W
Windfisch
Ich habe ja bekanntlich Ende Juni das Velonautendasein aufgegeben, die Sache mit dem Tiller war allerdings nur der endgültige Punkt, der mich schließlich dazu brachte, umzusteigen. Als ich anfing, mehrtägige Fahrten mit Campingausrüstung im Anhänger zu machen, stellte sich mehr und mehr heraus, dass so wie ich gestrickt bin, ein Velomobil für solche Unternehmungen nicht das richtige ist. Der Straßenverkehr wird aggressiver, so dass ich doch eher mal in den sauren Apfel beiße, auf einem Radweg zu fahren, außerdem fehlten mir die vielen Wege, die mir mit dem A6, erst Recht mit dem Milan verschlossen blieben, und mit dem Scorpion eher schlecht als recht zu befahren sind.
Außerdem schwingt bei mir immer eine Grundangst mit, da ich kein großer Bastler bin (immerhin kann ich mittlerweile auch Hinterrad aus- und wieder einbauen, yay), dass irgendwelches Verhalten oder Geräusche auf einen Defekt hindeuten, der mich alsbald an der Weiterfahrt hindern könnte. Das artet bisweilen dahin aus, dass ich regelrecht "die Flöhe husten" höre.
Ich habe festgestellt, dass ich die hustenden Flöhe beim Scorpion viel schneller identifizieren und in der Regel für harmlos befinden kann, als ich das beim A6 oder beim Milan konnte. Das kommt davon, dass an so einem Trike viel weniger dran ist bzw. die Komponenten viel besser zugänglich sind als bei einem Velomobil, und dies hat mich schließlich dazu bewegt, als Ersatz zu dem A6, mit dem ich mich nach der Tillergeschichte nicht mehr wohl fühlte, nicht in Richtung VM25, SR3, QV oder Quadvelo zu schielen, sondern ein für mein Mindset passendes, robustes, nahezu unzerstörbares Trike anzuschaffen, wo nur dran ist, was ich wirklich für mein Nutzungsprofil benötige. Da ich abermals @henningt treu bleiben wollte, da ich bisher stets gute Erfahrungen mit ihm machte, fiel die Wahl zunächst aufs ICE Adventure HD, weil ich das bei jener Campingreise als Ersatzfahrzeug bekommen hatte, ausgiebig probefahren konnte und schon nach den ersten Metern hellauf begeistert war. Aber da ist ja noch die deutsche Fahrrad"infrastruktur" und die Wege, die mir fehlten. Dementsprechend entschied ich mich dann für das Full Fat, da ich mir dachte, die dicken Puschen machen jede Mondlandschaft und jedes Kopfsteinpflaster zu Asphalt und Wald-, Feld- und Sandwege sind dann auch kein Problem mehr.
Ende Juli bestellte ich es, es wurde ziemlich schnell seitens ICE der 18. August für die Fertigstellung in Aussicht gestellt. Dieser Termin wurde auch eingehalten, lediglich der Versand nach Ottersberg verzögerte sich ein klein wenig, so dass nicht gestern, sondern heute "New Bike Day" bei mir war. Ein Tag Verspätung, das ist von nun an bei Fahrradbestellungen meine neue Messlatte, wovon sich alle anderen eine dicke Scheibe abschneiden sollten.
Ausgestattet ist es mit Panaracer Fat-B-Nimble-Reifen, 26x4, Rohloff, STEPS EP8, 2x 630Wh Akku, aber dem ganz einfachen Controller ohne Smartphone-Anbindung, Weberkupplung und großem Gepäckträger. An Taschen habe ich derzeit die Radical Alfa am Sitz und zwei Ortlieb Backroller Classic, die ich schon sehr lange habe. Ich werde aber für dieses Rad noch die ganz großen Backroller Pro anschaffen.
Aber genug der Vorrede, gegen 11:00 waren wir mit einstellen fertig und ich trat den Heimweg an, da ich noch so viel Zeit hatte, beschloss ich, die lange Strecke durchs Blockland und über Sandstedt am Deich zu fahren. Kurz hinter Quelkhorn kommt die erste Bestätigung, dass das Full Fat "mein Rad" ist:
Schnelle Velomobile hauen einem da schon die Popel aus der Nase, beim A6 verkürzt sich hier schon die Zeit bis zur nächsten Stoßdämpferwartung. Mit diesem Gerät hier fühlt sich das aber wie Asphalt an! Wenn ich nicht hätte ein Bild machen wollen, hätte ich nicht mal bremsen müssen. Ich hätte mit 25 darüber fahren können und kaum etwas gemerkt. Sollen die Werbeversprechen tatsächlich stimmen?
Im Blockland gab es keine Gelegenheit, das auszuprobieren, vielleicht hätte ich die Nordseite fahren sollen, die aus Platten mit harten Kanten besteht, und sich mit meinen anderen Fahrzeugen wie die Berliner Autobahn zu DDR-Zeiten anfühlte.
In Osterholz-Scharmbeck fuhr ich dann ein paar Nebenstraßen und wahrscheinlich habe ich mich das erste Mal über Kopfsteinpflaster gefreut. Und zwar darüber, dass es fast nicht zu spüren war. Es vibrierte ein wenig. Aber ansonsten, wenn es nicht steil bergauf gegangen wäre, hätte ich da auch 20-25 fahren können. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Etwas später dann das hier. Sieht nach Liegeradlers Albtraum aus, ist aber gefühlt für das Full Fat Asphalt.
Etwas, das ich erst zu Hause festgestellt habe:
Die Akkus vom Scorpion passen auch, obwohl dort das Vorgängersystem, STEPS E8000 mit BT-E8010 Akkus, verbaut ist. Die sind zwar nicht mehr ganz so taufrisch, aber ich kann ein paar Kilometer Extra-Reichweite mitnehmen.
Wenn die beiden Fahrzeuge nebeneinander stehen, sieht man erstmal, was für ein Brummer das Full Fat ist.
Und so komme ich auch von der Schwärmerei zu 2-3 kleineren Nachteilen, die man aber ICE nicht ankreiden kann, sondern der Art des Fahrzeugs geschuldet sind. OK, eine Sache kann man Shimano ankreiden, und mit der fange ich an.
Die Reichweitenanzeige, die nach dem Mond geht. Die können sie sich schenken. Ein voller Akku zeigt im Eco-Modus 178km an und das sackt in unregelmäßigen Abständen runter. Da ist die Balkenanzeige deutlich zuverlässiger. Ich habe hier den einfachen Standardcontroller gewählt, beim SC-E6100, der beim Scorpion verbaut ist und hier aufpreispflichtig für kaum Mehrwert (außer Smartphone-Anbindung und Möglichkeit, die Assist-Stufen zu konfigurieren) funktioniert die besser. Und die Stufen muss ich hier nicht konfigurieren, weil der Motor von ICE sehr gut eingestellt ist.
Ich finde, hier sollte Shimano vom Cycle Analyst kopieren und einfach nur Wh seit letzter Ladung anzeigen. Klar, manuellen Reset kann man dem Kunden bei einem System, das auch in Stino-E-Bikes verbaut ist, nicht zumuten, aber in den Akkus sind doch auch kleine Mikrocontroller. Da könnte man den Reset nach einem Ladevorgang triggern.
Die zweite Sache ist die Reichweite. Ich habe den Eindruck, selbst der Eco-Modus schiebt mehr als beim Scorpion oder bei Hennings Adventure HD. Das ist aber bei dem extremen Rollwiderstand, den die fetten Reifen im Vergleich zu normalen Fahrradreifen, aber auch Marathon Plus, haben, auch nötig. Auch wenn ich fast nur auf Eco fahre, ist bei den 630Wh Akkus nach 70km finito. Ich denke, wenn ich noch den Anhänger mit Campingausrüstung dran habe, schrumpft das auf 40-50km. Wer also ein Fat Trike haben möchte, sollte zwei oder vielleicht sogar drei Akkus haben. Für Tagesradtouren werde ich stets die zwei 630er einpacken, und wenn ich zum Camping oder zu wirklich großen Fahrten aufbreche, wie übernächste Woche die Hochstraßentour, nehme ich noch einen oder zwei derer vom Scorpion mit, die dann bestimmt je noch 50km bringen.
Und dann kommt der Elefant im Raum: Der Rollwiderstand. Oben schon angedeutet, die Fatbike-Reifen sind Bremsanker. Bei diesem Fahrrad ist ein Motor Pflicht. Ich kam an mir bekannten Stellen vorbei, Richtung Bremerhaven geht die Straße "Hülseberg" stetig mit leichtem Gefälle bergab. Mit laufenlassen kommt da ein Milan auf 50, ein A6 auf 30-35, und das Full Fat ... wird langsamer! Kurz vor Sandstedt hat der Fahrradweg eine Stelle mit steilem Gefälle, das Scorpion ist in der Talsohle da - mit Marathon Plus und Tannus Armour - 45 schnell, das Full Fat hat 35 geschafft.
Entsprechend ist es auch, schaltet man den Motor aus, relativ schwergängig - und man spürt auch die berühmte Wand, wenn man über 26 km/h laut Tacho, 25 laut GPS kommt und die Unterstützung ausgeht.
Aber für mich wiegt der Umstand, dass sich für mich nun so sehr viel mehr Möglichkeiten und Wege zu fahren eröffnet haben, viel mehr und ich bringe diese systembedingten Opfer sehr gern. Und mit der Reichweitenanzeige, das kann ich kompensieren.
Nun waren das heute meine ersten 100km, und vom A6 war ich ja auch anfangs sehr begeistert, aber dieser erste Eindruck sucht seinesgleichen und wenn keine großen Defekte eintreten, dann wird das meine wirkliche Arcadia.
Und jetzt kommt noch etwas Semi-OT, zum Namen, warum Arcadia:
Ich bin ein großer Fan des "Leijiverse", also des Universums des leider mittlerweile verstorbenen Comiczeichners Leiji Matsumoto. Eine seiner wichtigsten Figuren ist Space Pirate Captain Harlock, der sich zwar mehr traut als ich, aber dessen Lebensweise mich immer faszinierte. Er ist ein bedingungsloser Freiheitskämpfer und pflegt es stets mehr oder weniger allein zu reisen - allein mit seiner eng vertrauten 40-köpfigen Schiffscrew, die allerlei verrückte Gestalten umfasst. Und seine Mission ist, stets den benachteiligten, schwachen und unterdrückten zu helfen, wobei ihm jedes Mittel recht ist. Weil er deshalb nahezu überall als gesetzloser gilt oder verbannt ist, hat er sich das Piraten-Image angenommen - und deshalb kommt ans Full Fat auch noch eine Piratenflagge.
Obwohl er sich nie irgendwo längerfristig bindet, außer mit seiner Schiffscrew, hat er auf seinen Reisen einige Freunde, mit denen er von Zeit zu Zeit Seite an Seite kämpft, z.B. Space Pirate Queen Emeraldas, die eine ganz ähnliche Lebensweise wie er pflegt. Sein Schiff, die Arcadia, ist dabei ein Mix aus altem und neuen. Modernste Raumschifftechnologie, aber es hat auch Elemente eines alten Segelschiffes. Hier trifft also modernste Technologie auf altbewährtes, manchmal martialisches. Und das, finde ich, ist eine sehr gute Metapher für das Full Fat. Eigentlich ein sehr brachiales, grobschlächtiges Fahrrad - es wird halt mit Material (hier: Breitreifen) auf Probleme (schlechte Infrastruktur) geworfen.
Ich hoffe, dass meine ersten Eindrücke von Dauer sind, bin da aber guter Dinge. Das Full Fat ist mein Fahrrad.
Außerdem schwingt bei mir immer eine Grundangst mit, da ich kein großer Bastler bin (immerhin kann ich mittlerweile auch Hinterrad aus- und wieder einbauen, yay), dass irgendwelches Verhalten oder Geräusche auf einen Defekt hindeuten, der mich alsbald an der Weiterfahrt hindern könnte. Das artet bisweilen dahin aus, dass ich regelrecht "die Flöhe husten" höre.
Ich habe festgestellt, dass ich die hustenden Flöhe beim Scorpion viel schneller identifizieren und in der Regel für harmlos befinden kann, als ich das beim A6 oder beim Milan konnte. Das kommt davon, dass an so einem Trike viel weniger dran ist bzw. die Komponenten viel besser zugänglich sind als bei einem Velomobil, und dies hat mich schließlich dazu bewegt, als Ersatz zu dem A6, mit dem ich mich nach der Tillergeschichte nicht mehr wohl fühlte, nicht in Richtung VM25, SR3, QV oder Quadvelo zu schielen, sondern ein für mein Mindset passendes, robustes, nahezu unzerstörbares Trike anzuschaffen, wo nur dran ist, was ich wirklich für mein Nutzungsprofil benötige. Da ich abermals @henningt treu bleiben wollte, da ich bisher stets gute Erfahrungen mit ihm machte, fiel die Wahl zunächst aufs ICE Adventure HD, weil ich das bei jener Campingreise als Ersatzfahrzeug bekommen hatte, ausgiebig probefahren konnte und schon nach den ersten Metern hellauf begeistert war. Aber da ist ja noch die deutsche Fahrrad"infrastruktur" und die Wege, die mir fehlten. Dementsprechend entschied ich mich dann für das Full Fat, da ich mir dachte, die dicken Puschen machen jede Mondlandschaft und jedes Kopfsteinpflaster zu Asphalt und Wald-, Feld- und Sandwege sind dann auch kein Problem mehr.
Ende Juli bestellte ich es, es wurde ziemlich schnell seitens ICE der 18. August für die Fertigstellung in Aussicht gestellt. Dieser Termin wurde auch eingehalten, lediglich der Versand nach Ottersberg verzögerte sich ein klein wenig, so dass nicht gestern, sondern heute "New Bike Day" bei mir war. Ein Tag Verspätung, das ist von nun an bei Fahrradbestellungen meine neue Messlatte, wovon sich alle anderen eine dicke Scheibe abschneiden sollten.
Ausgestattet ist es mit Panaracer Fat-B-Nimble-Reifen, 26x4, Rohloff, STEPS EP8, 2x 630Wh Akku, aber dem ganz einfachen Controller ohne Smartphone-Anbindung, Weberkupplung und großem Gepäckträger. An Taschen habe ich derzeit die Radical Alfa am Sitz und zwei Ortlieb Backroller Classic, die ich schon sehr lange habe. Ich werde aber für dieses Rad noch die ganz großen Backroller Pro anschaffen.
Aber genug der Vorrede, gegen 11:00 waren wir mit einstellen fertig und ich trat den Heimweg an, da ich noch so viel Zeit hatte, beschloss ich, die lange Strecke durchs Blockland und über Sandstedt am Deich zu fahren. Kurz hinter Quelkhorn kommt die erste Bestätigung, dass das Full Fat "mein Rad" ist:
Schnelle Velomobile hauen einem da schon die Popel aus der Nase, beim A6 verkürzt sich hier schon die Zeit bis zur nächsten Stoßdämpferwartung. Mit diesem Gerät hier fühlt sich das aber wie Asphalt an! Wenn ich nicht hätte ein Bild machen wollen, hätte ich nicht mal bremsen müssen. Ich hätte mit 25 darüber fahren können und kaum etwas gemerkt. Sollen die Werbeversprechen tatsächlich stimmen?
Im Blockland gab es keine Gelegenheit, das auszuprobieren, vielleicht hätte ich die Nordseite fahren sollen, die aus Platten mit harten Kanten besteht, und sich mit meinen anderen Fahrzeugen wie die Berliner Autobahn zu DDR-Zeiten anfühlte.
In Osterholz-Scharmbeck fuhr ich dann ein paar Nebenstraßen und wahrscheinlich habe ich mich das erste Mal über Kopfsteinpflaster gefreut. Und zwar darüber, dass es fast nicht zu spüren war. Es vibrierte ein wenig. Aber ansonsten, wenn es nicht steil bergauf gegangen wäre, hätte ich da auch 20-25 fahren können. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Etwas später dann das hier. Sieht nach Liegeradlers Albtraum aus, ist aber gefühlt für das Full Fat Asphalt.
Etwas, das ich erst zu Hause festgestellt habe:
Die Akkus vom Scorpion passen auch, obwohl dort das Vorgängersystem, STEPS E8000 mit BT-E8010 Akkus, verbaut ist. Die sind zwar nicht mehr ganz so taufrisch, aber ich kann ein paar Kilometer Extra-Reichweite mitnehmen.
Wenn die beiden Fahrzeuge nebeneinander stehen, sieht man erstmal, was für ein Brummer das Full Fat ist.
Und so komme ich auch von der Schwärmerei zu 2-3 kleineren Nachteilen, die man aber ICE nicht ankreiden kann, sondern der Art des Fahrzeugs geschuldet sind. OK, eine Sache kann man Shimano ankreiden, und mit der fange ich an.
Die Reichweitenanzeige, die nach dem Mond geht. Die können sie sich schenken. Ein voller Akku zeigt im Eco-Modus 178km an und das sackt in unregelmäßigen Abständen runter. Da ist die Balkenanzeige deutlich zuverlässiger. Ich habe hier den einfachen Standardcontroller gewählt, beim SC-E6100, der beim Scorpion verbaut ist und hier aufpreispflichtig für kaum Mehrwert (außer Smartphone-Anbindung und Möglichkeit, die Assist-Stufen zu konfigurieren) funktioniert die besser. Und die Stufen muss ich hier nicht konfigurieren, weil der Motor von ICE sehr gut eingestellt ist.
Ich finde, hier sollte Shimano vom Cycle Analyst kopieren und einfach nur Wh seit letzter Ladung anzeigen. Klar, manuellen Reset kann man dem Kunden bei einem System, das auch in Stino-E-Bikes verbaut ist, nicht zumuten, aber in den Akkus sind doch auch kleine Mikrocontroller. Da könnte man den Reset nach einem Ladevorgang triggern.
Die zweite Sache ist die Reichweite. Ich habe den Eindruck, selbst der Eco-Modus schiebt mehr als beim Scorpion oder bei Hennings Adventure HD. Das ist aber bei dem extremen Rollwiderstand, den die fetten Reifen im Vergleich zu normalen Fahrradreifen, aber auch Marathon Plus, haben, auch nötig. Auch wenn ich fast nur auf Eco fahre, ist bei den 630Wh Akkus nach 70km finito. Ich denke, wenn ich noch den Anhänger mit Campingausrüstung dran habe, schrumpft das auf 40-50km. Wer also ein Fat Trike haben möchte, sollte zwei oder vielleicht sogar drei Akkus haben. Für Tagesradtouren werde ich stets die zwei 630er einpacken, und wenn ich zum Camping oder zu wirklich großen Fahrten aufbreche, wie übernächste Woche die Hochstraßentour, nehme ich noch einen oder zwei derer vom Scorpion mit, die dann bestimmt je noch 50km bringen.
Und dann kommt der Elefant im Raum: Der Rollwiderstand. Oben schon angedeutet, die Fatbike-Reifen sind Bremsanker. Bei diesem Fahrrad ist ein Motor Pflicht. Ich kam an mir bekannten Stellen vorbei, Richtung Bremerhaven geht die Straße "Hülseberg" stetig mit leichtem Gefälle bergab. Mit laufenlassen kommt da ein Milan auf 50, ein A6 auf 30-35, und das Full Fat ... wird langsamer! Kurz vor Sandstedt hat der Fahrradweg eine Stelle mit steilem Gefälle, das Scorpion ist in der Talsohle da - mit Marathon Plus und Tannus Armour - 45 schnell, das Full Fat hat 35 geschafft.
Entsprechend ist es auch, schaltet man den Motor aus, relativ schwergängig - und man spürt auch die berühmte Wand, wenn man über 26 km/h laut Tacho, 25 laut GPS kommt und die Unterstützung ausgeht.
Aber für mich wiegt der Umstand, dass sich für mich nun so sehr viel mehr Möglichkeiten und Wege zu fahren eröffnet haben, viel mehr und ich bringe diese systembedingten Opfer sehr gern. Und mit der Reichweitenanzeige, das kann ich kompensieren.
Nun waren das heute meine ersten 100km, und vom A6 war ich ja auch anfangs sehr begeistert, aber dieser erste Eindruck sucht seinesgleichen und wenn keine großen Defekte eintreten, dann wird das meine wirkliche Arcadia.
Und jetzt kommt noch etwas Semi-OT, zum Namen, warum Arcadia:
Ich bin ein großer Fan des "Leijiverse", also des Universums des leider mittlerweile verstorbenen Comiczeichners Leiji Matsumoto. Eine seiner wichtigsten Figuren ist Space Pirate Captain Harlock, der sich zwar mehr traut als ich, aber dessen Lebensweise mich immer faszinierte. Er ist ein bedingungsloser Freiheitskämpfer und pflegt es stets mehr oder weniger allein zu reisen - allein mit seiner eng vertrauten 40-köpfigen Schiffscrew, die allerlei verrückte Gestalten umfasst. Und seine Mission ist, stets den benachteiligten, schwachen und unterdrückten zu helfen, wobei ihm jedes Mittel recht ist. Weil er deshalb nahezu überall als gesetzloser gilt oder verbannt ist, hat er sich das Piraten-Image angenommen - und deshalb kommt ans Full Fat auch noch eine Piratenflagge.
Obwohl er sich nie irgendwo längerfristig bindet, außer mit seiner Schiffscrew, hat er auf seinen Reisen einige Freunde, mit denen er von Zeit zu Zeit Seite an Seite kämpft, z.B. Space Pirate Queen Emeraldas, die eine ganz ähnliche Lebensweise wie er pflegt. Sein Schiff, die Arcadia, ist dabei ein Mix aus altem und neuen. Modernste Raumschifftechnologie, aber es hat auch Elemente eines alten Segelschiffes. Hier trifft also modernste Technologie auf altbewährtes, manchmal martialisches. Und das, finde ich, ist eine sehr gute Metapher für das Full Fat. Eigentlich ein sehr brachiales, grobschlächtiges Fahrrad - es wird halt mit Material (hier: Breitreifen) auf Probleme (schlechte Infrastruktur) geworfen.
Ich hoffe, dass meine ersten Eindrücke von Dauer sind, bin da aber guter Dinge. Das Full Fat ist mein Fahrrad.