AW: Würde ein ABS-System am Trike einen Vorteil bringen ?
das habe ich nicht richtig verstanden. Gleiches Zenario:
- Fahrer bremst, beide Räder verzögern mit der gleichen Bremskarft (auf der Scheibe/Trommel).
- Linkes (nur als Beispiel) Rad fängt an zu blockieren -> Bremskraft wird am rechten Rad vermindert (Drehmomentstüzte des linken Rades
entspannt sich).
- Fahrer verstärkt manuell die Bremskraft -> beide Räder bekommen mehr Bremsenergie -> das linke Rad blockiert ganz -> die Bremskraft
rechts reduziert sich wieder bis das linke Rad wieder Haftung bekommt.
- Bekommt das linke Rad wieder ausreichend Haftung -> erhöht sich die Bremsleitung auf diesem Rad durch die Reibung -> Rechts wird
die Bremskraft auch wieder erhöht -> beide Räder arbeiten wieder mit ähnlicher/gleicher Bremsleistung.
Dieser Verteilung müsste sich in einem "geschlossenen" System doch immer wieder versuchen auszugleichen ?
Kommt darauf an, was man als Ausgangspunkt nimmt bzw. wie das Blockieren ausgelöst wurde.
Szenario 1:
Fahrer bremst auf gerader Strecke und gerät mit einem Rad in einen Sandfleck, auf Herbstlaub oder ähnliches.
a) Fahrer bremst und baut die "übliche" Bremskraft auf
b) Linkes Rad kommt ins Rutschen und bleibt stehen. Drehmoment an der Bremstrommel reduziert sich auf das, was das Rad übertragen kann.
c) Zusatzbremskraft am rechten Rad reduziert sich auf das, was links noch an der Drehmomentstütze ansteht. Rechtes Rad wird ebenfalls etwas weniger gebremst
d) Fahrer erhöht manuell die Kraft; linkes Rad weiterhin blockiert, rechtes Rad bremst stärker, über dessen Drehmomentstütze wird auch die linke Bremse weiter zugemacht
e) Linkes Rad greift wieder, Moment an der Drehmomentstütze erhöht sich und zieht rechts stärker mit an der Bremse
f) Beide Räder bremsen jetzt stärker als das rechte Rad vorher allein gebremst hatte. Das könnte zum beidseitigen Blockieren oder zum Nasenstand führen.
Szenario 2:
Fahrer ist in der Kurve und bremst.
a) Es baut sich Bremskraft auf, bis das Kurveninnere Rad blockiert.
b) Fahrer will mehr Bremskraft und zieht stärker. Das kurveninnere Rad bleibt unverändert, außen wird mehr Kraft aufgebaut
c) Fahrer macht die Lenkung auf. Das kurveninnere Rad wird stärker belastet, das Moment an dessen Drehmomentstütze steigt, das äußere Rad wird stärker gebremst
d) je weiter die Lenkung geradegestellt wird, um so mehr Last liegt auf dem inneren Rad und um so stärker bremsen beide Räder.
In Deinem Szenario ist möglicherweise der Denkfehler versteckt, dass das Blockieren eines Rades irgendwie das Drehmoment an dessen Drehmomentstütze reduziert. Das wird aber nicht passieren.
Über die beiden Reibpaarungen Belag-Trommel und Reifen-Boden kann ein bestimmtes Drehmoment zwischen Boden und Drehmomentstütze übertragen werden. Im Normalfall stellt man das Drehmoment mit dem Bremshebel ein, und die Reibpaarung Trommel-Belag ist das schwächste Glied in der Kette und rutscht. Macht man dieses Glied zu stark, dann rutscht es zwischen Reifen und Boden. Das ist aber der Drehmomentstütze egal. Die sieht nur das Drehmoment und nicht, ob es gerade zwischen Belag und Trommel oder zwischen Reifen und Boden rutscht, und sie "weiß" auch nicht, ob das Drehmoment niedrig ist, weil Du schwach bremst, oder weil der Boden glatt ist.
Deswegen bleibt das Drehmoment einfach auf dem Niveau, das durch die Gleitreibung zwischen Reifen und Boden vorgegeben ist, egal was am anderen Rad passiert. Wird die (Geitreibungs-)Kraft am Boden größer, dann wird auch das Moment an der Stütze größer, und zwar so lange, bis die Reibpaarung Belag-Trommel an ihre Grenze gekommen ist. Da durch die gekreuzten Bowdenzüge aber ein Teil des gerade steigenden Moments und die dadurch erhöhte Bremskraft am anderen Rad zurückübertragen wird, schiebt die steigende Gleitreibung diese Grenze selbst auch etwas hinaus, sie wird sie aber bei passender Auslegung des Systems "einholen" (sonst wäre es genau der Fall mit den sich gegenseitig zuziehenden Bremsen).
Viele Grüße,
Stefan