Hallo Anna,
Man kann die Welt nicht generell so gestalten, das sie niemand benachteiligt wird. Das man Anpassungen individuell gemäss Bedürfnissen da vornimmt wo sie gebraucht werden ist selbstverständlich, aber warum müssen sich alle (!) zu diesen Türklinken im ganzen Haus bücken?
das ist richtig - es wird auch überhaupt kein Wert darauf gelegt, Behinderte nicht zu benachteiligen. Auch, wenn viele dies nicht wahrnehmen: Das, was "öffentlich" und "sichtbar" abläuft, ist bloß Augenwischerei.
Dieser Umstand nervt mich sehr deutlich. Da werden hörgeschädigte oder taube Mitmenschen von HUNDERTEN Firmen, Ämtern und Verwaltungen auf Telefonnummern only verwiesen, wenn einer nicht interne Kontakte besitzt ist es nahezu unmöglich, an E-Mail-Adressen zu gelangen. Deutliche Benachteiligung. Da werden klaustrophobische Mitmenschen gezwungen, in engen Wartegängen zu warten "weil Wartezimmer eben voll sind". Da werden Türgriffe sehr niedrig angebracht, wobei automatische Türöffner eine Lösung sind, welche es auch den zu groß geratenen Mitmenschen "ohne Benachteiligung" ermöglicht, die Türen unbenachteiligt zu verwenden.
Da werden "behindertengerechte" Zugänge, Einfahrten und Auffahrten konstruiert - und dann sind die Türen derart schwer (Pendeltüren, mittig schließend), dass sie selbst ein laufender Mitmensch nur mit hoher Kraft aufbekommt. Oder sie sind so schmal, dass beide Türen geöffnet werden müssen, um mit einem Rollstuhl hindurchzukommen.
"Es darf keiner aufgrund seiner Behinderungen benachteiligt werden" ist Augenwischerei. Soll fortschrittlich wirken und propagandaartig "Offenheit, Toleranz, Gemeinschaft" proklamieren, dabei ist es in erster Linie ein Fokus auf die Betonung von "wir sind besser!" und kein sinnvoll, hilfreich und funktional umgesetzter Lösungsansatz, welcher wirklich einer großen Anzahl von Behinderten erfolgreich das Leben erleichtert.
Einer braucht nur einmal mit Hörschädigung und ohne Telefon zu versuchen, die "bitte geben Sie Ihre Telefonnummer ein!"-Kacke bei eBay, PayPal, Freemailern, tausenden Onlineshops und vielen Amtskontaktformularen nicht auszufüllen oder sich gar zu erdreisten, hineinzuschreiben: "Kein Tel., da hörgeschädigt" - in 80% der Fälle gehts dann nicht weiter.
Was daran nun sinngemäß sein soll, wenn einer jedesmal "0000 0000" eingeben muss, um die "Schutzmaßnahmen zur Prüfung einer gültigen Telefonnummer" zu umgehen, während er einfach kein Telefon besitzt, keine Ahnung. Behindertengerecht ist ein Farce mit Betonung auf möglichst optisch auffallende, ach so sozial tolerant und integrierend wirkende Maßnahmen.
Viele Grüße
Wolf