die Gewebelagen zugeschnitten, flach auf einen Stück Folie übereinandergelegt und beim Laminieren anderer Teile immer mal wieder einen Schluck Harz draufgekippt und kurz mit dem Pinsel verteilt, bis unten in der Glaslage zu sehen war, dass das Harz komplett durchgesickert ist. Dann den gesamtem Stapel genommen, um einen Kern herumgelegt und mit Klebeband festgewickelt, um möglichst viel überschüssiges Harz herauszubekommen (bei ebenen Flächen funktioniert das aber nur mäßig gut, da ist schon 0,1 bar Vakuum zum "Auswringen" besser). Nachdem das Harz gefühlt "fest" war, habe ich den Winkel im Ofen langsam bis auf 80°C getempert, um das Harz möglichst hart zu bekommen, damit es nicht kriecht. Das hat offenbar geklappt, denn als ich gestern testhalber die Schrauben nachziehen wollte, waren die alle noch fest.
Den unteren Befestigungswinkel kann man nicht direkt an die Rippen anbinden, denn da liegt die Kette dazwischen, deshalb ist der nur flächig an die Sitzfläche geklebt. Aber wenn in der Fläche 3mm Kern verbaut ist, ist die auch schon ganz gut steif:
Die Negativform ist aus schwerem Glasgewebe und hat halbierte PE-Füllschnüre als Rippenkerne zur Versteifung drin (das Zeug, was man vor dem Verfugen in unten offene Silikonfugen stopft, z.B. zwischen Badewannenrand und Wand, hier aber satte 25mm dick). Mit sanftem Unterdruck (0,1 bar) legt sich auch das schwere Gewebe gut an den Sitz und die Füllschnüre an. Hier mal die Form (mit einer ganzen und einer halbierten Füllschnur daneben) und nochmal das Oberende etwas genauer:
Bei einem ersten Versuch hatte ich nur zwei Längsrippen und dafür mehrere Querrippen in der Form, so dass eine leiterähnliche Rippenstruktur entstand. Das ließ sich aber nicht sinnvoll laminieren, jedenfalls nicht mit durchgehenden großen Gewebestücken. Der Weg von einem Sitzende zum anderen über die Quersprossen der "Leiter" ist länger als der auf den Längsrippen entlang oder außen daneben. Das Gewebe bildet entweder außerhalb der Querrippen Falten oder spannt in den Feldern zwischen den Querrippen. Vielleicht ginge es mit diagonal gelegtem Gewebe oder mit mehreren überlappenden Einzelstücken. Für meine Zwecke wird die Form auch ohne Querrippen steif genug, wenn stattdessen eine schwere Glaslage mehr drin ist.
Der alte Sitz hat in der Sitzfläche einige kleine Risse ungefähr auf Höhe des Beckenkamms. Im Moment verarbeite ich den zu einem Urmodell, das vorn mehr Platz für's Rahmenrohr lässt (relativ hohe "Ergohold"-Nase), nur eine flache, schmale Rinne für die Wirbelsäule hat, oben auf den letzten Zentimetern etwas stärker gekrümmt ist und seitlich eine Rundung hat, so dass man die Lagen der Sitzfläche nicht offen lassen muss, sondern kontrolliert um den Rand des Kerns herumlegen kann:
Die flachere Rinne ist auch für eine Sitzfläche mit Kern besser als die bisherige Form, die aus der Negativform noch ersichtlich ist.
Sowas hier hat nicht nur mit engen Radien darin Probleme, sondern auch mit jeder Art von zweiachsiger Krümmung:
https://shop.hp-textiles.com/shop/de/3d-core-gruen-3-mm-pet-schaum-hp-3dcore-gr-3.html Das war auch so ein "Highlight" beim Laminieren der Sitzfläche.
Kernlagenvlies ist flexibler, wird aber durch das aufgesaugte Harz auch deutlich schwerer.