AW: Bodensee-Sommer-Velomobiltreffen III / Vorarlberger Velomobil- und Triketreffen 2
So, endlich finde ich Zeit, meinen Eindruck vom Treffen niederzuschreiben...
Als Neuling in der Szene mit gerade mal drei Wochen altem Ks habe ich mich sehr aufs Treffen gefreut und meine Erwartungen wurden sogar übertroffen, so eine nette Szene hatte sich da am Bodensee zusammen gefunden.
Am Freitag bin ich zeitig von Markdorf aus aufgebrochen, um zur Laimnauer Campinggruppe zu stoßen. Mitten auf der Strecke sah ich dann zwei Mangos hinter einer Kurve stehen und so lernte ich die Gruppe um ThomasT kennen. Zum Glück schloß ich mich ihr an, denn Thomas Planung war mit weniger Höhenmetern versehen als das was ich so ersonnen hatte. Es war schon in der kleinen Gruppe eine echte Freude, mit anderen Velomobilisten und Trikern unterwegs zu sein. Ein auffälliger Unterschied gegenüber meinen bisherigen Solofahrten war, dass die Münder der Passanten deutlich länger offen standen, bis halt die ganze Gruppe durch war.
Und zum ersten Mal konnte ich im direkten Vergleich sehen, wieviel schneller ein Ks im Vergleich zu einem Marathon-Mango rollt. Der Unterschied hat mich doch überrascht, ständig musste ich bremsen
An der Argen entlang fehlten dann Mampf und Harry. Da Thomas vorne mit Navi enteilt war und ich den Weg zum Campingplatz kannt, drehte ich lieber mal um. Mampfs Schlauch vorne hatte, vermutlich wegen Produktionsfehler, auf der Felgenseite Luft verloren. Zum Glück konnte ich mit einem passenden Schlauch mit Autoventil aushelfen, welchen ich Mampf bis nächstes Jahr ausgeliehen habe
Harrys Routine bei der Schlauchmontage machte mich dann schon etwas neidisch, Beyss hätte mir ja sicher keinen so fixen Vor-Ort-Service anbieten können...
Eigentlich wollte ich dann nach Eintreffen auf dem Campingplatz noch etwas in das nette Freibad hüpfen und mich abkühlen. Da aber eine Gruppe um Admin-Reinhard unmittelbar aufbrach, schloß ich mich ihr gleich an der Schranke des Campingplatzes an und lernte noch Reinhard + Sigrid, Momocat, Albu u.a. kennen, man möge mir mein schlechtes Namensgedächtnis verzeihen. Auch hier hatte ich wieder die ganze Fahrt bis Bregenz ein breites Grinsen drauf, so nett war der Anblick der Kette mit so unterschiedlichen VMs sowie der ganzen ungläubig gaffenden Touris auf der Promenade zwischen Lindau und Bregenz.
Der Treff im Hafenrestaurant Bregenz war auch spannend, da nach und nach weitere Teilnehmer eintrafen und wirklich interessante Gespräche entstanden. Gefreut habe ich mich, dass auch Daniel auftauchte und ich mein Ks begutachten lassen konnte. Eigentlich wollte ich es ja von ihm bauen lassen, denn er zeigte mir ein paar Dinge, die er wohl besser hinbekommen hätte *g* Sein Weggang von Beyss machte mir da aber zeitlich einen Strich durch die Rechnung. Madig wurde mir mein Exemplar dadurch aber nicht gemacht, keine Sorge.
Er erzählte ansatzweise über seine neuen Aufgaben und Tätigkeiten bei Velomobiel.nl in Rumänien. Das von ihm überarbeitete Strada soll nach seinen Aussagen seinen Kürzel "DF" angehängt bekommen, was in meinen Augen eine nette Anerkennung seiner Leistungen wäre. Weitere top secret Infos konnten wir nicht aus ihm heraus prügeln, keiner wollte ihn dazu festhalten...
Kurz vor Sonnenuntergang machte ich mich dann wieder auf die 50 km Rückfahrt zu mir nach Hause in Markdorf, zum ersten Mal konnte ich die serienmäßige Philips Bikelight meines Ks in Aktion erleben. Die Ausleuchtung in seitlicher Richtung sowie in die Ferne läßt doch zu wünschen übrig, mal sehen was ich da noch optimieren kann. Wenigstens konnte ich noch ein paar der durch die langsamen Gruppenfahrten in den Beinen aufgestauten Körner verbrennen und fiel zufrieden und müde ins Bettchen.
Am Samstag wollte ich dann pünktlich zum im Forum geposteten Zeitpunkt beim Treffpunkt in Lindau sein. Einen Triker (Name?) traf ich an, wir machten uns dann aber rasch weiter auf den Weg nach Bregenz. Dort war niemand zusätzliches aufzufinden, also fuhren wir gemeinsam, ich nach der Komoot-Karte auf dem Smarti navigierend, nach Dornbirn zum Rathaus. Der Kollege tat mir schon leid, obwohl ich wirklich versuchte, ausreichend langsam zu fahren, wirkte er etwas gequält
Es ist einfach ein riesiger Unterschied zwischen einem Scorpion und Ks: Wenn ich gemütlich die Beine kreisen ließ, ganz ohne Druck auf den Pedalen, wurde er in meinem Rückspiegel rasch kleiner. Dann hieß es für mich wieder unangenehme Trittpausen, ein sich gut anfühlender Rhythmus kam nicht auf (bitte nicht falsch verstehen )
Das line-up vor dem Rathaus Dornbirn war auch klasse. Wieder viele neue Gesichter, die ich immer wieder Forumsnamen zuordnen konnte. Ich stärkte mich mit ein paar Datteln und CAS-Gedenk-TUCs.
Der große gemeinsam aufbrechende Tross war natürlich wieder quälend langsam, der kühlende Fahrtwind fehlte bei der Geschwindigkeit halt in einem VM. Aber daran bin ich ja selber schuld, wieso kaufe ich auch so eine geschlossene Dose und fahre an so einem heißen Tag in Richtung Süden
Die Langsamkeit hatte aber auch einen großen Vorteil: Man konnte entspannt Seit-an-Seit fahren und so lernte ich auch wieder ein paar Personen kennen, die ich von vielen Beiträgen hier im Forum kannte. Besonders schön war Rolands Trike-Blattfeder in Aktion zu bewundern, leider verlor ich ihn später aus den Augen und verpasste so die Chance auf eine Probefahrt.
Trotz langsamer Fahrt kamen wir dann, im eigenen Saft gebadet, in der Wirtschaft an. Hier lernte ich dann noch Triatobil kennen, den ich natürlich gleich fragte, ob er heute schon darauf angesprochen wurde, ob er nicht seinen Nordkap-Bericht weiter schreiben wolle *g*
Da man selbst im Sitzen durch die Hitze im eigenen Saft garte, freute ich mich auf die Weiterfahrt unter Werners Führung Richtung Walensee. Die Route stieß nicht nur bei mir auf Begeisterung, denn noch nie habe ich einen so guten, ebenen und langen Radweg erlebt wie auf diesem Rhein-Damm entlang, und das bei blauem Himmel, seitlich von den Alpengipfeln flankiert. Ein Traum! Die Hitze müsste da aber auch ihren Höhepunkt erreicht haben, denn selbst bei 40 km/h fühlte sich der Fahrtwind so an, als ob man sich einen Heißluftföhn direkt ins Gesicht hält. Das Thermometer in meinem Fahrradcomputer zeigte um die 38°C unter der Haube an... Ich malte mir da schon das Bad im Walensee aus und was für eine Freude war es, da dann endlich ein- und untertauchen zu können!
Für mich noch neu und ungewohnt war dann auch wieder das Interesse, das unsere schöne Sammlung von VMs und den drei Rennliegen bei den Badegästen hervor rief. Ich kam in Kontakt mit einem Steintrike-Fahrer, der schon lange nicht mehr gefahren war, unser Erscheinen ihm aber wieder Appetit auf eine Reaktivierung machte
Seine kompetenten Fragen zum Thema VM beantwortete ich gerne, während ich weiter meine Datteln futterte. Diese erwiesen sich als sehr angenehmer Snack für so eine Fahrt bei der Hitze. Als Werner dann wieder zur Rückfahrt blies und wir uns sammelten, tat mir ein Lamborghini-Fahrer schon etwas leid. Da gibt er so viel Geld aus und die Augen und Kameras waren eigentlich nur auf uns gerichtet...
Erst auf der Rückfahrt kapierte ich, wieso die Fahrt in südlicher Richtung rheinAUF(sic!)wärts bei 35-40 km/h gefühlt zäh ging. Es war nicht nur die Hitze, es war die kaum merkbare Steigung. Meine Fresse, ging dann die Post ab
Ein paar unserer trainierten Cracks machten dann vorne echt heftig speed, der Weg war über den größten Teil menschen- und fahrradleer, so ließ ich es auch kräftig laufen. Da ich Abends noch von Dornbirn aus hügelige 80 km weiter zu meiner Freundin nach Bad Waldsee fahren wollte, stellte sich mir ständig die Frage, wieviele Briketts ich denn auflegen sollte. Als ich dann bei 45 km/h im oberen Bereich meiner Wohlfühl-Leistungsabgabe war und ich den netten Monegassen im Milan SL hunderte Meter vor mir sah, wollte ich es dann schon wissen. Ich ging schrittweise über meinen Wohlfühlbereich hinaus und wunderte mich, dass ich erst mit 53 km/h über zig Kilometer langsam zu ihm aufschließen konnte. Da merkte ich dann richtig, zu was so ein schnelles VM mit mir als noch mäßig trainierten und nur drei Wochen und 900 km angepassten Fahrer in einem passenden Revier im Stande ist und wie sehr mich der Geschwindigkeitsrausch packte... Achso, eine unglaublich sympathische Anekdote von unserem Kollegen, der mit Auto aus Monaco mit dem SL angereist war: Mein altes Schulfranzösisch bei jeder Gelegenheit auffrischend suchte ich mehrfach das Gespräch mit ihm, er erzählte dann, dass er da unten auf den 2x2 km das ihm einzig bekannte VM besäße und es natürlich viel Aufmerksamkeit errege. Er habe viele Anfragen bekommen, ob er nicht Werbung darauf anbringen möchte. Dies habe er immer kategorisch abgelehnt, denn er könnte maximal Werbung für etwas ökologisches darauf anbringen, NIEMALS für eine Versicherung o.ä.. Er erwähnte, dass einer der Forumsmacher ihm einen Account erstellen möchte, kann mir da jemand einen Hinweis geben?
Die Spitze hatte dann netterweise eine Pause gemacht, so versammelte sich die ganze Walensee-Gruppe wieder. Mandi meinte dann, dass er fortan auf schnellstem Wege Richtung Dornbirn fahren würde. Da ich um 22°° bei meiner Freundin sein wollte, hängte ich mich einfach an ihn. Einhändig lenkend, mit der anderen Hand den Lederhut haltend, so werde ich Mandi an jenem Wochenende in Erinnerung behalten.
Ich vermute mal, dass die Vorarlberger Käsespatzen riefen und daher die Jungs vorne so viel Speed auf diesem letzten Abschnitt machten. Zu meiner Überraschung konnte ich (immer mit den mir noch bevorstehenden 80 km im Hinterkopf) in der Spitzengruppe der ersten sechs Jungs bis Dornbirn mithalten. Ich fuhr meistens hinter Triatobil, da ich merkte, dass ich bei ihm mit seinen vielen km an VM-Erfahrung einiges bezüglich Fahrtaktik und Verhalten im Straßenverkehr an- und evtl. abgucken konnte. Er machte z.B. rechtzeitig einen weiten Schlenker um ein Pferd mit Reiterin, das zwar nervös wurde, aber nicht völlig durchdrehte...
In Dornbirn realisierte ich dann, dass die 22°° als Ankunftszeit bei meiner Freundin nicht mehr machbar waren und entschied mich dann - zum Glück! - für die Treibstoffaufnahme in Form wirklich leckerer Käsespatzen, und das garniert mit weiteren netten Gesprächen - nicht nur über VMs - im Restaurant zu Dornbirn.
Von Mandi ließ ich mir dann noch den besten Weg nach Bregenz erklären, welcher sich befeuert von Endorphinen, Käsespatzen, der Euphorie bezüglich des unbeschreiblich netten Treffens und einer in angenehme Bereiche sinkenden Temperatur einer lauen Sommernacht problemlos finden lies. Navigatorisches Neuland befuhr ich dann vom Bodensee weg Richtung Tettnang und Ravensburg, was bis auf ein paar blöde Verfahrer aber trotzdem gut klappte. Komoot erweist sich bisher als wirklich nett zu bedienende und relativ oft gut funktionierende Software auf dem Smarti. Bisher liegt mein Smarti mit Schutzhülle rechts neben meinem Oberschenkel auf dem Fahrzeugboden, ich muss mich mal um eine praktikablere Anbringung kümmern...
Um 0:45 Uhr kam ich dann mit noch immer gutem Gefühl in den Beinen in Bad Waldsee bei Tageskilometer 298,5 an. Die letzten Kilometer unter Sternenhimmel und bei Halbmond, fast komplett ungestört von Autos auf den kleinen Wirtschaftswegen, das war wirklich romantisch. Am Freitag war ich ca. 120 km gefahren. Unglaublich, wie rasch man mit so einem VM in längere Streckenbereiche vorstößt, die mit einem normalen Rad geradezu utopisch erscheinen. Vielleicht sollte ich doch meine Überführungsfahrt mit den 650 km an 2,5 Tagen zwischen Straelen und dem Bodensee niederschreiben
Abschließend noch ein ganz herzliches Dankeschön an die Orga des Liegeradclubs Vorarlberg. Ich fühlte mich ständig gut ver- und umsorgt, großes Kino was ihr da auf die Beine gestellt habt!
Für nächstes Jahr habe ich mir gerade im Vaude Werksverkauf ein hier öfter empfohlenes Zelt gekauft, camping muss da unbedingt sein!
Herzliche Grüße,
Andy