Hallo zusammen,
Alkohol wird ja bekanntlich durch Hefepilze aus Kohlehydrate abgebaut, in erster Linie Glucose. Es ist also die erste Abbaustufe von Glucose. Die Pilze ziehen darauf ihre Energie. Ergo ist der (Masse-) Energiegehalt eine Stufe geringer als der von Zucker / Kohlehydraten.
Das stimmt so nicht. Vereinfacht für Leute, die keine Ahnung von Biochemie haben: Bei genügend Sauerstoff würde Hefe keinen Alkohol produzieren, sondern den Zucker zu Kohlendioxid und Wasser veratmen. Die Produktion von Alkohol ist ein Notausgang bei Sauerstoffabwesenheit. Dabei wird Traubenzucker zunächst zu einem Vorprodukt für den Zitronensäurezyklus und Energieüberträgern verarbeitet. Ein Teil der Energieüberträger wird dann wiedergewonnen, indem Energie und Wasserstoffatome auf das Vorprodukt übertragen werden. Bei der Alkoholverwertung machen wir diese Schritte rückgängig. Da bei der alkoholischen Gärung nur recht wenig Energie für die Hefe abfällt, haben daher zwei Alkoholmolküle fast so viel Energie für uns wie ein Traubenzuckermolekül. Da ein Traubenzuckermolekül etwa doppelt mal so viel wiegt wie zwei Alkoholmoleküle, dürfte ein Gramm Alkohol etwa so viel Energie bringen wie zwei Gramm Traubenzucker.
Der menschliche Organismus stoppt den Fettabbau zu Gunsten des Alkoholabbaus, bis der Alkohol verbraucht ist. Das heißt, dass alles, was man an Fett in der Nahrung zu sich nimmt, sofort abgespeichert wird. Da der Fettabbau runtergefahren wird, nimmt die gespeicherte Fettmenge zu, also wird man dicker.
So sehe ich es auch, der Denkfehler oben liegt darin, dass es zwei Arten von Verdauung gibt: Die im Darmtrakt, was dort nicht verdaut wird, beglückt die Bakterien im Klärwerk, und die nach Aufnahme der Nährstoffe ins Blut. Diese Nährstoffe können z.T. eben deponiert werden anstatt zur Energiebereitstellung veratmet zu werden.
1 g Kohlenhydrate 17 kJ (4 kcal)
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1 g Alkohol (Ethanol) 29 kJ (7 kcal)
Das passt einigermaßen zu meiner überschlägigen Rechnung. Wer möchte kann es ja mal über die Bilanzierung via Glycolyse, Citratzyklus, Atmungskette sowie die Aktivität von ADH und AlDH genaue berechnen.
Zu Alkohol als Krebsursache: Die Datenlage ist schon deshalb schwierig, weil entsprechende wissenschaftliche Experimente am Menschen verboten sind. Und gerade bei Krebs hat sich gezeigt, dass Tierversuche (meist bei Ratten und Mäusen) hier nicht gut auf den Menschen übertragbar sind. Es gibt nicht wenige Stoffe, die z.B. bei Mäusen Krebs zu verursachen scheinen, bei Ratten aber nicht. Bei anderen ist es genau umgekehrt, und immer müssen die Stoffe relativ hoch dosiert werden, damit man bei der kurzen Lebenserwartung von Nagern überhaupt ein Ergebnis bekommt.
Dazu kommt, dass sich Menschen dermaßen unterscheiden, dass damit zu rechnen ist, dass Menschen abhängig von ihrer genetischen Ausstattung sehr unterschiedlich auf krebserregende Stoffe reagieren, insbesondere auf solche, die seit Jahrtausenden in der Nahrung einiger Populationen vorkommen.
Dazu kommt, dass auch viele Berufene viel Mist dazu schreiben. Ende des 20. Jahrhunderts kursierte ein Faltblatt mit einer Liste angeblich krebserregender Stoffe. Aufgeführt war u.a. die Zitronensäure, die namensgebend für den oben erwähnten Zitronensäure- , Zitrat- oder Trikarbonsäurezyklus ist. Nachforschungen ergaben, dass sie deshalb in die Liste geriet, weil dieser Zyklus nach seinem Entdecker auch Krebszyklus heißt ...
Gruß, Klaus