Sind Powermeter Gelddruckmaschinen?

Jag

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Hallo,
bin irgendwie auf Selbstbau-Powermeter im Netz gestoßen, z.B. diesen hier:
https://forum.tour-magazin.de/showthread.php?381230-Powermeter-als-Eigenbau
Ich staune, dass alle Bauteile zusammen nur 50 € kosten, hab auch schon Angaben von 15 € gelesen. Die anderen Kosten sind natürlich die Arbeitszeit - für den Selbstbauer sehr, sehr viele Stunden, für den Profi sicher nur ein Bruchteil davon.
Der Schluss für mich: Powermeter dürften noch deutlich günstiger werden.
 
Kommt sehr drauf an. Powermeter sind mittlerweile bei 300€ angekommen. Viel billiger wirds nicht werden, zumindest bei aufwendigen Versionen (Messkurbeln, Naben, Pedale). Stages und Co. kann und wird noch günstiger werden.
 
Hi Du,

die Anbringung und Verschaltung der Dehnmesstreifen ist ein spannendes Thema, dies gefällt mir bei Deinem Link auf's erste mal nicht so. Bei mir ist's schon recht lange her, dass ich mich da mit den Details beschäftigt habe, aber es ist nicht so schwierig, wenn Du Dich darauf ein wenig einliest. Wikipedia schreibt dazu, es ist aber sicher noch mehr im Netz dazu zu finden.

Die Leistung würde ich nach Möglichkeit nur über die Biegung abnehmen, Verformung durch Torsion sollte durch passende Anbringung kompensiert werden. Sonst entsteht über die Länge des Pedals, Lage der Klickies, Fahren ohne Klickies, etc.... ein leicht vermeidbarer Messfehler.
2 Stk unter + 45° und - 45° aufgeklebt und in Serie verschalten, eliminieren das Signal aus der Torsion, addieren aber jenes aus der Biegung. Dass von der Biegung bei 45° nur ca. 70% des Signals im Vergleich zu 0° Montage ankommen, sollte recht egal sein.

Die Kompensation der Temperaturänderung kannst Du über eine Brückenschaltung realisieren, wie bei Wikipedia beschrieben.

Falls ich nen Denkfehler drin habe, bitte ich um Hinweis.

Die Auswertung der Widerstandsänderungen mit passender Elektronik ist nicht mein Thema, da gibt's aber vielleicht andere hier im Forum, die unterstützen könnten?

Gruß, Harald

PS:
Warum man auch Pedale und Naben tauschen sollte, verstehe ich auf's erste mal nicht. Ich will ja schließlich nur eine einfache Drehmomentmessung haben. Vielleicht braucht man's aber, damit man im Verkauf über EUR 300 raufkommt? :)

PPS:
Vielleicht entsteht hier ja nach Forumslader und div. Forumsbeleuchtungen nun eine Forumsmesskurbel?
 
Zuletzt bearbeitet:
Beeindruckendes Projekt!
Ich staune, dass alle Bauteile zusammen nur 50 € kosten, hab auch schon Angaben von 15 € gelesen. Die anderen Kosten sind natürlich die Arbeitszeit - für den Selbstbauer sehr, sehr viele Stunden, für den Profi sicher nur ein Bruchteil davon.
Die Kosten stecken ja nicht nur in den Bauteilen und im Arbeitsaufwand, sondern u.a. in Fragestellungen wie:
  • Wie sorge ich dafür, dass die Kalibrierung stimmt und sich auch über die Zeit nicht verändert?
  • Wie erkenne ich Artefakte, z.B. Gerüttel auf schlechtem Untergrund, und unterscheide das von der echten Tretleistung? Wie muss ich die Daten filtern?
  • Wie bekomme ich das Ganze in ein winziges Gehäuse, z.B. an der Kurbel oder im Pedal?
  • Wie baue ich ein Batteriefach, bei dem die Batterie fest sitzt, aber die problemlos vom Kunden gewechselt werden kann, aber der Deckel trotzdem absolut wasserdicht ist?
  • Wie mache ich das Ding stromsparend, so dass es im Stillstand nichts verbraucht, aber sofort wieder einsatzbereit ist?
  • Wie ist die Kompatibilität mit allen denkbaren Kurbeln/Kurbellängen/..., und auch mit allen Powermeter-Anzeigen?
  • Wie kann der Kunde z.B. selber kalibrieren oder Firmware aktualisieren?
Ist alles kein Hexenwerk, aber muss gemacht werden (z.B. umfangreiche Tests); daher denke ich, bei Powermetern ist der Weg vom Proof-of-Concept zum fertigen Produkt relativ lang.
 
Und der Prozentsatz interessierter Kunden ist im Alltag etwas kleiner als hier im Forum...
 
Ich denke eher im Gegenteil: Erstens fahren wesentlich weniger Leute Liegerad als Rennrad; und zweitens von denen die Rennrad fahren, würden viele mit Powermeter fahren, wenn dieses kaum teurer als ein guter Radcomputer sein würde.

Ich find es nur so faszinierend, wenn ein neues SRM 150 € kosten würde. Wird es natürlich nie, denn dann würde es ja ein Billigprodukt sein und kein Hersteller wird sein Produkt zu einem Billigprodukt machen wollen. Aber der Preis wär ja vielleicht in dem Bereich, wenn man jetzt mal denen unterstellt, dass sie sämtliche Entwicklungskosten mittlerweile raus haben.
 
Sind Esstische Gelddruckmaschinen?

1 Festmeter Buche kostet 60€
1 Esstisch Buche kostet 1000€

Karl
 
Sind Esstische Gelddruckmaschinen?

1 Festmeter Buche kostet 60€
1 Esstisch Buche kostet 1000€

Karl

Ich weiß was du sagen willst und da hast du nicht unrecht, aber 60€ kostet Buche als Brennholz, der Rohstoff für einen massiven Buchentisch kostet noch mal deutlich mehr.

Sieh's mal so rum: Einen Esstisch, den Du am liebsten gleich wieder verfeuern würdest, kriegst Du ja tatsächlich für 60€.
 
Beeindruckendes Projekt!

Die Kosten stecken ja nicht nur in den Bauteilen und im Arbeitsaufwand, sondern u.a. in Fragestellungen wie:
.....
- Wie informiere ich die Welt davon, daß ich ein tolles Produkt habe und wer bezahlt das (nein, ohne Marketing geht es in der Regel nicht)
- Wie baue ich ein Vertriebssystem auf und wer bezahlt mir die Leute dafür
- Wie finanziere ich meine Lagerhaltung
- Wer bezahlt mir meine Lagerräume, Produktionsstätten, Büro...
- Wie organisiere ich einen guten Service
- Wie lasse ich auch den Händler was verdienen
- man mag´s nicht glauben, aber auch für nette Verpackungen, nötige Anleitungen, homepages etc. fallen Kosten an
- und wie finanziert der Selbständige seine soziale Absicherung und Rente
- wie kann ich die Produktsicherheit mit allen gesetzl. Vorgaben sicherstellen, bin ich sicher, die Produkthaftung übernehmen zu wollen, was kosten die Versicherungen dafür
- wer bezahlt das ganze Bier, das während Entwicklung und Produktion die Kehle runtergeht
....
Kurz, wieviel Geld brauche ich, um eine vernünftige Firma auf die Beine zu stellen, die so funktioniert, wie es heute von verwöhnten Verbrauchern erwartet wird mit allem drum und dran, ohne mich selbst auszubeuten. Ich plädiere ja schon lange dafür, daß jeder in seinem Leben mal die Gelegenheit bekommen sollte, Einblicke in Produktion und Selbständigkeit zu bekommen, um zu verstehen, was da alles dazugehört. Diese Milchmädchenrechnung Verdienst = Verkaufspreis -Einkaufspreis-minus Arbeitszeit ist leider sehr verbreitet in der Bevölkerung.

Andreas
 
Also wenn die Teile Geld drucken, kauf ich mir so n Ding, auch wenn es 300 Euro kostet... : )
 
Aus dem verlinkten Beitrag:
Dieses Modul musste ich in China bestellen, da hier nicht verfügbar. Ist mit Abstand das teuerste Teil. Etwa 15 Dollar, ich habe dummerweise mit DHL Express bestellt, da kam dann noch Steuer und DHL Bearbeitungsgebühr drauf. Machte insgesamt fast 40 Euro. Werde ich nicht nochmal so machen.
Und meine jetzt 2000 Zeilen Code schreiben sich auch nicht von allein.
In den letzten Monaten wurde viel gelötet, programmiert, Gehäuse aus dem 3d Drucker gezogen und natürlich getestet.

Kann man natürlich ignorieren.
Aber so ganz auf Arbeitslohn und diverse steuerfinanzierte Errungenschaften möchten viele auch nicht verzichten.
 
Kurze Verständnisfrage, da ich auf der SRM website nix finden konnte:
messen Systeme wie SRM den links-rechts Unterschied in der Trittkraft?
(gabs bei einem System vor Jahren über den Kettenzug bzw. Durchhang)

Karl
 
Die Kurbelsysteme machen das softwareseitig. Da man aber ja auch ziehen kann, ist es nicht so mega genau.
Genau sind da nur die doppelten Pedalsysteme. Einseitig reicht aber eigentlich.
 
Dh. ich kann eine Differenz erkennen und könnte diese trainingsseitig korrigieren.
Absolutwerte sind in diesem Fall imho unerheblich, wird die links-rechts Differenz am Display angezeigt?

Karl
 
Hallo,

wie Andreas Seilinger schreibt - wir denken oft an die reinen Materialkosten und übersehen dabei den aufwändigen Weg zum Endprodukt. Das wird bei Powermetern von xyz auch so preiswert ausschauen, wenn man nur die Teileliste betrachtet.
Selbst wenn man nur simple Verkleidungen, Sitze u.ä. entwickelt - da möchte man irgendwann auch ein wenig wieder in die Kasse zurück bekommen. ;) Reich wird man damit eh nicht.
Was mich an dem o.g. Thread wundert - Posts von 18.3.2018 bis 26.3.2018 und dann nichts mehr. *Kopfkratz*

Die re-li-Balance ist v.a. nach Verletzungen wichtig oder wenn Leute - warum auch immer - ausgeprägt einseitig mehr treten. Im Allgemeinen bringt das Ermitteln der Balance nicht viel Aussage. Da ich so was auch med. einsetzen würde, wäre das für mich allerdings wichtig.

VG, Roland
 
Die Kurbelsysteme machen das softwareseitig. Da man aber ja auch ziehen kann, ist es nicht so mega genau.
Genau sind da nur die doppelten Pedalsysteme. Einseitig reicht aber eigentlich.
Genauer gesagt: Softwareseitig machen das die Systeme wie Power2Max, die z.B. am Kurbelstern die Summe beider Kurbeln messen, und aus der Pedalstellung vermuten können, auf welcher Seite getreten wird. Dagegen gibt es Systeme wie Stages, die nur auf einem Kurbelarm messen; die können natürlich die Gesamtsumme gar nicht wissen, und verdoppeln einfach die einseitige Leistung. Wenn man so ein System auf beiden Kurbelseiten hat, ist es natürlich richtig genau, kostet aber auch das Doppelte.
 
Diese Milchmädchenrechnung Verdienst = Verkaufspreis -Einkaufspreis-minus Arbeitszeit ist leider sehr verbreitet in der Bevölkerung.
-Ja, hast absolut Recht.
Man kann auch die MilanRangieröse als Beispiel nehmen. Kostet 88 €. Materialkosten werden wahrscheinlich im Centbereich sein, auch der Arbeitsaufwand müsste mittlerweile überschaubar sein. Aber bis man erstmal soweit ist, dass man das Loch einem Kunden anbieten kann ... Und dann muss es auch noch vermarktet werden.
Ich versteh schon, dass man sich als Selbstständiger ärgert, dass die Kunden nicht alle Kosten sehen. Aber es werden natürlich auch nicht alle Kosten dem Kunden offengelegt. Dann würde er ja auch den Gewinn sehen.
Im Fall von SRM denke ich, die werden ein Patent da drauf gehabt haben. Wenn Du das haben willst, musst Du den Preis eben zahlen. Vermarktung wird auch nicht so eine große Rolle gespielt haben, denn wenn man alleine etwas anbietet, was für einen anderen nützlich ist, dann wird sich das schon rumsprechen.
Falls ich den Eindruck erweckt haben sollte, dass ich ein Problem habe, das manche Leute Geld verdienen und vielleicht sogar reich werden, so möchte ich dem widersprechen. Ich hab eher ein Problem damit, dass manche Leute arm sind.
 
Ich versteh schon, dass man sich als Selbstständiger ärgert, dass die Kunden nicht alle Kosten sehen. Aber es werden natürlich auch nicht alle Kosten dem Kunden offengelegt. Dann würde er ja auch den Gewinn sehen.
Im Fall von SRM denke ich, die werden ein Patent da drauf gehabt haben. Wenn Du das haben willst, musst Du den Preis eben zahlen.

Eigentlich ist den meisten Kunden relativ egal, warum ein Preis so ist wie er ist. Wichtig ist vor allem, das er den Preis bezahlen kann - sich also die von ihm gewünschte Ware leisten kann. Je günstiger umso besser.
Es ist grundsätzlich allerdings gut und unterstützenswert, sich Gedanken dazu zu machen und Zusammenhänge zu hinterfragen bzw. zu erfragen. Das passiert eigentlich viel zu wenig. Und wenn eine provokante Formulierung dazu beiträgt umso besser.

Zum Stichwort Patent fällt mir wieder ein, das ich auch mal eines besaß und ebenfalls mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, mein/unser Produkt sei deshalb so teuer weil das Patent uns ermögliche, eine Monopolstellung ausnutzen zu können.
Davon abgesehen, das ein Patent laufend Geld kostet und verteidigt werden will, ist es vor allem einfach so, das der vorhandene Patentschutz fast schon eine Voraussetzung war, um überhaupt privates und geliehenes Geld in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb des Serienproduktes stecken zu können.
Man musste die Leute bloß fragen, ob sie bereit wären 5stellige Eurobeträge in eine Kleinserienauflage zu investieren, wenn der Nachbar anschließend das Ding einfach kopieren und für einen geringfügig geringeren Preis anbieten dürfte? Nein, DAS würden sie dann natürlich nicht tun. Doof nur, das es dann vielleicht keiner macht und der Markt/die Szene eben ohne diese Innovation bleiben wird.
Ich weiß nicht, ob es bei SRM ähnlich war - aber die Geschichte scheint mir gewisse Parallelen aufzuweisen.

Davon ab ist das Ganze aber auch eine irgendwie schräge Diskussion. Powermeter sind Luxusgegenstände. Da ist es sowieso am Ende der Kunde selber, der den Preis rechtfertigt.
 
Nee, warum hab ich diesen Faden überhaupt eröffnet?
Weil ich ungefähr so gedacht habe:
Wenn ein SRM 1500 kostet, dann sind da wenigstens 750 Material und Arbeitskosten drin. Das ist deutlich geringer. Das hat mich überrascht.
Kein Hersteller ist Rechenschaft über seine Preise schuldig. Wem das zu teuer ist, der kauft das eben nicht.
Ich hab mich für ein gebrauchtes SRM für 250 entschieden. Da kamen dann auch nochmal ein paar Kosten für Kurbelumbau usw. dazu. Aber ich dachte mir: SRM ist eine gute Firma, da kann man bei gebraucht nix falsch machen. Ist auch bis jetzt so. Finde auch viel zu schade, die Dinger wegzuschmeißen, wenn sie noch funktionieren.
 
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