Im Sog der Optimierung

Optimierung ist die Definition von und das Streben zu einem Ideal.
Man sollte unterscheiden zwischen Ideal = Bestmöglicher theoretisch denkbarer Zustand
und
Optimum = Zweckdienlichster Zustand, d.h. praktisch erreichbar mit sinnvollem Ressourceneinsatz.
Das Streben nach einem Optimum erfüllt einen klaren Zweck. Beim Streben nach einem Ideal wird das Optimieren zum Selbstzweck.
Es geht mir um den Sog des Optimierens, das bedeutet ,dass man sich mitziehen lässt, andernfalls zufriedener wäre.
Das kann ein eigenständiges Hobby sein, aber auch genauso süchtig machen wie Schnaps, Opium und Blackjack.

Langer Rede kurzer Sinn:
Manche optimieren das Fahrrad um es zu fahren, manche fahren das Fahrrad um es zu optimieren.
 
Langer Rede kurzer Sinn:
Manche optimieren das Fahrrad um es zu fahren, manche fahren das Fahrrad um es zu optimieren.
Ich würde mich zu letzterer Kategorie zählen. Und : Es macht mir Spaß! Also warum nicht? So müssen die, die eher fahren als basteln, letzteres nicht so viel machen ;)
 
Du sprichst mir aus der Seele genau so geht's mir auch .

Habe keinen Führerschein , bin Frührentner und brenne und lebe eigentlich nur für dieses Thema.

Mich fasziniert die Geschwindigkeit mit purer Muskelkraft.

Bin über etliche Einspurer schließlich nun beim 20 Zoll Quest gelandet .

Das ,, schlimme " an der Sache :
Man will immer mehr , der Gewohnheitseffekt ist einfach schnell da .

Mit dem Rennrad ist man vom 30er Schnitt geflasht, mit dem Velomobil der SL-K Klasse reden wir dann von 135 Watt für 50 Kmh im flachen unter idealsten Bedingungen . Auf You Tube gibt's Videos wo es im Sprint um die 90 Kmh geht , das mit purer Muskelkraft, wahbsinn.
Ich persönlich stehe auch innerlich vor der Entscheidung zwischen ,, Quest tunen und zufrieden sein " oder ,, sparen auf was effizienteres" .. es ist wie eine Sucht ...

Nur irgendwann muss man sich eingestehen wann es auch mal gut ist so geht's mir gerade weil mein Budget es nicht rechtfertigt z.B. vom Quest auf ein DF o.ä. aufzurüsten und dafür etliche Jahre brutal hart zu sparen. Die Sehnsüchte sind aber trotzdem da.

Ich denke auch manchmal man muss es von einer ganz anderen Seite betrachten :
Ich z.B. fahre sehe viel auf städtischen Radwegen, dort kann das Quest sein Potenzial nicht ausspielen, was man aber trotzdem merkt : Die Geschwindigkeiten die man auf solchen Radwegen fährt fährt das Quest quasi fast von alleine, ist fast wie Mofa fahren solange es nicht bergauf geht . Mit einem Up Fahrrad geht der Puls schon deutlich höher und man merkt hinterher dass man was getan hat . Wärend man im Quest beschleunigt und nur gelegentlich die Beine bewegt .

Ein altes Quest ist überland auf flacher Strecke schon mal erheblich schneller als ein 25 Kmh Mofa im flachen , die Geschwindigkeiten die man da fährt wären mit einem getunten Roller der die Questgeschwindigkeiten bringt strafbar und man müsste schon Führerscheinklasse AM machen um die Geschwindigkeiten mit einem Roller fahren zu dürfen die ein schwacher Questfahrer bringt .

Zudem hat man den Vorteil dass man trocken bleibt .

Es ist krass wie sich die Effizienz im VM weiter entwickelt hat . Vor 20 Jahren war ein Quest die Spitze des Eisberges, die Rede war damals von etwa 160 Watt für 40 Kmh im flachen . Dann wurde die Rennhaube entwickelt und es wurde noch etwas schneller ...dann kam die SL-K Klasse...nun dürften Milan SL und Snoek die Spitze des Eisberges sein .

Wer weiß was die nächsten Jahre bringen..es bleibt definitiv spannend . Ist die Technik ausgereizt oder geht noch was? Noch leichter steifer aerodynamischer ?

Ich denke deutlich mehr Zufriedenheit bringt wenn man sich vor Augen führt was man hat. Auch wenn man bei weitem nicht dass effizienteste hat .
 
Zuletzt bearbeitet:
immanent menschlich. Ohne dies gäbe es alle unsere technischen Errungenschaften nicht
... und neben einigen echt spannenden Lösungen gäbe es auch sehr viele aktuelle Probleme nicht, da viele Menschen den Optimierungseffekt gerne mit Scheuklappen betrachten, sprich leider ohne die (gerne negativen) Nebeneffekte ausreichend* zu berücksichtigen.

*z. B. auf ständiges Wachstum setzendes Wirtschaftssystem, Kernenergie, MIV, nur auf Geschwindigkeit optimierte VM
 
Zuletzt bearbeitet:
Optimum bei mir ist, wenn der Schraub- zum Fahranteil gegen 0 geht.

Wenn ich mal schrauben muss, freue ich mich sehr über die Beiträge der perfektionistischen Optimierer hier!

Optimieren ist für mich grundsätzlich positiv besetzt, für Suchteffekte gilt: die Dosis macht das Gift!
 
Hallo zusammen, ich bin ja auch immer mal wieder im Forum, auch mit eigenen Beiträgen.
Immer wieder fällt mir auf , wie schlecht man sich dem Sog der Optimierung entziehen kann.
Reifen, Ketten, Luftwiderstand,.....alles Themen mit denen man sich ausgiebig auseinandersetzen
kann.
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Dennoch ist die Optimierung ständiger Motor für eine ganze Industrie, nicht nur Velomobile sondern in definitiv jedem Bereich.
Finde die Überlegung gut, dennoch befürchte ich dass es wirklich schwer sein wird sich davon zu lösen. Realistischer ist es dann doch, für sich selbst festzulegen wie weit man in der Optimierung gehen mag. Wünsche dir viel Glück dabei...
 
Ich finde ja gar nicht ,dass die Optmierung per se schlecht ist, nur oftmals gar nicht hinterfragt.
 
Was gibts da zu hinterfragen? Mein Velomobil setzte auf und war nicht parallel zur Fahrbahn, deshalb hab ich es höhergelegt so dass die Federung noch komfortabler geworden ist. Hätte ich das nicht machen sollen?
 
Optimierung ist doch was gutes, bei Schlaglöchern sind meine Gänge durchgerutscht, also habe ich eine elektrische Schaltung eingebaut, jetzt passiert das nicht mehr und ich habe einen Gang zusätzlich.

Ein Velomobil spielt seine Stärken besonders dann aus wenn es richtig gut passt. Deshalb habe ich einen Sitz inklusive Verstellung gebaut, eine Tretlagerverstellung, die Umlenkrolle verlegt usw. Erst das ermöglicht mir recht lange Strecken ziemlich schnell und ermüdungsfrei zu fahren.

Was sicher hinterfragt werden kann und auch wird, ist ob ich mehr bastle als fahre (und ob das sinnvoll ist). Lange Zeit war das auch so weil ich nicht viel gefahren bin. Es gibt natürlich ausgereiftere Modelle, aber ob mich das abgehalten hätte? Wenn mich was stört bei der Fahrt überlege ich mir sofort ob und wie man das ändern könnte.

Man muss sich natürlich im Klaren sein dass es sich bei einem Fahrrad über 20kg eher nicht lohnt ein paar Gramm zu sparen. Deshalb setze ich da nie an (ok, die Titanachsen, aber da war klar dass es nur Spielerei ist). Ich wollte eine Lenkung die auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher ist, dass die neuen Lenkhebel leichter sind und sich besser anfühlen ist ein schöner Nebeneffekt. Ich wollte eine bessere Federung, die neuen Federbeine sind natürlich leichter und auch langlebiger.

Da verstehe ich deinen Ansatz schon, wenn ich Arbeit reinstecke muss das auch richtig was verbessern, normalerweise gleich mehrere Dinge auf einmal.

Bei der Aerodynamik kann man natürlich viel erreichen, darunter leiden aber immer andere Aspekte. Das muss man abwägen, meine Strecken lassen keine Schnitte deutlich über 35km/h zu, deshalb bin ich da eher zurückhaltend.

Anders ist es beim Rollwiderstand, da habe ich aber auch keine Lust auf Experimente und halte mich an die Erfahrung von anderen.
 
Du hast mich doch verstanden, denn du ziehst dir Grenzen beim Optimieren.
ja,
ist gar nicht so einfach, so optimal zu antworten, das es gleich verstanden wird,
dabei wird gerade in der Sprache viel optimiert.

Ich hab @Felix sofort verstanden.

Ich glaube aber nicht an den Sinn von Grenzziehungen beim Optimieren.

Wenn die Menschheit etwas nach vorn gebracht hat, dann ist es Grundlagenforschung.
 
Ich glaube aber nicht an den Sinn von Grenzziehungen beim Optimieren.

Wenn die Menschheit etwas nach vorn gebracht hat, dann ist es Grundlagenforschung
Das ist ja das schöne, daß jede/r diese Grenze selber festlegen kann :)
Für mich liegt die Grenze (meistens ;)) da, wenn ich die festgestellten Schwachpunkte eines Fahrrads mit für mich vertretbarem Aufwand beseitigen konnte.
Manchmal "optimiere" ich aber auch nur deshalb, um auszuprobieren, ob es tatsächlich eine Verbesserung ist, oder um neue Erfahrungen zu machen: So will ich z.B. schon seit längerem meinen Highracer von Tiller auf UDK umbauen, nachdem ich ihn vor einigen Jahren von ÜDK auf Tiller umgebaut hatte (was Vor-, aber auch Nachteile mit sich brachte). Oder ich teste, wie sich verschiedene Kombinationen von Kassette und Kettenblättern im "Real Life" fahren... oder ich probiere nach und nach verschiedene Reifen aus, um die für mich optimale Kombination zu finden... daran habe ich einfach Freude - auch wenn dann irgendwann der Punkt erreicht ist, daß ich beschließe: Jetzt isses genug.
 
Um mein 4Rad-Prototypen schnell zu optimieren,
werde ich gleich zwei davon bauen,
damit Ich (und die Versuchskaninchen) zeitnah A-B-Vergleiche machen kann.....
Ich werde wohl vor Tierversuchen an Menschen nicht zurückschrecken.:eek:

...das jeweils Bessere wird dann an Beiden umgesetzt...und weiter gehts.
 
Ich kann die Frage „Ist die Optimierung in der Gesellschaft so allgegenwärtig, dass man sich dem nicht entziehen kann?“ sehr gut verstehen. Häufig erscheint es mir, dass das Geniessen der vorhandenen Situation durch den Optimierungssog verhindert oder verschlechtert wird.

Vorgestern z. B. fuhr ich mit meinem Mango auf einem schmalen Radweg hinter einem Radfahrer her, da ich nicht überholen wollte. Dabei stellte ich fest, wie entspannend es war mit geringem Kraftaufwand mit 26km/h zu fahren, anstatt wie normalerweise mit wesentlich höherem Kraftaufwand 32-35km/h zu fahren. Dabei kam mir dann in den Sinn, dass hohe Geschwindkigkeiten zwar Spaß machen, aber mein eigentliches Ziel beim Kauf des Mango - weitestgehend wettergeschützt Rad fahren zu können - in den Hintergrund getreten war.

Ich werde jetzt versuchen mich wieder mehr am normalen Rad- und Pedelecfahrer zu orientieren und die vorhandenen Vorteile des Mango zu geniessen.
 
Niemand hinterfragt die These, dass Optimierung glücklich macht?
erstaunt Wolfram

Ich denke jeder optimiert in irgendeinem Bereich und gar nichts optimieren zu wollen macht vermutlich eher unglücklich als glücklich.
Das Gegenteil - optimieren immer und in allen Lebenslagen und -bereichen - sehe ich aber auch eher kritisch, wenn es als der einzig wahre Weg dargestellt wird.

Ich optimiere z.B. an meinem Rad/Räder die Bequemlichkeit (deswegen Liegerad) und Alltagstauglichkeit (die passenden Taschen, Handyhalter, Navigation, Werkzeug,...) weil mir das wichtig ist - aber auch da meist nach dem 80:20-Prinzip.
Optimierung der Technik in Bezug auf Leistung und Geschwindigkeit hat bei mir im Vergleich dazu einen geringeren Stellenwert und wird mit weniger Aufwand betrieben. Gar nicht allerdings auch nicht - wer fährt schon freiwillig mit mehr Anstrengung als nötig, wenn das optimieren wenig Aufwand kostet? D.h. so Sachen wie Kette immer mal wieder reinigen, Reifen nehmen die für mich einen sinnvollen Kompromiss aus Pannensicherheit und Geschwindigkeit darstellen nutzen statt irgendwelche Marathon Plus,... oder andere offensichtliche Bremsquellen beseitigen ja, aber Optimierung mit richtig viel Aufwand, Rolltests von Reifen, Kettenführungsperfektion, etc nö - bzw nur, wenn jemand anders das macht. Sprich ich freue mich schon darüber, das mein Velomobil von einem Perfektionisten wie Axel gebaut wird, der auf sowas Wert legt und das macht - wäre das aber nicht so würde ich nachträglich den Aufwand sicher nicht selber treiben.

Soll heißen: die denen das Optimieren auf Geschwindigkeit und Leistung oder auch nur das rumschrauben am Rad dafür Spaß macht, die macht die Optimierung vermutlich auch wirklich glücklich. Andere für die das echte, lästige Arbeit bedeutet oder denen es nichts gibt wenn der Wattmesser am Ende 10 Watt weniger für die gleiche Geschwindigkeit anzeigt werden dadurch natürlich auch nicht glücklich. Blöd nur, wenn die trotzdem das Gefühl haben einen Optimierungszwang zu unterliegen, nur weil andere Spaß und Freude an der Optimierung haben und davon berichten. Aber das ist dann eigentlich auch nicht die Schuld derer, die von ihrem Spaß am Hobby berichten, solange sie nicht unterstellen das jeder das machen muß (das Gefühl habe ich hier im Forum aber eher nicht).
Das Ziel sollte also sein, nicht zwingend die Leistung des Rads oder Fahrers zu optimieren, sondern den Spaß den das Hobby Fahrrad bringt - jeder auf seine Art. Der eine halt durch Leistungsoptimierung, der andere dadurch das er den Tacho ganz wegwirft und die Gegend genießt, der Dritte auf ganz andere Art - alles hat seine Berechtigung finde ich und jeder muss seinen Weg finden und sollte sich nicht dadurch unter Druck setzen lassen was andere tun und wollen.
 
Wie andere schon geschrieben haben: Es liegt in der Natur des Radfahrens und besonders des Spezialradfahrens, dass man versucht, seine Körperkraft möglichst effizient einzusetzen. Diese Suche nach Effizienz macht einen Teil der Faszination aus.
Nicht zwingend und für jeden tatsächlich. Für mich ist die Faszination des Radfahrens das dahinrollen durch die Natur und die Faszination des Liegeradfahrens die Bequemlichkeit dabei. Das das ganze evtl. auch noch effizienter ist als mit einem anderen Fahrradtyp ist ein netter Nebeneffekt, aber nicht das was mich fasziniert daran.
 
Wie jemand der vor lauter Gartenarbeit seinen Garten nicht genießen
das ist eine steile these, denn (bei mir und leuten die ich kenne) ist die gartenarbeit meist eine "art" von meditation.
das höchste von geniessen, oder ?

beim optimieren gibt mir mein finanzielles die grenzen vor und wird nur bei ersatzt von verschlleiss gemacht, wenn überhaupt,
da mich meist die teile schon in den ruin treiben die ich ersetzen muss, zusätzliches und /oder höherwertiges liegt einfach nicht drinnen.

allerdings zähle ich einen seiten/rückspiegel, licht usw nicht wirklich zum optimieren wenn es angeschaft werden muss,....
wenn ich es ersetze weil ich was helleres will/brauche ist das dann eine optimierung oder etwas notwendiges ?

optimierung ist wohl sehr persönlich, da wird es oft schwierig wenn mann/frau einfach etwas haben will, weil es der andere hat.
 
Ich glaub, dass ist schwer fest zu legen, was andere als "meditativ" empfinden oder nicht. Ich speiche z.B. sehr gern Laufräder ein. Das entspannt mich und ich kann meinen Kopf ausschalten. Alle Anderen die bei uns bisher gearbeitet haben oder noch arbeiten, kannst du mit der Tätigkeit jagen...
 
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