Speichenbrüche und ihre Ursachen

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Aus gegeben Anlass möchte euch an meinem Wissen teilhaben lassen.

Jeder Speichen in einem Laufrad bewegt sich bzw. wird bei jeder Umdrehung gespannt und entspannt. Ein gutes und stabiles Laufrad hält das ohne Probleme aus. Eine doppeldicke Speichen kann diese Belastung sehr gut verkraften.

Bruchmuster zeigen uns das ein Laufrad Schwächen hat.
Ein Bruch im Speichenbogen kommt von einer zu geringen Speichenspannung. Dadurch kommt es zu Bewegung im Speichenloch der Nabe was langfristig zum Bruch führt. Abhilfe schafft hier eine Ausreichenden Speichenspannung.

Ein Bruch am Gewinde bzw Nippel hat meistens die Ursache das die Speichen im zu flachen Winkel in die Felge läuft. Was Gewinde und Nippel stark beansprucht. Dies tritt auf wenn wir Felgen ein kleinen Durchmesser und oder Naben ein großen Durchmesser haben. Es gibt Felgen die dafür gepunzt (schräg gesenkt) sind um ein zu starke Biegung zu verhindern. Zudem gibt es Nippel die speziell hierfür hergestellt werden zum Beispiel von Sapim. Abhilfe kann auch eine Reduzierung der Speichenkreuzungen schaffen.

Laufräder im Dreirad (Velomobil, Liegerad ohne Neigetechnik) sind besonders in Kurvenfahrten hochbelastet, da die kurvenäußeren Speichen gezogen und kurveninneren entlastet werden. Anders als bei einspurigen Fahrzeugen oder bei Neigetechnik, hier sind die Speichen weniger stark belastet bei Kurvenfahrt.

Ich bauen seit über 20 Jahre Laufräder für Lastenräder, Liegeräder, Tandems und MTB Downhill.
 
Ah sehr gut - neues Thema! (y)

Ich baue auch schon länger Laufräder (meist für Falträder 16-20 Zoll bisher) und hatte nur einmal Probleme mit Rohloff wegen zu vielen Kreuzungen und Knick am Nippel. Hast Du ja schon beschrieben.

Frage: Was kann man zum Fixieren der Nippel nehmen, wenn die Speichen bei Trommelbremsen in Abfahrten locker werden?
Ich hatte mal von Leinöl gelesen, aber es noch nie benutzt (bei Felgengebremsten Rädern reicht ja einfach die Speichenspannung).

Kann man da auch nachträglich etwas zum machen ohne die Speichen nochmals zu lösen? :unsure:
 
Ah sehr gut - neues Thema! (y)

Ich baue auch schon länger Laufräder (meist für Falträder 16-20 Zoll bisher) und hatte nur einmal Probleme mit Rohloff wegen zu vielen Kreuzungen und Knick am Nippel. Hast Du ja schon beschrieben.

Frage: Was kann man zum Fixieren der Nippel nehmen, wenn die Speichen bei Trommelbremsen in Abfahrten locker werden?
Ich hatte mal von Leinöl gelesen, aber es noch nie benutzt (bei Felgengebremsten Rädern reicht ja einfach die Speichenspannung).

Kann man da auch nachträglich etwas zum machen ohne die Speichen nochmals zu lösen? :unsure:
Leinöl ist richtig sonst gibt es von vielen Herstellern auch Nippel mit Schraubensicherungslack zum Beispiel Dt Prolock. Ohne Lösen der Speichen wird es schwer an das Speichengewinde zu kommen. Bei Ausfahrt hilft erstmal nachziehen und dann zu Hause zentrieren.
Die Altmeister stellen beim Laufrades die Speichengewinde in Leinöl.
 
ist wie Sonnenblumen- und SaflorÖl ein trocknendes Öl. Leinölfirnis als Grundlage für Ölfarbe und als Holzschutzanstrich enthält Trocknungsbeschleuniger.
Wir dippen die Nippel in (Salat-)Leinöl, bevor wir sie aufschrauben. Dann lassen sie sich gut drehen und nach ein bis zwei Wochen verfestigt sich das Öl.
Wenn du mit einem Pinsel in den Spalt der untenstehenden Nippel etwas Leinöl angibst, wird es Speiche und Nippel zart verkleben, vll reicht das. Wärme beschleunigt den Trocknungsvorgang, evtl vorher erhitzen.
Die Klebkraft ist so schwach, dass sich die Nippel zur Demontage drehen lassen.
Gruß Krischan
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du mit einem Pinsel in den Spalt der untenstehenden Nippel etwas Leinöl angibst, wird es Speiche und Nippel zart verkleben, vll reicht das.
Mangels Leinöl hatte ich das jetzt erst mal mit Loctite so gemacht.
Ich werde die betreffenen Räder auch eher bei flachen Strecken fahren und die Speichen auch häufiger checken.
Für die bergigen nehme ich die Ginkgo-Räder, die waren bisher stabil - auch bei Heißbremsen und Klingeln trotz Kühlkörper in Extremsituationen. Ich vermute, da wurde irgendeine Nippelsicherung verwendet.

Ach ja: Das Problem mit sich lösenden Nippeln dürfte eigentlich nur bei Hohlkammerfelgen auftreten - bei den klassischen werden die Nippel ja schon durch das Felgenband fixiert.
Dafür kann man bei Hohlkammerfelgen auch bei aufgezogenem Reifen nachspannen.
 
Abhilfe kann auch eine Reduzierung der Speichenkreuzungen schaffen.
Stichwort Kreuzungen:
Ich habe von Ginkgo meist 2-fach gekreuzte Vorderräder mit 32 Speichen (DD) bekommen.
Habe aber auch 1-fach gekreuzte gesehen. Die Speichen sind dann ja kürzer, also nicht mehr so elastisch.
Wie sind hier die Erfahrungen?
 
Es sind möglichst lange und möglichst viele Kreuzungen von Vorteil da sie mehr Stabilität bringen und die Speichen elastischer sind. Dabei sollten die Oben genannten Faktoren nicht vergessen werden. Bei 20“ mit Trommelbremsen machen 2 Kreuzungen Sinn da bei 3 Kreuzungen ein zu Starke Biegung am Gewinde entsteht.
 
Mehr Spannung, flacherer Winkel, die Speichen dürfen nicht locker werden!
Mehrfaches abdrücken beim Zentrieren kann auch helfen. Da in die Speiche beim zentrieren sich aufdreht. Bei nicht abgedrückte Laufrädern hört man deutliches Pling Geräusche bei der Nutzung.
 
Ich drehe sie zusätzlich immer eine Viertelumdrehung weiter und dann wieder zurück.
 
Mehr Spannung, flacherer Winkel, die Speichen dürfen nicht locker werden!
Tja, wie gesagt: Meine Ginkgo-Räder sind perfekt gespannt, abgedrückt (2-fach gekreuzt), mit Prüfprotokoll - keine Brüche, nach wie vor keine lockeren Speichen und trotzdem werden dei in Extremsituationen locker und klingeln. Trotz Kühltürmen.
Also sowas wie bei 30 Grad Temperatur mit > 60 km/h Abfahrten mit mehreren Spitzkehren über mehrere hundert Höhenmeter mit 140 kg+ Systemgewicht, also mit Gepäck. Beispiele hier oder hier - da hatte ich beide Male das Klingeln
Der innere Bereich an der Trommel ist jetzt von der Eloxalfarbe eher Anthrazitgrau und nicht mehr mattschwarz wie der außenflansch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus gegeben Anlass möchte euch an meinem Wissen teilhaben lassen.
[…] Ich bauen seit über 20 Jahre Laufräder für Lastenräder, Liegeräder, Tandems und MTB Downhill.
Was ist denn der „gegebene Anlass“? Und - um ehrlich zu sein - finde ich im bissel kryptisch wirkenden Eingangsbeitrag ausser ein paar Allgemeinplätzen auch kein Wissen, an dem ich „teilhaben“ darf. Aber vielleicht wirds ja noch.

Die von mir sehr geschätzte Juliane Neuß hat in der „Fahrradzukunft“, Ausgabe 33, einen Artikel geschrieben (hier zu finden), der sich Speichenbrüchen durch Korrosion und Streusalz widmet. Das ist tatsächlich ein bislang wenig beachteter und beschriebener Gesichtspunkt.

Herzlichst
Günther
 
Meine Ginkgo-Räder sind perfekt gespannt, abgedrückt (2-fach gekreuzt), mit Prüfprotokoll - keine Brüche, nach wie vor keine lockeren Speichen und trotzdem werden dei in Extremsituationen locker und klingeln.
Diese Situationen solltest du so gut es geht vermeiden weil du die Räder dadurch schwächst. Wenn das nicht nur einmal aus Versehen vorgekommen ist würde ich eine zusätzliche Luftbremse einbauen, Wasserkühlung ginge auch.
 
Die gehäuften Speichenbrüche an Velomobilen aus der rumänischen Manufaktur. Da häufen sich in letzter Zeit Speichenbrüche sowohl vorne, als auch hinten, gerne auch schon nach etwas über 1000 Km.
Entweder man kauft die Laufräder gleich bei Ginkgo oder man muss die selber nachspannen. Ordentliche Laufräder sind industriell wohl nicht zu machen!
 
Ich nehme ganz gerne mit PTFE-Pulver versetztes Leinöl und schmiere vorher den Nippelsitz in der Felge, wenn ich Laufräder für mich baue.
Dadurch kann ich relativ torsionsfrei mit ordentlich Dampf anziehen. Zum Abdrücken nehme ich gerne einen alten, großen Schraubenschlüssel, den ich mir dafür umgebaut habe. Ich habe da den Kopf abgesägt, ein Gummischlauch drüber gestülpt und mit Leder umwickelt. Lassen sich die Speichen super mit hebeln, ohne Kratzer etc. zu erzeugen. Je nach Speiche und Nabenflansch setze ich gerne auch mal Messingunterlegscheiben unter den Speichenkopf. Sapim Race haben z.B. einen recht langen Bogen und Shimano überdimensionierte Bohrungen im Flansch. Für Räder die ich für Kunden aufbaue nutze ich hingegen besser abwaschbares Kettenöl und tropfe, wenn Sie zum nachzentrieren kommen, einen Tropfen Spokefreeze in den Nippel. Gerade radial eingespeichte Laufräder und die Hinterräder an S-/ Pedelecs rappeln sich auffällig schnell los.
Sowohl Leinöl, als auch mit Spokefreeze geklebte Nippel lassen sich selbst nach Jahren noch gut wieder lösen und anziehen, sodass ich damit auch nicht geize. Ich merke schon deutlich, bei Inspektionen, wenn die Nippel ordentlich gegen Witterung geschützt waren oder nicht.
Nachspannen sollte man eigentlich fasst jedes Laufrad. Die ganzen Zauberversprechen, dass ein Laufrad, welches zig fach abgedrück und gleichmäßig mit hoher Spannung angezogen wurde, nicht nachzentriert werden muss konnte ich bisher nicht validieren. Auch sind die teuren Laufräder, wo dies als Qualitätsmerkmal angepriesen wird, häufig nicht so gebaut :whistle:. Am besten wäre es wohl die Laufräder nach dem Einfahren und Setzen noch mal mit Hilfe eines Tensiometers auf eine gleichmäßige Speichenspannug mittig aus zu zentrieren. In der Praxis will so etwas kaum ein Mensch bezahlen und eine Werkstatt auch nicht wirklich die Zeit dafür investieren.

Ich habe mir extra mal einen Rahmen mit einer Kranwaage gebaut um dort mein Tensiometer für die gewählten Speichen zu kalibrieren und hatte mir Laufräder gebaut. Ich habe über einen Zeitraum von über einen Monat langsam die Speichenspannung erhöht und habe das Speichengerüst auf etwa 3,9 Tonnen angezogen [Dt RR511 Felge mit einer alten Campa Nabe bei 32 Loch und Sapim Race]. Die Speichen wurden mehrfach abgedrückt und mit einer speziellen Zange als Gegenhalter, zur minimierung von Torsion, auszentriert. Unterschiede der Speichenspannung war unter 3% und die Höhen- und Seitenschläge auch deutlich unter Vorgabe. Das Ergebnis war, dass ich nach ein paar tausend Km trotzdem noch mal nachzentrieren musste und es kaum einen Unterschied gemacht hat, als hätte ich es normal mit hoher Spannung aufgespeicht. Der Zeit und Arbeitsaufwand war halt nur um einiges mehr :giggle:.

Speichen binden und Verlöten könnte aber etwas bringen. Durch die bessere Abstützung bei so hohen Entlastungen würde zumindest die Vibration mehr gedämpft werden, als beim einfachen unterkreuzen.
 
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