Ja, da habe ich auch so einige schöne Geschichten. Eine erzählt von vier Rädern und einem Motor. Aber alles ganz anders als man denkt:
Ich weiß leider nicht mehr wie alt ich war, es wird aber irgendwas zwischen 10 und 12 gewesen sein. Am Rand unseres Örtchens gab es ein kleines Industriegebiet, durch das meine Kumpels und ich gerne streiften weil es dort manchmal was zu sehen gab. Auch floss dort ein kleines Flüsschen, das immer mal wieder zum Abenteuerspielplatz für uns wurde. Dort, in dem Industriegebiet, gab es einen verlassenen Bushof. Es war eine längliche Halle mit einigen Rolltoren, davor ein großer Platz aus Betonplatten, aus deren Fugen schon üppig das Unkraut spross. In der Mitte des Platzes lag ein völlig vergammeltes Buswrack, das schon immer unser Interesse geweckt hatte. Wir kamen aber nicht über den Zaun, der das Ganze umgab.
Doch eines Tages gab es an einer Seite eine Lücke im Zaun. Wie die da rein gekommen ist, wussten wir nicht - war auch egal. Denn wir konnten rein.
Einer stand Schmiere, die anderen gingen rein. Erst ein Blick in die Halle. Die war komplett leer. Dann schnell rüber zum Buswrack, der Kumpel der Schmiere stand war inzwischen auch hinterher gekommen.
Mann, war das ein Schrotthaufen! Riesengroß - ein Gelenkbus uralter Bauart, das Fahrwerk vor Rost in sich zusammengefallen. Das Teil lag komplett auf seinem Bauch und es gab auch schon einige große Rostlöcher, durch die wir den Kopf hinein stecken konnten.
Eine Tür stand etwas offen, so konnten wir hinein klettern. Aber innen gab es außer völlig zerstörter Sitzreste nichts, das irgendwie brauchbar war.
Wir machen zum Schluss nochmal eine Runde um das Wrack und entdeckten, dass die Motorhaube offen war.
Mensch, da war ja noch der Motor! Interessant! So ein Riesenteil. Aber auch schon völlig zerstört. Das Kühlergebläse hing daneben, der Anlasser auch.
"Moment", dachten wir. "Lässt sich da nicht was draus basteln? Bevor wir die Antwort hatten, hatten wir die Teile auch schon eingesackt und verschwanden schleunigst...
Zuhause lagen die Teile dann erst mal einige Monate unbeachtet im Keller. Irgendwann im Sommer, fanden wir, dass wir doch mal was damit machen sollten. Aber was?
Da fiel uns ein altes Fahrgestell eines Kinderwagens ins Auge, das noch irgendwo herum stand. Ha! Mit ein bisschen Holz bauten wir daraus ein propellergetriebenes Fahrzeug. Als Energiequelle diente eine Autobatterie, die ein Kumpel besorgt hatte.
Wir alle malten uns aus, dass wir mit beachtlicher Geschwindigkeit die Straße runter kacheln würden. Das würde ein Riesenspaß werden! Dass man das Fahrgestell gar nicht lenken konnte, war uns irgendwie egal.
Nach ein paar Stunden der Schufterei hatten wir in das Fahrgestell eine Bodenplatte aus Holz, hinten eine Art Lehne angebaut, an dem wir den Anlassermotor samt Kühlerpropeller befestigten. Wir hatten also einen Sitz und einen Antrieb! Die Batterie kam zwischen die Beine und mit dem Starterkabel, das wir aus Papas Garage geliehen hatten, wollten wir jetzt Geschwindigkeitsrekorde brechen!
Also: alles für den Start vorbereitet: Karren auf die Straße. Schön in die Mitte. Ausgerichtet. Wir hatten ja keine Lenkung. Vielleicht konnte man mit Handschuhen an den Händen rechts oder links bremsen? Handschuhe waren eine gute Idee!
Einer musste die erste Probefahrt machen. Die Wahl fiel auf mich. Ich war immer "der Kleine". War ja klar!
Ich setzte mich also in die Karre. Starterkabel an den Motor, ein Pol an die Batterie, die andere Klemme in die Hand. Meine Kumpels gingen ein bisschen auf Abstand. Na, toll! Ich wollte es aber allen beweisen also drückte ich die Kabelklemme an den verbleibenden Batteriepol, ein paar mächtige Funken sprühten, der Motor surrte los. Der Propeller drehte wie irre und wurde ordentlich laut. Das Teil setzte sich tatsächlich in Bewegung! Was für ein Gefühl!!!
Und in Erwartung eines Geschwindigkeitsrausches hielt ich mich am Gestänge des Fahrgestells fest, wie es nur ging! So beschleunigte ich also voller Erwartung unter dem tiefen und lauten Brummen des Propellers immer weiter. Aber irgendwie wurde ich nicht wirklich schnell. Meine Kumpels konnten johlend locker nebenher laufen - nein
gehen! Was für ein Mist!! Das Ding war lahm ohne Ende!!!
Strom aus und ausgestiegen. Da muß was mit dem Motor oder dem Propeller nicht stimmen! Wir fummelt noch ein bisschen am Antrieb. Jeder wusste es besser als der andere. Jetzt wollte einer meiner Kumpels. Er war größer und älter. Na, der wird's ja wohl hinbekommen.
Aber Pustekuchen! Das selbe Ergebnis nur noch langsamer (er war ja größer und schwerer als ich). Dann wollten alle anderen auch und kamen der Reihe nach dran. Das Ding war der totale Reinfall! Gurkenkiste. Aber lustig!!!
Wir hatten unseren Spaß. Die Teile entsorgten wir schließlich mit dem nächsten Sperrmüll.