Umfrage zu Unfällen mit Liegerädern und Co., darunter auch Alleinunfälle

Hallo Christoff,

ja, zu hohe Unfallraten, niedrige Kilometerwerte.

Gruß, Klaus - glaubt keiner Statistik, die er nicht selbst gefälscht hat
 
Hallo an Alle,

es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.

Die Auswertung ist bis auf letzte Details und "Ideen", welche Faktoren noch miteinander verknüpft werden können, fertig. Auch existiert eine erste schriftliche Zusammenfassung der "Higlights".

Die gute Nachricht ist, dass der HPV die Ergebnisse der Erhebung auf der 4. Internationale Konferenz für Sicherheit im Radverkehr (ICSC 2015) am 15. und 16.9.2015 in Hannover vorträgt. Bislang ist aber leider noch nicht endgültig klar, in welchem Umfang wir Ergebnisse VOR dieser Veranstaltung präsentieren dürfen, weil wir noch nicht wissen, ob ausschließlich unveröffentlichte Ergebnisse auf der ICSC präsentiert werden dürfen.
Damit komme ich zur schlechten Nachricht: Wir werden also vorsichtig sein und mit der Veröffentlichung der Ergebnisse (sowohl im Forum als auch in der HPV-Mitgliederzeitschrift als auch auf hpv.org) noch etwas warten.

In jedem Fall wird in den Ergebnissen das Forum und seine Mitglieder in ganz besonderem Maße benannt werden. An dieser Stelle auch meinen ausdrücklichen Dank an @Reinhard , der den Faden zur leichteren Erkennbarkeit für eine gewisse Zeit anpinnte.

Einige Rahmen-Ergebnisse seien erzählt:
- 166 Unfälle wurden beschrieben, von denen 158 schließlich ausgewertet werden konnten (8 Unfälle konnten aus verschiedenen Gründen nicht in die Auswertung aufgenommen werden).
- Von den 158 verwerteten Unfällen waren 95 Alleinunfälle und 63 Unfälle mit Fremdbeteiligung. Die ursprünglich vorgesehene Trennung in "Unfälle mit (überwiegender) eigener Schuld" und "Unfälle mit (überwiegender) fremder Schuld" konnte nicht durchgehalten werden, da nur 5 Unfälle mit (überwiegender) eigener Schuld gemeldet wurden.

Repräsentativ ist das natürlich immer noch nicht, aber es lässt recht klar erkennen, wo die besonderen Schwerpunkte im Unfallgeschehen mit den verschiedenen Landfahrzeugtypen Liege-/Sesselräder, Liege-Dreiräder, Velomobile und anderen Spezialfahrzeuge sind.

Insgesamt ist die Präsentation auf der ICSC eine tolle Angelegenheit, weil damit HPV-Landfahrzeuge perspektivisch die dauerhafte Chance haben werden, in einen sicherheitstechnischen Wettbewerb mit herkömmlichen Fahrrädern zu treten. Damit ist aber auch klar, dass sich die bislang unbewiesene Behauptung, Fahrradkonzepte in liegender Fahrweise seien sicherer als Fahrradkonzepte in sitzender Fahrweise, im direkten Vergleich halten muss. Schauen wir mal, was dabei heraus kommt, ich bin sehr zuversichtlich. Ein aus meiner Sicht absolutes Highlight der Erhebung sind die äußerst hohen jährlichen Kilometerleistungen mit im Mittel 7167 km/Jahr! Alles andere wird der HPV dann im Herbst veröffentlichen, bis dahin also noch etwas Geduld.

Herzliche Grüße

C.H.
 
Moin!

Als Ergänzung zu unserem Gespräch gestern ...

- Dokument mit Diskussion der "Beinahe-Unfall"-('Near Miss'-)Problematik (S. 29): https://www.sozialversicherung.at/p...entid=10008.544778&action=b&cacheability=PAGE

- Untersuchung der Sicherheit von Schulwegen, bei der ebenfalls Beinahe-Unfälle erfaßt wurden: https://www.uni-due.de/~qpd402/alt/texte.ml/EssenSchulwege.html (vielleicht interessant wegen der Unterteilung von "Konflikten" in verschiedene Stufen, bei denen Beinahe-Unfälle die zweithöchste sind.)

Ich bin gespannt auf Eure Auswertung! :)

Hein
 
Auf dem Hamburger LR-Stammtisch hatten wir gestern abend ebenfalls das Thema "Beinaheunfälle". Im gewerblichen Unfallschutz scheint das deshalb interessant, weil aus diesen Nicht-ganz-Unfällen sehr viel zu lernen sei.

Gestern konnte ich mir das für Fahrradunfälle noch nicht so recht vorstellen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso interessanter wird das aber. Ich bin zunächst gedanklich an einer grundsätzlichen Herangehensweise gescheitert: entweder es ist ein Unfall oder es ist kein Unfall. Alles andere schien mir Spekulation. Dazu ist es letztlich eine persönliche Entscheidung, etwas als Fast-Unfall einzuschätzen. Der eine empfindet eine Situation als Fast-Unfall, wo die andere sagt, nene, nie im Leben, da waren doch noch 50 cm Luft. Und wenn ich mir anhöre, was unsere Verkehrsbehörden so alles als unsicher bezeichnen (Radwege sind grundsätzlich "sicher") ...
Aber im Durchschnitt und bei möglichst zufälliger Auswahl der Befragten könnte etwas dabei herauskommen.
Ich werde mal unsere Sicherheitsbeauftragten dazu aushorchen ...

@Hein , Danke für den Hinweis
 
Gestern konnte ich mir das für Fahrradunfälle noch nicht so recht vorstellen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso interessanter wird das aber. Ich bin zunächst gedanklich an einer grundsätzlichen Herangehensweise gescheitert: entweder es ist ein Unfall oder es ist kein Unfall. Alles andere schien mir Spekulation. Dazu ist es letztlich eine persönliche Entscheidung, etwas als Fast-Unfall einzuschätzen. Der eine empfindet eine Situation als Fast-Unfall, wo die andere sagt, nene, nie im Leben, da waren doch noch 50 cm Luft.

Eine Idee wäre, nach Beinaheunfällen zu fragen und darum zu bitten, nur den gefährlichsten zu beschreiben, evtl. mit einer Gefährlichkeitseinschätzung auf einer Skala.

Eine andere Idee zur Verbesserung der Datenbasis wäre vielleicht gewesen, auch nach den Unfällen mit Aufrechträdern zu fragen, um eine Perspektive auf das typunabhängige Gefährdungsbild zu haben. Diese Ergebnisse würden den Vergleich mit Unfalldaten für die Gesamtbevölkerung erleichtern, die bestimmt mehr von Gelegenheitsradfahrern geprägt sind als die Liegeradszene, selbst wenn wir mal aufrecht fahren :)

(Natürlich kommt mein Vorschlag ein bißchen spät... ich bin eben nicht nur auf dem Rad langsam.)

Tschüs!

Hein
 
entweder es ist ein Unfall oder es ist kein Unfall. Alles andere schien mir Spekulation. Dazu ist es letztlich eine persönliche Entscheidung, etwas als Fast-Unfall einzuschätzen.
Um bei den Maschinenrichtlinien/beim Arbeitsschutz zu bleiben:
Fast-Unfälle können Gefahrenquellen aufweisen. Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe sind dann natürlich noch zu bewerten. Ich denke, es gibt so einige subjektive Fast-Unfälle, wo die reale Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering ist => ein erlebter Fast-Unfall erhöht die statistische Eintrittswahrscheinlichkeit nicht.

Was neben der trockenen Risikobewertung meines Erachtens noch wichtig ist, zu bewerten, ist der Komfort. Fahre ich beispielsweise auf einer Landstraße auf der Fahrbahn bei dichtem Verkehr und werde häufig evtl. auch mit recht geringem Abstand und bei nahendem Gegenverkehr überholt, so steigt meine Aufmerksamkeitsspanne deutlich an, der Stresspegel steigt und der Komfort sinkt. Ich werde das, selbst wenn ich versuche, es bewusst auszublenden, als unangenehm wahrnehmen. Selbst dann, wenn objektiv betrachtet das Unfallrisiko kaum ansteigt.
Anderes Beispiel:
Fahr ich auf Radwegen, so kommt es häufig vor, das Einfahrten und landwirtschaftliche Wege den Radweg kreuzen und das diese extrem schlecht einsehbar sind. Das führt dazu, dass ich, will ich unfallfrei an mein Ziel kommen, an den Einmündungen weit runter bremsen muss, selbst dann, wenn ich theoretisch Vorfahrt habe, denn ich kann erfahrungsgemäß nicht davon ausgehen, dass mir selbige auch gewährt wird. Das ist dem komfortablen Fortkommen extrem abträglich und, obwohl durch ein solches Verhalte das Unfall-Eintrittsrisiko stark minimiert wird, erhöht es die subjektive Gefährdung.

Grüße,
André
 
Hallo,

Selbst dann, wenn objektiv betrachtet das Unfallrisiko kaum ansteigt.

Das Problem besteht auch mit anderem Vorzeichen: Ein innerörtlicher Radweg kann sich komfortabel anfühlen, die Benutzung desselben aber die Unfallwahrscheinlichkeit deutlich erhöhen.

Gruß, Klaus
 
Das Problem besteht auch mit anderem Vorzeichen: Ein innerörtlicher Radweg kann sich komfortabel anfühlen, die Benutzung desselben aber die Unfallwahrscheinlichkeit deutlich erhöhen.
... und spätestens dann wird es schwierig mit Beinahe-Unfällen.
Wenn ich mich aufgrund gefühlter "Bedrängung" auf der Fahrbahn "unwohl" fühle und diese deshalb meide, weil es mir "unsicherer" erscheint, bewirkt dieses Gefühl im Resultat, dass mehr Unfälle geschehen, weil ich mich dann auf jeden Radweg verdrückt habe. Die richtige Entscheidung wäre, das Fahrbahnfahren solange zu testen, bis ich mit dem Unbedrängheitseindruck klar gekommen bin. Mich hat das Fahrbahnfahren vor allem mit Spiegel sicherer gemacht, weil ich sehen konnte, auch wenn jemand hupt, heißt das nicht, dass deshalb eine gefährliche Situation entsteht. Selbst ein knappes überholt werden ist nicht gefährlich, wird aber möglicherweise von Unerfahrenen jedesmal als Beinahe-Unfall erlebt.
Ich darf morgen nicht vergessen, meinen Arbeitsschützer (der gleichzeitig fahrradaffin ist) auszuhorchen.
 
Auf der Seite des HPV kann man jetzt die Studie mit den Ergebnissen runter laden.

Grüße
weoli
 
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