Mango vs. Hilgo

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Ich wurde um einen Vergleich Mango zum Hilgo gebeten. Daher nach jetzt ca. 600km mit dem Hilgo #0 hier mal ein Bericht und Vergleich zum Mango #33.

Ich vergleiche beide VM mit Tubeless vorne und hinten (Schwalbe Pro One 28-406) und dem Risse Genesis-Dämpfer. Gewichtsangaben sind jeweils fahrfertig, d.h. mit Akku für Beleuchtung, Werkzeug, Ersatzschläuchen, Schaumdeckel, Jacke im Pannenfall (im Winter), Garmin XC100-Pedale und Pumpe. Die Schläuche sind für den Notfall dabei, wenn die Pannenmilch nicht mehr ausreicht um das Loch abzudichten, was mir bisher auch schon 2x passiert ist. Bei längeren Strecken kommt noch ein Ersatzmantel mit.

Das Mango habe ich im Februar 22 übernommen und per Auto von Den Haag nach Duisburg gebracht. Zu dem Zeitpunkt hatte es ca. 11.000km gelaufen. Gewicht Fahrfertig waren ~32kg. Die Hülle bestand hauptsächlich aus CFK mit GFK-Verstärkungen. Gefahren bin ich aber auch mit 3L Wasser, Wechselklamotten, Wechselakku usw. und dann wohl so ca. 38kg. Fahrzeuggewicht.
Ausgestattet war das Mango mit 175er Kurbeln.

Das Hilgo habe ich Ende Oktober von Harry übernommen und habe die 230km nach Hause mit dem VM gemacht. Gewicht habe ich eben gemessen, Fahrfertig s.o., 37,4kg. Ich hatte bei der Übergabe tatsächlich nicht danach gefragt, denke aber, dass die Hülle (überwiegend) GFK ist. Jedenfalls ist die Hülle deutlich stabiler als beim Mango, lässt sich z.B. im Vergleich quasi nicht eindrücken.
Im Hilgo sind 135er Kurbeln verbaut.

Das Mango war für mich das ideale Einsteiger-VM. Ich hatte vorher keine Vorstellung davon, wie sich sowas fährt und wie es mit Wartung aussieht und was man auch noch an Kohle in so ein Gefährt stecken kann.
Ich musste beim Mango zuerst mal den Sitz und das Tretlager auf mich einstellen, der Vorbesitzer war deutlich kleiner als ich. Zusätzlich die komplette Elektrik erneuern bzw. erstmal einbauen, da es zum Zeitpunkt des Kaufs nur eine Funzelleuchte vorne und ein Batterielicht hinten hatte.
Also wurden Lampen, Blinker, Hupe, Akku etc. alles neu gemacht bzw. eingebaut. Zusätzlich noch eine Fahrt nach Dronten, um die aktuellen Lenkplatten einbauen zu lassen. Die einzige große Panne mit dem Mango war der zerbrochene Freilauf, Weiterfahrt damit unmöglich. Ohne ADFC-Pannendienst wäre es schwierig geworden.
Ansonsten war es auf ~3.000km völlig problemlos, nur die üblichen platten Reifen. Daher wurde kurz vor dem (damals noch nicht absehbaren) Wechsel auf das Hilgo rundum auf TL gewechselt, Laufräder von Gingko.
Platzangebot im Mango war sowohl für mich mit 189cm als auch für Wechselklamotten und Laptop für die Fahrt ins Büro ausreichend, aber nicht übermäßig. Die Schultern passten knapp unter den Süllrand (die ersten paar Wochen hatte ich ständig blaue Flecken an den Schultern...), links und rechts hatten die Arme auch nicht mehr viel Platz.
Fahren ließ sich das Mango gut. Allerdings hatte ich in (zu) schnell gefahrenen Kurven mehrmals ein Rad oben. Mit der 2x8 Schaltung bin ich hier am Niederrhein gut klargekommen, das kleine Kettenblatt habe ich nie benutzt. Mit einem 16er Freilauf wurde mittreten so ab ca. 52km/h allerdings etwas hektisch.
In der Ebene konnte ich so irgendwas zwischen 38-42km/h für eine gewisse Zeit gut halten, das passte für die Pendelstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf.

Die lange Fahrt nach Dronten und zurück habe ich mich bei ca. 125 Watt gut gefühlt, wobei die letzten ca. 50km dann doch eine Übung im Durchhalten waren.
Schnitt auf den ~360km an dem Tag war etwa 23km/h. Das finde ich für eine der ersten Fahrten mit einem VM und dann so eine lange Strecke nicht so schlecht.

Auf meiner Pendelstrecke von Tür-zu-Tür hatte ich mit dem Mango zuletzt einen Schnitt von ~33km/h, wobei da alle Ampeln usw. dabei sind. Auf meinen eigenen Segmenten lag der Schnitt z.B. bei 38,8km/h auf der freien Strecke zwischen Düsseldorf Lörick und Krefeld Uerdingen (Segment von 10,6km Länge). Für ein Mango jetzt nicht so schlecht, denke ich.

Das Hilgo ist, im Vergleich zum Mango, in der Ebene auf jeden Fall schon mal schneller. Etwas gewöhnungsbedürftig waren am Anfang die kürzeren Kurbeln, aber mittlerweile nehme ich den Unterschied nicht mehr wahr.
Ich habe hier ein privates Segment mit einer Strecke von 1.100m und bin da vom Schnitt ~2km/h schneller als mit dem Mango. Dafür bin ich bei einer Bahn-Überführung mit entsprechend steilem Anstieg und der üblichen Rheinbrücke in Düsseldorf ca. 4-5 Sekunden langsamer. Liegt wahrscheinlich am Gewicht.

Die 230km-Überführungsfahrt habe ich mit einem Schnitt von 25,8km/h zurückgelegt bei ebenfalls 125 Watt Durchschnittsleistung. Es wäre auch noch schneller gewesen, wenn nicht auf den letzten 12km der Akku leer und damit sämtliches Licht ausgegangen wäre. Aber bei Dunkelheit ohne Licht musste ich deutlich langsamer fahren.

Den Deckel abnehmen ist im Vergleich zum Mango wesentlich einfacher. Auf die Seite legen, um die vorderen Schrauben zu erreichen, ist nicht nötig, da diese nur als Haltestifte benutzt werden. Alle anderen Schrauben sind von unten eingeklebt, daher muss nicht gegengehalten werden und sind auch besser erreichbar. Eine Wohltat im Vergleich zu vorher.
Hinterrad ausbauen ist beim Hilgo auch einfacher, da die Achse durch eine Öffnung im Radkasten komplett rausgedrückt werden kann, das Hinterrad fällt dann einfach raus. Im Mango musste ich den Dämpfer lösen, um die Schwinge so weit abzusenken, dass ich die Achse rausziehen konnte.

Die Schaltung mit der "Schubladenschiene" funktioniert prima. Das kleine Kettenblatt habe ich bisher noch nicht genutzt. Wird aber wohl im Januar nötig werden, falls eine geplante Fahrt in den Westerwald tatsächlich stattfindet.

Das Hilgo liegt gefühlt stabiler auf der Straße, ich habe es bis jetzt auch noch nicht geschafft, in der Kurve versehentlich auf zwei Rädern zu fahren. Außerdem ist die Geräuschentwicklung (durch das dickere Material) viel geringer. Die Empfindlichkeit bei Seitenwind scheint mir geringfügig stärker zu sein als beim Mango. Ist mir auch gestern wieder aufgefallen, als ich bei verhältnismäßig hoher Geschwindigkeit auf dem RS1 unterwegs war. Ist aber aus meiner Sicht alles noch im beherrschbaren Rahmen.
Der Wendekreis ist vergleichbar mit dem Mango, nicht besser aber auch nicht schlechter.

Das Platzangebot ist für mich besser, ich sitze nicht mehr direkt unter dem Süllrand, links und rechts ist auch deutlich mehr Platz. Auch für die Knie ist mehr Platz, einmal bedingt durch die kürzeren Kurbeln, aber auch durch die Form des Deckels vorne. Im Mango bin ich bei größeren Unebenheiten immer mal wieder mit den Knien unter den Deckel gestoßen, im Hilgo ist mir das noch nie passiert.
Der Platz hinter dem Sitz ist allerdings knapper als im Mango, aber für meine Zwecke ausreichend.

Scheinwerfer sind besser als im Mango, außerdem hat das Hilgo ein Bremslicht. Der Kontakt dafür ist aus meiner Sicht genial mit einem Magnetkontakt gelöst. Wenn sich der Bremshebel dem Schalter nähert, geht das Bremslicht an.

Blinker vorne habe ich nachgerüstet und dafür mo.blaze tens 1 genommen. Die werde ich wahrscheinlich auch hinten zusätzlich anbringen, da ich letztens beinahe abgeräumt worden wäre, weil jemand die hinteren Blinker nicht gesehen und mich beim Abbiegen überholen wollte.

Der bisher einzige Nachteil zum Mango ist für mich der Freilauf. Es ist mir bisher noch nicht gelungen, einen Freilauf für links in Deutschland zu bekommen, der dann auch passt. Den einzigen den ich kaufen konnte, hat links 4 Nasen die dafür sorgen, dass ich ihn nicht einbauen könnte, da die dann an der Schwinge hängen bleiben würden. Ich hoffe mal, dass der alte Freilauf mindestens so lange hält, bis ich mir Ersatz besorgen und für den Schadensfall weglegen kann. Alternativ könnte ich auch Scheiben nehmen und das Rad etwas rechts von der Mittellinie einbauen. Bei 28er Reifen sollten da ja keine Probleme mit dem Platz im Radkasten auftreten.

Fazit: das Hilgo ist sicherlich keine Rennsemmel, aber für mich absolut alltagstauglich und eine Verbesserung zum Mango. Würde ich es mir für den damaligen Neupreis kaufen? Wahrscheinlich nicht und eher noch was drauflegen, um ein DF XL, Bülk oder ähnliches Modell zu kaufen. Aber ich habe es gebraucht für eine relativ geringe Differenz zum Mango bekommen, da geht der Kauf bzw. der Preis für mich in Ordnung. Also als Gebrauchtkauf (neu dürfte aktuell ja sowieso nicht möglich sein) als Nachfolger für ein anderes älteres VM-Modell aus meiner Sicht ok. Und ich genieße jeden Kilometer mit dem Hilgo, auch gestern bei irgendwas um 0°C.
 
Danke fur dein Bericht. Moglich kann Harry dich weiter helfen, suchen mit eine Firmen nahme könnte helfen. Vermute denn Freilauf kommt aus den BMX bereich, wo LSD ( left side drive) ziemlich viel genutzt wird. Mann muss ja was machen um auf zu fallen.
 
Hallo Knieweg!
Ich hab als Mango-Fahrer, der auf das Hilgo umgestiegen ist, ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du. Siehe dazu meinen Beitrag Nr. 136 im Faden "Mein Hilgo": https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/mein-hilgo.59910/page-7
Was mich etwas wundert, ist die Sache mit dem Gewicht. Mein Hilgo fühlt sich zwar
auch etwas schwerer an, als das Mango, das führ ich aber auf die 12-Volt-Akkus zurück, die doch deutlich schwerer sind als die 6-Volt-Akkus im Mango. Ins Hilgo passt auf jeden Fall mehr Gepäck, als ins Mango Sport, wenn man es mit dem Mango Plus Modell vergleicht, ist es umgekehrt (deshalb heißt dieses Mango-Modell ja auch so!).
Etwas hinderlich ist die zusätzliche Strebe hinterm Sitz beim Hilgo, dafür ist die Karosserie aber auch steifer. Zu ergänzen ist noch der Punkt mit den Fusslöchern, die es beim Hilgo nicht mehr gibt, was Vor- und Nachteile hat. Meistens klappt das mit dem "Rückwärtsdrehen am Reifen" ganz gut, ganz selten gibt es aber auch Situationen, wo man beim Hilgo aussteigen muss und das beim Mango noch im"Fred-Feuerstein-Modus" hinbekommen hätte.
In der Endgeschwindigkeit ist das Hilgo dank der besseren Aerodynamik etwas schneller (ca. 10 %), aber wie Du richtig schreibst, keine Rennsemmel, solle es ja auch nicht sein! Hafrspass hat man aber trotzdem jede Menge!
Liegende Grüße
Thomas
 
Hi, das Gewicht erkläre ich mir dadurch, dass es #0 ist. Da war wahrscheinlich möglichst geringes Gewicht nicht das Hauptziel.
Die Messung sollte aber stimmen, einmal mit und einmal ohne Hilgo auf der Waage gestanden.
Gruß
Thorsten
 
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