AW: Und nun der Midracer
Hallo,
da ich jetzt auch mal den Kasein-Kleber testen will, frage um sicher zu sein (ich habe jetzt auch ewig viel gesucht und gelesen, fand aber nicht, und vielleicht hilft auch sonst Jemanden, der es nachahmen will), sind die verhältnisse nicht kritisch?
Nun man braucht saeregefaelltes Kasein Milcheiweiss und Kalkhydrat, ob nun als Supfkalk oder als trockene Loeschkalk
ist egeal.
Man kann mit Quark und (trockenem)Kalkhydrat arbeiten, das ist sehr preisguenstig und schnell verfuegbar.
Leider ist die Qualitaet von Magerquark, immer hauefiger so das wohl bei der Herstellung die Milch nur danebengelegen hat ... und man muss wirklich jede Charge mit einigen Pruefkoerpern absichern.
Das Mischungsverhaeltniss ist etwa(schwankt je nach qualitaet des Quarkes) 5/1 5Teile Quark und 1Teil Kalk.
Aber nicht das Mischungsverhaeltniss am sich ist abzusichern, sondern es muss alles Kasein aufgeschlossen sein,
UND die Konsistenz sollte stimmen, also kein massiver alkali-Uberschuss im Kleber sein.
Ich mache es so das ich die Halfte des Quarkes in meine Reibeschale gebe und die komplette Menge Kalkhydrat.
Das ruehre ich mit der Reibekeule durch. Der Aufschluss beginnt sehr schnell und es riecht intensiv nach Amoniak.
Ist die Masse Klar und beginnt beim ruehren Blasen zu schlagen, gebe ich in kleinen Portionen den restlichen Quark
dazu. dadurch wird die masse immer dickfluessiger ... bis sie so dick ist das sie beim durchmoersern knallende Geraeusche macht. Hat man ueberzogen also zu viel oder zu schnell Quark hinzugegeben, dann wird der Leim wie
Griessbrei, er ist "umgekippt" also laesst man ihn dann 5Minuten ruhen und reibt ihn nocheinmal durch, faengt er sich nicht und kehrt nicht zur Honigartigen konsitenz zurueck gibt man Messerspitzenweise Kalkhydrat dazu, bis es wieder
eine Zaehfluessige Konsistenz bekommt .... genau das ist der optimale Punkt ... kurz vor dem Umkippen.
Da ist der Leim ausreichen zaehfluessig, alles Klebeiweiss ist aktiviert, und der PH-Wert ist nicht unnoetig hoch.
Nun kann man durch Zugabe von ganz geringen Mengen Kalk oder Quark die Konsitenz gut einstellen, mehr Kalk macht duennfluessig, und mehr Quark macht dickfluessiger(bis hin zur Konsitenz weichgekauten Kaugummis).
Allerdings ist die Topfzeit begrenzt mehr als 15 Minuten hat man nicht ... durch Zugabe von etwas Wasserglasloesung kann man den Leim etwas laenger verarbeitungsfaehig halten.
Wenn der Leim in der Schale immer zaeher wird darf man einmal Kalk aber keinesfalls Wasser zugeben.
Auch darf man die Leimschale nicht auf die Werkbank stellen, er ist sensiebel auf Erschuetterungen ....
Nicht mit der "Hoelzchen-nehm-Fingerschmiermethode" arbeite, Alkalifesten Leimpinsel verwenden. ***
Bei Trockenkasein kann man wirklich mit einem Messgefaess abmessen, allerdings sind Fingerhuete besser geeigent
als Eierbecher, denn soviel kann man niemals auf einem Rutsch verarbeiten.
Auch hier kann man einen Teil des eingeweichten Kaseins zurueckhalten um die Konsistenz besser abstimmen zu koennen. Allerdings ist die Qualitaet vom Kaseinpulver viel einheitlicher, und das Ergebnis berechenbarer.
So kritisch wie die zubereitung von Kunsthalzleimen z.B. Aerodux Oder Bindan-CIN ist Kaseinleim noch lange nicht, und auch nicht so schwiereig(komplex).
Der Kleber ist sehr billig, man kann also durchaus ein wenig ueben, bis man genug Routine dabei hat.
Das Rezept mit Pulverkasein und trockenem Kalhydrat(Weisskalk/Marmorkalkhydrat):
VTL=Volumenteil z.B. Fingerhuete, Eierbecher wird fuer unsere Zwecke meist zuviel
Man messe ab :
(Acid)Kasein* 4VTL
Kalkhydrat 3VTL
Wasser 7VTL
Kali-Wasserglas 1VTL
Zuerst das Kasein und das Wasser verueheren und 2-6Stunden quellen lassen.
Hat es eine Konsitenz wie Quark angenommen zweigt man ein wenig von der masse ab und
gibt man den Kalk hinzu und reibt das ganze gut durch, das restliche Kasein gibt man dann nachundnach dazu
die Verarbeitung ist wie beim Quark. Als leztes wenn die Konsitenz optimal ist ruehrt man die Wasserglasloesung hinzu. Ist das Produkt zu dick, oder kippt es um dann etwas mehr Kalk, aber keinesfalls Wasser hinzugeben.
Zum Abwiegen:
20g Kaseinpulver
70g Wasser
70g Kalkhydrat**
17g Wasseglasloesung
ich hoffe ich habe geholfen.
mfG
Matthias
PS.
* Acid-Kasein ist Sauregefaelltes Kasein das ist noch nicht aufgeschlossen, es ist praktisch gruendlich ausgewaschener
und getrockneter Magerquark, der im Gegensatz zum Lebensmittel von zuverlaessiger und gepruefter Qualitaet ist.
Andere PulverKaseinarten sind NICHT geeigent. Ntrium-Kasein ist bereits mit Natriumhydroxyd aufgeschlossen,
Damit kann man auch kleben, aber nicht wasserfest, denn im Gegensatz zum Calziumhydroxyd, das durch CO2-Aufnahme Mineralisiert, bleibt das Natriumhydroxyd basisch und Hygroskopisch.
Renet-Kasein ist mit Lab gefaellt und geht garnicht.
** der Kalkhydrat anteil schwankt je nach Qualitaet und Alter des Materials, und der gewuensten Konsitenz etwas
irgendwo zwischen 65 und 75g oder 2-3VTL koennen es schon sein. Hat man einmal "sein Optimum" gefunden.
Kann man es bis zur nachsten Materialcharge einfach reproduzieren.
*** Die Base loest Fett und Hornhaut aus der Fingerspitze, dem Finger tut das nicht gut, aber dem Leim noch weniger. Auch ein Pinsel aus Naturborsten ist ungeeigent, der kreigt ganz schnell Locken und loest sich dann aehlich wie die Haut des Fingers im Leim. Entweder wie traditionell ein Leimpinsel aus Weidenbast, oder ein alkalifester Pinsel aus Plastikborsten. Mit dem pinsel kann man den Leim gut in die Holzoeberflaeche einarbeiten, bei der Holzchen-Schmirmethode, bleiben evtl. vorhandene Schleifkruemel in den Poren.