VM Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Christian,
KoKuLa - Konuskugellager. Kriegst Du die geringe Lagerreibung indem Du die Lagerluft genau einstellen kannst?
Das ist ein Grund, der Andere ist das RiKuLa nur dann optimal laufen wenn sie ausschliesslich Radial belastet werden, das ist aber am Trike noch viel seltener
als am Zweirad, Am Trike hast Du den Strurz der Raeder, die Vorspur, und das schieben der Raeder beim Einfedern, Kurvenkraefte, selbst Windeinfluesse, die man beim Zweirad durch neigen wieder ausgleicht, werden am Trike zu achsialen Kraeften ... dafuer sind Radialrillenkugellager nicht gemacht, die Konuskugelager die ja eigendlich Schraegrillenkugellager sind, sind genau dafuer gemacht, zum anderen sind sie nicht so empfindlich fuer Achsverbigungen, und andere Formfehler von Achsen oder Naben, die Rikula nicht verzeihen und mit erhoehter Reibung, und prompt mit einem vorzeitigem Ende Quittieren.

Und ausserdem wen ein Rikula zu surren beginnt hat es erheblich mehr innere Verluste, aber im Gegensatz zum KoKuLa kann man es nicht warten, weder nachfetten noch nachstellen.

mfG
Matthias
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Wo wir gerade dabei sind: Ich hab Naben von Campagnolo mit Konuslagern. Die Lauffläche ist etwas rauh, was macht man da? Austauschen?
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Felix,
Wo wir gerade dabei sind: Ich hab Naben von Campagnolo mit Konuslagern. Die Lauffläche ist etwas rauh, was macht man da? Austauschen?
nein, das muss nicht sein auspolieren und gut ....
Dazu macht man sich 2 Polierkoerper aus Holz in dem Durchmesser wie die Lagerschale ... schraubt eine Kraeftige Holzschraube soweit rein das der Schaft ohne Gweinde noch rausguckt und saegt den 6Kantkopf ab.
Nun kann man das in die Drehbank (oder notfalls die Bohrmaschine) spannen und vorne plan und rundmachen und bringt es so in Form dass es halbwegs in die Lagerschale passt ... dann spannt man das Teil aus und tropft vor einer Kerze oder einer weichen Spiritusflamme Polierpech auf das Teil. Wenn das soweit abgekuehlt ist das es nicht mehr klebt, aber noch unter kraeftigem Druck formbar(fingernagelprobe), spannt man es wieder in den Schrauber, feuchtet das Pech gut an(am besten geht Spucke) und drueckt ganz vorsichtig(laaangsam drhend) in die Schale ... es muss immer nass bleiben und darf an der Schale nicht anbappen.

Haben sich mindestens 2/3 der Form geschlossen im Pech abgedruckt, ist es ausreichend ... abkuehlen lassen die Lagerschale trockenwischen und aus Schmirgel und Wasser einen Brei anruehren(etwa wie Zahnpasta) davon gibt man etwas in die Schale und setzt den Polierkoerper ein und lasst abechselnd mit ganz leichtem Druck, links und rechtsrum drehen ... die Koenner machen das mit der Hand 10x 30° vorwaertsrueckwerts-pendeln ein Stueckerl moeglichst wahllos weiterdrehen und wieder pendeln .... wichtig ist das immer genug vom Wasser Schmirgelbrei (wer keine Diamantine hat nehme halt Zahnpasta oder ATA(grobes Puzmittel aus der DDR(Scheuersand))) dazwischen ist ... 5Minuten Spaeter schaut man, und sieht an der Flaeche wie weit der Schliff gediehen ... ist alles matt dann ist der Schliff perfekt, aber immer sacht und feucht , es darf nicht heisswerden oder trockenlaufen, wer will kann nun den 2. Schleifkoerper hernehmen(im 1.haben sich grobe Koerner eingenistet), und mit feinem Polierrot(Englischrot/Stahlrouge) zum Spiegelglanz polieren .... die Industrie schleift das Garnicht da werden die Schalen nur Gepraegt(geschmiedet), selten ausgedreht, und dann verguetet(gehaertet), man verlaesst sich darauf das Fett und Dreck und Druck der Kugeln die Politur im laufe der Zeit von allein erledigen ... Meist sind nach dem Einlaufen aber dann die Kugeln rauh geworden (sieht man besonders gut am Tretlager) und man sollte neue Kugeln, gut klassierte Kugeln, einbauen, sonst machen die rauhen Kugeln die Politur wieder kaput ...

Ich sammele die alten Kugeln, und wenn ein Marmeladenglas voll ist(wahllos alle Groessen) gebe ich sie zum Trommeln ... da werden sie mit Schleifkoepern in ein Faesschen getan, und ein paar Tage lang das Fass(von einer Maschine) gerollt hinterher sind alle Kugeln blank und rund, und man kann sie neu klassieren (in Tolleranzgruppen einteilen) und fuer die naechsten Raeder hernehmen.

mfG
Matthias

PS. Wer kein Polierpech hat kann sich auch mit Siegellack helfen ... ist nicht ganz so gut besonders die Politur wird nicht so fein ... aber fuer eine Lagerschale reicht es

PPS. von Sachen wie mit Sandpapier , oder eimem harten Schleifkorper in der Bohrmaschine rate ich dringend ab, das wird niemals rund, und das Lager eher schlechter als besser ...

PSS. mit den Konen verfaehrt man aehnlich aber die kann man mit der Achse in die Drehbank oder Bohrmaschine spannen und mit Schmirgel und einem Stueck Polierpech "ablaufen lassen" wichtig ist das das Pech ueber mindestens 1/3 der Laufflaeche aufliegt ... bitte kein Sandpapier ...
 
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AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

das hört sich ziemlich zeitaufwendig an. Lohnt das überhaupt oder tut man sich diese Arbeit auch mal aus Spass an? Neue Lager kosten ja nicht die Welt.
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Ich fürchte die Lager kann man nicht tauschen. Von wegen kostet nicht die Welt, eine Mutter von Campa kostet 9 € :eek:
Für neue Naben müsste ich wohl 300 € zahlen, da lohnt sich etwas Arbeit.
 
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Hallo,
das hört sich ziemlich zeitaufwendig an. Lohnt das überhaupt oder tut man sich diese Arbeit auch mal aus Spass an? Neue Lager kosten ja nicht die Welt.
gewoehnlich macht man sich, im laufe der Zeit, fuer jede Lagergroesse ein Polierwerkzeug .... Ist einmal "Schliff" drinn, dann muss man wenn uberhaupt,
wenn alle 3-5Mm, zur Jahreszeiten-Umstelleung, oder so, eine Wartung gemacht wird, ein paar Minuten aufwenden. Es klingt aufwaendig, ist es aber nicht,
wer Juwelier, Uhrmacher, oder Feinmechaniker gelernt hat, weiss wie das geht .... nur meine didaktischen Qualitaeten sind offensichtlich so miess, das das so kompliziert und schwierig klingt.

Fuer das erste einschleifen eines rohen Lagers braucht es ca. 15minuten reine intensive Handarbeit pro Lagerschale ... mit dem Akkuschrauber 10Minuten.
Ein Rennrad wird durch das schleifen und auspolieren ca. 1Km/h schneller. wenn man das Lager spaeter mal nachnehmen muss, ist man mit 5Minuten pro Nabe dabei. Die Lagerschalen und Konuesse halten ein ganzes Fahradfahrerleben, und sicherlich auch laenger, Industrielager, ein hochwertiges Lager kostet schnell 7Euro, und einene Hinterradnabe hat mindestens 3 davon, eine bessere 4, ist nach 10-15Mm so ausgeleiert das man wechseln muss.
Mein aeltester noch existierender Laufradsatz ist 36Jahre alt, und die Renak-Naben sind bis auf die Kugeln noch Orginal ... diese haben sich im Zuge des Recyclings sicherlich auf alle moegliche Radsaetze verteilt. Heute ist der am "Bahnhofs-Rad" und hat mindeste 3/4 Millionem Kilometer ueberstanden.
In der Zeit haetten sicherlich 70x die Rad-Lager gewechselt werden muessen, insgesammt 6Lager a' 7Euro --> 2.100Euro gespart und obendrein noch leichter gerollt. Aber weiter geht es mit dem Tretlager ... Auch im Tretlager fahre ich mit KoKuLa, das hat viele Vorteile. Die Tretlagerwelle ist steifer, die Stuetzweite breiter und Q-Faktor und Kettenlienie sind leichter abzustimmen. In den Lagern sind keine Kaefige,also doppelt so viele Kugeln, so das die Lager auch in sich robuster sind. Patronenlager sind nichts fuer Vielfahrer, die mit kraeftigem Tritt unterwegs sind.
Ich habe in allen meinen Raedern noch die orginalen Tretlager, auch in meinem Olddtimer-Rennrad ... das ich sehr lange und sehr ausgiebig fuhr, es war in meiner DDR-Zeit mein einziges Alltags/Trainings-Strassenrad, ist das Tretlager noch Original. Obendrein ist so eine Lagerung erheblich leichter als eine Patrone.

Alle 5-7Mm, so etwa wenn wieder eine Kette langgezogen, und zu tauschen ist, wird das Tretlager inspiziert.
Fett raus, gereinigt, Kugeln getauscht, eventuell den Schliff nachgezogen, neu gefettet und eingestellt. Eine Patrone haelt bei mir kein Jahr, die Thompson, wie auch die italienischen Konuslager, bleiben solange drinn bis der Rahmen auseinander faellt.

Allein an unserem Trike habe ich in 5Jahren und ueber 150Mm, 30x das Tretlager gewartet, bei Patronenlagern haetten wir mindestens 10Stueck verbraucht.

Ich denke es lohnt sich, sowohl oekonomisch, als auch unter Gewissens- und Umweltaspekten, man muss IMHO nicht Dinge vergeuden, wenn man das was man hat, durch Pflege besser machen kann, als man Neues zu kaufen bekommt, und mann immer nur Dinge kauft, nur um sie wegzuwerfen, ohne das Material erschoept zu haben, oder etwas besseres zu bekommen.

aber das nur nebenbei

mfG
Matthias
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

... nur meine didaktischen Qualitaeten sind offensichtlich so miess, das das so kompliziert und schwierig klingt.
absolut nicht. Präziser kann man dies gar nicht beschreiben. Durch die Länge des Beitrags scheint das Ganze nur kompliziert und eben zeitaufwändig.nur so nebenbei erachte ich deine Beiträge als sehr lesenswert obwohl sich deine Meinung nicht immer mit meiner deckt;-)
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo,
obwohl sich deine Meinung nicht immer mit meiner deckt;-)
Das Schoene im Leben ist, das es offensichtlich, fuer jegliches Problem, mindestens 33 ungefaehr gleichwertige, niemals ganz ideale Loesungen zu geben scheint. Das Traurige ist, das ich immer den Hang dazu habe, eher danach zu schauen ob sie denn zur vorherigen Loesung, des gestrigen Problemes passen koennte ... ;)

mfG
Matthias
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo,

Danke. Das war mal wieder aus ner anderen Welt. Ich hab weder die Werkstatt, noch die Erfahrung, noch das Fachwissen, noch die Kilometerleistung ... aber es liest sich schon arg spannend, was du so berichtest. Mehr davon :)

Grüße, Heiko
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Matthias,

vielen Dank für die gediegenen Tipps. Ein paar Fragen wären für mich dennoch offen:
- Welches Lagerfett kannst Du empfehlen
- Gibt es die Kugeln eigentlich noch neu zu kaufen (Quelle)?
- Werden die durch das Trommeln nicht kleiner, so dass die Passgenauigkeit nicht mehr stimmt? Wie trennst Du da die Brauchbaren von den Unbrauchbaren?
- Welche Modelle (Lager) sind von der Materialgüte empfehlenswert?

Moin
Holli
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Holli,
- Welches Lagerfett kannst Du empfehlen
Arcanol MULTITOP fuer die Radlager, und Acranol LOAD 220 fuers Tretlager.
Man kann aber auch 0815-Waelzlagerfett von Hanseline nehmen, muss aber in kuerzeren Intervallen nachfetten.
IHMO sind 60% aller Lagerschaeden durch minderwertiges (hygroskopisches) Fett verursacht.

- Gibt es die Kugeln eigentlich noch neu zu kaufen (Quelle)?
Ja z.B. ... Hier oder auch DA und auch beim Chinamann als Eimerware ...
Meine Quelle ist vor allem der Sperrmuell ....

- Werden die durch das Trommeln nicht kleiner, so dass die Passgenauigkeit nicht mehr stimmt?
Natuerlich und zwar deutlich ... aber das ist durch die konische Lagerform und den weiten Nachstellbereich nicht weiter schlimm.
Wichtig ist dass man sie exakt klassiert, und in ein Lager auch nur exakt gleichgrosse Kugeln einbaut.
Es hat auch Vorteile ... besonders in zu weiche Schalen von "NoName-Anbietern" findet man nach ueberlanger Nichtwartung und rueder Behandlung besonders durch ungleichgrosse oder beschaedigte Kugeln hervorgerufene sogenannte "Pipse" das sind Abruecke von Kugeln, wo man lange schleifen muss um sie komplett zu entfernen. Nimmt man nun Kugeln die ein wenig kleiner sind, laufen sie auf einer anderen Bahn, und nach 2-3 Normalwartungen hat man auch mit dem ueblichen Einsatz, die Pipse wieder ausgeschliffen.

- Wie trennst Du da die Brauchbaren von den Unbrauchbaren?
Mit einer straken (20x) Urmacherlupe und der Mikrometerschraube
- Welche Modelle (Lager) sind von der Materialgüte empfehlenswert?
Die Lagerschalen Und Konen von Shimano sind von guter Materialqualitaet, aber nur Geschmiedet/Verguetet ....
Die Lagerschalen und Konen von Capagnolo sind gedreht und gehaetet, Metallurgisch und auch in der Verarbeitung deutlich hochwertiger.
Auch die BSA- und Thompson- Schalen von FAG, sind von bester Qualitaet
Ich verwende auch gern die Tretlager-Schalen von RENAK fuer die DDR-Bahnraeder, die werden wie die Wellen, auch heute noch angeboten und sind von hervorragender Qualitaet, und als einzige bereits werkseitig geschliffen.


mfG
Matthias
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Matthias,

vielen Dank für Deine Infos!
Für den Kenner sicher klar, nur für mich nicht. Wie sieht es mit der Kompatibilität der o.g. Konusnaben und der Verwendung von Steckkränzen bei der Hinterradnabe aus. Ich hab mal in der Bucht geschaut: da findet sich so manche Campagnolo-Nabe mit Schraubkranzgewinde. Wie verträgt sich das in unseren Zeiten?
Das "Danke" ist Dir gewiss!

Gruß
Holli
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Matthias,

kannst Du bitte etwas zu den Bezugsquellen von Polierpech und Polierrot (sofern es substanziell etwas anderes ist als Englischrot als Pigment) sagen? Die Suche führt mich stets zum Optikerbedarf...

Schönen Advent!
Holli
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Holli,
kannst Du bitte etwas zu den Bezugsquellen von Polierpech und Polierrot (sofern es substanziell etwas anderes ist als Englischrot als Pigment) sagen? Die Suche führt mich stets zum Optikerbedarf...
Ja selbst die hochwerigen und exaktesten Optiken, oft auf einzelne Lichtwellenlaengen genau, werden mit dieser Technologie geschliffen und poliert.
Schleifmittel aus dem Optikerbedarf, ist schon richtig ... Optiker-Polierrot ist natuerlich feiner klasssiert, aber dieselbe Stoff wie "EnglischRot" als Pigment.

Dir auch einen schoenen Advent ...

mfG
Matthias
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Matthias,

Danke - dann frag ich dafür mal den Optiker um die Ecke. Schaust Du noch mal einen Beitrag höher. Manchmal fallen mir die Sachen nicht auf einmal ein...
Gruß
Holli
 
AW: Reibungsoptimierte Lager: echter Nutzen im VM?

Hallo Holli,
da findet sich so manche Campagnolo-Nabe mit Schraubkranzgewinde. Wie verträgt sich das in unseren Zeiten?
Das "Danke" ist Dir gewiss!
Ich denke die "Geplante Obsoleszenz" (das produzieren fuer den Muell) passt nicht mehr in unsere Zeit ...
Auch sind in vielen Laendern die Schraubkranznaben sehr beliebt. Es gibt Schraubkraenze auch fuer 9 und 10fach Schaltungen, und es wird in Kuerze, auch welche fuer 11fach geben ... man kann Die genauso offnen und selbst grupieren wie die Kasetten ...

Alles hat Vor und Nachteile ...
Aber es gibt auch Hyperglide/Uniglide-Naben mit KoKuLa ... auch von Campa ...
Nur weint da Dein Portemonnaie ....

mfG
Matthias
 
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