Nahrungskette und so ....
Hi McGerck!
Vielen lieben Dank für Deinen humoristischen Beitrag!
Bei der Überschrift blieb es noch bei einem Schmunzeln ....
an dieser Stelle mußte ich dann aber doch lauthals lachen:
ich finde es schon arg bedenklich, dass Sie in einer derart unübersichtlichen Gegend mit einer derart hohen Geschwindigkeit mit der Leitra unterwegs sind,
Da ich befürchte, daß die Komik nicht beabsichtigt war, hier meine Meinung dazu:
Wie Dietmar (Dietmar Mikuszies, kurz "Mikus") ja schon schrieb, hatte er seine Fahrt bei diesem bis-zu-15%-Gefällestück schon auf 70km/h gedrosselt. Zum Vergleich: Ich hätte es da garantiert "laufen lassen" (ich muß ja für meine Bremsbeläge den vollen VK zahlen ;-)
Die "Standardmobilität" unserer Gesellschaft besteht aus motorisiertem Individualverkehr, kurz MIV. Leute wie Diemar und ich (und viele andere hier im Forum) stellen da schon echte Exoten dar. Daß diese Entscheidung ohne Auto zu leben am Ende einer sehr langen und eingehenden Reflexion zum Thema .......*gemäße Mobilität (bei * wahlweise einzusetzen: menschen-, umwelt-, schöpfungs-, zeit-) stand und immer noch steht, können nur die wenigsten der Außenstehenden nachvollziehen. Auf Seiten der Autofahrer wird dann gerne mal vermutet, es handele sich um einen *Verzicht* auf's Auto.
Teil dieser Entscheidung war und ist die Erkenntnis, daß es, um 80 kg Mensch zu transportieren, maximal ein Fahrzeug braucht, das zwischen 10 und 35 kg wiegt. Mehr nicht. Damit geht zwangsläufig einher, daß man im Falle einer Kollision mit einer 120 kg-Rehkuh eine 1:1-Situation herbeiführt.
Während der gemeine Autofahrer sich im Falle einer solchen Kollision in der Regel nur darum Gedanken macht, ob er den Austausch des Scheinwerferglases von seiner Versicherung ersetzt bekommt, riskieren die Rad- und Velomobilfahrer ihre Gesundheit und schlimmstenfalls ihr Leben!Ich mag das jetzt nicht überdramatisieren, aber ein routinierter Autofahrer käme nie auf die Idee, seinen "Wagen" (wie Autofharer ihre Geschosse ganz gerne mal euphemistisch bezeichnen) in die Leitplanken oder den Abhang hinunten zu lenken, nur weil da gerade ein Reh steht. Dietmar schon. Und ich auch.
Wenn denn die Zeit zum Reagieren noch ist.
War sie aber nicht :-(
Bei Dietmar nicht und bei mir auch nicht (ich hab mal eine trächtige Rehkuh totgefahren; seinerzeit noch mit meiner zweitaktigen Geländemaschine mit lausiger 6V-Beleuchtung; nachts, Landstraße, 90km/h) Ich bin seinerzeit nicht so glimpflich weggekommen wie Dietmar. Ich will mich nicht beklagen. Ich lebe. Das Reh ist tot. Seine zwei Kitze haben nie das Licht der Welt erblickt.
Dieser thread wird mit Sicherheit nicht der letzte sein, bei dem es um Begegnungen mit Rot- oder Schwarzwild geht. Warum sollte er auch? Bei jährlich mehr als 200.000 Wildunfällen einerseits und dem Velomobilboom andereseits eine abslout logische Konzequenz. (die genannte Zahl von 200.000 ist nur die gemeldete! Dunkelziffer ... ?)
Ich hoffe, Du, McGerck, hast kein kindlich-naives Verhältnis zu Wild. Ich für meinen Teil *liebe* Wildschweinbraten, Rehrücken, Hirschkeule. Sicherlich ist ein von einem Jäger mit einem entsprechenden Hintergrundwissen erlegtes Tier einem aleatorisch plattgefahrenem vorzuziehen, aber es ist kein Drama, wenn es denn doch irgendwann mal geschehen wird. Punkt.
Fällt mir gerade ein: In Australien sieht man gelegentlich Schilder "You kill it - we grill it" an der Straße vor diners stehen. Das zeigt eine etwas rustikalere Haltung zu diesem Thema und ist hierzulande *nicht* zur Nachahmung empfohlen, weil es den Straftatbestand der Wilderei darstellt!
Und: In meiner Gegend wird viel Salat und hochwertiges Gemüse angebaut. Hast Du eine Ahnung, was die Landwirte hier anstellen, um sich gegen Wildverbiß zu schützen? Die würden wasweißich dafür geben, wenn der Bestand an Rot- und Schwarzwild wie in den fünfziger Jahren wäre!
Die anschließende Diskussion - incl. Ratschläge zur Vermeidung - zeigt doch sehr schön, daß alle Beteiligten hier erpicht darauf sind, diese Zahl der Wildunfälle so klein wie möglich zu halten. Ob das nun aus schierem Eigennutz oder aus Liebe zur Wildsau geschieht, sei dahingestellt ;-)
Fakt ist: Wir haben 2008 und Mobilität ist ein integraler Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft. Mikus hat sich für die für meine Begriffe sympathischste und schöpfungsverträglichste aller möglichen entschieden. 99,9 % (abgerundet) aller anderen Verkehrsteilnehmer hätten diese Straße mit einem Automobil, das mehr als das fünfzehnfache ihres eigenen Körpergewichtes wiegt, passiert und das mit einer Geschwindigkeit von *über* 70 km/h und dabei das Tier schwerverletzt oder totgefahren. Geschätzte 99% hätten darüber keinen thread in einem Internetforum eröffnet und die fehlenden 0,9% hätten sich bestenfalls bzgl. des Versichrungsprozederes informiert. Da sind zum Teil Spacken dabei, wo ich mich frage, wie zur Hölle die es an das Ende der Nahrungskette geschafft haben ;-)
So, ich muß Schluß machen.
Der Hirsch ruft.
Der „Weiterstädter Filmhirsch“.
bitte runterscrollen, dann klappt's auch mit dem Hirschen ))
Wer mit dem Velomobil vorbeikommt, dem gebe ich eine Hischwurst aus! Versprochen! Mikus? Olli? Jo? ;-)
Grüße!
Urs
.... froh, selbst am Ende der Nahrungskette zu stehen
))