Kaufberatung Liegerad für Brevets und Alltag

Beiträge
36
Liebe Forengemeinde,

ich bin ganz neu hier im Forum und könnte ein paar Ratschläge zu einem Liegeradkauf gebrauchen.

Und zwar habe ich vor, mir ein Liegerad zum Fahren von Brevets und evtl. auch PBP 2023 zuzulegen.
Bin in den letzten Jahren schon Brevets mit meinem UP Rennrad bis 600 km gefahren. Das ging zwar schon, aber die üblichen Problemstellen wurden schon sehr strapaziert (Hintern, Handgelenke, Nacken). Daher erhoffe ich mir von einer Liege einen Komfortgewinn bei den langen Strecken.

Folgende Anforderungen habe ich mir bisher überlegt:
  • Es soll keine reine Rennsemmel werden, die nur auf perfekten Straßen angenehm gefahren werden kann (es geht also nicht um den kleinst möglichen Luftwiderstand)
  • Neben den Brevets ist mir eine gewisse Alltagstauglichkeit wichtig (Federung, Reifenbreite von min. 28 mm möglich, ...)
  • Obenlenker soll es haben (welche Art genau ist noch offen)
  • Sitzhöhe sollte so mittelmäßig sein (also kein LowRacer)
  • Soll auch Hügel hochkommen können (Stichwort Übersetzung; evtl. 3x10 fach)
  • Am Liebsten mit Nabendynamo
  • Schutzbleche und Gepäckträger sind erstmal nicht angedacht (evtl. Tasche an Sitz hängen, oder einen kleinen Aero-Koffer montieren?)
  • Lieber Heckantrieb als vorne wegen Gefahr des Durchdrehens bei Steigungen unter Nässe/Schmutz
Mit diesen Anforderungen bin ich jetzt bei der HP Speedmachine gelandet, die ich mir mal genauer angeschaut habe. Denke, dass die für den Alltag sehr gut geeignet wäre, aber bei den Brevets eher zu den langsameren zählen dürfte.

Gibt es aus eurer Sicht Alternativen, mit ähnlichen Eigenschaften? Evtl. auch etwas leichter/schneller?
Finde z.B. das Cruzbike S40 ganz interessant, weiß allerdings nicht, ob ich mit dem Antrieb / der Lenkung so klar komme.

Es heißt ja immer, alles mal Probefahren! Würde ich auch sehr gerne machen, ist aber hier im Großraum Stuttgart über Händler sehr schwierig/unmöglich.
Also falls jemand hier aus der Gegend ein Liegerad fährt, das meinen Anforderungen grob entspricht, würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen, um das mal zu testen.

Euer Erfahrungsschatz ist sicher so groß, dass ihr mir ein paar gute Tipps geben könnt.

Danke schonmal im Voraus,
bin schon auf eure Ideen gespannt!

Viele Grüße
Matthias
 
Hallo Matthias,

meine Anforderungen waren/sind ähnlich wie deine. Hatte dazu Anfang des Jahres diesen Thread eröffnet.
Habe mich für den Wolf & Wolf Alpentourer AT2 entschieden und bin bis jetzt als Einsteiger sehr zufrieden, bin allerdings auch erst 600 km damit gefahren. Auf jeden Fall will ich damit nächstes Jahr Brevets fahren. Zu den Wölfen gibt es hier einen separaten Faden.
 
Moin Streamer,
Soll auch Hügel hochkommen können (Stichwort Übersetzung; evtl. 3x10 fach)
das Wichtigste bei Steigungen ist nach meiner Erfahrung der "Motor" und dieser sollte schon einige Kilometer auf dem Liegerad trainiert haben. Dann finde ich ein Klicksystem wichtig. Ob viele Gänge jetzt notwendig sind? Falls bei einer Liege die Gange zu groß sind, kann man das häufig relativ einfach durch kleinere Kettenblätter ändern.
Und ich kenne eigentlich kein Liegerad mit dem ich nicht irgendwelche Steigungen hochkommen würde, wenn die Übersetzung paßt; daß geht ja sogar mit viel Gepäck.

Gruß
Felix

PS: Wie lange warst Du denn mit dem RR bei den 600ern unterwegs? Ich habe mal einen Grashopperfahrer in Osterdorf getroffen, der ganz pragmatisch jeweils 6 Stunden für je 100 km eingeplant hatte , dann blieben noch 4 Stunden Notfallreserve.
PPS: Selbst mit dem Teil würde ich ein Brevet fahren, hat sogar einen Nabendynamo; ggf. brauchts noch kleinere Kettenblätter. ;)
 
Moin Matthias,
ich empfehle für die Langstrecke Knicklenker, auch in moderater Form das Cruzbike/ Tomtailorstyle.
Wenn Du einen Pbp- Veteranen kontaktierst und probierfreudig bist: Fahr @Nemberch s Rostbraune probe und leih Dir sein Airbike in Nürnberg aus, wenn erstes geklappt hat.
Danach ist es einfach: Süchtig sein, Gebrauchtmarkt durchforsten, Flevoracer, Airbike, Python oder ähnliches erstehen (oder bauen) und glücklich werden :)
Gruß Krischan
 
Hallo Streamer,
ich empfehle, noch die Greenmachine in die Bewerberliste aufzunehmen. Man ist zügig unterwegs, und alltagstauglich ist sie auch: Ich bin damit 6000 km im Jahr gefahren, als ich noch pendelte.
Grüße Uli

Nachtrag: Gerade sehe ich, daß Flevelo die Produktion eingestellt hat. Schade! Aber es gibt sicherlich noch gute Gebrauchte. Meine gebe ich allerdings nicht her :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Matthias,

um die Liste von @Christoph S mal zu ergänzen und deine Qual der Wahl zu vergrößern;-)
Bacchetta Carbon Aero wirklich leicht (<10kg) und steif
Troytec (leider nur noch gebraucht erhältlich)
Flux Z-Pro (wie Troytec nur noch gebraucht)
RazzFazz (eher selten gebraucht erhältlich und Nady eher nicht möglich)

Mit Speedmachine und Greenmachine kann man natürlich auch PBP fahren, aber da ist Deine eigene Einschätzung hinsichtlich Geschwindigkeit sicher nicht falsch und dürfte auch für die Greenmachine gelten.

Mein Favorit wäre das Peregrin von Birk. Das muss man sich halt gönnen wollen;-)

Viele Grüße,
Frank
 
Gerade Brevets haben ja einige Höhenmeter, zumindest im Mittelgebirge. Da würde ich auf ein geringes Gewicht achten. Leider gibt es kaum wirklich leichte Liegeräder; und z.B. die Speedmachine oder auch die Greenmachine sind relativ schwer.
Es soll keine reine Rennsemmel werden, die nur auf perfekten Straßen angenehm gefahren werden kann (es geht also nicht um den kleinst möglichen Luftwiderstand)
Naja ... gute Aerodynamik und Fahrbarkeit auf schlechten Straßen schließen sich nicht aus. Natürlich ist ein Rekordfahrzeug, das praktisch null Lenkeinschlag erlaubt, für Schotterstraßen ziemlich ungeeignet. Aber ansonsten kommt es bei der Aerodynamik bei Liegerädern vor allem darauf an, dass die Querschnittsfläche klein ist:
  • relativ flache Sitzposition
  • Arme nicht weit außerhalb des Körpers im Wind, sondern ein schlanker UDK- oder Tiller-Lenker
  • Gepäck hinter dem Sitz, so dass es im Windschatten des Körpers ist
Das sind alles Dinge, die die Alltagstauglichkeit bzw. die Eignung für schlechte Straßen nicht beeinträchtigen und kein Zusatzgewicht bedeuten, aber doch etwas Geschwindigkeit bringen. Das sollte man schon mitnehmen.
Lieber Heckantrieb als vorne wegen Gefahr des Durchdrehens bei Steigungen unter Nässe/Schmutz
Das ist aber nur sehr selten ein Problem, zumindest auf asphaltierten Straßen. Davon würde ich die Entscheidung nicht abhängig machen.
Neben den Brevets ist mir eine gewisse Alltagstauglichkeit wichtig (Federung, Reifenbreite von min. 28 mm möglich, ...)
Bei einem Highracer ist Federung nicht so wichtig, jedenfalls wenn man keine superschmalen Reifen montiert. Eine Federung ist zwar toll; aber viele haben ein schlechtes Ansprechverhalten und/oder sind schwer.

Und vielleicht noch ein Punkt: Kleine Leute haben bei Highracern oft Probleme, weil sich Vorderrad und Kurbeln in die Quere kommen. Und große und sehr kräftige Leute haben oft das Problem, dass der Rahmen nicht steif genug ist; darum greifen sie oft zu einem MBB (z.B. Cruzbike).

=> Probier es aus; du brauchst zwar viele hundert km, um dich an das Liegerad vollständig zu gewöhnen (und der Mensch kann sich an erstaunlich viel gewöhnen), aber bei einer ersten Probefahrt merkt man oft schon, wenn etwas gar nicht passt. Die Effizienz und Fahrsicherheit kommt dann von alleine.
 
Ich hatte lange eine Speedmachine und hätte sie mal besser nicht verkauft. Das Rad ist super für Alltag und Touren - aber eben eher ein Tourenpummel mit annähernd 20 kg. Jetzt fahre ich Zox und Flux, und hatte zeitweise ein Bacchetta Corsa, das ist die Aluvariante vom oben genannten Carbon-Bacchetta. Das Corsa war derart effizient, das würde ich empfehlen, wenn Du ohne Federung auskommst und eines kriegen kannst. Die Carbonvariante ist nochmal leichter und anscheinend komfortabler.
 
Ich hab ja so mein Problem mit kleinen Vorderrädern. @Freshman hat nach PBP über die schlechten Straßen geschimpft und ich habe nicht verstanden, was er meint.
Gewicht, Aerodynamik, Sitzwinkel und Co. sind nicht wirklich wichtig, solange du entspannt unterwegs bist. Dann ist das Fahrrad am effizientesten.

27614113.jpg
PBP 2019 Bernd 01091.jpg

Tut mir leid, die Angeberbilder mussten wiedermal sein.
Mein Airbike, PBP erprobt, ist übrigens gerade frei und für eine längere Leihgabe bereit. Wenn's nichts für dich ist, kannst du zumindest hinterher Knicklenker fahren und mitreden.
 
Ich hatte lange eine Speedmachine und hätte sie mal besser nicht verkauft. Das Rad ist super für Alltag und Touren - aber eben eher ein Tourenpummel mit annähernd 20 kg.
SPM lt. HomePage HP: 13,5 kg mit Pedalen. Es stimmt aber, meist ist sie "aufgerüstet". Mit schmalen Lenker (ich habe auch einen modifizierten Vorbau) und flacher Sitzschale ist sie recht flott zu bewegen. Aber es stimmt auch hier: es gibt schnelleres. Häns
 
Ich hab ja so mein Problem mit kleinen Vorderrädern. @Freshman hat nach PBP über die schlechten Straßen geschimpft und ich habe nicht verstanden, was er meint.
In Frankreich sind die Straßen sehr rau, aber es gibt kaum Schlaglöcher. Da helfen große und/oder breite Räder. Wenn man ohne abzubremsen über Schlaglöcher, Fräskanten und Bahnübergänge brettern will, braucht man eine Federung.
Gewicht, Aerodynamik, Sitzwinkel und Co. sind nicht wirklich wichtig, solange du entspannt unterwegs bist. Dann ist das Fahrrad am effizientesten.
Naja, das abgebildete Rad von @Nemberch ist aerodynamisch gar nicht so schlecht; in der tiefen Einstellung (2. Foto) ist der Körper hinter den Beinen, und das Gepäck hinter dem Körper. Und hätte er die Arme am Lenker, dann wären diese auch relativ gestreckt und nicht im Wind. Es muss also gar nicht so extrem sein, sondern wichtig ist, die gröbsten aerodynamischen Fehler zu vermeiden.
SPM lt. HomePage HP: 13,5 kg mit Pedalen. Es stimmt aber, meist ist sie "aufgerüstet".
Bei einem Brevet will man mindestens Schutzbleche und eine Lichtanlage haben, und noch ein minimales Gepäck mitnehmen können. Dann ist man bei 16–17 kg. (Meine wog damals über 17 kg, wenn ich mich richtig erinnere.)
 
Da ich meine Räder immer selber baue, kann ich keine Empfehlung für ein fertiges Modell geben. Ich würde mir ja ein Brevet-Alltags-Liegerad bauen und wäre damit fertig. Eigentlich habe ich das sogar diesen Winter vor, es soll so schnell wie mein Brevet Rad werden und eine Federung haben. Aber ich werde trotzdem keine Brevets damit fahren, sondern es für Alltag und Reisen nutzen.

Grundsätzlich kann man ja eine Rennliege auch für Alltag und Reisen nutzen, was aber was ich nicht empfehlen möchte.

Meine Ansprüche an eine Brevet-Liege sind: Schnell, leicht, gute Steigfähigkeit, guter Geradeauslauf, bequem, mittlere Gepäckkappazität, gute Ersatzteilversorgung auf Reisen.
Das ist bei mir ein High-Racer mit 28" Rennradbereifung (28-622), Kettenschaltung, Akkulicht, ohne Federung und mit Heckflosse geworden. Wahrscheinlich nächstes Jahr vollverkleidet.

Meine Ansprüche an eine Alltags-Liege sind: Komfort durch Federung (3-4cm Federweg) , mittlere Steigfähigkeit, eher agiles Fahrverhalten, max. 20kg Gewicht, größere Gepäckkapazität (Bierkasten und zwei Fahrradtaschen), wenig Wartung, hohe Betriebssicherheit.
Das ist bei mir ein vollgefedeter Kurzlieger mit 20" vorne, 24" Hinten, Allfine 11 Gang Nabenschaltung, Nabendynamo, Scheibenbremse vorne und hinten, Gepäckträger, 47mm breite Schwalbe Marathon Reifen geworden.

Also definiere Deine Ansprüche, bewerte die Ansprüche mit Punkten von 1 bis 10 vergleiche so die Räder. Das Rad mit den meisten Punkten gewinnt. Aber wahrscheinlich ist das nur ein Kompromiß...
 
Danke für die tollen Vorschläge! Da sind schon ein paar Ideen dabei, denen ich nachgehen muss!

@Imi
Der AT2 gefällt mir auch echt gut und könnte ich mir im Alltag gut vorstellen. Allerdings sind die Schlappen schon sehr breit. Vermutlich muss da ordentlich Drück rein damit sie gut rollen (z.B. für Brevets) und dann fehlt die Federung.
Finde auch der sieht recht massiv und schwer aus, aber laut W&W ab 12,6 kg zu kriegen. Das geeeht ja sogar.

@Christoph S
Das Flux könnte tatsächlich auch was sein, werde ich mir mal genauer anschauen.
Das Birk Peregrin allerdings sieht zwar heiß aus, liegt dann aber doch etwas außerhalb meines Budgets :rolleyes:

@Uli F
Die Greenmachine ist zwar ein tolles Rad, ich denke aber für Brevets wäre es mir zu schwer...

Das Corsa war derart effizient, das würde ich empfehlen, wenn Du ohne Federung auskommst und eines kriegen kannst.
Gibt's die Bacchettas auch nur noch gebraucht oder was meinst du damit?

Die SPM, die ich Probe gefahren bin,hatte so ziemlich Vollausstattung (Federung, Dämpfer, Schutzbleche, Gepäckträger, ...) und wog so 16,5 kg.

@Nemberch
Danke für dein Angebot! Werde mal schauen, ob ich das demnächst mal einrichten kann bei dir vorbei zu kommen. Ist Knicklenker vom Prinzip her so wie ein Cruzbike oder gibt's da noch einen wesentlichen Unterschied?

Also ich werde mich mal in die Recherche stürzen! :)

Grüße Matthias
 
Bacchetta in den USA hat einen neuen Besitzer, in Deutschland gibt es meines Wissens aktuell nur wenige Händler, die direkt importieren. Auf Anhieb fällt mir nicht ein, wer. Und meine Speedmachine war voll ausgestattet ohne zu versuchen Gewicht zu sparen, deshalb so schwer.
 
SPM lt. HomePage HP: 13,5 kg mit Pedalen
Andreas Seilinger hat mal eine "SPM light" zusammengeschraubt. Fahrfertige (aber nicht verkehrstaugliche) 12,3 kg!

Richtig schwer wird das Rad erst durch die ganzen (Luxus-)anbauteile wie Gepäckträger, Schutzbleche, NaDy, Beleuchtung, Scheibenbremsen, etc. Obgleich sich auf vieles davon auch unter Beibehaltung von Alltagstauglichkeit verzichten lässt.

Einige weitere Ansätze, das Rad schneller zu machen, finden sich in diesem Faden.

Für Brevets gibt's aber wahrscheinlich bessere Räder, ohne energieraubende Federung.
 
Beim Corsa hängt es noch von deiner Größe ab ob es 571 oder 622 Laufräder werden. Bei 571 sieht es mit der Reifenauswahl nicht so gut aus, in 28mm gibt es im Moment nur einen und drüber nichts. Mich stört das weniger, ich fahre aber zu 99% Straße und ein paar Meter Felweg überlebe ich auch so. Da wäre das Giro vielleicht besser für dich geeignet.

Gruß
Günter
 
Noch ein paar Kandidaten, die glaube ich noch nicht genannt wurden:

- Pelso Brevet
- Schlitter Freestyle
- Performer HR und HR-S

Ich bin mit ähnlichem Anforderungsprofil und Hintergrund beim Pelso gelandet, mit breiten aber leichtlaufenden Reifen in 40-584 und Tiller. Macht Spaß, ist wohl ziemlich das was ich will, aber für ein Fazit ist es nach vier Wochen und knapp 2000km noch zu früh.
 
Zurück
Oben Unten