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Als ehemals entschiedener Kritiker autonomer PKW hat mich vor einigen Monaten der ARS-Artikel über die Auswertung von Unfällen autonomer Robitaxis nachdenklich gemacht und verhalten optimistisch gestimmt. Zumal die Technik einfach auf ÖPV-Busse und U-Bahnen/Strassenbahnen übertragbar ist (auf autonome Fernzüge der DB dürfen wir wohl noch ein weiteres Jahrhundert warten).Solang sich 80% aller Leute für 'überdurchschnittlich gute Fahrer' halten, kommt das als Argument nicht an.
Weil wir abschweifen:
Abgesehen von der erhöhten Verkehrssicherheit sind autonome Autos für mich eine Distopie:
Nicht nur da es damit erstmals möglich ist, die durchschnittliche Zahl an Insassen auf unter 1 zu drücken, und die Städte damit noch mehr im Park-Suchverkehr versinken, sondern auch da vermutlich Pendelstrecken von mehreren Stunden als "normal" empfunden (man kann ja ein "Powernap" respektive Mittagsschläfchen machen) werden. Der MIV wird gegenüber anderen Verkehrsmitteln als noch bequemer empfunden und damit noch dominanter werden.
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Den MIV auf ein erträgliches Maß begrenzen würden Autos mit Startkurbel, unsynchronisierten Getriebe, fehlender Heizung, Öllaternen und Benzin aus der Apotheke.
Da niemand 120 Jahre zurück gehen kann, wird eine stärkere Reglementierung des MIV -eingebunden in ein Gesamtverkehskonzept ("push and pull")- wichtiger denn je.
Wenn ich meine rosa Brille aufsetze, kann ich mir die Einführung autonomer Fahrzeuge so vorstellen:
-80% der (E-)PKW auf den Strassen fahren autonom, weil Robotaxis billiger sind als einen eigenen PKW zu besitzen (siehe Tony Seba)
-100% der LKW fahren autonom und haben ggf. einen Mitarbeiter an Bord, der das Ein- und Ausladen übernimmt
-100% der ÖPV-Busse fahren autonom = keine Ausfälle von Bussen durch mangelnde Fahrer (oder Streiks )
Die Strassen sind etwa so voll wie heute, aber alle Fahrzeuge halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, alle überholen mit vorgeschriebenem Mindestabstand und mangeln Fußgänger und Radfahrer nicht mehr beim abbiegen um. Alle fahren mit der gleichen Geschwindigkeit, also staut sich der Verkehr weniger.
Es werden unzählige PKW-Parkplätze in den Städten frei. Die Robotaxis kreisen auf den Straßen oder parken dezentral an Ladesäulen. Selbst wenn mehr PKW als jetzt auf den Straßen fahren, verschwenden sie 90% des Tages keinen Parkraum weil sie bereits auf dem Weg zum nächsten Kunden sind. Bewohner des "Speckgürtels" um die Städte lassen sich morgens per Abo vom Robotaxi abholen und zum Feierabend wieder nach hause bringen. Die beträchtlich gewachsene ältere Bevölkerung ist auch auf dem Land nicht mehr darauf angewiesen bis 80 mit dem eigenen PKW zu fahren, sondern ordert sich bei Bedarf ein billiges Robotaxi.
Ich glaube in einer solchen Welt möchte ich leben.
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