Ich habe mich heute während 650 km ermüdender Autobahnfahrt (Marburg-Stuttgart und zurück) gefragt, woher meine Antipathie gegen Elektrohilfsantriebe im VM-Bau stammt und bin auf 4 Ursachen gestoßen:
- Für mich wäre ein Hilfsmotor ein Eingeständnis, dass ich körperlich spürbar nachlasse und so einen "Schieber" brauche, so wie der Rollator für einen älteren Menschen, der nicht mehr allein aufrecht gehen kann: "Oh Mist, ich werde wirklich alt."
- Der Verlust des Ansatzes, dass es tatsächlich ohne zusätzliche Hilfen möglich ist, nur mit den eigenen Ressourcen und mit geringem Materialverbrauch ansprechende Fahrleistungen und Ganzjahrestauglichkeit zu erzielen und der damit verbundenen Freiheit;
- Damit auch der Verlust des Ansatzes, durch alltägliche Bewegung eine stetige Verbesserung der eigenene körperlichen Leistungsfähigkeit herbeizuführen, also der Wiedereinbringung körperlicher Aktivität in die alltäglichen Wege und das in deutlich größerem Aktionsradius und / oder geringerem Zeitaufwand und unter mehr klimatischen Bedingungen als mit dem herkömmlichen Upright;
- Die Wahrnehmung, dass anstelle der Arbeit an der Effizienz von Velomobilen für bessere Fahrleistungen der einfachere Weg des größeren Inputs in Form von E-Motoren, die ohne großen konstruktiven Aufwand ein mehrfaches des menschlichen Outputs zu leisten vermögen. gegangen wird und damit ein in meinen Augen extrem reizvoller und sicher noch nicht ausgereizter Aspekt der VM-Entwicklung verloren geht.
Nun gibt es sicher viele VM-Fahrer, die einen E-Schieber nur im sinnvollen Rahmen einsetzen, aber einige "Velomobile" auf der Spezi schienen mir gemäß dem Ansatz konstruiert worden zu sein: "Oh toll, die Velomobilentwicklung hat uns Mittel in die Hand gegeben, um bessere Elektrofahrzeuge zu bauen, die eigentlich auf den Antrieb mit Körperkraft verzichten können."
Für mich ist ein wesentlicher Reiz der VM-Treiberei die trotzige Demonstration, wie wenig für die Erfüllung eigener Transportbedürfnisse wirklich nötig ist und wie viel mutiges Umdenken und eigener Einsatz, der zunächst einmal unbequem scheint, aber letztlich die eigene Daseinsqualität und die der Umgebung erhöht, erreichen kann.
Ein Tag lang konzentriertes Erleben des "Alptraums Autobahn" und der damit verbundenen Landschaftszerstörung samt daran entlang angesiedelter größenwahnsinniger kommerzieller Bauten kann einen auf solche Gedanken bringen.