Als ich damals zur Probefahrt gegangen bin dachte ich noch "ob, vielleicht hätte ich meine alten Schützer vom Inline Skaten mitnehmen sollen und wollte sie auch zumindest in der Lernphase noch tragen. Der Händler hatte komplett abgewunken und ich habe auch -wie bei mir üblich- meine Vorhaben nie umgesetzt, weil ich immer einfach losgefahren bin, ohne überhaupt dran zu denken oder ohne Lust zu haben, das erst noch zu machen. Ich habe sie auch nie gebraucht. Zweimal saß ich auf dem Hintern, ein Polster, das da geholfen hätte, hätte ich im Sitz wahrscheinlich nicht tragen wollen. (Hatte aber auch nichtmal wirklich wehgetan.) Einmal bin ich auf dem arm gelandet, da hatte ich vorher schon einen leicht steifen Hals und danach ging garnichts mehr. (Das war aber auch ein fremdes und zu kleines Fahrrad.) Einmal bin ich auf plötzlichem, richtig fies fein-grobem Staub-Schotter ausgerutscht und habe mich leicht abgeschürft. Weiß nicht mehr genau, wo es war und ob da ein Schützer drüber gesessen hätte. Ansonsten bin ich nur im Stand umgekippt, glaube ich. Da hat man eher, dass man sich das Fußgelenk verdreht oder das Fahrrad drauf landet.
Aber den Helm habe ich auch noch nie gebraucht und versuche trotzdem, ihn meist zu tragen. Andere Schützer würden aber durch den Aufwand beim An- und Ausziehen und die Sperrigkeit an den Gelenken und im Sommer die Hitze und das Schwitzen sonsehr stören, dass ich ganz schnell wieder aufhören würde. Ich halte sie für Anfänger oder Gefährdete oder einfach Sicherheitsbedachte mit Frusttoleranz nicht grundsätzlich für verkehrt. Gerade im ersten Herbst und Winter mit viel Glätte vielleicht angenehm. Man sollte aber vorher mal ehrlich mit sich selbst sein, ob man das Plus an Sicherheit dann mit riskanterem Fahrstil überkompensiert und dann dadurch ein höheres Risiko hat.
Ich hatte dir ja auch schon erzählt, dass ich vorhabe, "Fahrsicherheitstraining" zu machen, wo ich die Haftgrenze und das Verhalten im Grenzbereich bewusst erkunde und dass ich da nochmal extra drüber nachdenken würde, mir alle Schützer anzulegen. Gerade die Polsterhose erlaubt eine gewisse Sicherheit, sich auf dienSeitenfallen zu lassen, ohne die Hände auszustrecken und damit Handgelenk und Schulter (hier vor allem die Sehnen!?) in die vorderste Front zu schicken. Wenn man dann den Grenzbereich kennt, weiß man im Alltag aben eher, wie weit man nicht gehen sollte, spürt vielleicht schon in den ersten, seichten Kurven, dass da nicht viel Reserve ist und man in den härteren Kurven richtig langsam fahren muss. Und auch richtig zu fallen übt das dann vielleicht, nur dass richtig ohne Schützer dann anders sein kann.
Was Schürfwunden angeht, bin ich sowieso unsicher. Ich hatte mit Inline Skates den Eindruck, dass die Schützeran Ellenbogen und Knien zwar den Stoß dämpfen, dann aber verrutschen und die Haut freilegen. Bei einem fast senkrechten Sturz reicht das auch, um das Meiste zu vermeiden, aber bei einem fast waagerechten Sturz mit Geschwindigkeit vielleicht nicht so. Die Kleidung der Rennradler soll ja für einen gewissen Schürf-Schutz gemacht sein, aber eben doch mit Haupt-Augenmerk auf Bequemlichkeit, Leistung, Aerodynamik. Die von Motorradfahrern ist dann wieder zu stabil und erlaubt zu wenig Bewegung und Temperaturregulierung des Körpers bei Leistung.
Tja. Unfälle vermeiden ist natürlich immer am Besten. Und wenn man gut darin ist, Unfälle zu vermeiden, lohnt es nicht mehr, ständig Vorkehrungen für eventuelle Unfälle zu treffen. Im Downhill sind Unfälle besonders wahrscheinlich und besonders verheerend, weil man auf annähernd 100% zielt und dann auch mal 110% trifft und dann fliegt man eben bei hoher Geschwindigkeit ins Gelände. Wenn du da an einen Baum klatscht, helfen dir die Knieschützer und der Rückenpanzer auch nicht, das Restrisiko nimmt man aber inkauf. Im Alltag kann man das Risiko deutlich freier dosieren, wenn man in der Lage ist, seinen Ehrgeiz einzuschränken und eben mit dem richtigen Material fährt. (siehe dein anderer Thread mit der Suche nach griffigeren Reifen. Tjaja, griffigere Reifen machen auch nicht unbedingt sicherer. Man kann auch genau so unsicher damit fahren, nur eben etwas schneller

) Also wenn du bei unklarer Situation dazu neigst, zu vielzu riskieren und wenn du die Situationen eben noch nicht so genah einschätzen kannst, aber du mit Schützern den gleichen Fahrstil hättest, wärest du mit Schutzern vielleicht sicherer. Wenn du mit Schützern einen riskanteren Fahrstil oflegen würdest, wärest du vielleicht sogar weniger sicher (aber schneller am Ziel, wenn du gerade mal keinen Unfall hast

). Und am Sichersten wärest du wahrscheinlich, wenn du dein Fahrzeug vorsichtig und bedacht kennen lernst und dich traust, zunächst ganz viel Potential liegen zu lassen, indem du "zu vorsichtig" fährst. (Ständig nur zu vorsichtig bringt aber auch keinen Lerneffekt und vielleicht erhöht man immer mehr das Risiko, weil es bisher ja immer gut gegangen ist, bis man dann irgendwann nicht bemerkt, dass man an der Schwelle ist oder nicht gelernt hat, auf vestimmte Dunge zu achten und einen "Stolperstein" erwischt. Daher der Gedanke, sich explizit und konzentriert in kontrollierter Situation mit den Grenzbereichen auseinander zu setzen und rettende Reflexe zu bilden.)
Wirkliches Fatzit konnte wie bei Helmen eigentlich immer nur eines sein: Mach doch was du willst.
