Wobei die Mehrheit der dortigen Kommentare schon deutlich ist.
Ist hier im Südosten mitm AW von der Tendenz her auch mein Eindruck, wenngleich man die Kommentare von Fußgängern/Radfahrern naturgemäß eher mitbekommt. Fehlende kommunikative Hindernisse und so (und das ist durchaus ein Problem).
Meine persönliche, nicht ganz bis zu Ende gedachte küchenpsychologische Ursachentheorie solcher Missgünstigkeiten:
VMs gehen in gewisser Weise an die Substanz (bzw. Identität) des sich über "sein" (meist männlich) Auto auf "seiner" Straße (Reviermarkierung, Macht) definierenden Bürgers - da darf jeder seinen (vorhandenen oder nicht vorhandenen) sozioökonomischen Status präsentieren, von der Freiheit im Stau träumen und auf dicke Hose machen.
VMs sind dagegen einerseits fahrradtypisch minimalistisch, entsprechen zunehmend gesellschaftlich dominanten Normen (zB der ökologischen Nachhaltigkeit) und sind andererseits ausgeprägte, auffällige Straßenfahrzeuge (Optik, Geschwindigkeit, Verkleidung usw.) - die noch dazu von einem deutlichen Individualismus (bzw. Avandgardismus) und einer gewissen Bildung sprechen (von allein kommt kaum einer auf sowas usw.). Das erzeugt Neid.
Den @canu als Repräsentant für "Die ganze Dummheit der Radfahrer" heranzuziehen passt hier übrigens als Abwehrreaktion gegen die implizierte (nicht notwendigerweise reale, aber statistisch gesehen nicht unwahrscheinliche*) geistige Überlegenheit ganz hervorragend.
Dave Horton dazu: "The cultural acceptability of cycling's spatial marginality, particularly when combined with the cyclist's stigmatised identity, is highly consequential. It means that those cyclists who do not stick to the margins, but either consciously or unconsciously attempt to 'centre' themselves, are experienced as threatening and unsettling, and are demonised - most visibly and powerfully within the mass media."
Der eigentliche Knackpunkt (neben Neid/Missgunst) könnte nun hier liegen: "So my argument is not only that a fear of cycling is produced by varied attempts to make cycling safer, but also that a fear of the cyclist is related to people's anxieties that they, too, might end up taking to cycling, and becoming a 'cyclist'." (ebd.)
Inklusive Verlust der bisherigen Selbstbestätigung und Anerkennungsgenerierung durch den Status als Automobilist (mit möglichst teurer/lauter/großer/whatever Karre). Das VM sagt überdeutlich: Ich brauch dein (stinkendes, lautes, großes) Auto nicht. Und ausserdem bin ich viel auffälliger, cooler als du (und habe offensichtlich mehr Mumm), was dich ärgert, aber was du natürlich nie zugeben wirst.
Und man kann die VMler nicht mehr als totale Spinner abtun, dafür ist das Thema Radverkehr und Problematik der Automobilität allgemein viel zu sehr im Mainstream angekommen.
Zwitschernamen wie "fahrradfreies Berlin" (s.o.) sind dann eine ganz logische Reaktion auf solche Ängste. Aggressionen (vor allem gegenüber schwachen, dh, nicht durch Carbon oder Alu geschützten, autoähnlichen Radfahrern) auch.
Die Furcht davor, vielleicht selber als Radfahrer dann genau solchen (ehemals eigenen) Aggressionen (ob direkt (Nötigung etc.) oder indirekt, zB durch schiere Präsenz eines Suffs oder LKWs) ausgesetzt zu sein (auch in den Kommentaren zum Zwitscherbeitrag oben referenziert, "niedriger Dackel" oder so) setzt dem Ganzen dann die Krone auf.
Das VM kritisiert überdeutlich die Automobilität, allein durch seine Existenz und Nutzung im Verkehr (und noch viel stärker als das klassische Up). Dem wird gerne durch den Wechsel auf die Ebene der persönlichen Beleidigung begegnet, womit wir wieder beim Anfang bzw. dem Titel Zwitscherbeitrags wären.
*Britta Trostorff "Eine Frage des Stils? Alltagsmobilität im Kontext von Raumstruktur und Lebensstil.", IRS, 2002