Ich erwarte die Lieferung nach Weihnachten.
Ich lasse allerdings jetzt mal eine andere Katze eine Woche früher als geplant aus dem Sack:
Ich habe mir am Donnerstag vorletzter Woche ein Hase Tagun gekauft, bei Nürnberg (Brachialtour mit dem Auto, um Nürnberg ist gefühlt Permastau), einfach weil mich das Ding brennend interessiert. Das monatelange Hin und Her und Abwägen verschiedener Argumente bei diversen Angeboten hat meine Herzliebste teilweise spürbar genervt. Am Ende habe ich mir gesagt, dass alle Theorie nur grau ist und die einzige Sicherheit in der Praxis liegt. Das Gerätchen ist laut Anbieter nur um die 1500 km gefahren, also praktisch neu. Die Erwartung des Vorbesitzers als engagiertem Rennradfahrer wurde wohl nicht erfüllt. Der Zustand des Kettentriebs belegte diese geringe Laufleistung.
Allerdings habe ich es bisher nur einmal kurz gefahren: Wetter, Lichtverhältnisse, viel Arbeit in der Vorweihnachtszeit und eine Veränderung meines Arbeitswegs haben das verhindert.
Der erste Eindruck: Es wirkt wie für die Ewigkeit gemacht. Üppige Rohrdurchmesser, hervorragendes Finish, sehr durchdachte Konstruktion bis hin zur recht komplexen Aufhängung samt Faltmechanismus des Hinterrads. Manche bezeichnen sie kritisch als verbastelt, ich erlaube mir noch kein Urteil. Die Avid BB5 (oder BB7?) Scheibenbremsen sprechen genial feinfühlig an, die Federung mit einstellbarer Härte des Federelements ist um Klassen besser als der Gummipuffer des PG. Der technische Fortschritt in der Zeit zwischen der Konstruktion beider Räder ist deutlich spürbar. Der Lenker ist in Breite und Winkel verstellbar und fällt ganz natürlich in die Hand. Der Gepäckträger ist wider Erwarten "bocksteif".
Und ich finde, dass es einfach wahnsinnig gut aussieht. Die weiße Farbe steht ihm um Klassen besser als das seltsame Gelb, in dem Hase es gerne anbot. Ich habe bei entsprechenden Versuchen im Modellbau festgestellt, dass Röhren mit hellen, klaren Farben besser wirken als mit zurückhaltenden wie meiner Lieblingsfarbe, einem metallischen rauchigen Petrol. Die kommt auf Flächen wie z.B. Flugzeugrümpfen, Autokarrosserien oder Velomobilen richtig gut rüber.
Unerwartete Umstellungsprobleme habe ich mit der Sitzposition: Das Tagun ist mein erster Einspurer mit einem relativ hohen Tretlager, dementsprechend seltsam fühlt er sich an. Bei meinen Trikes ist das anders: Mit den Füßen in den Klickies und ohne Gefahr, umzukippen sitze ich einfach anders. Wahrscheinlich ist das ein Grund, weshalb Einspurerlieger so einen geringen Marktanteil haben.
Ich hatte am Anfang die Sitzlehne nahezu sekrecht gestellt, dazu den Tretlagerabstand zu eng. Das Gefühl war, dass ich mit den Knien neben den Ohren fuhr. Hier muss ich noch arbeiten. Die beim ersten Probesitzen auf einem anderen Tagun als zu kurz erlebte Lehne ist aktuell kein Thema.
Daher noch keine Beurteilung, die werde ich erst abgeben, wenn ich es ausführlich gefahren habe.
Da es einen Stahlrahmen hat, passt es m.E. in den Thread über Eisenschweine, obwohl kein Langlieger mit tieferem Tretlager.
Das Bild ist aus der Verkaufsanzeige, ich hatte noch keine Gelegenheit zu einem eigenen.
Der "klumpige" linke Griff ist eine optische Täuschung, das ist der eingeklappte Spiegel.