Fahrradgeschichten aus der Kindheit

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Man schrieb das Jahr 1966 und ich war 8 Jahre alt und hatte bald Geburtstag.

"Mama, ich wünsch mir ein Kettcar."

"Nein, davon bekommt man eine krummen Rücken".

"Schluchz".

"Und von Salat wachsen die Haare, sauer macht lustig, usw."

Ich bekam dann 2 Stechpaddel, ohne Boot, is ja auch zu gefährlich, ein Boot kam nie!

Das mit dem Kettcar hat tiefe seelische Verletzungen zurückgelassen und wird vermutlich nie verheilen.;)

Moment!

Das ist hier noch nicht zu Ende!

Dann kam Weihnachten:

Es kam doch noch zu einen 4-rädrigen Fahrzeug, natürlich für alle 3 streitsüchtigen Kinder zusammen, also arm waren wir nicht, wir hatten z. B. den ersten Opel Commodore Coupe mit Lederdach und alles!

Es wurde ein Ruderrenner von Steiff:

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Ich war dann auch mal dran:

Ich zog also an dem Riemen, mein Oberkörper bog sich wie wild von vorne nach hinten und der Atem raste. Schallendes Gelächter aller Nachbarskinder war mir sicher, manche konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen.

Und dann passierte es:

Ein Nachbarsjunge kreutzte mit einen Pucky auf: knallrot, 3-Gangschaltung, Luftreifen und alle Extras die man haben konnte, es war damals die absolute Krönung der kindlichen Fortbewegung.

Er schaute nur kurz auf den kleinen hechelnden Winni herab, schaltete in den 2. Gang und jagte davon.

Ich war völlig fertig mit der Welt und schaffte es gerade noch nach Hause. Das Wunderwerk der Technik wurde dann kaum noch benutzt.

Doch der "Trieb" war noch da:

Mit 16 Jahren war nichts mehr zu machen, ein Kettcar wurde vom Sperrmüll geholt, das Fahrgestell verlängert, ein Velosolex-Motor mit Reibrollenantrieb auf das linke Hinterrad gebaut, Gas-und-Bremspedal montiert, auf die Straße gesetzt, fährt!

Die Zeit verging:

Der "Trieb" nicht! Es wurde ein Skorpion FX angeschaft, unsportlich, keine Tretlagerüberhöhung, sofort verkauft.

Die Zeit verging:

Milan SL angeschaft, tolles Fahrzeug, bleibt auch, aber kein Kartfeeling!

Die Zeit wird kommen:

Ich brauche ein Trike, das geht niemals weg!;)

Winni
 
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Sowas steckt auch noch iwo in meinem 4jährigen- Gedächtnis... Ein rotes Plastikauto mit Nockentretkurbel und Schubstangenantrieb auf die Hinterachse. Durfte ich nie fahren, nicht mal drin sitzen... Heul.
Jetzt fahr ich a2 ;)
Gruß Krischan
 
Liliput und Kettcar-Derivat irgendwann prä-1990 in der Tschechoslowakei... gabs beides nicht für mich. Obs nun schlecht war für die weitere Entwicklung.. wer weiß.
 
Stimmt, den kindlichen Kettcar-Neid habe ich auch erlebt. Diese coolen Geräte hatten in den frühen 70-er Jahren immer nur die Nachbarskinder. Frust, verdammter!

Zur Konfirmation gab es endlich das erste "richtige" Rennrad und damit begann die große Fahrradschrauberitis und die langen Touren.
In einem Alter, in dem die Klassenkameraden reihenweise in die Fahrschule gingen, bestanden meine wichtigsten Anschaffungen zuerst in einer schönen Konzertgitarre und dann voller Trotz in einem klassischen Randonneur. Den Führerschein wollte ich nie machen*, bis mein Vater einen Schlaganfall hatte und ich studienhalber nach Freiburg zog. Dann stand immer ein vollgetankter Citroen Visa vor der Tür, falls der Anruf käme, dass der alte Herr nur noch wenige Stunden zu leben hätte.

*Ironie des Schicksals: Jetzt bin ich u.a. im Behindertenfahrdienst und fahre jeden Tag um die 100 km mit einem Bus, der 10 L /100 km verbraucht...
 
Moin,

Kann das sein, dass das Kettcar, dass man nie sein Eigen nennen durfte, irgendwie die Initialzündung dafür ist, ein Faible für -komische Fahrräder- zu entwickeln? Ach so, ich hatte auch kein Kettcar...

MfG
 
Ich hatte ein Kettcar und habe nie vergessen wie geil das Fahrgefühl war :D Nachdem meine Mutter verstanden hatte, das sie aus dem Mädchen nie eine Anziehpuppe werden wird, hatte ich alles was rollt, neben Kettcar, Roller und Rollschuhen auch ein Bonanzarad und das ganze Zeug wurde gefahren bis es auseinanderbrach. Das hat eine lebenslange Begeisterung für Räder aller Art geweckt. Mit 18 bin ich natürlich auf Motorräder umgestiegen und hatte auch da allerlei ausprobiert. Fahrräder waren es erst später wieder und nun sind auch die Motorräder wieder zurück. Autos lassen mich eher kalt, die braucht man halt wenn es sperrig wird, aber seit 6 Monaten versuche ich ganz ohne zu leben.
 
Ich hatte als Kind auch ein Kettcar - bis eine Freundin meiner Schwester ihre Hand in die unverkleidete Kette bekam... Danach wurde das gute Stück verschrottet. Der Hand sieht man das heute noch an. :eek:
 
Wie man mir das Radfahren beibrachte:

Garnicht!

Bochum Riemke, Poststr. 126:

Da stand ich also mit 6 Jahren vor den riesigen Damenrad meiner Mutter und wurde immer wibbeliger. Ich muß es schaffen, egal wie. Jeden Tag wurde ich unruhiger. Ich war weder besonders mutig, noch sportlich.

Dann war es soweit, ich fasste ganz oben an den Lenker, trat todesmutig auf die Pedale und der riesige Vorderreifen, faßt so groß wie ich, begann sich zudrehen.

So ein Gefühl gibt es nicht oft im Leben!

Ich schrie: "Mama, Mama, ich kann Fahrradfahren!"

Dann kam sie tatsächlich aus der Haustür und sagte mit einem gespieltem Lächeln:"Ja, schön." Und ging dann sofort wieder rein.

Kannst Du nicht vergessen, ist ja auch erst 52 Jahre her.

Man muß sie verstehen, sie war eine eiskalte Arbeitsdienstführerin!

Zitat."Wir haben gesungen und getanzt, es war eine schöne Zeit"

"Was heißt hier, erzähl doch mal was Positives, morgen wird es hier um Leben und Tod gehen.;)

Winni
 
Gab es leider, wie ich Kind war (8 Jahre) 1953 alles nicht. Mein größter Wunsch war, mit dem Rad eines Nachbarjungen eine Runde auf dem Hof zu drehen. Ging leider nur mit Verrenkung durch den Rahmen da Herrenrad und ich zu klein, aber es ist eine lange Freundschaft mit allen Fahrrädern (ob krummer oder gerade Lenker) geworden.
VG Norbert
 
Ich bin der Meinung, das es nicht immer so unheimlich positiv sein muß, was hier beschrieben wird. Es geht um das wahre Leben und die Ereignisse, die uns im Gedächtnis bleiben.

Das durch den Rahmen treten kenne ich nur zu gut.

Ich bekam dann immer noch kein Fahrrad.

Irgendwann doch: "Ich möchte kein Mädchenrad."

Natürlich bekam ich ein Mädchenrad, weil Jungsräder zu gefährlich sind.:confused:

Ich hab dann aus Rache einen Rennlenker montiert.

Meine Trittfrequenz war unerreicht.:D

Winni
 
Um Himmels Willen, das reisst mittlerweile verheilte Erinnerungen auf: Rennradlenker montiert, und den Bremshebel der Vorderradbremse brav mit übernommen. Selbiger passte da natürlich nicht so toll, da er nicht für einen Rennlenker gedacht war. Das Hinterrad hatte eh Rücktrittbremse. Schaurig...
 
...wie ich schon mal schrieb und man sich denken kann, war Kettcar auch für mich erst mal nur der Schmerz des Beneidens der Nachbarjungen darum. Bis ich, in die Jahre gekommen, endlich einen Ausgedienten für 20 Mark ergattern konnte. Angeben, beneidet werden oder Rennen gewinnen konnte Kind, da natürlich nicht mehr.:(

Radfahren und WECO Roll- u. Gleitschuhe (Winter) waren da schon die angesagten Fortbeweger.(y)
mit 13 >Mofa; 15 >Mokick; 19 > Golf1, Enduro, R4, Pipapo, aber never SUV :p
mit 30 > MTB > Radsport > :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was macht man als Kind, wenn man cool sein will? Man zerlegt die ollen Discoroller, zersägt die metallene Trägerschiene, in der die Rollen gelagert waren, in zwei Teile, und schraubt diese dann wieder unter ein Brett, das früher mal ein Bügelbrett gewesen war. Voilá, ein Skateboard! Mit Fahrrädern habe ich solchen Quatsch glücklicherweise nicht gemacht. Aber dafür hatte ich mal ein Bonanzarad, mit Fuchsschwanz! :D
 
Mit Fahrrädern habe ich solchen Quatsch glücklicherweise nicht gemacht. Aber dafür hatte ich mal ein Bonanzarad, mit Fuchsschwanz! :D
Doch! Bonanza Rad Hinterbau abgesägt und die Schwinge von der Mofa angeschweisst und ebenso die Federgabel. Fertig war das erste Fully. Hat genau bis zum ersten Sprung gehalten. :D War ne geile Zeit. :whistle:
 
In meiner Kindheit in den 40er/50er Jahren hießen die Kettcars Tretautos. Ich habe als Kind jeden Morgen unter dem Bett nachgesehen, ob meine Eltern mir in der Nacht ein Tretauto unter das Bett gestellt haben, ist aber nie geschehen.

Als ich 6 Jahre alt wurde, bekam ich ein Dreirad mit Tretkurbeln am Vorderrad. Ein großer Junge hat mir das Dreirad abgenommen, ist den Berg runtergefahren und dann ist das Dreirad unter seinem Gewicht zerbrochen und war nur noch Schrott.

Als ich 9 Jahre alt war, habe ich mir einen Holzroller Steiff Rollux für 16 DM von meinen Ersparnissen gekauft, nachdem mir eine Tante noch 5 DM dazugegeben hatte.

Als ich 10 Jahre alt war, gab es von Opel einen Radsatz geschenkt zum Bau einer Seifenkiste. Mein Vater sagte mir, ich solle in einem Geschäft fragen ob dort die Patenschaft und Finanzierung zum Bau der Seifenkiste übernommen würde. Ich bekam eine Zusage und Tage später wieder eine Absage. So wurde nichts aus der Teilnahme am Seifenkistenrennen.

Seit ich in meinem Dorf vor 3 Jahren begonnen habe ein Vierrad zu bauen, https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/studie-zum-bau-eines-vierrades-quad.39547/ ist die Zahl Kettcar fahrender Kinder plötzlich hochgeschnellt. Einige Jungen im Konfirmandenalter haben sich aus einem Rasenmäher und einem kleinen Holzanhänger ein vierrrädriges Fahrzeug gekauft, mit dem sie hier die Gegend unsicher machen.
 
und ein der ersten Paar Inlineskater in Deutschland.

Oh Gott, Inlineskater...:ROFLMAO: So einen Sch...und hatte ich auch mal, das war aber so ziemlich der einzige Trend, den ich mitgemacht habe; ich setze lieber Trends. Konnte schnell fahren damit, aber nicht bremsen. Schaurig auch, dass ich nach einem Sommer, wo ich - außer bremsen - zumindest perfekt fahren konnte, die Zwangspause namens Winterwetter folgen lassen musste, und als ich das nächste Frühjahr wieder auf den Rollen stand, das Fahren völlig neu lernen musste.:mad: Kam dann noch ein knackiger Sturz dazu und dann sind die Dinger mit einem beherzten Wurf in der elterlichen Scheune auf dem Schüttboden gelandet - da liegen sie heute noch, die Drecksdinger, seit nunmehr über 20 Jahren. Gut, die in den Neuzigern uncoole Rollschuhversion fuhr ich zehn Jahre vor den Inlinern. Auch da gabs einen derben Sturz und die Teile landeten im Müll. Bin auch mit dem Fahrrad oft auf die Knie gegangen, aber das war mir zu wertvoll, als dass ich es darauf vor Wut verschrottet hätte - ok, waren auch deutlich schnellere Fahrzeuge als die dämlichen berollten Schuhe und da kam es mir immer schon drauf an: deutlich schneller als zu Fuß, aber keine Raserei.

Überhaupt, das Erlernen des Radfahrens. Das machte Spaß mit Stützrädern. Also wurde dann gleich mal ohne geübt. Sonntag Nachmittag; vor dem elterlichen Haus, da war ne asphaltierte Freifläche, wo das relativ gefahrlos vonstatten gehen konnte. Aber ich wollte nicht, doch Mama wollte, also wurde ich nach langem Lamentieren meinerseits gepackt, auf den Sattel gepflanzt, die Fuhre angeschubst und dann sollte ich alles gleichzeitig koordinieren können: Treten, lenken, bremsen, auf die Strecke achten - mach das mal mit nem Fahrschüler, der kommt keine 5 Meter weit ohne Totalschaden! :eek: Der Sonntag war von da an der Tag des Grauens, denn das Spiel fand mehrere Wiederholungen, bis mütterlicherseits eingesehen wurde, dass das nichts für mich ist. Ja, ein Kettcar, das hätte ich gerne gehabt, aber radeln ohne Stützräder, das musste nicht sein. Vor allem nicht mit gleichzeitig hochgestellten Sattel! Irgendwann, ich war sechs, nahm ich die Gabelschlüssel, und schraubte die Stützräder weg, setzte mich aufs Rad, stieß mich ab und konnte radfahren - ohne Hilfe, ganz von alleine. Und ohne Geschreie am Sonntagnachmittag, ohne dummes Geschwätz der alten Generation, die ja ach so arm dran war, weil sie keine Kinderfahrräder hatten.:confused:
Dann kam die kleine Schwester und wollte auch mal radeln, aber es kam kein zweites kleines Rad und stattdessen die Stützräder weg. Diese verfluchte Egoistin aber auch! Alles, was ich hatte, wollte die auch haben. Dann musste ich mit Mamas Klappie weiterfahren. Das verfluchte Ding war so ätzend, der Sattel ächzte und quietschte, der hohe Lenker, - wenn es wenigstens ne Duomatic gehabt hätte, aber nein, da war die Erstbesitzerin zu geizig für, braucht man doch nicht für den halben Kilometer ebene Strecke auf Arbeit - ach das sah so scheixxe aus! Vor allem wurde ich auch da wieder gepackt, ihr wisst schon, die Lieblingsbeschäftigung Sonntagnachmittag von meiner Mutter, draufgesetzt auf einen zu hohen Sattel, wo Fußberührung zum Boden nur mit Schräglage im 45°- Winkel machbar war und das alles erst nach diversen Stürzen einigermaßen sicher beherrschbar war.

Und dennoch fuhr ich gern - ja, ich hatte halt kein Kettcar, was will man da machen? :whistle: Die Nachbarin, die bekam ziwschenzeitlich wenigstens ein nagelneues Fahrrad mit Pumuckln drauf und in Knallbunt. Wäre mir zu kindisch gewesen, aber das Ding war neu! Und keine Woche später bekam ihr Bruder ein Rennrad! Neu! Und ich hatte kein Kettcar zum Posen, sondern nur die alte Schrottkiste. Wenn das wenigstens ein Bonanzarad gewesen wäre. Die waren damals zwar schon lange megaout, aber hier in meiner Ecke beherrscht man das Zeitdehnen und hinkt mit allem um mindestens 10 Jahre hinterher.:sleep: Aber so etwas durfte ich auch nicht vor der Sperrmüllabfuhr retten, Mama hätte das gleich wieder dahin geworfen, wo ich es hergeholt hatte.
Nach der Kommunion gab es dann ein vernünftiges Fahrrad. NEU! Und MIT 3 Gängen! Hellblaumetallic. Vielleicht kann jemand was mit der Marke Litterst anfangen, einer der vielen Hersteller, die übern Jordan gegangen sind für den unsäglich häßlichen usamerikanischen Mountainbike-Mist made in Taiwan. :mad:
Bei meinem neuen Rad akzeptierte ich freiwillig, dass ich da erst ein wenig reinwachsen musste. Ich nutzte es gern und oft, der Rücktritt war schön sportlich zu bremsen. Kurz, der erste Sommer machte Laune. :D
Nach dem Winter war´s weniger schön. Feuchtigkeit in der Scheune und der blöde Köter vom Tantchen haben den verchromten Stahlfelgen binnen kürzester Zeit derbe zugesetzt, was sich mit Chrompolitur auch nicht ganz beseitigen ließ - mein schönes, fast neues Fahrrad!:cry::cry::cry:
Und dann dauerte es auch nicht lang und die bislang zuverlässige Sachs Dreigang Torpedo wollte nicht mehr recht. Erst schaltete sich sporadisch der Erste schlecht, dann sprang der Erste während der Fahrt gerne raus, später ließ er sich gar nicht mehr einlegen und Einstellen am Zug machte das nur noch schlimmer! Das Verhalten zeigten alle Fahrräder im nahen Umfeld mit genannter Schaltung, sowie sie mal älter als zwei Jahre waren. Seither hasse ich Nabenschaltungen... Ich wurde größer und musste irgendwann aufrüsten, zumal die Sache mit dem ersten Gang kein Zustand mehr war. Aber das ist eine andere Geschichte...;)


MfG
 
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