AW: TerraCycle-Umlenkrolle am Scorpion - es lohnt sich!
Hallo Leute,
ich möchte gern die Gelegenheit nutzen noch einige Punkte in die doch sehr interessante und spannende Diskussion um Kettenleitrollen einbringen. Eines aber sollte klar sein: Die serienmäßigen Kettenleitrollen an euren Dreirädern und Liegerädern sind sehr gute Kettenleitrollen. Also wir diskutieren hier auf sehr hohem Niveau. Bitte das beim Weiterlesen im Hinterkopf behalten. Und alle begeisterten Liegeradfahrer, die bisher mit ihrer Kettenleitrolle super zufrieden sind, werden auch weiterhin glücklich sein. Für alle Anderen, die angespornt sind, eine bewährte und gute Lösung noch weiter zu optimieren oder ihr Dreirad noch individueller gestalten wollen, möchten wir Folgendes noch mit auf den Weg geben:
1) Immer wenn es zu einer Kompression, Streckung oder Verbiegung des Antriebsstranges kommt, geht Kraft verloren. Festeres Material bedeutet hier mehr Effizienz. Das bedeutet, dass Kettenleitrollen, die aus weichem Material bestehen, weniger effizient sind als solche, die fester sind. Auf der Kettenrücklaufseite ist dieser Punkt weniger wichtig, da hier der Kraftverlust nur sehr klein ist. Aber auf der Antriebsseite ist der Kraftverlust sehr viel größer. Deshalb ist es aus unserer Sicht das Beste, wenn die Kettenleitrollenauflagefläche aus möglichst festem Material wie z.B. Aluminium oder Titan besteht. Hochwertige Kettenleitrollen aus Kunststoff können aus festem Kunststoffmaterial bestehen, aber es ist mit an große Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit nicht so fest wie 7075er Aluminium oder 6AI/4V Titan.
2) Bei Kettenleitrollen aus Kunststoff mit einem Mittelsteg formt die Kette Vertiefungen in die Oberfläche des Steges. Während das passiert, vergrößert sich die Auflagefläche und die Vertiefungen werden stärker. So weit so gut. Aber das ist noch nicht alles. Ist zum Beispiel eine Kettenleitrolle aus Kunststoff in ihrem Umfang nicht exakt auf ganzzahlige Kettenglieder gefertigt, beträgt der Umfang zum Beispiel nur 21,7 Zähne, dann berühren die Kettenglieder die Kettenleitrolle nicht immer an der gleichen Stelle. Ich denke das ist einleuchtend. Was passiert? Die Kettenglieder setzen bei jeder Umdrehung der Kettenleitrolle immer leicht verschoben im Vergleich zur vorherigen Umdrehung auf der Oberfläche der Kettenleitrolle auf. Es entstehen viele kleine Einkerbungen, die kleiner als der Abdruck eines Kettengliedes sind, wie man auf dem Foto von André und seiner Kettenleitrolle im Klee sehr gut erkennen kann. Auch die Spitzen der Einkerbungen sind untereinander nicht gleichmäßig. Einige sind spitz andere fallen flacher aus. Diese Einkerbungen und ihre Anordnung bewirken, dass die Kette nicht vollständig laufruhig auf der Kettenleitrolle läuft und es führt unserer Erfahrung nach auch zum Rutschen der Kette auf der Kettenleitrolle, wenn die Kettenglieder nicht in der Mitte der Einkerbungen an der Oberfläche der Kettenleitrolle aufsetzen. Die Kettenleitrolle gleitet vor oder zurück bis die Kettenglieder die gerade die Kettenleitrolle berühren, die Mitte der jeweiligen Einkerbung erreicht haben. Dieser Vorgang erzeugt Vibrationen, die ein Kraftverlust zusätzlich zum gerade beschriebenen Gleiten der Kettenleitrolle bedeuten.
3) Die Aussage, dass Aluminium- oder Titanritzel bei Antrieben an Rennrädern verschleißen, ist aus unserer Sicht an dieser Stelle irreführend. Ja, die Ritzel auf einer Kassette verschleißen. Und ja, Stahl ist härter. Wie auch immer, eine Kettenleitrolle ist etwas anderes als eine Kassette. Da gibt es kein Aneinanderreiben, kein Drehmoment. In einer ritzelgeführten Kettenleitrolle berührt die Kette jede Ritzeleinkerbung exakt an der gleichen Stelle. Da gibt es kein Gleiten oder Reiben. Bei TerraCycle ist die Kontaktfläche groß und das Ritzel besteht aus festem Material, die einwirkenden Kräfte gering und das Ritzel wird nicht verformt. TerraCycle hat bis jetzt noch keine Rückmeldung eines Kunden, bei dem die Einkerbung des Ritzels verschlissen wäre. Was es gab, waren Einzelfälle von seitlicher Abnutzung aufgrund nicht optimaler Kettenlinienführung.
4) Dass die Einkerbungen auf einer Kettenleitrolle die Kettenlast aufnehmen sehen wir auch so, das heißt dafür allein wären Einkerbungen nicht tiefer als 2 mm ausreichend. Aber die Kette muss ja darüber hinaus ja auch noch geführt werden und das wiederum übernehmen die Zahnspitzen des Ritzels der TerraCycle Kettenleitrolle (Die rund geformten Kettenglieder sind ja schließlich dafür gebaut, um von einem Zahnrad oder Ritzel geführt zu werden). Geführt werden muss die Kette nur dann, wenn Sie seitwärts läuft wie zum Beispiel bei einem Gangwechsel. Wenn sich die Kettenleitrolle wie bei den TerraCycle Kettenleitrollen-Sets frei auf der Achse bewegen kann, ist die Berührung nur von kurzer Dauer. Wären die Zähne nicht da, würde sich die Kette in dieser Situation aus den Einkerbungen herausbewegen, die seitlichen Führungen würden das allein nicht verhindern. Deshalb ist es notwendig, dass die Zähne da sind.
5) Angesprochen wurde auch, dass eine zähnegeführte Kettenleitrolle den Nachteil habe, eine sich während ihrer Nutzungszeit längende Kette nicht mehr optimal aufnehmen zu können. Das erscheint auf den ersten Blick richtig und würde auch auf zähnegeführte Kettenleitrollen zutreffen, die mit einem herkömmlichen Ritzel (für Standard Kettenantriebsteile) ausgestattet wären. Bei TerraCycle werden die Ritzel jedoch auf den eigenen CNC-Maschinen gefertigt, so dass die Formgebung des Ritzels von TerraCycle frei bestimmt werden kann. Und da TerraCycle bereits viele Jahre Erfahrung im Bau von Kettenleitrollen hat, ist dieser Punkt natürlich berücksichtigt worden und die Einkerbungen auf dem Ritzel schon von vornherein ein klein wenig länger (und die Zähne ein klein wenig schmaler), so dass eine gelängte Kette nicht an den Zähnen der Kettenleitrolle reibt.
In diesem Sinne herzliche Grüße
Kirk