Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Mal etwas überspitzt gefragt:
Wenn der durchaus sympathische Radhändler an der Ecke anfängt mir Fahrradventile zum Stückpreis von 4 Euro zu verkaufen, nur damit er überleben kann, soll ich dann weiter bei ihm einkaufen?

... wenn Du nicht irgendwann mit Rumänien, Weißrußland oder Nigeria, oder Vietnam kommunizieren willst, um Ersatzteile zu bekommen - dann ja. China ist auch nicht mehr ewig ein Billiglohnland.

Jörg
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Na, wenn er überteuerte Fahrradventile braucht, um zu überleben, stimmt ja eh was nicht.
Niemand muß irgendwo einkaufen. Jeder kann das selbst entscheiden. Aber man sollte auch nicht alle Hersteller und Händler als bewusst preistreibende Abzocker hinstellen. So wie die Liegeradlandschaft derzeit aussieht, sind diese Preise notwendig, um ein Händlernetz zu betreiben. Wer glaubt, sowas braucht man nicht, kauft woanders. Erst wenn alle Händler pleite sind, wird einigen doch bewusst werden, daß sie doch nicht so schlecht waren. Wo willst denn dann Räder ausprobieren, dir eine Meinung bilden, einen Einstieg finden ? Direktvertrieb funktioniert doch auch nur sehr begrenzt. Oder willst, um 5 versch. Räder zu testen, zu 5 Herstellern in ganz Deutschland fahren ? Ich habe Kunden, die fahren 500km zu mir, um ein dutzend versch. Trikes an einer Stelle vergleichen zu können. Wenn sie dann bescheid wissen, wo sie hin wollen, kaufen sie sich die Teile im i-net zusammen und basteln selbst, um dann im Forum über die teuren Händler zu schimpfen, die ja eh keiner braucht. Auch überspitzt dargestellt, aber trotzdem aus der Realität gegriffen.
Meine Aussage ist schlicht: Um ein Händlernetz zu betreiben und um seriösen Service zu bieten, sind bei den derzeitig realsierbaren Produktionszahlen (die bei jedem Hersteller im Bereich einer Manufaktur liegen), diese Preise mindestens notwendig. Daß es in der Szene durchaus noch eher fragwürdige "ich probier das mal nebenbei Garagenhändler" mit fragwürdiger Kompetenz gibt, ist unzweifelhaft. Aber wer professionelle Ansprüche dem Kunden gegenüber erfüllen soll, braucht einfach auch Geld, um dem gerecht zu werden.
Ich hab in den letzten 14 Jahren schon so manchem hier aus dem Forum etwas Starthilfe und Tips gegeben und nach etwas eigener Erfahrung war am Ende noch jeder meiner Meinung. Ich kann nur sagen, wer glaubt, daß im Liegeradmarkt die Kohle nur so zum Fenster reinflattert, soll es mal selbst probieren.

Andreas- jetzt ist aber gut. Nicht daß noch jemand meint wir nagen am Hungertuch und Spenden an uns überweist:rolleyes:
 
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Mir braucht kein Hersteller zu sagen, dass es nicht möglich ist ein gutes Low-Budget-Liegerad auf den Markt zu bringen. Das würde gleichzeitig einen stärkeren Anklang in der Fahrradgemeinde finden, die sich die 2000-5000€-Räder nicht leisten können.
Was braucht ein gutes Fahrrad mindestens? Der Rahmen muss stabil sein, aber das ist er bei praktisch allen Rädern, 3-7 Gänge, Gepäckträger, Klingel und einen gemütlichen Sitz. Fertig, schon man hat ein günstiges und dennoch gutes Low-Budget-Liegerad. Für den Großteil braucht man also einfach nur ein 200€-Fahrrad ausschlachten.
Wenn sich alle Hersteller aber nur der Extra-Klasse (24 Gänge, Dual Drive,...) widmen, soll man sich auch nicht wundern, dass es nur wenig Käufer gibt.
 
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Daß Liegeradhändler grundsätzlich keine Beratungskompetenz haben sollen, ist für manche engagierte Leute, mich eingeschlossen, schlicht beleidigend. Solche Verallgemeinerungen sind fehl am Platze. Überall gibt es solche und solche.
Stimmt, aber leider in der Mehrzahl eben "solche". Ich bin dazu übergegangen, den sogenannten "Fachhandel" vor Ort großflächig zu meiden, bestelle im Internet und baue selber auf. Wird allemal besser und preiswerter als das, was ich bisher bei den "Fachleuten" erlebt habe.
 
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Mir braucht kein Hersteller zu sagen, dass es nicht möglich ist ein gutes Low-Budget-Liegerad auf den Markt zu bringen. Das würde gleichzeitig einen stärkeren Anklang in der Fahrradgemeinde finden, die sich die 2000-5000€-Räder nicht leisten können.
Was braucht ein gutes Fahrrad mindestens? Der Rahmen muss stabil sein, aber das ist er bei praktisch allen Rädern, 3-7 Gänge, Gepäckträger, Klingel und einen gemütlichen Sitz. Fertig, schon man hat ein günstiges und dennoch gutes Low-Budget-Liegerad. Für den Großteil braucht man also einfach nur ein 200€-Fahrrad ausschlachten.
Wenn sich alle Hersteller aber nur der Extra-Klasse (24 Gänge, Dual Drive,...) widmen, soll man sich auch nicht wundern, dass es nur wenig Käufer gibt.

Dein Nick ist aber auch Programm.
Azub baut ein Eco für 1000 Euro. Ich habe es etwas aufgepeppt und mit sinnvollen und zuverlässigen Komponenten ausgestattet. Jetzt kostet es 1400 Euro und ist m.E. so gut, daß ich seit eineinhalb Jahren selbst eins fahre. Es interessiert sich aber kaum einer dafür. Und so erging es mir die letzten 14 Jahre mit allen Günstig-Versuchen. Es ist durchaus möglich, günstig zu bauen. Aber ein Rad, das du hier beschreibst, interessiert keine Sau. Der Traum vom Liegerad für alle funktioniert zumindest heute noch nicht. Nur Freaks wagen sich an das Thema, und die meisten davon haben dann ziemlich hohe Ansprüche und wollen keine Einfachausstattung. Bring was günstiges auf den Markt und ich verspreche dir, du wirst daran pleite gehen.

Andreas- genug aus dem Nähkästchen geplaudert
 
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Azub baut ein Eco für 1000 Euro. Ich habe es etwas aufgepeppt und mit sinnvollen und zuverlässigen Komponenten ausgestattet.

wobei sich das Flevo Basic und seine Lizenznachbauten dem Gebrauchtmarkt nach zu urteilen, doch recht gut verkauft haben müssen, aber halt in Holland.

viele Grüße

Christoph
 
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HP hat sich für seinen Standort eine Hochlohnecke Deutschlands ausgesucht. Die berühmten Lohnnebenkosten hängen gleich mit dran. Die Modelle wechseln nicht häufig, so dass auch keine Lagerhaltung von Teilen von ausgelaufenen Modellen notwendig ist. Die Rahmen werden in Taiwan hergestellt. Der Betrieb bildet aus. Welche Fixkosten für die Gewerberäume fällig werden weiß man nicht, sicher aber höher als in zB. in MeckPom. Das Unternehmen ist auf Messen etc. vertreten und hat sicher auch sonst erhebliche Kosten, die nicht der direkten Produktion und den Materialkosten zuzuordnen sind.

Das eine spricht für geringe Preise, vieles aber auch für einen Aufschlag. Das muss dann mit 1800 Einheiten pro Jahr gedeckt werden plus nen bissl was für schlechte Zeiten. Da kommt man schnell bei Preisen an, die man dem Rad nicht ansieht. Das mit der überragenden, nur in Deutschland zu findenden Qualität kann man sich gerne einreden, damit es nicht so weh tut beim Scheck rüberreichen :).
 
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Ein UP zum Wanderradeln braucht keine Vollfederung, ggf. 2 Schwalbe Big Apple, man spart etwa 5kg Leergewicht und über 1500 EUR genüber einem GH (Grashopper).
Das kannst du ja machen aber dann zu verlangen bei Liegerädern sollte die Vollfederung kostenlos sein finde ich falsch.Ein Up braucht auch keinen Motor und spart 100 kg, und über 4000 € gegenüber einem Motorrad.

Ich hab gerade mein Stadtrad umgebaut, das kostete neu 800 €, mit ein paar Extrawünschen sind 1200 € draus geworden. Der Steuersatz ist Müll, den müsste ich eigentlich tauschen, die Lackierung ist nicht gut, der Rahmen mässig geschweißt. Die Bremsen sind Schrott, wie die Hinterradnabe (die ist allerdings jetzt getauscht) und die Kurbel. Für ein Stadtrad reichts...

Die Idee von günstigen Liegerädern geistert seit 7 Jahren durchs Forum und scheitert immer wieder daran dass niemand größere Kompromisse machen will. Alle Nase lang schneit hier einer rein der ein Liegerad unter 800 € sucht und man empfiehlt man ihm ein Zephyr oder Batavus Relax. Dann heissts ja, sollte schon edler sein und mit Vollfederung und tollen Rahmenmaterialien usw.
HP-Velotechnik ist halt noch etwas edler. Wenn man es sich leisten kann kann man es sich leisten, wie bei vielen anderen Hobbies oder Transportmitteln. Um es mal mit einem Surfhändler zu sagen der einen Preisnachlas ablehnte: "Müssen Studenten immer das beste Material fahren?"
 
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Leute, macht euch doch mal klar, dass wir (relativ gut) im Kapitalismus leben. Wenn jemand Mondpreise verlangt, kann und darf er es (abgesehen vom Monopol). Er soll dann aber nicht jammern, wenn er nichts verkauft. Ich verstehe diese ganze Diskussion langsam nicht mehr.
Wenn jemand die Ware günstiger anbietet, verkauft er mehr als jemand mit hohen Preisen und kaum Umsatz.
Es ist für mich irgend wie nicht nachvollziehbar, dass es Leute gibt, die nicht wissen, wie die Wirtschaft funktioniert.
Habt ihr in der Schule nicht aufgepasst? ;)
Das Liegerad wie jede andere Ware auch wird betriebswirtschaftlich auf Gewinnoptimierung kalkuliert und gebaut und muss sich am Markt behaupten. Wem es zu teuer ist, braucht es sich ja nicht zu kaufen. Meins war mir jedenfalls den Preis wert.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Naja, Mondpreise sehen für mich anders aus. Klar ärgere ich mich drüber das ich mir vermutlich niemals in meinem Leben ein Liegerad oder Velomobil von nem Händler neu kaufen kann, aber ich weiss das die Preise gerechtfertigt sind. Es sind ja nicht nur die besseren Materialien und Teile als bei Rädern aus dem Discounter die zudem teurer eingekauft werden müssen die das ganze teurer machen. Es sind auch die in Deutschland höheren Löhne und die höheren Abgaben die unseren Sozialstaat finanzieren. Dazu kommen zum Teil horende Unterhaltskosten für eine Werkstatt und ein Material- und Teilelager, selbst wenn es klein ist. Licht, Strom, Nebenkosten. Auch die Entwicklungsarbeit darf man nicht vergessen. Ich bin mir sicher das es für jeden Hersteller von Liegerädern möglich ist für die Hälfte des Preises zu fertigen, aber diese Produkte würde keiner haben wollen. Die Kunden wollen Leichtbau, der kostet aber. Aluminium muss besonders verarbeitet und wieder temperiert werden, sonst brichts neben der Schweissnaht, das kostet Arbeitszeit. Dünnwandige Rahmen müssen dennoch halten, evtl. muss man aufwändige Knotenbleche etc. anbringen, auch das kostet Zeit. Einen Rahmen aus 2mm dickem Rohr würd doch keiner fahren wollen, auch wenn der schnell und einfach zu schweissen ist und auch mit einfacherer Technik genug aushält.

@Treter: Theoretisch hast Du Recht, aber nur in der Theorie. In der Praxis gibt es noch andere wichtige Faktoren als Preise und Umsatz die Angebot und Nachfrage regeln. Ich merke das selbst oft genug in meiner Branche, die ebenfalls Einzelanfertigung und Kleinstserien baut: Wenn etwas zu günstig ist, dann glaubt das Groß der potentiellen Kunden nicht das es "was taugt" und kauft nicht. Erhöht man den Preis für dasselbe Produkt, schafft dies automatisch Vertrauen des Kunden in das Produkt und es wird gekauft. Das in Verbindung mit dem Wunsch der meisten Kunden ein qualitativ hochwertiges Rad zu besitzen ergibt den "Point even" von etwa 3.000,- Euro. Aber solange es kein Monopol gibt, werden Liegeräder niemals überteuert sein, das kann sich nämlich kein Hersteller leisten. Würde das Grasshopper auf einmal 1.000,- Euro mehr kosten, würde die Nachfrage flux sinken und HP kann den Laden dichtmachen. Würden sie den Preis hingegen um 1.000,- Euro senken, müssten sie zwangsläufig irgendwo an der Qualität sparen. Spätestens wenn Rahmenbrüche oder miese Anbauteile als Gesprächsstoff die Runde machen wird die Nachfrage wieder sinken und HP kann schon wieder die Tore schließen. Der Gleichgewichtspreis zwischen Angebot und Nachfrage pendelt sich in eine freien Marktwirtschaft immer von selbst ein. Die Große Masse baut Räder in der Nähe des Point Even, und wenige Händler bedienen die Kunden die etwas weniger oder etwas mehr ausgeben wollen (Die Holländer oder eben Troytec z.B.). Gewinn mus natürlich dennoch gemacht werden, und Gewinnoptimierung gehört auf jeden Fall zur Tagesordnung, bei mir ja auch. Aber REICH wird man so auch nicht.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hallo Andreas,

Erst wenn alle Händler pleite sind, wird einigen doch bewusst werden, daß sie doch nicht so schlecht waren. Wo willst denn dann Räder ausprobieren, dir eine Meinung bilden, einen Einstieg finden? Direktvertrieb funktioniert doch auch nur sehr begrenzt.

Es gibt Hersteller, die auf kostenlose Arbeit ihrer Kunden setzen. Sprich: Wer sich für ein XXX interessiert, bekommt - mit Erlaubnis - die Adresse eines Kunden in der Nähe und kann sich dort beraten lassen und oft sogar Probefahren. Der Bestandskunde bekommt meiner Information nach nichts dafür.

So etwas ist derzeit Mode. Als Beispiel: Bei unseren örtlichen Verkehrsbetrieben kann man sich als "Qualitäts-Scout" registrieren. Dann "darf" man defekte Dinge in den Bussen und Bahnen melden. Als "Lohn" gibt es einmal jährlich ein Buffet. Nichtmal vergünstigte Fahrten sind drin. Und dennoch, es funktioniert.

Grüße
Andreas
 
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Hallo boykott,

Was braucht ein gutes Fahrrad mindestens? Der Rahmen muss stabil sein, aber das ist er bei praktisch allen Rädern, 3-7 Gänge, Gepäckträger, Klingel und einen gemütlichen Sitz. Fertig.

Der Rahmen sollte auch gerade sein. Wenn man den Rahmen nach dem Schweißen zu früh aus der Lehre nimmt, verzieht er sich. Dafür braucht man weniger Rahmenlehren und hat Geld gespart. Wenn man den Rahmen nur einfachst lackiert und nicht ordentlich vorbehandelt und pulvert, spart man auch viel Geld. Der Rost kommt mit etwas Gewährleistung erst nach der Gewährleistung. Was ich sagen will: Manche Dinge kosten etwas mehr, wenn sie ordentlich gemacht sind. Und den Unterschied erkennt man nicht mit bloßem Auge oder sofort.

Grüße
Andreas
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hi Boy,
Mir braucht kein Hersteller zu sagen, dass es nicht möglich ist ein gutes Low-Budget-Liegerad auf den Markt zu bringen. Das würde gleichzeitig einen stärkeren Anklang in der Fahrradgemeinde finden, die sich die 2000-5000€-Räder nicht leisten können.
Was braucht ein gutes Fahrrad mindestens? Der Rahmen muss stabil sein, aber das ist er bei praktisch allen Rädern, 3-7 Gänge, Gepäckträger, Klingel und einen gemütlichen Sitz. Fertig, schon man hat ein günstiges und dennoch gutes Low-Budget-Liegerad. Für den Großteil braucht man also einfach nur ein 200€-Fahrrad ausschlachten.
Wenn sich alle Hersteller aber nur der Extra-Klasse (24 Gänge, Dual Drive,...) widmen, soll man sich auch nicht wundern, dass es nur wenig Käufer gibt.

genau diese Liegeräder gab es schon,
erinnert ihr euch nicht ans Flevo Oké Ja für 900 DM (!), also unter 450 Eu.

warum fahren davon nicht tausende rum?

warum fahren alle die HP Streetmachines für über 2000 Eu?

der Markt für billige Liegeräder ist scheinbar einfach nicht da.
Hanno
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Bei meinem ersten Blick in die Preisliste von HP habe ich auch einmal kurz die Luft angehalten. Keine Frage, da herrscht ein Abstand zu Aufrechträdern - wenngleich wenn man mit edleren Marken vergleicht, ein kein so grosser. Vor allem muss man genau schauen, was man geboten bekommt. Ich fahre seit Herbst 2006 einen Scorpion und habe seitdem ca. 6000 km zurückgelegt. Welcher Verschleiss hat sich durch diese Belastung ergeben? Das Rad ist etwa staubig. Ansonsten weitestgehend im Orginalzustand. Die Spur ist so gut eingestellt, dass meine Reifen nach der Strecke immer noch nicht heruntergefahren sind - andere Trikes solle da etwas mehr Reifen "verbrauchen".

Qualität hat ihren Preis - nicht nur bei der Fertigung selber, sondern vor allem auch bei dem Konstruktionsaufwand. Bei allen Kostenkalkulationen sollte man bedenken, das Aufrechträder in den letzten 100 Jahren nur leicht verändert wurden. Damit hält sich der Aufwand für Neukonstruktionen in überschaubaren Dimensionen. Liegeradhersteller hingegen müssen vieles erst erfinden, und gerade die Trikes waren bis vor wenigen Jahren noch komplettes Neuland. Vor dem ersten Modell hat ein Hersteller also schon hohe Kosten, die dann auch noch über geringere Stückzahlen wieder erwirtschaftet werden müssen. D.h. nicht nur die Fertigung ist teurer, weil "exotische" Technik in kleinen Stückzahlen gefertigt wird, der Ertrag pro Rad muss auch höher sein, um die Entwicklungskosten wieder herein zu holen. Dieser "Teufelskreis" treibt folglich die Preise in die Höhe und dies sieht man eigentlich bei allen Produkten auch ausserhalb der Radwelt.

Durchbrechen lässt sich dieser Kreis nur durch langfristig steigende Verkaufszahlen. Die Produktion kann optimiert werden und die Fixkosten der Hersteller (und Händler!) verteilen sich auf mehr verkaufte Räder.

Viele Grüße,
Peter
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

[...] Qualität hat ihren Preis - nicht nur bei der Fertigung selber, sondern vor allem auch bei dem Konstruktionsaufwand. [...]

Wenn Du für Deinen Scorpion bei HP z.B. noch einen Tachohalter bestellen willst (Computerhalter zur Montage auf dem Tretlagerausleger; 14,90 Euro) kannst Du nach Ingolstadt, Altomünster oder Ottenhofen fahren und Dir den dort beim HP Händler abholen. Eventuell haben sie so was da, eventuell bestellen sie das. Oder Du bestellst Dir das bei HP direkt zzgl. 8,21 Euro Versand und Bearbeitungspauschale. Dann hast Du etwas in der Hand, wo Du vermutlich zweifelst, dass dies der reale Gegenwert für 23,11 Euro ist. Und genau das meine ich.



PS.: Wenn Du dann noch hier im Forum nach Lösungen für die Computermontage am Scorpion suchst... schickst Du das Teil vermutlich zurück. Für 8,21 Euro zzgl. Porto.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hallo Günther,

ich weiss nicht genau was Du mir mit Deinem Post sagen willst? Ich habe jedenfalls zwei gute Halterungen für GPS/Tacho an meinem Scorpion, die mir mein Händler angefertigt hat. Was die von Dir verlinkte Lösung taugt kann ich ohne sie in der Hand gehabt zu haben nicht beurteilen, aber 8 Euros klingt mir nicht gerade gewaltig. Aber wie bei allem Zubehör muss halt jeder selber entscheiden, ob er es vom Hersteller kauft, oder ob er es billiger wo anders bekommt. Wenn ja, dann sollte er es wo anders kaufen, wenn nein, dann erübrigt sich die Diskussion.

Peter
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Den Vergleich mit dem Preis für ein PKW mit einem Lieger finde ich gut. Nachdem ich fast 7 Jahre meines Lebens für einen norwegischen Automobilzulieferer gearbeitet habe, kann ich dir mal versuche zu erklären warum ein PKW verhältnismässig billig ist und ein Lieger teuer. Wir haben sog. Querträger (früher Stoßstangen) entwickelt und konstruiert. Bei einem Kleinwagen ( das ist wohl sowas was man für 14000Euro Aufwärts bekommst) verkauften wir ein solches bauteil nach gerne 3 Jahren Entwicklungszeit für vielleicht 7 Euro das Stück. Davon mussten wir dann 300.000 st pro Jahr liefern , ganze 5 Jahre lang. Macht also 300.000 x 5 = 1.500.000 Teile. Ok. ich kenne nicht den Preis der sagen wir mal Hinterradschwinge, bei einem gefederten HP Lieger. Ich glaube kaum das HP dieses für 7 Euro einkaufen kann. Man könnte es aber, dann müsste man es aber vielleicht über 5 Jahre lang 1,5 Millionen mal herstellen. Wir haben auch Querträger für den Rolls Royce ( heute BMW) hergestellt. Da kostete dieses Teil aber gleich mal 200Euro, und geliefert haben wir es gerade mal 800 mal im Jahr. Verdient hat man daran nichts aber man bekam die grossen Aufträge nicht wenn man auch nicht bereit war die kleinen exklusiven zu produzieren. (1,5 Mio x 7 Euro = 10,5 Millionen)vs(200Euro x 5 Jahre x 800st= 800.000Euro)
Wenn du dir mal anguckst wieviele Upright Rahmen hergestellt werden, contra ein Lieger Rahmen bei HP ( kommt der nicht auch aus Taiwan)
wirst du sehen das dieser Unterschied in der Anzahl gravierend ist. Für ein in grosser Anzahl hergestelltes teil kan man für (viel Geld) einen optimalisierten Prozess und ein Serienwerkzeug herstellen der eine preiswerte Produktion möglich macht. Beim Querträger für den Rolls Royce wurde der einfach nach dem Streckbiegen in eine Fräsmaschine eingespannt und mehr oder minder als Einzelstück hergestellt. Der Querträger für einen kleinen Peugot erhielt ein 4 stufiges Werkzeugset für eine 4 fach Pressenstrasse.
Willst du das HP dir ein Lieger für 300-500 Euro herstellen soll, solltest du Marketing studieren und sagen wir mal 1.5 Millionen Käufer für ein Model über einen Zeitraum von 5 Jahren finden. Dann wird ein Scorpion fs vielleicht sogar für sagen wir mal 399Euro im Baumarkt zu kaufen sein. Die Konstruktion eines 2 rädrigen Liegeradrahmens ist sogar einfacher als ein Uprightrahmen, auf lange sicht wären Lieger bei gleiche Absatzszahlen sogar billiger als Uprights. Ich hoffe ich habe damit zum allgemeinen Verständnis für die Preisgestaltung von Liegerädern beigetragen. Allen eine gute Fahrt.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Willst du das HP dir ein Lieger für 300-500 Euro herstellen soll, solltest du Marketing studieren und sagen wir mal 1.5 Millionen Käufer für ein Model über einen Zeitraum von 5 Jahren finden. Dann wird ein Scorpion fs vielleicht sogar für sagen wir mal 399Euro im Baumarkt zu kaufen sein.

Ich glaube nicht, dass das passiert. Ich denke die Nachfrage nach Liegerädern ist ganz gut (kann ich leider nicht genau beurteilen). Selbst wenn du 1,5 Millionen Käufer pro Jahr anschleppst, wer sagt denn überhaupt, dass sich das rechnet. Dabei beziehe ich mich nicht auf die reine Kalkulation, die bei Masse aufgehen könnte, sondern mehr darauf, dass die Hersteller eventuell gar keine Lust haben soviel abzusetzen (besonders nicht, wenn es dann nur noch ca. 1/7 vom Ursprungsbetrag einbringt).

Durch den hohen Absatz hast du mehr Aufwand, mehr Logistik, mehr Gehälter für Mitarbeiter und vor allem mehr Reklamationen und Ärger. Warum nicht geringe Stückzahlen zu "relativ" hohen Preisen verkaufen und mit der Marge zufrieden sein? Das Massengeschäft macht bei Liegerädern meiner Meinung nach keinen Sinn (auch wenn ich mir das früher mal gewünscht habe).

Es ist kein Standard-Produkt und die Leute, die es sich leisten können machen es. Nicht jeder ist Hausbesitzer, hat einen Ferrari, geht nur in den teuersten Restaurants essen oder was weiß ich, genauso wenig fährt oder wird jemals jeder Liegerad fahren.

Gruß
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Solange wir noch als Spinner und "Andersdenkende" wahrgenommen werden, kanns Liegeräder für 2Mark fuffzig geben und es kauft kaum jemand.. Das es so wenig Liegeräder gibt, liegt sicher nicht am Preis.
Denn wenn ich so vor mein Studentenwohnblock gucke hat mind. jeder 2. der dortigen Bewohner einen PKW der im Jahr mehr als 2000€ kostet..

Gruß,
Patrick
 
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