Fahrrad neu erfinden?

Als Futter für Masterarbeiten & Co. ist die Problemstellung doch ganz OK. App finde ich überflüssig, aber heute geht's wohl nicht mehr ohne.

Für den praktischen Einsatz (auch aus Sicht des Unterhalts, z.B. Ersatzteilversorgung) finde ich es allerdings sinnvoller, kein eigenes Startup mit eigener Fahrzeugproduktion aufzuziehen, sondern sich mit Anbaulösungen für bestehende Fahrzeuge wie Anthrotech, Kettwiesel oder Scorpion zu befassen. Vielleicht kennt die MVG diese Fahrzeuge ja noch gar nicht (oder nur als Störfaktoren in S- und U-Bahnen).

Als Konstruktionsthemen fallen mir spontan ein:
- beim Aufstehen/Hinsetzen unterstützender Sitz, evtl. statt mit e-Antrieb auch mit Federvorspannung und umschaltbarer Ratschensperre, so dass man mit 2-3x Schwingen und evtl. Ziehen an Aufstehhilfen hoch und runter kommt. Das sollte durch den bei Fahrt niedriger liegenden Schwerpunkt die angesprochene Instabilität vermeiden.
- für einseitige Beinprobleme die Möglichkeit, eine Kurbel lahmzulegen oder durch eine Bein-/Fußstütze zu ersetzen und den Totpunkt per E-Antrieb zu überbrücken. Das könnte auch ein reizvolles Thema für E- oder Regelungstechniker werden.

Ansonsten laufen Fahrräder für Bewegungseinschränkungen meines Wissens doch ziemlich schnell auf angepasste Individuallösungen hinaus, so dass das Teil wohl hauptsächlich zwei breiter anwendbare Konfigurationen hat: einerseits pedalgetriebenes Trike mit kurzer Übersetzung und evtl. e-Unterstützung, andererseits dreirädriger e-Rollstuhl.
 
Sollten die Forscher und Studiker ihren Prototyp für Leichtbehinderte fahrfertig bekommen, bitte ich einen meiner schwerstbehinderten Kunden, dass er gegen einen Forscher oder Studiker auf dem Forschungs-/Studikergebnis zum Vergleich antritt.
Als Last ,es soll ja auch als Lastenfahrrad fungieren, hat der Schwerstbehinderte eine volle Getränkekiste auf dem Rad.
Grüße Stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
einerseits pedalgetriebenes Trike mit kurzer Übersetzung und evtl. e-Unterstützung, andererseits dreirädriger e-Rollstuhl.

Auf der SPEZI war ein Stand mit e-Mobilen für alte Menschen und Behinderte. Dieses Treiben habe ich eine Weile während einer Tasse Kaffee beobachtet. Die Verkäufer oder Nothelfer (oder was das auch immer waren) setzten sich beispielgebend auf ihre rollenden Kisten mit drei (da bin ich mir jetzt gar nicht mehr so ganz sicher) und vier Rädern und fuhren den unbeholfenen Herrschaften, denen eigentlich geholfen werden sollte, um die Ohren. Kein einziger der Interessenten schaffte es auch nur ansatzweise, den Vorführern gleich zu tun, zwei Damen kamen nach mehreren Versuchen nicht vom Fleck.

Die Standard-Pedelec-Lösung funktioniert bei bestem Sitz und bestem Aufbau nicht. An dem Antrieb aber hängt alles. Letztlich soll es ein Zwischending zwischen den motorisierten Einkaufsvehikeln sein und einem Drei-/Vierrad, bei dem noch etwas Bewegung durch Treten dem körperlichen Totalabbau entgegen wirkt. Diese Personengruppe hat aber meist nicht die Kraft, den Anfangswiderstand zu überwinden, bevor der Pedelecschub einsetzt. Von dem sie dann auch noch völlig überrascht werden und in Angststarre verfallen, Steuer loslassen oder gleich vom Bock fallen. Bei den Systemen mit Gasgriff muss erst die Bremse gelöst werden, was keines der anwesenden Mädels begriffen hat.

Mir schwebt für diese spezielle Anwendung ein System vor Augen, das auf 10 km/h begrenzt ist, ohne Verzögerung sanft anspringt, wenn die Pedale nach vorne bewegt werden, zurückrollen zwingend vermeidet, steigungsabhängig so unterstützen, dass bei gleichem Krafteinsatz auch die gleiche Geschwindigkeit resultiert, und eine Rücktrittfunktion hat. So müssen sich diese Menschen nur auf zwei Körperteile für zwei unterschiedliche Aufgaben konzentrieren: Die Beine fürs Fahren und Bremsen, die Arme fürs Lenken und den Stinkefinger.
 
Bei den Systemen mit Gasgriff muss erst die Bremse gelöst werden, was keines der anwesenden Mädels begriffen hat.
tschuldigung...
aber vielleicht ist es besser so, wenn diese Personen ohne Aufsicht nicht am Strassenverkehr teilnehmen

auch hat das wenig mit dem Pedelec-antrieb selber zu tun..
viele Trike haben auch ohne Motor eine Feststellbremse.. da würden sie dann ja auch scheitern..

Diese Personengruppe hat aber meist nicht die Kraft, den Anfangswiderstand zu überwinden, bevor der Pedelecschub einsetzt. Von dem sie dann auch noch völlig überrascht werden und in Angststarre verfallen, Steuer loslassen oder gleich vom Bock fallen
klingt für mich nach einer Billiglösung, rein drehzahlabhängiger Pedelec-Sensor.. (ich bin ein Fan von NICHT-Drehmomentsteuerungen)
die meisten heute in D/A/CH verkaufen Pedelecs haben ja mittlerweile einen Mittelmotor (Bosch, Yamaha und co), der eine Drehmoment/Kraft-Steuerung besitzt

da braucht nix eingestellt werden, man muss nur das System durch Druck auf Knopf einschalten bevor es los geht...
und mit Druck auf Pedal beginnt dann auch der Motor zu schieben
da gibt's nix zu lernen

und überrascht brauchen sie auch nicht werden, da fliessender Schub

das ganze kann dann noch mit einer Nuvinci kombiniert sein, die elektrisch geschaltet wird...
also sogar das Schalten wird den Fahrern somit abgenommen
 
....aber vielleicht ist es besser so, wenn diese Personen ohne Aufsicht nicht am Strassenverkehr teilnehmen

Wieso ? das kann man doch alles lernen.
Die meisten Autofahrschüler würgen die Karren doch auch am Anfang ab, bremsen unvermittelt oder treten plötzlich aufs Gas. Nach ein paar Fahrstunden (bei den einen mehr, bei den anderen weniger) schaffen es dann doch die meisten.
 
Bei den Systemen mit Gasgriff muss erst die Bremse gelöst werden, was keines der anwesenden Mädels begriffen hat.
tschuldigung...
aber vielleicht ist es besser so, wenn diese Personen ohne Aufsicht nicht am Strassenverkehr teilnehmen

Ne, da bin ich nicht bei Dir. Mein erster Versuch Radlader zu fahren scheiterte so ziemlich genau daran, dass ich nicht begriffen habe, dass der nur startet WENN ich auf der Bremse stehe. Pendelachse am Radbagger sorgt auch regelmässig für "Überraschung" bei neuen Mitarbeitern - die Dinger kippen dann mal ganz gerne beinahe um. Und ich habe in Frankreich mal zwei deutsche Touris mit einem französischen Mietwagen (moderner Kleinwagen) "gerettet" als die verzweifelt das Auto nicht zum laufen brachten, mit dem Hinweis auf diese Erfahrung - mit Bremse- ging es!

Uns sind an Fahrrädern sehr viele Dinge völlig vertraut. Für die behinderten Sportler, die gesunde mit dem Handbike abziehen (oder mit dem normalen Rolli bereits mich als Schulkind jeden Tag am Berg überholte haben) gibt es ja gute Lösungen, meistens maßgeschneidert und ultra-sportlich. Aber für den, der bis gestern nur Auto gefahren ist und jetzt aufgrund von Schlaganfall aufs Trike umsteigen muss (oder daheim bleiben), ist das eine neue unvertraute Welt. Die Reha-Hersteller bauen ja gar gruseliges Zeug. Übrigens nehmen Behinderte selbstverständlich am Verkehr teil. Als Fußgänger, Rollifahrer, Rollatorfahrer, warum nicht Trike.

Aber 4 Mio..... da könnte ich auch was bauen:) Dritteln wir uns das und bauen drei Prototypen?
 
Cool, ich mach das für 200000€... Aber hey, wir erfinden ja sachen die sich auch wirklich verkaufen und die auch wirklich funktionieren, deshalb gabs für uns genau 0€. -_-
 
Wieso ? das kann man doch alles lernen..
ja eh..
für mich klang es so, dass die bestehenden Bikes so schleissig konstruiert sind, dass (trotz Einweisung) die es nicht schaffen damit loszufahren
weil die Bremse noch angezogen ist..

von irgendwelchen "Tricks" die nötig sind, um ein Pedelecbetriebenes Fahrrad zum Fahren zu bringen ist mir eigentlich nix bekannt..

bei Autos lassen sie sich ja doch manch Ding einfallen, wo man wirklich nicht ohne Anleitung draufkommt..
z.b. 2mal kurz die Bremse antippen, sonst funktioniert starter/Zündung nicht, etc. etc.

aber man sieht ja auch in der Stadt sehr oft Personen, die sich an (moderaten) Steigungen mit einem viel zu hohen Gang hochquälen, weil sie nicht wissen (ja, ich hab mal eine Dame darauf angesprochen), dass sie eine Schaltung am Rad haben und wie die funktioniert

egal...
worauf ich hinauswollte:
die meisten Pedelecs sind sehr einfach zu bedienen - wer eine Fahrradgangschaltung bedienen kann, kann erst recht nen Pedelec-Antrieb bedienen
 
Hallo @Kraeuterbutter,
mit Sicherheit gehöre ich nicht zu den Alten, die sich selten blöd anstellen, wenn ihnen Neues begegnet. Vieles reizt sogar meinen "Forscher"- geist. Und doch fallen mir zunehmend Dinge schwerer, die ich früher mit links gemacht und begriffen hätte. Bisher sind es noch ganz kleine Flashs, die mein Umfeld nicht mitbekommt. Die denken alle: der ist ja richtig fit drauf. Körperlich wie geistig. Wenn die wüssten...
Ich habe es auch an meineer Mutter hautnah erlebt. Eine taffe Frau, die sich durch nichts erschrecken ließ. Die konnte alles, was sie sich vornahm. Und trotzdem kam der Tag, an dem sie beschloss, nicht mehr Auto zu fahren, obwohl sie genau das sehr dringend benötigt hätte. Aber es ging nicht mehr. Dann kam unverhofft der Tag, an dem sie nicht mehr mit dem Rad fahren konnte, obwohl sie das zuvor fast täglich benutzt hatte.
Mit den elektrischen Rollstühlen und ihrer einfachen Bedienung kam sie hervorragend klar. Wie alle alten Menschen, die noch einigermaßen die Lichter aufgesteckt haben (und davon gibt es überraschend viele). Aber mit der Pedelecsteuerung schaffen es erkennbar viele weit jüngere nicht, sicher und perfekt umzugehen. Die Probleme beginnen beim Anfahren, bei dem sie bis zu zwei Metern nach beiden Seiten schwanken, bis sie endlich genügend Schwung fürs Drum aufgenommen haben. Rollt es dann, sind sie viel zu schnell, um dem Verkehrsgeschehen folgen zu können. Plötzliche Ereignisse überfordern ihr Reaktionsvermögen um Längen. Beim Anhalten springen manche tatsächlich regelrecht ab, weil sie Angst haben, dass ihnen der Untersatz umkippt, sobald sie stehen.
Wenn man das genauer unter die Lupe nimmt, sind Geschwindigkeit und Handhabung bei den elektrischen Rollstühlen kein Problem. Gut, die Geschwindigkeit ist bei manchen Modellen doch etwas zu hoch. Das aber lässt sich ja leicht korrigieren.
Dieses Antriebskonzept müsste nur mit den Möglichkeiten eines Trikes oder Q´s zusammengebracht werden. Leichter als die Rollstühle, aber genau so einfach in der Bedienung. Aus schwerem Mist Fun-Fahrzeuge für die Alten.
Und glaube mir Eines, @Kraeuterbutter: Es kommt auch für Dich die Zeit, in der Du begreifen wirst, dass es eine Überheblichkeit der Jugend gibt. Die unnötigen Spielereien in den Autos, die überfrachteten Haushaltsgeräte und und und. Ich jedenfalls freue mich über jeden Alten, der am öffentlichen Leben trotz seiner Gebrechen aktiv teilnehmen kann. Der Kontrast sind sabbelnde Greise ohne Lebensmut, die könnten, wenn man sie an die Hand nähme, die könnten, wenn ihnen bessere Möglichkeiten frühzeitig zur Verfügung stünden.

Viele Grüße
Martin
 
Eigentlich reicht das Geld nur für einen, wenn man bedenkt, das der Prototyp irgendwo zwischen zwischen Wulfhorst Kassengestell und Anthro liegen soll. Das bedarf schon einer Menge Schmerzenzgeld....

Wobei ich jetzt nicht die Anthrojaner verunglimpfen wollte :)
 
Also, Mille sind bei mir noch immer Tausend. Und mit 4 000 kommt man nicht weit für so eine Entwicklung, egal ob Cent oder €uro.
(Lehrermodus aus)

Daher vermute ich, dass Millionen gemeint waren ... na, hoffentlich basten sie was Brauchbares ...

Minikettwiesel
 
Moin!

Beim Anhalten springen manche tatsächlich regelrecht ab, weil sie Angst haben, dass ihnen der Untersatz umkippt, sobald sie stehen.

Das macht die ganze Generation ... wohl, weil es in der Nachkriegszeit keine Kinderfahrräder gab, so daß die Kinder Radfahren erst spät und auf ihnen zu großen Erwachsenenfahrrädern gelernt haben. Ich sehe regelmäßig Abspringer, wenn ich mein Rad beim Fahrradhändler parke und gerade Rentner(-innen, überwiegend) probefahren.

Schlechte Angewohnheit, weil man im Alter nicht mehr so geschmeidig ist ... erst kauft man sich dann so ein bleischweres Rentnerrad mit Tiefeinstieg, mit dem Radfahren keinen Spaß mehr macht, und dann legt man sich doch einmal auf die Nase und gibt das Radfahren ganz auf.

Tschüs!

Hein
 
Also, Mille sind bei mir noch immer Tausend. Und mit 4 000 kommt man nicht weit für so eine Entwicklung, [...]
Daher vermute ich, dass Millionen gemeint waren
Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Vermutlich näher am logarithmischen Mittelwert als am arithmetischen, denn:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/altstadt-per-e-trike-durch-die-innenstadt-1.3561306 schrieb:
Vier der 20 Millionen Euro Fördergeld fließen nach München, Testfeld ist hier vor allem das Neubaugebiet Domagkpark in Freimann.
 
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