Vom Kampfradler zum Defensivfahrer

aber meine auch, dass allgemein früher die Toleranz ausserorts größer war gegenüber Radfahrenden als heute.
Was oft vergessen wird, ist die Ablenkung, die ein autofahrender Mensch heute im Auto erlebt. Smartphone, Smartwatch, Display mit vielen Informationen, Navigationssystem mit bunten Karten und der Route, Musikinformationen am Display, Telefonate mit Smartphone oder über Bluetooth usw.. Das gab es früher nicht, da war man mit den Augen einfach auf der Straße und war damit ständig informiert, was sich da vor einem getan hat.

Wer kennt es nicht, ein Blick aufs Navi während der Fahrt in der Stadt oder auf Landstraßen und wenn man wieder auf die Straße schaut, erschrickt man vielleicht, was in diesem kurzen Moment an Veränderung da ist und oft eine ad-hoc-Reaktion erfordert, die sonst nicht nötig gewesen wäre!? :unsure:

Es muss also aus meiner Sicht nicht immer fehlende Toleranz sein, sondern es kann auch die massive Ablenkung Ursache für verändertes Verhalten sein.

fluxx.
 
Ohne 10 Regeln vorher gekannt zu haben, fuhr ich bisher ähnlich. Ich denke, man muss leider seinen Platz stets einfordern und trotzdem die Reaktionen beobachten. Letztlich geht es defensiven Autis genauso. Wer zu dicht kommt, da klopfe ich auch schon mal an.
 
Dazu verweise ich auf die 10 Gebote des sicheren Radfahrens, die weiter oben schon von de.rec.fahrrad kamen: Nach außen hin darf es sicherlich offensiv aussehen, aber innerlich ist man natürlich defensiv unterwegs.
Mit "Defensivfahren" meinte ich nicht, dass ich ängstlich fahre, sondern so wie in Gebot 8 beschrieben. Meine Kernaussage war ja eher, dass ich mir schon im Vorraus Strecken aussuche, die hoffentlich ruhiger sind, und dass ich inzwischen auf Landstrassen dazu tendiere, den Radweg zu nehmen (sofern es einen gibt), mit allen Nachteilen die das hat. Fühlt sich für mich besser an (und vielleicht sicherer?) als die enge Landstrasse (die vielleicht sogar eine Leitplanke am Rand hat, die mich daran hindert, irgendwie ausweichen zu können), wo mich ständig jemand von hinten überfahren könnte.

Mein Hauptproblem auf Radwegen und auf Nebenstrassen sind andere Radfahrer vor mir, die ohne Vorwarnung plötzlich nach links abbiegen während ich sie grad überholen will. Damit hatte ich die meisten brenzligen Situationen in letzter Zeit. Aber darum soll es in diesem Thread gar nicht gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn möglich kann man sich entscheiden das Auto weg zu tun. Das habe ich getan vor 7 Jahren. Mit dem Velomobil oder Zug komme ich in den Niederländen überall. Ich erzähle Allen über das autofreie Leben und hoffe so das ich etwas beitragen kann so das es weniger Kraftverkehr geben wird in die Zukunft.

Mein bester Freund mit dem ich schon im Kindergarten herumrädelte ist nicht lange zurück im Velomobil zwischen seine Arbetstelle und zuhause sehr schwer verletzt worden und von einem Automobilisten überfahren. Ich bin sehr dankbar das es ihm jetz immer besser geht.

Dieses hat mir nur darin gestärkt das ich nie mehr autofahren wird, ausgenommen Notfälle.
Jeder der in seinem Auto einsteigt sollte sich realisieren das man platz nimmt in etwas das Tötlich ist.

Hier in den Niederländen stirbt jeden Tag ein Mensch durch eine Überfahrung von einem Auto. Das ist was wir als Gemeinschaft ‘akzeptabel’ finden, sonst würde Autofahren verboten. Ich finde es nicht akzeptabel und versuche selbst danach zu leben.
 
Da hilft bei mir (nicht immer) 'ne freundliche Klingel, die im Zweifel zur Dauerklingel wird, wenn von vorne keine Reaktion sichtbar wird.
Genau die Klingel hab ich schon. Hilft leider nicht bei älteren Radlern die nicht mehr so hohe Frequenzen hören, oder jüngeren Radlern (oder E-Roller Fahrern) die mit Kopfhörer unterwegs sind. Beide Zielgruppen haben oft Null Wahrnehmung dafür, was um sie herum und vor allem hinter ihnen passiert. Hmm. Vielleicht ist das Fahren auf der Strasse doch besser...
Deshalb plane ich ja nach Möglichkeit auch Touren die auf ruhigen Nebenstrassen verlaufen die keinen Radweg haben.

Wenn ich zum Überholen von Radfahrern ansetze scanne ich inzwischen schon, ob da eine potentielle Abbiegestelle nach links in der Nähe ist. Aber so oft passiert das mit dem Abbiegen ja nun auch nicht, d.h. die Chance ist gross dass ich es wenn es darauf ankommt schon wieder vergessen hab. Und gegen E-Bike Rentner die auf der Strasse ohne jede Vorwarnung und ohne zu Gucken einfach einen U-Turn machen (damit hatte ich auch schon einen beinahe-Unfall) kann man auch nicht so viel machen. Da sind wir wieder beim Thema "Fahrtauglichkeit im Strassenverkehr von älteren Menschen". Zumindest versuche ich, solche Leute mit sehr viel Abstand zu überholen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In solchen Fällen hilft nur Tempo raus ..... und gelassen bleiben, auch wenn man innerlich kocht oder seine Wut rausbrüllen möchte. Muß ich auch noch besser lernen.
 
man überdenkt vieles im Voraus
Dazu gibt's von Segelfliegern eine gute Regel, die sich auf viele Bereiche sinngemäß übertragen lässt:

Du musst(!) immer(!) mind. 2 alternative Lösungen haben!
Wenn Du das nicht erfüllen kannst, ist die Leistungsfliegerei vorbei und Du musst auf Sicherheitsmodus und Vorsicht umschalten.
(Ein Flieger kann nicht bremsen und in der Luft stehenbleiben...)

1)
Ich suche den nächsten Aufwind a) dort. Wenn das nicht trägt dann b) da und sonst c) dort.
Wenn's b) oder c) nicht gibt --> Sicherheitsmodus, den sichersten Landeplatz (aus)suchen!

2)
Ich komme über den Grat noch drüber. Wenn nicht, dann.... etc.....

So einen Prozess kann man auch im Straßenverkehr laufend üben.

Bsp:
Der wird doch nicht aus der Ausfahrt rauskommen???
Wenn doch, dann Strategie a) (Bsp. Airzound... ;) )
Wenn das auch plötzlich nicht geht (nicht's nützt), dann Reservestrategie b) Bremsen, Ausweichen. (Wo ist Platz? Ist noch Platz?)
Wenn's nicht mind 2 Möglichkeiten [a) + b)] gibt, dann sofort auf Vorsicht umschalten.

In dieser Art kann man laufend Szenarien mitdenken und Entscheidungen vorbereiten.
Es hat dann sehr rasch entscheidenenden Einfluss auf den eigenen Fahrstil.
Der Fahrstil belibt dabei meist erstaunlich flüssig und auch für andere vorhersehbar.

Und es gilt nicht nur für Gefährdungen, Hupe, Notbremsung, etc... sondern auch einfach für einen souveränen Umgang mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Der auch den anderen Platz lässt. Je mehr man das im Blick hat, desto weniger braucht man extreme Reaktionen.
Wenn der/die da vorne mich wirklich nicht gesehen hat, weiß ich jetzt schon, wie ich reagieren werde.

Und je öfter man das bewußt übt, desto automatischer und schneller geht's.
(Bei mir ist als b) manchmal auch der kontrollierte Ausweg in die Wiese eingeplant....)

Möge das bei Allen nur ungenutztes Vorausdenken bleiben...

Schönes Wochenende, Harald
 
Fahrradfahrer sind als Alternative immer noch nicht im Bewusstsein des restliches Strassenverkehrs. Die wenigsten Radfahrer fahren so oft/ viel/ weit wie die/ wir Radfahrer hier in unserer Blase.
Ich wohne auf dem Dorf. Da wird das Auto nicht gerne stehen gelassen. Wenn doch, dann fährt man mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig, eben weil doch die Straße " zu gefährlich" ist oder " Radler da gar nicht hingehören".

Ich sehe so oft erwachsene Menschen, sie liebe auf dem Fußweg entgegengesetzt zur Richtung Fahrrad fahren, als auf der Straße.

Das Bewusstsein ist leider noch viel zu oft so, dass Radler nicht auf die Straße gehören.
 
Fahrradfahrer sind als Alternative immer noch nicht im Bewusstsein des restliches Strassenverkehrs. Die wenigsten Radfahrer fahren so oft/ viel/ weit wie die/ wir Radfahrer hier in unserer Blase.
Ich wohne auf dem Dorf. Da wird das Auto nicht gerne stehen gelassen. Wenn doch, dann fährt man mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig, eben weil doch die Straße " zu gefährlich" ist oder " Radler da gar nicht hingehören".

Ich sehe so oft erwachsene Menschen, sie liebe auf dem Fußweg entgegengesetzt zur Richtung Fahrrad fahren, als auf der Straße.

Das Bewusstsein ist leider noch viel zu oft so, dass Radler nicht auf die Straße gehören.
Da stimme ich Dir voll und ganz zu.Gerade Velomobile scheinene einige Leute intellektuell geradezu zuüberfordern, das merkt man hier im ländlichen Raum gerne dadurch, daß man öfter aus dem Gegenverkehr angehupt wird.
Zum gesamten Problem: Es ist leider vielschichtig und emotional, zumindest auf der Autofahrerseite, sehr aufgeladen. Ich oute mich mal: Privat bin ich seit fast drei Jahren autofrei (meine Frau nicht), beruflich bin ich Werkstattmeister in einer Markenvertretung eines süddeutschen Premiumautoherstellers, dessen Produkten der Volksmund erhöhten Verschleiss der Lichthupe nachsagt. Somit habe ich den ganzen Tag engen Kontakt mit eingefleischten Automenschen. Und was man da teils zu hören bekommt lässt einem kalte Schauer den Rücken runter laufen. Woher der ganze Hass kommt weiss ich nicht. Die Argumente fadenscheinig, reichen von "die Rennradler fahren immer nebeneinander" bis "jeden Tag kriecht der gleiche Radler durch die Unterführung, wegen dem Arsch muss ich immer langsam fahren" etc. Bei solchen Sprüchen von Mitarbeitern empfehle ich immer den Gang zum Urologen, vielleicht kann der helfen, bei Kunden darf ich maximal mit den Augen rollen.
Bei den Autos ist die Entwicklung auch teils erschreckend. Was vor zwanzig, dreissig Jahren unerreichbar war, das ist für den Proll, der damals halt nen tiefergelegten Golf gefahren hätte, heute kein Problem. Motorleistungen von 300, 400 und noch weit mehr PS zum Discountpreis (vergleichsweise, jajaja....) sind fast normal. Die Innenräume sind stark entkoppelt, die Wahrnehmung auf das Fahrerlebnis gerichtet. Bildschirme mit Apps zur Bedienung, Sprachbedienung gibts zum Glück auch, dumm nur, daß der Befehl "Fenster hochfahren" wegen der Windgeräusche dann doch den konzentrierten Griff zum Schalter verlangt....! Kranke Autowelt. Ich habs zwar mal zwei Jahre in der Fahrradwerkstatt versucht, war aber leider nicht Hirnfick genug, ich wäre fast geistig verkümmert.
Wenn ich unterwegs bin halte ich es so wie in den 10 geboten geschrieben (die ich heute auch zum ersten Mal gelesen habe): Selbstbewusst fahren. Und Leute, die mich knapp überholen, werden nach Möglichkeit zur Rede gestellt: an der nächsten Kreuzung, samstags beim Bäcker oder Metzger vor allen Leuten (ist halt Dorf wo ich wohn und das ist gut so) oder bei gewerblichen Fahrzeugen gerne auch eine Mail an den Scheff mit Schilderung des Sachverhaltes und verbindlicher Androhung einer Strafanzeige "mit allen unangenehmen organisatorischen Konsequenzen für Ihr Unternehmen". Hat bis jetzt immer gefruchtet, meine Pendelstrecke hab ich ziemlich befriedet.
 
Meine Fahrstiel hatt sich in gelicher richtung verandert, und ich kann mich auch in die 10 regeln finden. Hab hier drei Kinder 14,14,17. Die hab ich noch ein extra regel beigebracht. Nie rechts ein rechts abbiegenden LKW uberhohlen.

Ubrigens geht die anderung auch ohne verkehr. Als 18 jahriger mit MTb stutzte ich mich fast ungebremst hugelchen runter, und suchte ich die Grenze wie steil man langsam runter fahren kann. Hab mich mehrmals uberschlagen, oder bin uber denn Lenker abgestiegen. So fahren, das mach ich nicht mehr.

Seitlich platz einnehmen, von die Wegeskante wegbleiben, gibt dir wenigstens die Lösung noch nach rechts aus zu weichen. Aggressiv fahren mach ich auch gelegentlich. Fahr auch auf enge LAnd/feldwegen. Schnell geht das verkehr dort meist nicht, weil zu eng. Wenn das gegenverkehr mich abdrengt oder gar nicht langsamer wird, geh ich zur strassenmitte. Mal sehen wer das Game of chicken verliert. Meist riskieren die doch kein frontralaufprall. Sonnst hab ich noch die moglichkeit offen, zur seite zu gehen.

Im winter freu ich mir denn dann sind die Radwege meist ziemlich frei von andern. Die, die Radlen mit demm gehirn kurz vor einschlafen, so wie im Auto. Ob sie das auch quer auf die Strasse stellen, weil mal dringend mit ein bekanter gequatscht werden muss? Nah, ja bisschen rucksicht kann man nehmen. Fur mich ist die Hupe leider nenn Ding, das ich gelegentlich brauche meist um andere Radfahrer aus ihren Zombie status auf zu wachen.
 
Was oft vergessen wird, ist die Ablenkung, die ein autofahrender Mensch heute im Auto erlebt.
Genau, wenn man während dem Autofahren mit korrekter Freisprecheinrichtung an Besprechungen teilnimmt, dann kann auch bei hoher Intellektueller Leistungsfähigkeit die Fahrt ganz schnell zu Ende sein....
 
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Anbei mal ein Video wo ich mir schon vom zugucken fast vor Angst in die Hose mache :
Ich weiß nicht ob aus mir hätte ich damals nicht
Hallo miteinander,

mich würde ja mal interessieren wie lange der Radler aus dem Video mit seinem Fahrstil auf der Berliner Sonnenallee überleben würde.



Gruß Fripon
 
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