Fahrrad neu erfinden?

Die Probleme beginnen beim Anfahren, bei dem sie bis zu zwei Metern nach beiden Seiten schwanken, bis sie endlich genügend Schwung fürs Drum aufgenommen haben. Rollt es dann, sind sie viel zu schnell, um dem Verkehrsgeschehen folgen zu können. Plötzliche Ereignisse überfordern ihr Reaktionsvermögen um Längen. Beim Anhalten springen manche tatsächlich regelrecht ab, weil sie Angst haben, dass ihnen der Untersatz umkippt, sobald sie stehen.

Ich erkenne mich bei meinen ersten Liegerad (Einspurer)- Versuchen wieder! So alt bin ich gar nicht......

Gehen wir davon aus, dass bei einem Fahrrad ohne E die Übung der Koordination, muskuläres Training und die Entwicklung höherer Geschwindigkeiten miteinander fortschreiten, dann ergibt sich mit E, dass Koordination und Übung nicht mehr in gutem Verhältnis zur Geschwindigkeit stehen müssen. Das ist die negative Seite. Die positive ist, dass Leute, die gar keine Chance haben ihre Muskeln zu trainieren oder zu benutzen, trotzdem brauchbare (beim Einspurer auch balancierbare) Geschwindigkeiten erreichen können. Eine sehr gute, ausgewogene Steuerung ist da viel wert. (Ich selbst habe natürlich mit Gasgriff, bloßem An + Aus oder 9*25 Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Unterstützungsmodi, ggf frei programmierbar keine Probleme. Ich bin aber auch nicht die Zielgruppe!!)

Ich habe einen Bekannten vor Augen (genau der oben erwähnte Schlaganfall), der war vor seiner Einschränkung kein Radfahrer (natürlich konnte er irgendwie wie jeder Radfahren, tat er aber nicht). Das Trike (so ein Reha-Monster) ist für ihn die allerallereinzigste Möglichkeit sich überhaupt fortzubewegen, wenn man von Taxi absieht. Busse etc gibt es bei uns nicht in brauchbarem Umfang. Er muss also mit total eingeschränkter Motorik und "neuem" Körpergefühl etwas neues lernen. Eigentlich musste er alles neu lernen. Dass das Ergebnis nicht nach unterfordertem Schlappseilakrobat aussehen kann, ist irgendwie klar!
 
Beim Mitlesen hier werde ich immer pessimistischer, dass da irgendwas sinnvolles herauskommt.
Die Entwickler sind zum großen Teil Studenten, mutmaßlich Maschinenbauer, E-Techniker, Mechatroniker, Softwerker. Wer von denen hat eine Vorstellung davon, wie Gehbehinderte mit so einem Fahrzeug umgehen (wollen/können)? Und vor allem, wer hat in dem Alter und mit Zeit-/Notendruck im Nacken die Geduld, sich mit dieser Seite des Projekts ausführlich genug zu befassen?
 
Beim Mitlesen hier werde ich immer pessimistischer, dass da irgendwas sinnvolles herauskommt.
Die Entwickler sind zum großen Teil Studenten, mutmaßlich Maschinenbauer, E-Techniker, Mechatroniker, Softwerker. Wer von denen hat eine Vorstellung davon, wie Gehbehinderte mit so einem Fahrzeug umgehen (wollen/können)? Und vor allem, wer hat in dem Alter und mit Zeit-/Notendruck im Nacken die Geduld, sich mit dieser Seite des Projekts ausführlich genug zu befassen?

Diese Mädels und Burschen würde ich mal nicht unterschätzen. Vor allem haben sie den Kopf noch frei und voller verrückter Purzelbäume. Die wachsen manchmal ganz schön weit in den Himmel. Und unversehens kommt etwas dabei heraus, an was nie vorher jemand je gedacht hätte.

Die HiTrikes sind ja auch so ein Beispiel voller Genialität. Von der Uni ins Gemüse. In die Genüsse meinte ich. Einer von denen sei nicht nur etwas konsequenter in seinen Formulierungen, sagt man, aber er schweißt halt auch noch sehr gut und geht meines Wissens nebenbei immer noch studieren.
 
(genau der oben erwähnte Schlaganfall), der war vor seiner Einschränkung kein Radfahrer (natürlich konnte er irgendwie wie jeder Radfahren, tat er aber nicht). Das Trike ist für ihn die allerallereinzigste Möglichkeit sich überhaupt fortzubewegen, Er muss also mit total eingeschränkter Motorik und "neuem" Körpergefühl etwas neues lernen. Eigentlich musste er alles neu lernen. Dass das Ergebnis nicht nach unterfordertem Schlappseilakrobat aussehen kann, ist irgendwie klar!

Deine Beobachtungen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Zwar habe ich kein "Reha Monster, aber die fehlende Seite erfordert als Ausgleich den Motor sonst verzieht sich dein Skelett total.
 
Diese Mädels und Burschen würde ich mal nicht unterschätzen. Vor allem haben sie den Kopf noch frei und voller verrückter Purzelbäume. Die wachsen manchmal ganz schön weit in den Himmel. Und unversehens kommt etwas dabei heraus, an was nie vorher jemand je gedacht hätte.
Dass man in dem Alter pfiffige Lösungen findet, glaube ich sofort! Aber nur für Probleme, die man auch (be-)greifen kann. Wenn ein oder zwei der Mitwirkenden Zivildienst bzw. FSJ in einer Behinderteneinrichtung oder in der Seniorenbetreuung gemacht haben, ist das sicher Gold wert.
Deswegen auch meine Vermutung >da oben<, dass das resultierende Gefährt praktisch die beiden genannten Nutzungsmodi haben wird. Trike mit e-Unterstützung für Leute, die sich mehr oder weniger "normal" bewegen können, nur eben nicht so weit. Elektrischer Rollstuhl für die, die das nicht können, es aber trotzdem irgendwie auf den Sitz schaffen und mit den Beinen weder am Boden schleifen noch in die Räder kommen.


PS: Vielleicht fehlt in der Diskussion eine klare Grenze zwischen der Zielsetzung im eingangs genannten Projekt und einem Fahrzeug, das dauerhaft für eine einzelne Person gedacht ist.
Gesucht wird ein Fahrzeug, das Leute ausleihen können, um in einer 2,5km langen Fußgängerzone zu fahren. Das kann man nicht erst 30min lang anpassen, erst recht nicht durch Austausch von Teilen. Die erste Frage ist da für mich, ob überhaupt ein derartiges Fahrzeug möglich ist, das mehr kann als ein vielfältig verstellbarer E-Rolli.
 
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PS: Vielleicht fehlt in der Diskussion eine klare Grenze zwischen der Zielsetzung im eingangs genannten Projekt und einem Fahrzeug, das dauerhaft für eine einzelne Person gedacht ist.
Gesucht wird ein Fahrzeug, das Leute ausleihen können, um in einer 2,5km langen Fußgängerzone zu fahren. Das kann man nicht erst 30min lang anpassen, erst recht nicht durch Austausch von Teilen. Die erste Frage ist da für mich, ob überhaupt ein derartiges Fahrzeug möglich ist, das mehr kann als ein vielfältig verstellbarer E-Rolli.

So etwas gibt es IMHO bereits. Junge Holländer haben da etwas pfiffiges entwickelt. Finde leider gerade den Link nicht.
Aber mutig ist das Projekt schon. Mir wurde das befahren der Fußgängerzone in HD untersagt.
 
Gesucht wird ein Fahrzeug, das Leute ausleihen können, um in einer 2,5km langen Fußgängerzone zu fahren

Das steht im Text so geschrieben.
Von Innenstadt steht aber auch was geschrieben, und so eine besteht halt nicht nur aus Fußgängerzone, in der man nur mit Schrittgeschwindigkeit, wenn überhaupt, radelnderweise unterwegs sein darf.
Dann steht da was von Testgebiet in einem Neubaugebiet, testet man da in dessen Fußgängerzone ?. Dann steht da was von Lastenfahrrad. Der eingeschränkte Benutzer kauft damit in der Fußgängerzone / Innenstadt ein und und packt dann den Einkauf am Taxi-Stand um oder die app ruft am Ende der Fußgängerzone die Verwandtschaft ?
Sorry, die 4 Mio. werden nicht reichen. Das Forschungsgebiet für die Forscher erscheint immens und nicht so ganz abgesteckt.
Grüße Stefan
P.S.
Und ja, ein Dreirad soll es richten. Wieso nicht ein Vierrad? Da hat man einen weitaus größeren Bereich an Einschränkungen, speziell den von Gleichgewichtsstörungen, abgedeckt.
 
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Moin!

Mir wurde das befahren der Fußgängerzone in HD untersagt.

Das fand ich auch das Spannende an dem Ansatz :)

Darin steckt die Erkenntnis, daß Fußgängerzonen Barrieren sind. Sie sind gebaut für den gesunden Autofahrer, der parkende Autos und Autoverkehr lästig findet ... jedenfalls dort, wo er gern einkaufen möchte. Radfahrer sind ausgesperrt, weil sie sowieso immer lästig sind.

Es reicht also nicht, ein Fahrrad zu bauen, das Leute mit Mobilitätseinschränkungen fahren können - man muß das ganze Konzept "Fußgängerzone" in Frage stellen. Die Fußgängerzone ist ja nicht nur selbst für Radfahrer nicht zugänglich, sondern sie blockiert auch noch die kurzen innerstädtischen Verbindungswege, die Mobilitätseingeschränkte benötigen (und jeder andere auch, außer er fährt Auto, wo die schnellste Verbindung eh selten die kürzeste ist).

Mobilitätseingeschränkten einen Radfahr-Zugang zu Fußgängerzonen erlauben, ist für deutsche Verhältnisse schon eine kleine Revolution. Es soll ja wohl ein richtiges Lastenrad werden und kein besserer Krankenfahrstuhl ...

Tschüs!

Hein
 
Die Fußgängerzone hier in Bad Hersfeld sollte dieses Jahr auch für den Radverkehr in Schrittgeschwindigkeit frei gegeben werden. Pustekuchen! Politik und Bürgerinitiativen sind dagegen Sturm gelaufen "viiiiiel zu gäfäääährlich" und so wurde der schöne Plan in Ablage P rund/gelocht verschoben.:confused: Und ich hatte mich schon so darauf gefreut mittags mal ins Cafe radeln zu können.
 
kein besserer Krankenfahrstuhl ...

Allein diese Definition in einem Lastenheft läßt das Konzept für ein Dreirad für die Fußgängerzone für "Leichtbehinderte" (wie sehen die aus ??) mehr als schwierig erscheinen.
Dann kommt aber noch die Innenstadt, ein hipper Wohnpark und ganz doll, das Lastenfahrrad dazu. Letzteres wollen/sollen dann auch Nichtbehinderte nutzen ?
Ein bischen Liebe, ein bischen Friede, ein bischen Eierkuchen.
Das wird was ganz epochales.
Grüße Stefan
 
Allein diese Definition in einem Lastenheft läßt das Konzept für ein Dreirad für die Fußgängerzone für "Leichtbehinderte" (wie sehen die aus ??) mehr als schwierig erscheinen.
Dann kommt aber noch die Innenstadt, ein hipper Wohnpark und ganz doll, das Lastenfahrrad dazu. Letzteres wollen/sollen dann auch Nichtbehinderte nutzen ?
Ein bischen Liebe, ein bischen Friede, ein bischen Eierkuchen.
Das wird was ganz epochales.
Grüße Stefan

Die Definitionsschwierigkeiten sind wirklich ein heißes Thema, da die Ämter auf der einen Seite keine Präzedenzfälle schaffen wollen, die politischen Organe keine Bürgeraufstände.
Es gibt aber tatsächlich viele Menschen, die durch das Einteilungsraster fallen. Vielleicht sollte man vorrangig erst einmal an dieser Schraube drehen: Damit man fahrend in die Fußgängerzonen darf, muss man im Rollstuhl sitzen. Dabei gibt es weit mehr Menschen, die zu schlecht auf den Beinen sind, um zu Fuß durch die Stadt zu gehen, aber zu mobil, um sich an einen Rolli zu ketten.
Zum Beispiel die von mir schon einmal zitierte Dame mit weit über 70 Lenzen, die mit ihrem HP alle Straßen unsicher macht. Allerdings möchte ich dieses Mädel nicht gerne in die Fußgängerzone lassen, weil sie bei ihrem Motörchen nur Vollgas oder stehenbleiben praktiziert. 25 oder null. Dazwischen gibt es nur Beschleunigung.
Diese Gruppe mit Merkzeichen "G" ist zwar gehbehindert, genießt aber keinerelei Sonderrechte oder Artenschutz. Sie erhalten keine Freigabe für Behindertenparkplätze, obwohl das Merkzeichen vergeben wurde, weil sie eben nicht weit gehen können. Wollen diese Menschen in das Stadtzentrum, müssen sie zwangsläufig alternative Verkehrsmittel wie zum Beispiel Dreiräder benutzen. Diese bringen aber erst dann wesentliche Vorteile gegenüber dem Auto, wenn sie damit bis vor das Ziel fahren können.
Bei uns in Konstanz gehen Ordnungskräfte, die gerade aus der schweißtreibenden Beschäftigung beim Einkreisen von Falschparkern in die Stadtmitte beordert wurden, in ihrem Höchsttempo von etwa 0,2 km/h jedem Radler und Dreiradler an den Geldbeutel, auch wenn sie sehen oder informiert werden, dass es sich um einen Schwerbehinderten handelt. Ich wurde einmal belehrt, dass ich froh sein solle, nicht querschnittsgelähmt zu sein. Bin ich, sagte ich, aber hier in der Stadt, und nur darum geht es im Moment, ist er mir gegenüber im Vorteil. Hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen. Sieht ja niemand, dass ich mal 100, mal 200, 500, mal gar keine Meter ohne Hilfsmittel gehen kann. Und das auch nur, weil mich meine Mary fit macht und fit hält.
Diese Grenzen sind tatsächlich fließend und bedürfen einer klaren Definition, bevor solche tiefschürfenden Neuerungen eingeführt werden. Zum Beispiel: Merkzeichen "G" darf mit Drei- oder Vierrad und Tempo bis maximal 10 km/h in die Fußgängerzone. Für Behindertenparkplätze braucht es nach wie vor Merkzeichen "aG". Dafür muss "aG" nicht nur bei Gleichstellung mit einem Querschnittsgelähmten vergeben werden, sondern das Kriterium muss die maximale Gehstrecke sein, die ohne Hilfsmittel zurückgelegt werden kann. Die Merkzeichen "aG" und "G" können auch befristet vergeben werden.
Nun noch die Frage der Lastenräder. In den meisten Fußgängerzonen gibt es zeitliche Begrenzungen für den Lieferverkehr. Damit wäre auch der Bereich der Lastenräder locker und akzeptabel geklärt. Tätigt jemand sperrige Einkäufe zur "falschen" Zeit, ist es der Kreativität des Einzelhandels überlassen, ob er die Waren zurücklegt, bis der Lieferverkehr wieder freigegeben ist. In manchen Städten fahren sie für abgeschlaffte Blechkistenbeweger solche Artikel sogar bis in die Parkhäuser! Klar, die sind vom Fahren ja auch noch so fertig und werden permanent an Maßnahmen zur Steigerung ihrer Fitness gehindert. Irgendwas geht also immer.
 
Dann kommt aber noch die Innenstadt, ein hipper Wohnpark und ganz doll, das Lastenfahrrad dazu. Letzteres wollen/sollen dann auch Nichtbehinderte nutzen ?
Ein bischen Liebe, ein bischen Friede, ein bischen Eierkuchen.
Das wird was ganz epochales.
Na Du dachtest doch nicht, dass München es unter dem überhaupt versucht? :rolleyes:
Ich gehe auf der Basis des SZ-Artikels im Moment davon aus, dass das zwei verschiedene Dinge sind. Den Schwerpunkt bilden die erwähnten Geschichten im Domagkpark, und daneben gibt's noch das Gefährt für die Einkaufsmeile. Die Sachen haben also nichts miteinander zu tun, das Lastenrad ist weder für Behinderte noch für Kranke oder überhaupt für die Einkaufsmeile, sondern für Paketzustellungen in dem Wohnviertel.
 
das Lastenrad ist weder für Behinderte noch für Kranke oder überhaupt für die Einkaufsmeile, sondern für Paketzustellungen in dem Wohnviertel.

Also im ersten Absatz steht, dass das gerade entwickelte Rad für eingeschränkt Mobile und als Lastenfahrrad dienen soll.
Dann steht aber auch später, dass ein Lastenfahrrad im Wohnpark Pakete zustellen kann. Diese Art der Zustellung darf man sich bei DHL, UPS, GLS,Fedex etc. vorher wünschen? Das versteh ich nicht so ganz.
Dann ist auch nicht so ganz rauszulesen, ob Innenstadt gleich Füßgängerzone bedeutet. Wenn ja, sind da ja ein paar Regularien fürs Fahren zu klären.
Nun denn. Da wird ein neues Dreirad entwickelt und ist im Spätsommer zum Testen fertig.
 
Ich habe da Mal eine Verständnisfrage: wo in dem Initiativen Artikel steht etwas von Fahrrad????? Ich lese nur TRIKE :rolleyes:
Pedalantrieb ist nirgends abzuleiten.....
 
Moin!

Ich habe da Mal eine Verständnisfrage: wo in dem Initiativen Artikel steht etwas von Fahrrad????? Ich lese nur TRIKE :rolleyes:
Pedalantrieb ist nirgends abzuleiten.....

"Elektrisch unterstützt" ist vielleicht das entscheidende Schlüsselwort. Unterstützt werden könnte zwar theoretisch alles mögliche, aber ich glaube, daß diese Wortwahl gewohnheitsmäßig nur für Pedelec-artige Antriebe verwendet wird.

Tschüs!

Hein
 
Das versteh ich nicht so ganz.
Sieh es mal so: Da sind 20 Millionen europäischer Fördergelder, die raus müssen. Da ist ein Institut, das ein Stück von diesem Kuchen gut für die Institutsfinanzierung gebrauchen kann. Das Ganze benötigt einen Deckmantel. Ist das Geld verbraucht, gibt es einen 200 seitigen Abschlussbericht, der dann irgendwo in einem europäischen Aktenschrank verschwindet.
Habe ich irgendetwas übersehen?....
 
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