AW: Einfache Spureinstellung
...aber eine seitlich wirkende Kraft tritt sehr wohl auf.
Hallo Henning,
Ich bezog mich auf Deine Aussage, die Kreiselkräfte eines schräg stehenden Rades würden seitlich (=senkrecht zur Bewegungsrichtung des Fahrzeugs) wirken. Das tun sie einfach nicht - das durch die Gewichtskraft das Fahrzeugs auf das Rad ausgeübte Drehmoment (um eine in Fahrtrichtung liegende Drehachse durch den Radaufstandspunkt) würde durch die Trägheit des drehenden Rades (aka Kreiselkraft ;-)) eine Drehbewegung um die Lenkachse (und nicht etwa ein seitliches Versetzen) bewirken (wenn sich das Rad frei bewegen könnte und nicht durch die Radaufhängung und Spurstangen gehindert würde). Daraus kann man richtigerweise folgern, dass es nicht möglich ist ein Delta-trike ohne Spurstangen freihändig zu fahren
, den Einfluss des Sturzwinkels auf den Rollwiderstand kann man damit nicht erklären.
Möglicherweise ist die Walkbewegung des Reifens in stärkerem Maße für diese seitliche Kraft verantwortlich.
Nein, nicht die Walkbewegung, sondern die Reibungskräfte zwischen Reifen und Fahrbahn, die auftreten, wenn der Reifen in eine andere Richtung bewegt wird, als es durch eine Kraftschlüssige Verbindung zwischen Reifen und Fahrbahn geometrisch vorgegeben wäre. Ein schrägstehender Reifen hat innen einen kleineren Radius als außen (stell Dir das wie einen rollenden Kegel vor) - wenn er nicht auf dem dazu passenden Kreis abrollt, sondern auf einem anderen Radius wird der Gummmi an den Seiten der Aufstandsfläche über die Fahrbahn geschoben. Die Kraft, die man aufwenden muss, um den Reifen auf eine andere Spur als die durch die Geometrie vorgegebene Kreisbahn zu schieben bewirkt die seitliche Kraft auf die Räder.
Die Walkbewegung erzeugt nur innere (elastische und inelastische) Kräfte im Volumen des Gummis
Freihändigfahren am stehenden Rad kann ich leider nicht,
aber wie ein rotierendes Rad auf eine Kippbewegung reagiert demonstriere ich dir gerne bei einem demnächstigen Treffen.
Dazu muss man auch nicht freihändig stehen können, es reicht zu sehen, in welche Richtung das Vorderrad sich (auch im Stand) dreht, wenn man das Fahrrad seitlich kippt. Die Präzessionsbewegung eines rollenden Rades geht in die gleiche Richtung. Beide Effekte überlagern sich und sind an einem normalen Rad natürlich nicht zu trennen. Es wurden aber schon Räder konstruiert, die (durch entgegengesetzt zur Rollrichtung rotierende Massen) frei von Kreiselkräften sind. Bei geeignet gewähltem Lenkwinkel (also einer üblichen Fahrradgeometrie) lässt sich auch ein solches Rad freihändig fahren.
Im Stand nutzt das alles nichts, es ist ja nicht die Drehung des Vorderrades an sich, die es erlaubt freihändig zu fahren, sondern die durch diese Drehung des Vorderrades bewirkte Richtungsänderung des Fahrrads, welche selbiges wieder unter den Schwerpunkt des Fahrers bringt, wenn dieser zur Seite zu kippen droht.
Gruß,
Norbert